Veränderung beginnt wohl im Kleinen

Es ist weitaus wichtiger, unserem Nächsten zu helfen, doch auch viel schwieriger, als uns so ganz erhabene Ziele zu setzen, mit denen wir große Veränderungen in der Welt bewirken wollen, die dann zu einem besseren Leben für alle Menschen führen sollen. Sehen Sie das auch so?

Viele Menschen, denen die Ungerechtigkeiten in der Welt bewusst werden, ja sie vielleicht sogar am eigenen Leibe erfahren, glauben da vielleicht nicht nur daran, eine Lösung zu finden für sich selbst, sondern auch gleich für alle anderen Betroffenen.

Schauen wir uns etwa das an, was Menschen immer wieder versucht haben als “Höchstes Gut” zu definieren. Die alten Römer gaben ihm den Namen “Summum Bonum”: Das schlechthin Liebenswürdige und Gute, dem ein unbedingt positiver Wert beigemessen werden muss. Doch kann solch Gutes überhaupt für alle Menschen auf der Welt gleichzeitig gut bleiben?

Wie uns die Geschichte, ja mehr noch die jüngere Vergangenheit beweist, gab es immer wieder selbst ernannte Erretter, die versuchten, solch ultimativ Gutes für alle, für ein ganzes Volk zu schaffen. Doch sie alle sind daran gescheitert, da es immer Betroffene unter denen gab, auf die dieses ultimativ Gute zwar ausgerichtet war, doch für sie vielleicht genau das Gegenteil bewirkte oder sie sogar ausgrenzte. Solch hochmütig erhabene Pläne das Gute für alle Menschen zu schaffen, war dann für manche geradezu unmenschlich.

Kann es darum also eine “endgültige Lösung” für alle Menschen geben? Oder lässt sie sich ab einem gewissen Zeitpunkt nur durch Gewaltanwendung durchsetzen? Sie merken, dass man sich mit solchen Überlegungen schnell in ein Feld politischer Fragen begibt.

Wie nun wäre es, wenn man nun immer besser bescheiden bliebe und das täte, was das Gute im Kleinen bewirken kann?
Wäre damit vielleicht sogar möglich weitaus Besseres zu erreichen?

Stellen Sie sich zum Beispiel vor, Sie fänden ein Portemonnaie, in dem sich mehrere 100-EUR-Scheine befinden, wie auch ein Personalausweis mit einer Anschrift. Da würden doch die meisten denken, dass einer doch recht blöd sein muss, wenn er ganz pflichtbewusst die Fundsache so wie sie ist, an den Verlusterleidenden per Post sendete.

Doch angenommen, so ein Finder täte es doch?
Was wohl könnte das für den Empfänger seiner Wertsachen bedeuten?
Wenn der einmal einen Geldbeutel mit Geld fände, fühlte der sich nicht zu eben solcher Güte verpflichtet das Selbe zu tun, dank der einstigen Haltung seines Finders?

Sicher gibt es unzählige andere Beispiele dafür, dass so eine Haltung gegenüber unseren Mitmenschen sich sogar sehr schnell verbreiten könnte. Es bedürfe da doch keineswegs irgendwelcher Erlasse oder Regelungen “von oben”, sondern ließe sich durch die Entwicklung eines inneren Empfindens von Güte und Toleranz schneller, als wir glauben an viele andere Menschen weitergeben.

 

Eine alte Sufi-Geschichte erzählt von einem Derwisch der ums Leben kam und alsbald vor den Thron Gottes trat. Und als er da den Wahrhaftigen schaute, sprach dieser zu ihm:

Weißt Du wieso ich Dir verzeihe?

Da antwortete der Sufi:

Vielleicht, weil ich Deine Gebote zu erfüllen versucht habe.

Worauf Gott sagte:

Nein, mein Lieber. Deshalb habe ich Dir nicht verziehen.

Weiter überlegte der Verstorbene und sagte:

O Herr, vielleicht weil ich im Sprechen und im Handeln Deinen Namen gepriesen habe.

Gott aber sagte:

Nein, darum habe ich Dir nicht verziehen.

Wieder überlegte der einstige Sufi und kam zu der Annahme:

Du hast mir vielleicht vergeben, da ich in meinen Schriften die Ungläubigen bekehrt und ihnen den Weg zu Dir eröffnet habe.

Allah sprach jedoch:

Nein, deshalb habe ich Dir nicht verziehen

und fügte hinzu:

Erinnerst Du Dich: An einem kalten Wintertag, als ein eisiger Wind durch die Straßen Bagdads fegte, nahmst Du ein verirrtes hungriges Kätzchen auf, stecktest es in Deine Manteltasche und brachtest es in Dein Haus um es dort zu füttern und es durfte von da an bei Dir bleiben.
Deswegen habe ich Dir verziehen!

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