Weltbürgertum und Geistesleben

Im schönen Heidelberg am Neckar kam ich zur Welt im Jahr 1971.

Die Familie meiner Mutter kommt aus Berlin. Mein deutscher Großvater wurde geboren in einem mährischen Dorf nahe der Stadt Znaim, damals dem Kaiserreich Österreich-Ungarn zugehörig. Das Dorf in dem er zur Welt kam gründete einst eine alte christliche Täufer-Gemeinde. Während des zweiten Weltkriegs arbeitete mein Großvater für den Deutschen Geheimdienst. Seine alten Vorfahren waren jüdischen Glaubens. Die Ahnen meiner deutschen Großmutter gehörten dem altmärkischen Adel Preußens an (von Cusig). Meine Großeltern waren katholisch.

Meine türkischen Vorfahren lebten ursprünglich als Nomaden, die noch als Turkmenen in ihrer religiösen Ausübung den alttürkischen Himmelsgott Tengri verehrten (altaischer Schamanismus). Einige Stämme davon vereinigten sich im 11. Jahrhundert zum Fürstengeschlecht der Seldschuken, die sich gegen Ende des 19. Jahrhunderts im Gebiet zwischen dem Gebirge des Mittleren Taurus und dem Fluss Saros niederließen. In der Zeit des Osmanischen Reiches war einer meiner Urgroßväter Agha (oberster Herr der Gemeinde) und Imam (religiös-spiritueller Lehrer), in jenem Ort aus dem meine türkische Familie stammt. In dieser Region Südanatoliens befindet sich auch das 7000 Jahre alte Tarsus. Das ist die Heimatstadt meiner türkischen Familie und Geburtsstadt des Heiligen Apostels Paulus, in der sich auch das Mausoleum des biblischen Propheten Daniel, sowie die berühmte Höhle der Siebenschläfer befinden.

So wurzeln die Stränge meiner Vorfahren von Mesopotamien bis nach Mitteleuropa. Ein damit verbundenes Bewusstsein eines Weltbürgertums ist in meinem Leben von zentraler Bedeutung.

Fragte mich jemand, welch “west-östliche Lebenshaltung” mich ausmacht, bekäme er zur Antwort, dass ich jemand bin, der sich nur schwer von seiner Arbeit lösen kann, da er so gerne Neues schafft – mit preussischer Disziplin und türkischer Leidenschaft.

Eine kurze Episode aus der Geschichte der West-östlichen Philosophie

Von der Zahlenlehre des griechischen Philosophen Pythagoras ausgehend, fand ich auf Umwegen 2004 zur jüdischen Kabbala – und durch mein Interesse für die indogermanischen und semitischen Weisheitslehren, eröffneten sich mir neue Wege, die mich schließlich zur Sophia Perennis, zu also dem führen sollten, was man auf deutsch die Ewige Weisheit nennt.

Um darzustellen was das bedeutet, lohnt es sich etwas weiter auszuholen.

Auf den alten Wegen der Seidenstraße begann im 13. Jhd. der große Wissensaustausch zwischen Okzident und Orient. So kam durch die Sufis und Derwische über die Karawanenrouten vedisches und tibetisch-buddhistisches Wissen über Meditation, Gebet und die damit verbundenen Weisheitslehren nach Europa. Besonders in der Region des alten Reichs von Chorasan, kam es wohl zu wichtigen Begegnungen der Weisen aus dem Morgen- und Abendland. Chorasan befand sich einst in einem Gebiet, wo sich noch heute die Region der gleichnamigeb iranischen Provinz befindet. Damals umfasste das in etwa die Geografie, die heute gemeinsam gebildet wird, durch die Staaten Afghanistan, Tadschikistan, Usbekistan und Turkmenistan. In diesem Reich, in der Stadt Balkh (in Chorasan) kamen auch die großen Sufi-Mystiker Dschallaledin Rumi oder Fareduddin Attar zur Welt.

Tausend Jahre davor war Im Nahen Osten des 3. Jhd. n. Chr. die christliche Gnosis entstanden, die sich vornehmlich durch den geistigen Einfluss des Propheten Mani mit den Weisheiten des fernen Ostens verband. Jener Begründer des Manichäismus sah sich als geistiger Nachfahre Jesu, der seine Lehren vor allem im Zweistromland (Irak) und in Medien (Iran) verbreitete – jenen Urstätten unserer Zivilisation.

Aus Iran stammte auch der für Goethe so wichtige Dichter und Mystiker Hafiz. Er kam im alten Schiras zur Welt, einem einstigen kulturellen Zentrum der Perser im Herzen Irans.

Kloster St. Kathrin im Sinai - ewigeweisheit.de

Das griechisch-orthodoxe Kloster St. Kathrin im Süden der Halbinsel Sinai, am Fuße des Mosesberges. Neben der Klosterkapelle, befindet sich eine kleine Moschee (rechts unten, weißes Minarett), innerhalb der Klostermauern.

Wer sich selbst und andre kennt,
Wird auch hier erkennen:
Orient und Okzident
Sind nicht mehr zu trennen.

Sinnig zwischen beiden Welten
Sich zu wiegen, lass’ ich gelten;
Also zwischen Osten und Westen
Sich bewegen, sei’s zum Besten!

– Goethe, Aus dem West-östlichen Diwan

Ägyptische Esoterik und Urchristentum

Für die westliche esoterische Philosophie war insbesondere auch die alte Kultur Ägyptens von Bedeutung. Die dort lebenden Hermetiker, Alchemisten, Kabbalisten und späteren christlichen Gnostiker, hatten die Gelehrsamkeit Ägyptens ungemein bereichert. Das alte Alexandria, im einstmaligen Reich der griechisch-ägyptischen Ptolemäer-Könige, stand nicht zufällig im Zentrum der antiken Geisteswelt. Schließlich befand sich dort einst auch die größte Bibliothek des klassischen Altertums.

Es waren wohl auch andere Faktoren, doch meine häufigen Besuche Ägyptens und der ägyptischen Halbinsel Sinai, zwischen 2008 und 2012, führten mich in ein neues Leben. Es war eine Zeit in der ich aus einer Art langjährigem Schlaf zu erwachen schien, worauf ich mich von vielem Alten löste und die Bühne eines neuen Lebens betrat.

Durch einen lieben Freund kam ich 2008 in Kontakt mit dem Bibliothekar der wahrscheinlich ältesten christlichen Handschriften-Bibliothek der Welt (seit etwa 548 n. Chr.) im Kloster St. Kathrin, dass sich am Fuße des Mosesberges auf der Halbinsel Sinai befindet. Nahe des Klosters besuchten wir auch den Eremiten Pater Moses, von dem ich einen lebenswendenden Rat erhielt:

Wenn du wirklich etwas in deinem Leben verändern willst, so spreche mit niemandem darüber – nicht einmal mit deiner innigst vertrauten Person.

 

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