intuition-bild

Intuition und Kosmisches Bewusstsein

Wo immer der Blick des Mystikers hinfällt: er kommuniziert mit allen Dingen und allen Wesen. Er lebt vollbewusst in der Gegenwart und schaut mit geistigem Auge in die Seelen der Menschen. Diesem Schauen eröffnen sich die Geheimnisse des Lebens. Vor seinem Blick fallen die Schleier – nichts versucht sich ihm zu verschließen.

Der Mystiker kennt die geistigen Quellen unserer materiellen Welt. Er schaut, was sich jenseits dieser irdischen Ebene befindet. Diese geistige Schau erfolgt mit dem “Auge des Herzens”. Was er wahrnimmt, lässt sich nicht in Worte hüllen. Vielmehr fließt ihm das Licht höherer Welten zu. Durch ihn kommt dieses Licht in die irdische Welt zum Wohle aller. Der Mystiker ist ein Künstler, der, was ihm aus der geistigen Welt zuströmt, den Bedürftigen in dieser Welt gibt was sie brauchen. Er gibt Himmlisches dem Irdischen bei.

Ein wahrer Mystiker tratscht nicht rum, was er in der Welt oder an anderen sieht, was jemanden bewegt, besorgt oder erfreut. Daran erkennt man einen weisen Menschen: er muss sich nicht die Angelegenheiten anderer Menschen zu eigen machen, um damit seine Person aufzuwerten. Dem Mystiker ist einfach nicht möglich über das zu reden was er wahrnimmt, denn was auch immer gesagt werden könnte, ist eben keine Mystik; was immer man in Worten ausdrücken könnte, verkleinert das, was Mystik tatsächlich ist. Geschriebene oder gesprochene Worte halten die Wirklichkeit fest. Mystik heißt: werden – und streng genommen nicht etwas, wovon man hören oder lesen kann. Alles was aufgeschrieben wurde, alles was mit Worten beschrieben wird, kommt aus der Vergangenheit. Es sind also Beschreibungen dessen, was menschlicher Sinn vernommen hat. Der Mystiker versucht darum Mund und Augen zu verschließen. Er blickt mit seinen nicht-physischen Organ in die geistige Welt, sieht in die Dinge hinein, schaut sie unmittelbar an (lat. intuitio).

Das ganze Werk unseres Lebens zielt darauf hin, die Augen unseres Herzens zu heilen, so dass sie fähig werden, Gott zu schauen.

– Augustinus

Der Mystiker hat sein inneres Auge geheilt, sein Herzen von weltlicher Begierde entkleidet. Nicht dass er dabei besonders ambitioniert war. Statt dessen gibt er sich in intuitiver Versenkung dem Sein einer Sache hin – einem Lebewesen oder einer kosmischen Struktur.

Der schwedische Wissenschaftler und Mystiker Emanuel Swedenborg - ewigeweisheit.de

Der schwedische Wissenschaftler und Mystiker Emanuel Swedenborg (1688-1772). Portrait von Per Krafft dem Älteren.

Wort und Offenbarung

Ist die Sprache der heiligen Schriften nur eine Hülle der Wahrheit? Oder sind die biblischen Worte als Ganzes, und in ihren Einzelheiten göttlich?

Worte die gegenwärtige Ereignisse schildern, sind nicht das Selbe wie heilige Worte die aus der geistigen Welt stammen. Solche Worte bezeichnen das Wahre. Sie werden aus der universalen Einheit geführt und nicht durch den Willen eines Menschen. Die Worte etwa, die wir im Buch der Weisheit König Salomos oder in den Psalmen Davids lesen, enthalten eine heilige Kraft, geben Führung. Das gilt auch für die christlichen Evangelien, die indischen Upanischaden, die Verse des Koran oder die Worte des Tao-Te-Ging. Sie waren nicht die Worte ihrer Verfasser, sondern wurden inspiriert aus der geistigen Welt. Sie sprach durch sie; nur durch einen “erleuchteten Empfänger” konnten sie schriftlich niedergelegt werden.

Das Wort (Gottes) wird nur von Erleuchteten verstanden. Die menschliche Vernunft kann nichts Göttliches, nicht einmal Geistiges erfassen, wenn sie nicht vom Herrn erleuchtet wird. Daher verstehen nur Erleuchtete das Wort. Der Herr ermöglicht denen, die erleuchtet sind, das Wahre zu verstehen und zu erkennen, was sich zu widersprechen scheint. Das Wort stimmt im Buchstabensinn nicht immer mit sich selbst überein und scheint mitunter sich zu widersprechen. Es kann darum von Menschen, die nicht erleuchtet sind, so erklärt und gedreht werden, so dass sich beliebige Meinungen und Irrlehren begründen und beliebige weltliche und körperliche Neigungen begünstigen lassen. Aus dem Worte erleuchtet werden diejenigen, die es aus Liebe zum Wahren und Guten lesen, nicht aber die, die dies aus Liebe zu Ruhm, Gewinn oder Ehre tun, also aus Liebe zu sich selbst.

– Aus Emanuel Swedenborg: Das Weiße Pferd

Im Anfang war Gott allein

Wer Intuition entwickeln möchte, sollte sich eine Zeit lang aus dem alltäglichen Leben zurückziehen und in die Abgeschiedenheit begeben. Nur in Stille kann man den nötigen Sanftmut entwickeln, den jede Form von Intuition voraussetzt. Diese Stille ist notwendig, um uns den geistigen Einflüssen anderer Menschen zu entziehen. Orte der Stille gibt es vielerorts – man muss sie nur suchen. Jetzt mag einer sagen: “ich habe keine Zeit mich aus dem Leben zu entfernen oder mich in die Stille zu begeben.” Ja, das ist in unserer heutigen, schnellebigen Zeit ein Problem. Was aber tun die Menschen, neben ihrem Broterwerb? Sie lesen in ihrem Smartphone, schauen fern oder verschwenden ihre Zeit daran, über die Angelegenheiten anderer oder die Nachrichten im Fernsehen zu reden. Authentische Menschen meiden solches Geschwätz. Ihnen erscheint es sinnlos die neusten Skandale im Freundeskreis oder in der Welt zu diskutieren. Ihnen liegen Themen mit Substanz!

Genies sprechen über ihre Vorstellungen; durchschnittlich Intellektuelle diskutieren Ereignisse; Kleingeister sprechen über andere Menschen.

– Eleanor Roosevelt, amerikanische Menschenrechtsaktivistin

Klar, man muss sich mal über andere austauschen. Wer aber eine gute Intuition entwickelt (hat), kann über Dinge Urteilen, auch ohne sich über die Meinungen anderer zu erkundigen. Meinungen sind nur Vermutungen über das Außen, denn etwas zu meinen, heißt nicht zu wissen. Intuition ist aber innere Gewissheit! Unser Unterbewusstsein ist oft über die Dinge wohl informiert – wenn da nicht unsere Vernunft dazwischen funkte!

Intuition hat keine Zeit

Intuition ist die Fähigkeit unvorhersehbare Situationen zu erspüren. Auf der anderen Seite versucht unsere Vernunft die Welt zu bewerten, abzuwägen und aus ihr eine Sache zu machen. Naturphänomene erscheinen dem Vernunftmenschen einfach nur als Sinnesobjekte, die ihr Verstand logisch einzuordnen sucht. Quantenphysiker wissen, dass im feinstofflichen Bereich die Gesetze der Logik verwischen, sie werden “unscharf” und wahre Aussagen über die Wirklichkeit sind dann nicht mehr möglich. Nur mit dem Feingefühl unserer Intuition können wir in der Unordnung komplexer Gegebenheiten, klar sehen. Entscheidungen werden spontan gefällt. Je weniger Zeit da ist, desto intuitiver müssen Entscheidungen getroffen werden.

Wir sollten uns angewöhnen, den ersten intuitiven Eindruck den wir bekommen, abzufangen, bevor er durch unsere Vernunft in Frage gestellt wird. Wir können auch hinterher noch vernünftig sein. Bevor unsere Vernunft das Bewusstsein erreicht, sollten wir ihr die Intuition vorwegnehmen. Es macht darum unbedingt Sinn die Argumente unserer Vernunft immer wieder in Frage zu stellen. Leider ist unsere Vernunft oft wie ein sturer Kontrolleur, der unseren natürlichen Wahrnehmungsfluss unterbricht. Auch Wissenschaftler wissen das. Intuition ist ein stilles Wissen, unbegrenzt und frei von logischen Schranken. Intuition überbietet ständig das Wissen unserer Vernunft – denn Wissen ist an die Sprache gebunden. Intuition aber ist “sprach-los”. Sie versucht nicht zu be-schreiben. Wo Sprache einsetzt, da können Zweifel beginnen und wo Zweifel ist, da entsteht Auswahl. Wo es aber keine Wahl gibt, dort zählt nur die Tat!

Der Schlaf der Vernunft gebiert Ungeheuer - ewigeweisheit.de

Der Schlaf der Vernunft gebiert Ungeheuer. Radierung von Francisco Goya (1746–1828).

Wie man Ein-Bildungen durch Vor-Stellungen ersetzt

Je komplexer eine Entscheidung, desto mehr sollte man seiner Intuition vertrauen. Mit der Zeit entwickelt der Mystiker die Fähigkeit kreativ zu denken. Er wird nach und nach zum Schöpfer seiner Vorstellungen. Die hierzu nötige Energie bezieht er über das Vehikel seiner Individualität, die er nur durch Innenschau festigen kann. Er sieht die Dinge wie sie sind – ohne das sie verfälscht werden oder von der Wahrheit abweichen. Intuition ist die Voraussetzung für unsere Vorstellungskraft – die Imagination. Einbildung ist genau das Gegenteil davon. Wie schon der Begriff sagt, man bildet sich etwas ein: es ist eine Verstandessache, denn man sucht Bilder im Außen, um ihnen im Innern weitere Bilder beizustellen (die im Übrigen ebenso äußerlich sind). Sich etwas vorstellen bedeutet, darauf zu achten, was vor unserem inneren Auge abläuft. Wer sich Dinge einbildet und für wahr hält, der hat sich von der Quelle seiner Intuition entfernt. Zufällig imaginierte, eingebildete Dinge täuschen uns darüber hinweg was real ist. Um Intuition zu entwickeln braucht man einen Sinn für Authentizität. Das heißt: wer authentisch ist, setzt niemals die Wahrheit aufs Spiel oder versucht einen Mittelweg zwischen Falschem und Richtigem zu finden.

Unser Gehirn: Empfänger und Sender

Äußere Reize bestimmen heute unseren Alltag. Viele Kinder sehen bestimmte Dinge zuerst als Fernseh- oder Computerbild, bevor es ihnen in der Wirklichkeit begegnet und sie den Umgang damit lernen können. Damit werden nicht nur die rationalen Gehirnfunktionen unterbeansprucht; besonders intuitives und kreatives Denken geraten ins Hintertreffen. Kreative, schöpferische Fähigkeiten gehören zum Menschsein aber dazu. Kreativität ist immer eine Tat, während äußere Sinnesreize bestenfalls der Befriedigung unserer Wünsche genügen, sie aber keineswegs endgültig stillen. Zudem verwirrt uns der zunehmende Fluss an wertlosen Informationen. Je mehr sich davon in unserem Geist befindet, desto unsicherer werden wir hinsichtlich unserer Intuition.

Durch Grübeln schränken wir unsere Aufnahmefähigkeit ein. Wer ständig analysiert, kann kaum neue Eindrücke gewinnen – weder äußere noch innere Impulse wahrnehmen. Wer seinen Kopf der Gedanken jedoch entledigt, wird empfänglich, kann Einfühlungsvermögen und Intuition entwickeln. Intuition stammt nicht aus dem persönlichen Wissenszentrum. Vielmehr eröffnet sich dem Intuitiven, Zugriff auf universales Wissen und die Kenntnis basaler Zusammenhänge. So weit wir in die Ferne vordringen können, ebenso tief können wir in unser eigenes, inneres Bewusstsein vordringen – grenzenlos! Intuitive Menschen bewegen sich jenseits ihres Bewusstseins. Sie können universales Bewusstsein in ihre Wahrnehmung aufnehmen – sich in einen Schwebezustand zwischen innerer und äußerer Wahrnehmung begeben. Ein Teil unseres Gehirns arbeitet produktiv, ein anderer Teil rezeptiv, ein Teil ist Sender, ein anderer Teil Empfänger. Diese wichtigen Arbeitsweisen der beiden Gehirn-Hemisphären (Gehirnhälften) unterscheiden folgende Aufgabenbereichen:

  • Die linke Hemisphäre denkt rational, digital. Hier werden logische Zusammenhänge linear aufgeschlüsselt. Es ist die Gehirnhälfte unseres mathematischen Verstands, der uns hilft Sachverhalte zu analysieren und detaillierte Strukturen in der Welt zu erkennen. Hier befindet sich unser Sprachzentrum.
  • Die rechte Hemisphäre ist intuitiv, analog. Sie ist der assoziative Teil unseres Großhirns, womit wir Musik, Farben, Bilder, Muster und Formen wahrnehmen und abspeichern. Auf dieser Seite nehmen wir die Welt ganzheitlich war. Von hier aus arbeitet unsere Kreativität, da die rechte Gehirnhälfte synthetisch denkt, zusammenfügt und neu erschafft.

Die rechte Hemisphäre steht hierarchisch aber gewissermaßen über der linken Hemisphäre. Sie stehen zueinander wie der Herrscher und sein Diener. Diese Metapher ist folgender Fabel entlehnt:

Es war einmal ein spiritueller Meister, der sich um eine Gemeinschaft Gläubiger kümmerte. Durch sein Wirken kam es zur Hochblüte dieser Gemeinschaft, so dass er sich irgendwann nicht mehr um alle Angelegenheiten der Menschen kümmern konnte. Er konnte sich nicht nur weniger um all die Einzelfälle in seinem Reich kümmern, sondern brauchte unbedingt Hilfe. Bestimmte Arten des Denkens und Handelns waren einfach unvereinbar mit dem Versuch, den Überblick zu behalten. Er wusste, dass er nur durch die nötige Distanz spiritueller Meister dieser Gemeinschaft bleiben konnte. Also beauftragte er einen klugen und gebildeten Abgesandten, der in seinem Namen sich als Stellvertreter um die weltlichen Geschäfte kümmern sollte. Der Abgesandte dachte sich: “Ich weiß alles über die Menschen dieser Gemeinschaft”. Diese Einstellung sollte sich aber als Fehler erweisen, denn er kannte nicht die wahre Bedeutung seiner Aufgabe als Abgesandter des Herrschers. Er ärgerte sich und dachte “Was weiß schon dieser Herrscher, wie er dort im Palast auf seinem Hintern sitzt? Ich bin der, der alles weiß! Ich bin der, der mit allem und jedem in Kontakt steht. Ich bin der, der all die harte Arbeit erledigt.” Also zog er sich den Mantel des Meisters über, so dass alle in der Öffentlichkeit sahen, dass eigentlich er der Herrscher ist. Und so hielt er seinen Meister auch nicht mehr auf dem Laufenden, über das, was in der Gemeinschaft vor sich ging. Der Herrscher konnte also nicht mehr die wichtigen Dinge, mit in sein Wirken einbeziehen. Nach und nach ließ das einstige Gedeihen der Gesellschaft nach und alle verarmten.

Unsere Intuition (Herrscher) ist eine heilige Begabung. Unser rationaler Geist (Abgesandter) ist nur ein nützlicher Diener. Ihm wird in der modernen Gesellschaft aber übermäßige Bedeutung zugeschrieben. Die Funktion unserer linken Hemisphäre wird also überbewertet – alles Intuitive, der rechten Hemisphäre Zugehörige, wird gerne belächelt. Diese zunehmende Unausgewogenheit unserer Gehirnnutzung, spielt sicher auch eine Rolle bei der Zunahme psychischer Krankheiten und dem zunehmendem Verfall spiritueller Werte in unserer industrialisierten, modernen Gesellschaft.

Sich in andere hineinversetzen

Unsere Gehirnfunktionen werden ständig durch die Gehirnaktivität anderer Menschen angeregt und beeinflusst. Insbesondere wenn zwei Personen miteinander arbeiten, beginnen sich ihre Gehirnwellen zu synchronisieren. Auch das EEG (Elektroenzephalogramm) einer schwangeren Frau, wird durch die Gehirnwellen ihres Kindes “gefärbt” – schließlich teilen sie den selben Organismus. Eine Mutter-Kind-Beziehung besteht aus dem ständigen Sichhineinversetzen der Mutter in die, sich immer wandelnden Entwicklungsbedürfnisse, ihres heranwachsenden Kindes. Eine gute Mutter weiß darum, wenn das jugendliche Kind beginnt sich von ihr zu lösen und lässt es auch gehen.Die Mutter-Kind-Beziehung ist ein Idealbild, dass als seelisch-geistiges Modell, allen Menschen als Maßstab nützt, die lernen möchten, sich besser in andere Menschen hineinzuversetzen. Eine Mutter konzentriert sich nicht bloß auf die äußeren Erscheinungen ihres Kindes und erwägt diesbezüglich zu handeln, sondern muss sich in ihr Kleines hineinversetzen können. Die Phase vor der Geburt ist ein gutes Vorbild für das was Intuition meint: Intuition heißt, sich auf eine Innerlichkeit einer Person oder Situation zu richten. Einer intuitiven Person gelingt, das was sie im Außen wahrnimmt, in ihrem Inneren aufzunehmen und darüber zu kontemplieren. Kontemplation heißt, etwas anzusehen wie es ist und durch solche Ansicht darin sehend zu verweilen. Man nimmt auf was dabei empfunden und erkannt wird. Die Art der Empfindung des Schauenden, wird durch die Erscheinung des Beschauten geformt. Der Betrachter der z. B. über eine Rose kontempliert, sieht dann nicht nur eine Rose vor sich, sondern ist selbst die Rose, stellt sich selbst vor, ihren Duft zu verströmen und die Blüten dem strahlenden Sonnenlicht zuzuwenden. Es geht um die Betrachtung etwas Äußeren und das dadurch erkannte, im Bewusstsein des Betrachters selbst lebendig werden zu lassen. Für den Zeitraum der Betrachtung wird man Teil des Betrachteten, begreift sein Wesen von innen heraus. Man beurteilt dabei nicht was man sieht, sondern empfindet nach, was dort vor einem ist oder stattfindet. Ein intuitiver Mensch fühlt wie es ist, sein Gegenüber zu sein. So kann er Eindrücke über die Handlungen und inneren Vorgänge seiner Mitmenschen erfassen.

Wenn also dem intuitiven Betrachter gelingt, nach Innen zu schauen, kann er entsprechend seiner Vorstellungskraft die Vorgänge im Außen verstehen. Bei wem die Vernunft dazwischenfunkt und die egoistisch zentrierte Berechnung versucht zu manipulieren, dessen Wahrnehmung ist eingetrübt von allen möglichen Fantasiegebilden. Nur wer sich vom ambitioniertem Wunsch nach Beeinflussung anderer frei macht, kann stark intuitive Gefühle entwickeln. Wer nicht mehr versucht andere zu manipulieren, dem enthüllt sich der wahre Kern seiner eigenen Gefühlslandschaft. Wer noch die Unsicherheit einer anderen Person fühlt oder durch seine Vernunft bestätigt weiß, der trägt in sich selbst noch ganz viel Unsicherheit, der er sich dann unbewusst gewahr wird. Worüber man im Außen oder bei einem anderen Menschen ein Urteil fällen möchte, das hat man in Wirklichkeit in sich selbst noch nicht gelöst oder in Griff bekommen. Wenn wir tatsächlich hinter die Kulissen des menschlichen Dramas schauen wollen, darf die Wahrnehmung von Schwächen anderer, einfach keine Rolle mehr spielen. Oft steigt in vielen von uns das Gefühl des Triumphes auf, wenn wir glauben Schwächen anderer zu entlarven. Es ist das uralte Problem der Konkurrenz, das unsere Zivilisation als Ballast mit sich herumträgt. Entweder man fühlt sich überlegen oder unterlegen oder, wenn das nicht zutrifft, fürchtet man einen Rivalen. Es ist immer leichter eine Schwäche bei anderen Menschen zu entdecken, als eine Stärke – insbesondere wenn wir die Person nicht kennen.

Die Prinzessinnen Mariya Nikolayevna and Olga Nikolayevna – ewigeweisheit.de

Empathie: die Fähigkeit sich in andere hineinzuversetzen. Gemälde von Carl Timoleon von Neff (1804–1877).

Wir sind was wir denken und denken was wir sind

Unser Denken erschafft unsere Welt. Umgekehrt wirkt die Körperbefindlichkeit zurück auf unsere Gefühle und unser Denken. Gedanken sind verschiedenartig: mal aufsteigend, mal absteigend. Sie manifestieren sich als geistige Schwingung – die sich in einer Art Gedankenfeld um uns ausbreitet. Die geistige Einstellung eines Menschen beeinflusst seine nervöse Struktur, wie auch den arteriellen Blutstrom seines Körpers. Je nachdem wie unser Denken ist, entsprechend ist der Aufbau unseres Muskel- und Nervensystem und die daraus resultierende Körperhaltung. Wie sich eine Person gibt oder aussieht, hängt darum ganz wesentlich mit ihrem Denken zusammen. Kenntnisse über Körpersprache und Mimik sind hilfreiche Werkzeuge, um die Gedanken einer Person zu verstehen. Es gibt hierzu eine Menge Material, z. B. in unserem kostenlosen Online-Kurs in Körpersprache (Dauer: 5 Wochen). Darin wird detailliert auf die Themen Körpersprache, Mimik und Physiognomie eingegangen.

Über die optische Erscheinung einer Person hinaus, kann ein Intuitiver, die Atmosphäre einer andere Person wahrnehmen. “Atmosphäre” heißt, das Gedankenfeld, die Wärme und Ausstrahlung die einen Menschen umgeben. Was wir denken, strahlen wir aus. Und diese Gedanken können manchmal sehr “laut” sein. Manche können Gedanken anderer lesen, indem sie intuitiv die visuellen Eindrücke ihrer Körpersprache wahrnehmen. Manche Menschen die über sogenannte “Psi-Kräfte” verfügen, können die Gedanken anderer auch über weite Strecken wahrnehmen. Dann spricht man von Telepathie (altgr. tele, fern, und pathos, die Erfahrung).

Da wir bei Fremden nie wissen, mit wem wir es wirklich zu tun haben, sollten wir, bei dem Versuch andere einzuschätzen, sehr vorsichtig sein. Es geht um eine sensible Ebene der Wahrnehmung, auf der immer auch unsere eigenen Gedanken zirkulieren. Man sollte seine Eindrücke die man von außen erhält, nicht mit dem verwechseln, was unterschwellig im eigenen Denken vor sich geht. Oft ist nur schwer auseinander zu halten was sich tatsächlich im Außen abspielt und welche Färbungen unsere inneren Eindrücke über das Wahrgenommene hervorrufen. Viel zu oft vermischen wir unsere Absichten und Ambitionen, mit dem was wir am anderen zu erkennen glauben. Dann projizieren wir Hoffnungen oder Ängste auf eine Person, die wir vielleicht noch nie zuvor gesehen haben.

Wer Eindrücke von verschiedenen äußerlichen Quellen aufnimmt, muss also unterscheiden lernen: was ist wichtig und was davon unwichtig. Das setzt innere Gelassenheit und Sensibilität voraus.

Reisen jenseits der Raumzeit

In die Vergangenheit zu schauen, ist, wie als blicke man aus großer Höhe in die Tiefe hinab. Ein hoch fliegender Adler erkennt jedes Detail, das sich auf dem Erdboden abspielt. In die Gegenwart zu schauen ist, als ob man den weiten Horizont überblickt. Sitzt jemand in einem Raum und schaut nach draußen, so nimmt er die äußere Realität wahr, gemäß der Größe des Fensterrahmens. Wenn er jedoch auf dem Dach des Gebäudes steht, in dem sich dieser Raum befindet, so ist seine Wahrnehmung entsprechend riesig. In die Zukunft zu blicken, ist wie in den Zenit zu schauen. Natürlich sieht man immer nur die Gegenwart – die Archetypen der Zukunft werden aber im Jetzt geformt. Auf sie können wir uns vorbereiten, bevor sie sich in der Gegenwart manifestieren. Solche Archetypen sind die Gestirne. Ihre Bewegung über den Himmel lässt sich voraussagen. Die Astrologie liefert dazu brauchbare Werkzeuge.

Um unsere Zukunft zu deuten reicht es nicht, unsere Wahrnehmung nur auf die materielle Zukunft zu richten. Vielmehr sollten wir mit wachem Auge verfolgen, was geschieht, um im richtigen Augenblick die Gelegenheit beim Schopf zu packen. Was möglich ist, zeigt uns nur die Gegenwart. Sie ist das Zeitfenster, durch das wir mit dem Auge der Intuition blicken. Intuition ist nicht wie das Denken begrenzt, sondern unabhängig vom Gefüge der Raumzeit. Zur Veranschaulichung denke man sich einen dreidimensionalen Raum, in dem ein bestimmtes Ereignis stattfindet. Danach ein anderes Ereignis, und wieder ein anderes. Zwischen allen Ereignissen vergeht Zeit, die sich messen lässt, so wie auch die Abstände des Raumes. Dem dreidimensionalen Raumsystem, lässt sich mit der Zeit also eine vierte Dimension hinzufügen. Da unsere Intuition aber Raum und Zeit in ihrer Gesamtheit überwindet, steht sie jenseits dieses vierdimensonalen Raum-Zeit-Kontinuums. Für die Intuition spielen Ort, Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft eine gleichbedeutende Rolle. Erfahrung und Erwartungshaltung verschmelzen in der Raumzeit, zu einem, intuitiven Moment.

Geschichtliche Ereignisse prägen die Haltung gegenüber unserer Zukunft. In das Kommende setzen wir unsere Hoffnungen, die sich an die Erfahrungen der Vergangenheit knüpfen. Man wünscht erneut positive Erfahrungen, fürchtet aber, Negatives könne sich wiederholen, denn die Ereignisse der Vergangenheit wirken auf das Jetzt. Sie zeichnen ihre Spuren in unsere Geschichte.

Alles was die Menschheit heute weiß, ist das Resultat ihrer uralten Vergangenheit. An dieser Realität nehmen alle Menschen teil. Es geht nicht darum, die eigene Vergangenheit immer wieder aufzurollen, sondern zu lernen die Geschichte der Menschheit zu überblicken. Wer sich von seiner eigenen Vergangenheit rücksichtslos frei macht, also nicht mehr zurück blickt, der wird auch weniger befürchten, was in Zukunft geschieht. Der wird voll und ganz in der Gegenwart leben – Frei sein im Hier und Jetzt. Wie das Wort “Er-Innerung” schon sagt: was einmal wird gegenwärtig noch einmal verinnerlicht. So kreisen unsere Gedanken in der Vergangenheit – lassen uns leben in einem ewigen Gestern!

Kosmisches Bewusstsein

In der Neurophysiologie bilden sich Erinnerungs-Muster, durch die Vernetzung sehr vieler Gehirnzellen. Niemand weiß, wieviele Erinnerungen man ins Gehirn maximal eintrichtern kann. Fest steht jedoch, dass sich große Masse an Neuronen (Gehirnzellen) unendlich komplex verschalten können. Es sind potentiell sogar mehr solcher neuronalen Verschaltungen im Gehirn möglich, als subatomare Teilchen im heute bekannten Universum existieren! Die Kapazität unserer geistigen Vorstellungskraft ist also gigantisch.

Grundsätzlich gliedert sich unser Geist in vier Stufen:

  1. Der empfindende Geist oder Sinneseindruck, der keines höheren Bewusstseins benötigt.
  2. Der aufnehmende Geist setzt sich zusammen aus Empfindungen und Rezeptionen. Rezeptionen sind Wahrnehmungen, die sich aus mehreren Empfindungen bestehen. Sie werden geistig aufgenommen, nicht aber aktiv verarbeitet, wie etwa Farb-, Form oder Klang-Wahrnehmungen, die bestimmte Empfindung hervorrufen.
  3. Der selbstbewusste Geist setzt sich zusammen aus Sinneseindrücken, rezeptiven Wahrnehmungen und Begriffen. Wir können hier auch vom “begrifflichen Geist” sprechen.
  4. Der intuitive Geist setzt sich zusammen aus Empfindungen, Wahrnehmungen, aus daraus gewonnenen Ideen und Begriffen und aus moralischen Einstellungen, die wir im Laufe unseres Lebens gesammelt haben.

Höchste Essenz die über diesen Bewusstseinsfeldern steht, ist das kosmische Bewusstsein. Die Entwicklung dieser höchsten Form menschlichen Bewusstseins nannte Gautama Buddha das Nirvana – den Austritt aus dem Leidenszyklus der Inkarnationen. Das Wort Nirvana definiert sich als höchstes Ziel der geistigen Entwicklung eines Menschen. Der Apostel Paulus von Tarsus sprach vom selben Zustand, wenn er sich als “Mensch in Christus” bezeichnete. Nachdem er in das kosmische Bewusstsein eingetreten war, wusste er, dass er selbst das Leben Jesu lebte: nicht die menschliche Person des Jesus von Nazareth, als vielmehr eine andere Individualität, die als Christus in ihm fortlebte. Dieser zweifachen Personalität des Menschen begegnen wir immer wieder in der Geschichte der Menschheit. Für den islamischen Prophet Mohammed verkörperte das kosmische Bewusstsein der Erzengel Gabriel. Er sprach durch Mohammed die Worte, die im Heiligen Koran niedergeschrieben wurden (Mohammed war Analphabet!). Diese göttlich-menschliche Personalität erfolgt durch die Auslöschung bestimmter, niedriger Gefühle wie etwa Todesangst oder der Wunsch nach Reichtümern. Es ist ein bewusstes Erfassen von Leben und Ordnung im Universum. Das bedeutet Erleuchtetsein. Ein Erleuchteter ist eine höhere Form Mensch, der “erwacht” ist und seinen “Angstkörper” verlassen hat – den Tod nicht mehr fürchtet. In allen Mysterien-Einweihungen war das Heranführen an die Todesgrenze von zentraler Bedeutung. Denn in diesem Zustand bewegt sich der göttliche Funke im Initianden, wobei er die kosmische Einheit allen Seins erkennt (wer die Bücher von Carlos Castaneda kennt, erinnert sich an das “Bewegen des Montagepunkts”, was identisch ist mit der Initiation in die Mysterien). Wer kosmisches Bewusstsein entwickelt, den nennt man einen Eingeweihten – einer, der der universalen Einheit geweiht ist. So jemand lebt ohne Angst, denn er hat die Unsterblichkeit des göttlichen Funken in ihm erkannt.

Zusammenfassend können wir sagen: es geht um das Erwachen aus dem alltäglichen Zustand. Es ist die Erfahrung einer Überbewusstheit, was mit der Zerstörung des alten Selbst einhergeht, damit das neue Selbst geboren werden kann. Eine schöne Metapher für diesen Vorgang ist die Metamorphose des Schmetterlings aus der Raupe. Sobald er sich verpuppt hat, löst er sich zu einer schwarzen Masse auf, aus der er sich zu einer anderen, höheren (fliegenden) Form entwickelt: niemals mehr, wird er eine Raupe sein!

 

Wanderer am Weltenrand - ewigeweisheit.de

Holzschnitt eines unbekannten Künstlers: “Wanderer am Weltenrand”, erschienen im Buch L’atmosphère, Paris (1888).

Die Stufe kosmischer Bewusstheit, werden in vielen Jahrtausenden alle Menschen auf der Erde erreicht haben. Sobald diese Phase der menschlichen Bewusstseinsentwicklung einsetzt, werden sich auch die Grenzen zwischen den spirituellen Traditionen auflösen. Es ist das, was in den abrahamitischen Traditionen der “Jüngste Tag” genannt wird. Dann wird es keinen Zweifel mehr an der Existenz einer göttlichen Existenz geben. Es muss dieser Ebene selbst, kein Name, wie etwa Gott, Brahma, Jahwe, Allah, usw., gegeben werden, kein Glaube oder Unglaube wird mehr nach Beweisen und Gegenbeweisen verlangen, da jedem Menschen die Einheit allen Seins bewusst ist. So wie sich der Mensch seiner Selbst bewusst ist, so wird er sich irgendwann seiner kosmischen Seele bewusst sein. Dann sieht er keinen Unterschied mehr zwischen Ich und Du – sieht sich und alle Seelen, als Teil der einen großen Weltseele.

2 Kommentare
Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Auch interessant