Vom Sehen des Verborgenen und dem fühlen der Einweihungserfahrung

Es ist kein Zufall, dass die Alten Chaldäer, ein babylonisches Priestervolk, dem Mond, das Metall Silber zu ordneten, sowie die Zahl 9, Und da der Mond, kulturell bedingt, mal weiblich und mal männlich ist, bedeutet, das das im Folgenden Besagte wirklich Interessant ist.

Im Deutschen wie auch im Türkischen zum Beispiel, ist das Geschlecht des Mondes männlich. Doch im Französischen und ebenso im Englischen (literarischem Kontext) wird der Mond als weiblich personifiziert.

Und vor diesem Hintergrund erlaube ich mir nun einmal einige linguistisch-mythologische Versuche, um diesem Himmelskörper einige esoterische Geheimnisse zu entlocken.

In der türkischen Sprache erzählt man den Kindern vom „Ay Dede“, dem Mond (eigentlich aber „Großvater§, „Dede“,und „Mond“, „Ay“. Das Wort „Ay“ aber bildet die Anfangs-Silbe auch von „Ayna“, dem türkischen Namen für den Spiegel. Und der Spiegel ist ja eine Scheibe, die auf der einen Seite mit Silber überzogen wurde, dem chaldäischen Mondmetall also.

Und was macht ein Spiegel? Er empfängt auf seiner silbrigenOberfläche das Licht eines Bildes und wirft es zurück in das Auge seines Betrachters, der je nach Winkel des aufgestellten Spiegels andere Dinge sehen kann, die er sonst nicht sehen könnte, wie etwa bei 180° sein eigenes Gesicht.

Und als solch ein Werkzeug einer „Licht-Empfängnis“,, ist es doch echt interessant, wenn wir uns erinnern an dienumerologische Zuordnung der Zahl 9 zum Silber, laut den astrologischen und der alchemistischen Gesetzmäßigkeiten der Alten Chaldäer. Wieso? Da die Zahl 9 ja den Betrag der Monate darstellt, in der eine menschliche Empfängnis erfolgt, kommt ein Kind doch nach neun Monaten (aus dem Verborgenen des Mutterschoßes) zum Vorschein. Doch das im Schmerzestaumel der Mutter und dem von seinem Schreien begleiteten Schock über seinen ungewollten Ausbruch aus der Fruchtblase und seinen Geworfenwerden in die vollkommene Fremde einer für ihn noch unsichtbaren Welt.

 

„Unsere Liebe Frau von der Unbefleckten Empfängnis“ von Jean-Baptiste Debret (1818). Ein schöner Zufall dieses Datum für dieses Gemälde vorfinden zu dürfen, ist die Zahl 18 doch im Tarot doch das Große Arkanum mit dem Namen „Der Mond“.

Muttersymbolik und Mondenbild

Linguistisch betrachtet, ist im Rahmen unserer Untersuchung hier noch einiges interessantes, das mit dem Wort „Mond“ ein hergeht. Man denke etwa an die Darstellung der christlichen Mutter Maria in katholischen Kirchen, als manchmal auf einer Mondsichel stehend oder durch eine solche bekrönt dargestellt wird.

Was ich soeben angedeutet hatte, dass weist hin auf die beiden Buchstaben.“Mo“, am Anfang des Namens Mond, dir etwa auch im englischen Namen für die Mutter Maria, als Mother Mary bekannt sind, eben als die beiden Buchstaben „Mo“, sowie aber ebenso die beiden Buchstaben „Ma“ im Namen „Maria“. wie auch im lateinischen Namen für die Mutter, nämlich „Mater“, aber auch im Sanskrit die „Mata“, mit identischer Bedeutung.

Wenn der Mond nun in diesem Fall seine Weiblichkeit bestätigt, aus religiös- mythologischer Sicht gesehen, steht ihm gegenüber die Sonne, in diesem Fall als quasi „männliches Gestirn“.

Und in Rhein natürlichem Kontext betrachtet, wirft das Silber des Spiegels ja eben alle Bilder zurück, die durch das Licht der Sonne am Tage sichtbar sind. Doch natürlich auch in der Nacht, wenn der „silberne Mond“, das Licht der Sonne aus einem eigentlich für den Menschen von der Erde aus betrachteten. Unsichtbaren Bereich, in der „Farbe des Mondes“ zurückwirft.

Und damit sind Mond und Silber und Spiegel, Symbole für das sichtbar werden des Unsichtbaren. Doch das ist nicht immer ganz ungefährlich. Denn wie uns die Mythologie verrät, stehen in diesem Zusaamenhang auch mancherlei Gefahren die zum Tode führen.

Da aber ist es ein Tod der mit einer Wiederkehr ein hergeht, da mit der Verwandlung der äußeren Erscheinung, mit einem solchen „Sterben“ überhaupt erst die wesentliche Natur eines Menschen zum Vorschein kommt (Hervortreten des Selbst aus der Hülle der Persona).

Der mythische Ursprung des Narzismus

Da war nun die alte Sage von Narziß, dem schönen Jüngling, der sein Spiegelbild betrachtete und sich dabei in seine eigene Erscheinung verliebte, im Taumel eines Sselbstsüchtigen Wahns jedoch das Gleichgewicht verlor und in einen Abgrund hinabstürzte und Stab.

Dort aber, wo er gestorben war, da sollte eine wunderschöne Blume wachsen, der Mann seinen Namen gab: Die Narzisse.

Es war aber auch diese Blume etwas, das in einer anderen griechischen Sage im Zentrum eines Ereignisses steht, wo die Tochter der großen Mutter Demeter (der Göttin des Getreides und der Schwester und Gattin des Himmelsgottes Zeus), die wunderschöne Persephoné, in sich das Verlangen verspürt, diese Blume zu pflücken. Doch da brach an der Stelle, wo der Stängel der Blume zurück blieb die Erde auf und Hades, die Unterweltserscheinung des Himmelsgottes Zeus, riss sie mit sich in die Tiefen der Unterwelt.

Von da an musste Persephoné für drei Monate in der Unterwelt leben, doch kam für neun Monate ans Tageslicht, wo sie bei Ihrer Mutter Demeter verbringen durfte.

Natürlich ist die mythische Persephoné eine metaphorische Erscheinung des Getreidekorns (auf griechisch „Kore“, ein Synonym für den Samen), dass drei Monate unter der Erde liegt, darin schließlich stirbt, direkt darauf aber aus der „Unterwelt“ der Erde die Oberfläche des Ackerbodens durchdringt, um zu neuem Leben im Licht der Sonne als Ähre zu gedeihen, darin zu reifen und schließlich als eine Ähre mit reifen Getreidekörnern geerntet zu werden.

So also wurden aus dem einen Korn mehrere Körner: ein Symbol der Befruchtung und Vermehrung. Im griechischen Mythos liegt dem zu Grunde. die grauenhafte Tatsache, der Schwängerung der Persephoné durch ihren eigenen Großvater Zeus, den hiimmlischen Gott des Feuers (Licht), des Wassers (Regen) und der Luft (Wind) .

So brachte die Persephoné ihren Sohn Zagreus zur Welt, der jedoch sogleich verunglückte, so dass nur sein Herz am Leben blieb, aus dem jedoch durch die Hilfe des Zeus, der „zweimal Geborene“ Dionysos zur Welt kam, als Gott des Weines und der Ekstase und Fruchtbarkeit.

Weizen Ehre und Weintraube sind natürlich die Ausgangsstoffe zur Bereitung von Brot und Wein, zur heiligen Verköstigung der Mittler, zwischen einem Gott im Himmel und den Menschen auf der Erde, wie sie im biblischen Kontext zuerst durch den Priesterkönig Melchisedek, dem Abraham und später, dann durch den Christus Jesus, seinen zwölf Jüngern als Sein Leib und sein Blut geteilt wurden.

Wenn wir an dieser Stelle jedoch noch einmal zurückblicken, auf die Figur des Zagreus, so begegnen wir in der mythischen Legende seines kurzen Lebens, auch wieder der Symbolik des Spiegels und damit der Symbolik des Silbers und des Mondes.

Als weiteren „unehelichen Sohn“ des Zeus nämlich, haste den Zagreus die eifersüchtige Hera, die Gattin des Zeus. Als er noch ein Säugling war, lockten ihn, beauftragt von der Hera, die Titanen, mit einem riesigen Spiegel, aus seinem Versteck, aus einer Höhle auf dem Gipfel des hohen Berges Ida.

Als der kindliche Zagreus sein Ebenbild in dem Spiegel erblickte, faszinierte ihn das so, dass er aus seiner Höhle hervorkroch, aber sofort darauf von den Gehilfen der Hera erschlagen und zerstückelt wurde. Doch„ der Lichtgott Apollon rettete im letzten Augenblick sein Herz, übergab es dem Zeus, das der in eine neue Leibeshülle kleidete, die von da an als Dionysos wiedergeboren werden sollte.

Sicherlich ist es nicht ganz und gar ein Zufall, wenn wir uns an dieser Stelle vor Augen führen, das„s die Einweihung in die heiligen Mysterien im Alten Griechenland im Frühling (Wiedergeburt allen natürlichen Lebens) zu Ehren des Dionysos gefeiert wurden und im Herbst (Beginn der sterbeprozesse in der Natur) die großen Mysterien zu Ehren, der Göttin, Persephoné, die ja quasi seine Mutter war, wie wir ja eben sahen.

 

Narziss - ewigeweisheit.de
„Narziss betrachtet sein Spiegelbild – Gemälde von Caravaggio (1571–1610).

Die Symbolik der Mythen als Sinnbilder für das Wesen der Alten Mysterien

Würde ich nun an dieser Stelle eine Erklärung über die Bedeutung dessen abgeben wollen, was ich hier im Vorfeld mit dem Besagten für Sie versuchte zu beschreiben, so würde das den Sinn meines Textes ganz und gar zunichte machen. Denn es geht hier um ein Gefühl, dass diese vielen mythischen Verbindungen meiner Aussagen in Ihnen entfachen können, ein Gefühl , dass jeder Erklärung entbehrt.

Und eben das ist es auch, was die Einweihung in die alten Mysterien bedeutete. Es war den Eingeweihten verboten, über die Erfahrungen Ihrer Initiation zu sprechen und das aus dem schlichten Grund, da sie darüber einfach nicht sprechen konnten! Denn was sier dabei erlebten, dass muss jemand selbst erfahren.

Was jedoch verraten sei, ist, dass in uns sich etwas zu öffnen, bereit erklärt, sobald wir ein natürliches empfinden dafür entwickeln konnten, was es bedeutet, ohne denkende Geistesaktivität, uns in vollkommene Ruhe zu begeben, in den Modus einer geheimnisvollenLichtreflexion, die ausgeht von dem, was etwa die Sufis nennen, dass „Polierte Herz“, dass nur derjenige bereit ist, in sich zu finden, der den Weg einer wahren Läuterung zu gehen, bereit war.

Diesen Weg zu gehen wagt nur Yener, der alles, was im Leben kommt, so annimmt, wie es ist, ohne einen Wunsch, sich davon abzuwenden.

Licht, Leben, Reflexion, Leiden und Tod, scheinen, wie dieser Text zu zeigen versuchte, Substantive zu sein, die den Sucher führen zu Erkenntnis dessen, was die Einheit der Bedeutung ihrer gemeinsamen Wurzel in Wirklichkeit ist: Ein tief liegendes und dabei sehr kostbares Geheimnis, zudem nur diejenigen finden, in sich, die dazu bereit sich allen damit verbundenen Schwierigkeiten zu stellen: etwas, das in alter Zeit ja auch die Goldgräber taten, die auf der Suche nach dem im dunklen verborgenen Sonnen Metall manchmal gar ihr Leben aufs Spiel setzten.

Einweihung ist die Erfahrung, die ein Sterben vor dem Sterben voraussetzt. Alles andere ähnelt nur einem trüben Glanz Eines ewigen Hoffens. Da stellt sich die Frage: wieso überhaupt? Sollte jemand sich einweihen lassen wollen?

 

 

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