Durch unsere persönliche Vergangenheit, sind wir als erwachsene Individuen dem Zeitraum schon lange verbunden. Er umfasst alles und in ihm erwarten wir, was auf uns in Zukunft zukommen wird. Darin kamen wir zu einem bestimmten Zeitpunkt in einer ganz bestimmten Region auf der Erde zur Welt – einer Region mit ihrer Sprache und Kultur.
Da wurden wir in eine Gemeinschaft hineingeboren. Und so konnte unsere hierin inkarnierte Seele ihr Erdenleben beginnen. Alles was wir darin erlernten soll unserem körperlichen Gefährt zur Gesunderhaltung in einem guten Leben helfen. Das ist das Grundmotiv unseres körperlichen Daseins auf Erden.
Naheliegend darum, dass die meisten versuchen die Frage nach dem Sinn ihres Lebens damit zu beantworten, dass sie dem Erhalt ihrer leiblichen Existenz entsprechend handeln, in einer Gemeinschaft leben und dafür ein entsprechendes Einkommen brauchen, was ja berechtigt ist, als damit die Befriedigung von Bedürfnissen gewährleistet wird (wie zum Beispiel dargestellt in der Maslowschen Bedürfnispyramide).
Wichtig jedoch ist, dass es noch einen Ausdruck gibt, für das sowohl älteste wie auch zugleich jüngste in uns, das den Anfang und das Ziel unserer Selbsterfahrung umfasst: Das Vergegenwärtigen eines Höheren Menschen in uns – das Höhere Selbst.
Der Sternenmensch
Jeder von uns trägt dieses Höhere in sich, als eine unantastbare, sakrale Würde. Es begleitet uns schon seit den ersten Wochen unseres Zeugungsaugenblicks auf Erden und ist die Kraft, die unseren Körper auf die Weise ausbildete, damit er zur Erfüllung unserer in Wirklichkeit kosmischen Lebensaufgabe am besten geeignet ist.
Was da aber, aus uns unbekannten Bereichen des Göttlichen auf der Erde unser Höheres Selbst umhüllte, war ein Sternenleib, der dem physischen Leib ein Vorbild für seine Verkörperung bot. Da kam dieser Körper zu einem bestimmten Zeitpunkt an einen bestimmten Ort als Kind zur Welt. Das auf seinem Weg in die Verkörperung befindliche Höhere Selbst reiste dazu durch das energetische Gebilde einer astrologischen Konstellation. Sie verlieh dem körperlichen Seelengefährt die individuellen Veranlagungen und sein Aussehen: Der Astralleib – Träger von Schmerz und Lust, von Begierde und Leidenschaft. Sein Name kommt daher, da er eben kosmischen Ursprungs ist und ursprünglich ein seelenhaftes Abbild der kosmischen Verhältnisse. Der Naturphilosoph und Arzt Paracelsus (1494-1541) bezeichnete den Astralkörper als „Siderischen Menschen“ („Sternenmenschen“), womit er auf eine ewige, himmlische und geistige Substanz hinwies.
Was ein Mensch an Lust und Unlust erlebt, bedingt dieser astralische Körper, der zunehmend lernt die Rhythmen von Tag, Monat und Jahr zu verinnerlichen. Die Freuden und Leiden, die ein Mensch in seinem begrenzten, körperlichen Erdendasein durchlebt, ist damit durch einen Schicksalsweg bestimmt, den die Sterne seines Horoskops als Wegmarken vorgeben. Die Kenntnis dieser esoterischen Gesetzmäßigkeit ist wichtig, damit wir uns „selbstbewusst“ werdend, aus dem Inneren unserem Höheren Selbst allmählich gewahr werden.
Nun haben zum Beispiel Pflanzen keinen solchen Astralkörper wie ein Mensch. Ihre Triebkräfte nämlich wirken von Innen heraus und sind keine Reaktionen auf äußere Reize. Ihr Leben ähnelt dem Astralischen bereits prinzipiell, da es direkt von kosmischen Einflüssen abhängt (wie etwa den Gezeitenkräften des Mondes und den täglichen und jährlichen Sonnenzyklen). Anders ist es beim Menschen, der als astralische Wesenheit nicht den selben Bedingungen unterliegt, welche innerhalb der Erde wirksam sind. Vielmehr besitzt der Mensch ein Wissen, in dessen Tiefen etwas ruht, worin sein Höheres Selbst eingebettet ist. Wird es jedoch nicht belebt, so bleibt es verborgen und damit unbewusst als etwas, zu dem man schließlich den Zugang verloren haben wird. So aber bliebe das Erleben der eigenen, inneren Wesentlichkeit verkümmert und schließlich unzugänglich.
Ursprung im Land der Geisteswelt
Was in den indischen Weisheitslehren als „Manas“ bezeichnet wird, also als das Geistselbst eines Menschen, das bezeichnet die christliche Terminologie mit dem Begriff des „Heiligen Geistes“.
Das Höhere Selbst ist im engeren Sinne dieses Manas, entspricht dem Prinzip des Heiligen Geistes. Durch die bewusste Reinigung (Katharsis) und Vergeistigung des Astralleibes kann es sich entwickeln, was mit seiner gleichzeitigen Klärung und damit erfolgenden Veredelung vonstattengeht. Eine wichtige Voraussetzung für diesen Vorgang ist die Entwicklung einer vollkommenen Unvoreingenommenheit sowie der genaue Blick auf die eigene Persönlichkeit. Das Bewusstsein eines Menschen soll sich dabei so stark erweitern, als würde er sich vom Außen anschauen. Was damit einhergeht, dass man sein Selbst von einer hören Warte aus zu sehen beginnt. Langsam scheint das Höhere Selbst dabei zu erwachen.
Im Christentum nennt man so jemanden, der bereits energetisch an der Läuterung seines Astralichts arbeitet, einen Heiligen. Als solcher nämlich vermag er über seine Höhere Geistigkeit einen wesentlichen Einfluss zu nehmen auf sein irdisches Leben. Denn um für sein Höhere Selbst tätig zu werden, war er allmählich zu einem neuen, höheren Bewusstsein erwacht, dass ihm durch eine bewegt, geistige Wahrnehmung den Blick auf die geistige Welt eröffnete.

Dieses Höhere Selbst nennt die Theosophie den Kausalkörper (oder Ursachenkörper, sanksr. „Karana Scharira“). Es stammt aus einem, man könnte sagen „Geistesland“, von wo aus es zur Erde gelangte, um dort in die Seele eines Menschen einzuziehen und darin ein irdisches Abbild dessen zu verwirklichen, was es im Grunde genommen eigentlich ist.
Wenn der Mensch in dieses, sein eigentliches Selbst, man könnte sagen „heimkehrt“, wird er dadurch befähigt sich dem wahren Wesen seiner gegenwärtigen und seiner vergangenen Inkarnationen bewusst zu werden. Damit ist er im Stande, seine Vergangenheit und seine Zukunft zu überschauen. Das erlebt er als ein „Aufblitzen“ in seinem Geist, was ihn damit befähigt seine vergangenen Inkarnationen zu überblicken, sie miteinander in Zusammenhang zu bringen mit dem, was sich ihm als Chance bietet, durch seinen Willen die Gestaltung seiner Zukunft zu vollbringen.
Hieraus wird dieses Selbst, dass sich seine eigentlichen Wesenheit bewusst wird zu einem Ursachenträger der menschlichen Wesenheit, das alle Ergebnisse des vergangenen Lebens durch die Gegenwart in die Zukunft hinüberträgt.
Über die Läuterung des Astralkörpers
Eine geistige Schulung, im Sinne der esoterischen Wissenschaft, bildet eine Voraussetzung dafür, dass einem Menschen die Läuterung seines Astralkörpers gelingt. In dem damit verbundenen Klärungsprozess erlangt jemand das Vermögen seine Seele aus den Fängen seiner Leidenschaften zu befreien. Dazu werden die, nur auf das irdische Dasein gerichteten Begierden aus dem menschlichen Astralleib ausgeschieden und der Astralwelt übergeben.
Den in dieser Läuterung gereinigten Astralleib nennt die Christliche Esoterik die „Jungfrau Sophia“, die „jungfräuliche Weisheit“, ein Archetypus den die Menschheit bereits aus der Zeit der Alten Ägypter kennt, in deren Mysterien sie als die Göttin Isis im Mittelpunkt stand. Dabei geht es für einen Menschen, der sich über seine bisherige Lebenswelt erheben will, um eine Besinnung auf Wahrheit und Erkenntnis. Und das selbst dann, wenn ihn im Leben große Schwierigkeiten konfrontieren oder er sich scheinbar auf einmal all seiner Verfehlungen im Leben bewusst wird. Gefühle von Abwertung, Verleugnung und Unterschätzung der Welt oder eine zu schlechte Meinung über das eigene Leben, behindern jemanden eben dabei, einen Höheren Menschen in sich zu entwickeln.
Jemand sollte sich deshalb entschlossen darum bemühen negative Gefühle in positive Kraft zu transmutieren. Es geht also um den Versuch das Unedle im Leben eines Menschen in Edles zu vervollkommnen, so wie es das Licht der Sonne tut, wenn es alle Wesen der Erde zu leben ermuntert. Entsprechend soll das Gefühl von Achtung, Bewunderung und Verehrung alle Empfindungen einer Menschenseele ermuntern und mit einem goldenen Strahlen durchlichten. Jeder von uns ist selbst dafür verantwortlich, auf welche inneren Fundamente er sein Leben begründet.
Die Voraussetzungen, um das Besagte zu erreichen, sind die Erfahrung von innerer Ruhe (durch Meditation und Kontemplation) und die Fähigkeit zu unterscheiden zwischen dem was wesentlich und dem was unwesentlich ist. Dabei liegt in der inneren Ruhe und Beständigkeit eine Kraft, die sich auch auswirkt auf den Erfolg unserer Handlungen, und das ganz jenseits aller Zweifel und Furcht.

Aus den Tiefen des Bewusstseins zur Erweckung
Mit dem was das Höhere Selbst bezeichnet, ließe sich synonym auch mit „Tieferes Selbst“ bezeichnen, zumal es weniger eine perspektivische Lage angibt, als vielmehr etwas, dass sich im Verborgenen befindet – zunächst -, doch aus den Tiefen des Bewusstsein allmählich enthüllen lässt. Da tut es sich dann auf als eine Quelle heiliger Inspiration und damit eines Willens, die beide aus einer Offenheit für das Sein entspringen.
Dieses Höhere Selbst in uns verhilft uns zu erkennen, was uns authentisch und wesentlich macht, da eine Bewusstheit darüber jemandem innere Führung gibt, die aller Zweifel erhaben ist.
Zwar klingt das beim ersten Lesen so, als sei das Höhere Selbst nur ein Teil des eigenen Bewusstseins, doch ist es vielmehr überhaupt sein Ursprung. Damit ist jeder Mensch untrennbar mit ihm verbunden, das einem Geläuterten einen ganz deutlichen Lebensweg zeigt, eine ihm entsprechende Lebensrichtung, durch das ein Mensch in seinem Leben Sinn erringt.
Wenn es zuvor darum ging den Astralleib zu läutern, bedeutet das nun nicht unsere astrale Vorprägung überwinden oder gar aus uns ausscheiden zu wollen, als eben vielmehr darum, alle seine astralischen Einflüsse als Begabungen zu erkennen, über die durch das Höhere Selbst inspirierten Handlungen durch den physischen Leib vollbracht werden können. Es ist das, was die Mystik das „Reine Herz“ oder „Geklärte Herz“ eines Menschen nennt und eine eindeutige, kristallklare Wahrheit zeichnet, die in Verbundenheit zwischen Mensch und Mensch, von Herz zu Herz weitergegeben wird.