Auch dies geht vorbei

Im Werk des persischen Dichters Fareduddin Attar finden wir die alte Sufi-Geschichte von einem König, dessen Gefühlswelt heftig schwankte, zwischen glühender Begeisterung und dunkler Hoffnungslosigkeit.

Selbst kleinste Ereignisse in seinem Leben, riefen heftige Emotionen in ihm wach, so dass ein gerade empfundenes Glück, schnell umschlug in Enttäuschung. Allmählich aber ertrug er sich selbst kaum mehr und verzweifelte fast daran.

Seinen engsten Vertrauten wandte er sich deshalb zu, doch fand keinen Ausweg aus seiner Krise.

So kam es, dass er nach dem größten Weisen seines Landes schickte, einem erleuchteten Sufi-Heiligen. Man brachte den weisen Mann also an den Hof des Königs, der vor ihn trat, sich verbeugte und dort folgendes vernahm:

Ich will so sein wie du

sprach der König und fügte hinzu:

Kannst du mir etwas beschaffen, dass mir Ausgleich und Gelassenheit verschafft, wenn mich das Unglücklichsein wieder heimsucht? Gibt es da etwas, dass mich weise sein lässt? Jeden Preis würde ich Dir dafür bezahlen.

Da antwortete der alte Derwisch, dass er gewiss an etwas dachte, was dem König helfen würde. Doch das wäre nicht aufzuwiegen mit allem Gold seines Reiches.

Darum will ich euch ein Geschenk machen

sagte der alte Mann,

und ihr braucht mir dafür nichts zu geben, vorausgesetzt, ihr haltet es in hohen Ehren.

Der König gab dem Weisen sein Wort, der daraufhin den Palast wieder verließ.

Nach ein paar Wochen kehrte der Weise zurück und überreichte dem König ein aus feinster Jade verfertigtes Schmuckkästchen. Als der König es öffnete, glänzte darin ein goldener Ring. Er nahm ihn heraus und sah, eine Inschrift darauf:

Auch dies geht vorbei.

Verwundert darüber fragte er den Weisen, was denn die Bedeutung dessen sei, dass er da von ihm bekam, worauf der Weise sprach:

Tragt diesen Ring immer. Ganz gleich was auch passieren mag: Bevor ihr es als gut oder schlecht bewertet, berührt den Ring und lest was darauf steht. Wenn ihr meiner Weisung folgt, werdet ihr eueren inneren Frieden wahren.

Der König wunderte sich erst, doch wenig später hatte er begriffen: Alles in der Welt ist vergänglich. Das Schlechte wie auch das Erfreuliche. Im Urteil aber gefangen zu sein, das ausgesprochen oder gedacht, einer Sache oder einem Ereignis einen bestimmten Wert beimisst, ist eben so zwecklos, wie an etwas das bereits vergangen noch weiter festzuhalten.

Er sah auf einmal ein, dass eben nichts von Dauer ist. Darum entbehrte es aller Wertung und auch allen Urteils. Wer nämlich sein Ich von der Anhaftung an das Vergangene losließ, entledigte sich dabei auch seiner alten Sorgen. Ebenso aber realisierte der König, dass das auch für alles Erheiternde oder Genüssliche gilt – denn:

Auch dies geht vorbei.

Was diese vier Worte doch auszudrücken vermögen!

Wenn wir uns in Hochmut über andere hinweg setzen, holen uns diese Worte zurück auf den Boden der Tatsachen – und trösten uns auch, in Zeiten der Not!

 

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