Zahlensymbolik - ewigeweisheit.de

Okkulte Zahlensymbolik in der Gnosis

Die antike Religion der Chaldäer war astronomisch-mathematischer Natur. Weltentstehung und Evolution versuchte man in Zahlensymbolen auszudrücken. Jeder Buchstabe der heiligen Sprache besaß einen Zahlenwert. Damit konnten Worte und Sätze in Zahlen ausgedrückt werden. Diese Zahlen aber erklärten irdische und himmlische Vorgänge, die man damit als göttliche Erscheinungen interpretierte.

Die Chaldäer beschrieben in ihren heiligen Büchern, wie man aus jedem Text einen numerologischen Schlüssel ermittelte. Durch diese Zahlenschlüssel erhielten sie Aufschluss über das Wesen der Gottheit, des Menschen und der Natur. So erhielten sie ein Geheimwissen, wie es die Seher der alten Zivilisationen besaßen.

Die Chaldäer lebten im 1. Jahrtausend v. Chr. in Südmesopotamien – dem alten Babylon. Als Nebukadnezzar II. die Juden nach Babylon verschleppte, kamen sie in Berührung mit den alten astronomischen und mathematischen Lehren der Chaldäer.

Nach der Rückkehr aus ihrer Gefangenschaft, brachten die jüdischen Rabbiner einige ihrer dort gewonnenen Erkenntnisse über die Zahlen-Buchstaben-Methoden, mit nach Palästina. Sie verwendeten sie, um ihre alten Überlieferungen entsprechend auf ihre verborgenen numerologischen Bedeutungen hin zu untersuchen. Damit versuchte man in die hebräischen Texte der alten Legenden der Patriarchen Adam, Seth, Noah, Sem, Abraham, Jakob und Moses, einen neuen geistigen Sinn zu legen.

Später wurde diese esoterische Technik zur Textauslegung, in Ägypten erweitert, insbesondere im alten Alexandria, das für die damaligen Schüler der gnostischen Bewegung, ein Zentrum der Gelehrsamkeit war. Überreste dieser alten Techniken und Zahlensysteme, sind allerdings durch die Überlieferungen der Kabbala bis in unsere heutige Zeit gelangt. Viele Elemente daraus sind übergangen in die moderne Numerologie (Buchtipp: Lehrbuch der Numerologie).

Alphabete

Die alten Rabbiner glaubten, dass jedes Wort und jeder Buchstabe der Tora und der Prophetenbücher, von Gott eingegeben waren. Man glaubte sie besäßen eine wunderbar-magische Kraft.

Der Gnostiker Valentinus († nach 160) verfügte über das alte Wissen der kabbalistischen Zahlensymbolik und numerologischen Bibel-Exegese. Auch die Zahlenphilosophie der Pythagoräer, war Valentinus und seinen Anhängern wohl bekannt. Ihre Symbolik hatte ohne Zweifel viele Ähnlichkeiten mit den Zahlensymbolen der Chaldäer. Darum übertrug man die numerologischen Techniken der Chaldäer auch auf die griechische Schrift.

Durch die Herrschaft der Ptolemäer in Ägypten, seit dem 4. Jhd. v. Chr., kam es in Ägypten zu einer intensiven Hellenisierung. Die alte Schrift wurde durch das griechische Alphabet ersetzt, woraus sich später das koptische Alphabet aus 24 Buchstaben entwickelte.

Anders als bei den hebräischen Buchstaben, verfügt die Symbolik der griechischen und koptischen Buchstaben, nicht über den selben Bedeutungsumfang. Denn jeder hebräische Buchstabe ist neben seinem Laut- und Zahlenwert, auch ein Synonym für die Richtung des Raumes, die Sterne, Körperorgane und geheime Hieroglyphen. Wenn dies auch weniger für die griechischen Buchstabensymbole galt, war es für die Schüler der Gnosis, doch ein gutes Betätigungsfeld, um ihren Verstand zu erweitern.

Mit dem Wissen um die numerologische Buchstaben- und Textdeutung konnte man anderweitig erlangtes Wissen zusätzlich untersuchen.

Die Vier: Zahl des Allerhöchsten

In der Gnosis nennt man den Sitz der höchsten Gottheit, von wo aus alles Gute ausströmt, das Pleroma. Es ist das Lichtreich dass die Gottheit vollständig mit ihrem Geist erfüllt und alles Lebendige in der Welt des Seins durchwirkt. Zwar verwendet man hierfür andere Begriffe, doch auch Zentralasiens verwenden Schamanen dieses Konzept in ihrer Kosmologie.

Die spirituell höchste aller Zahlen, ist in der Gnosis die Zahl Vier. Die Eingebung der Vier erzeugt die Vorstellung des griechischen Alphabets. Das heißt, sie kommt aus dem Lichtreich des Pleroma und offenbart sich den sterblichen Menschen, in ihrer weiblichen Form – wäre doch die Lichtmacht ihrer männlichen Form nach, der Welt unerträglich. Nicht zufällig vermeiden gläubige Juden den vierbuchstabigen Namen Gottes JHVH laut zu äußern. Warum das so ist, darauf gehen wir später noch genauer ein.

Eine Vorstellung von der Hoheit der Vier, gibt es aber auch in Indien. Um mit den Menschen in Verbindung zu treten, vermittelt Shakti die Kraft Gottes. Als die aktive Energie des Kosmos, gilt sie im Hinduismus als weibliche Urkraft des Universums. Ohne Shakti, so die indische Lehre, könne ein Sterblicher die Kraft des höchsten Gottes (den die Vier repräsentiert) nicht ertragen – er müsse sterben.

Der Große Name

Viele Schriften der Gnostiker sind verloren. Entweder brannten ihre Manuskripte auf den Scheiterhaufen oder verrotteten in ihren Höhlenverstecken. Viele der gnostischen Lehren, wurden uns daher überliefert aus polemischen Schriften der Gnosis-Gegner. Insbesondere Irenäus von Lyon (135-200 n. Chr.), einem vehementen Gegner der christlichen Gnosis, verfasste viele Texte aus denen man von der alten Lehre der Gnosis erfährt.

Durch Irenäus wurde z. B. ein Manuskript überliefert, dass für unsere folgenden Betrachtungen von Bedeutung ist. Er schrieb in seiner Polemik über die gnostische Lehre des Markus Magus (Markus der Magier). Es ist die Lehre von den 30 Elementen:

Der Vater ist sogar nicht der Eine, ist über alle Möglichkeiten des Denkens und Seins erhaben, ist weder männlich noch weiblich. Als er zuerst wollte, dass seine Unaussprechlichkeit ins Dasein trete und seine Unsichtbarkeit ins Dasein trete und seine Unsichtbarkeit eine Form annehme, öffnete er seinen Mund und sprach ein Wort. Dieses Wort war ihm gleich. Es erschien derart vor ihm und war das Mittel, um ihm zu zeigen, was er selbst ist. Nämlich erschien er selbst in Form seiner eigenen Unsichtbarkeit.
Er sprach also den großen Namen aus: Der Vater sprach das Wort und die erste Note des Namens, war ein (Ur)Ton aus vier Elementen. Auch der zweite Name hatte vier Elemente. Der dritte Name hatte zehn – der vierte und letzte Name hatte zwölf Elemente. Im Aussprechen des ganzen Namens kamen also 30 Elemente, in vier Gruppen in die Welt.

Jedes dieser 30 Elemente hat wiederum seinen individuellen Ausdruck und charakteristischen Buchstaben, wie auch Bildsymbole. Doch keines dieser Elemente kennt den Urton, dessen Element es ist. Es kennt auch nicht die Klänge der anderen Elemente, sondern nur seinen eigenen Klang. Alles was es weiß, ist sein eigener Name. Wenn es diesen Namen ausspricht, irrt es aber, da es glaubt den wahren, den großen Namen auszusprechen.

Nun, so die Gnostiker, soll die Wiederherstellung aller Dinge stattfinden, wenn alle diese 30 Urelemente zum selben Ton oder Buchstaben gelangen und ein und die selbe Note hervorbringen: den Urton. Daher das gemeinsame Amen in der Kirche. So waren all die göttlichen Urelemente, mit all ihren Unterformen von Tönen, Klängen und Buchstaben, Teil des göttlichen Wesen, das den symbolischen Namen “Kirche” trägt. Der griechische Ausdruck für die Kirche, “Ecclesia”, bedeutet “Hervorrufen” und steht stellvertretend für den wirklichen Namen, der nun den Eingeweihten mitgeteilt wurde. Die Kirche war die weibliche Seite der vierten der heiligen Vier – eine Spiegelung des Herren des Pleroma.

Das Echo des allerhöchsten Namens

Als der Klang, das letzte der 30 Elemente von sich gegeben hatte, seinen ihm eigenen Ton, erklang schließlich das Echo aller dieser Elemente. Hieraus wurde eine zweite Serie von Elementen geboren, die zur Ursache wurde für alle uns bekannten Dinge in der Welt.

Der letzte göttliche Ton wurde dann von seinem erzeugenden Klang zur Höhe getragen, um den göttlichen Namen zu vollenden. Sein Echo aber setzte sich weiter nach unten fort und verblieb dort, so als wäre es aus dem Pleroma hinausgeworfen worden.

Was für dieses letzte Element galt, war ebenso gültig für die anderen Elemente. Jedes Element selbst, enthält aber wieder Elemente, mit deren Hilfe das Urelement erklingen kann, bis in die Ewigkeit.

Hiermit machte Markus der Magier seinen Schülern begreiflich, wie es sich mit den koptischen Buchstaben der heiligen Schrift verhält. Nehmen wir z B. den Buchstaben Delta Δ (δελτα) und spreche ihn aus. Mit seiner Aussprache erhalten wir sofort fünf Buchstaben: δ Delta, ε Epsilon, λ Lambda, τ Tau und α Alpha – aus Ihnen setzt sich der Name des Buchstaben zusammen. Der zweite Buchstaben Epsilon setzt sich wiederum zusammen, aus ε Epsilon, ψ Psi, σ Sigma, ι Iota, λ Lambda, ο Omikron und ν . Ebenso ließe sich dann also mit dem Lamda, Tau und Alpha verfahren, die sich ja jeweils wieder aus Buchstaben zusammensetzten, so dass man ein, sich unendlich ausbreitendes Geäst erhielte.

Der Aura-Körper des Menschen

Markus dem Magier fährt in seinem Manuskript dann fort, mit der Beschreibung der Aura des himmlischen Menschen. Die 24 Buchstaben, so Markus, bezeichnen die Glieder des himmlischen Menschen. Diese Buchstaben des griechischen Alphabets lassen sich wie folgt unterteilen:

  • 9 Konsonanten,
  • 8 Liquida (Halbtöne) und
  • 7 Vokale.

Als tonlose Elemente, sind die neun Konsonanten die Repräsentanten der geistigen Wahrheit. Die Liquida befinden sich zwischen den tonlosen und klingenden Buchstaben und sind damit ein Abbild von Wort und Leben. Sie empfangen aus der Höhe die Ausströmungen des Ungeoffenbarten und nehmen auf, was aus dem Offenbarten zu ihnen aufschwingt. Die Vokale stellen die Elemente von Mensch und Kirche dar, da der Ton vom Menschen ausging und alle Dinge formte. Aus dem Echo seiner Stimme, erhielten sie ihre Form.

Damit erhalten wir nun drei Zahlen: Neun, Acht und Sieben. Zusammen ergeben sie:

9 + 8 + 7 = 24

Markus der Magier kam nun auf die Idee, der Neun die Eins zu entziehen und sie der Sieben hinzuzufügen, so dass die Rechnung so aussähe:

(9-1) + 8 + (7+1) = 8 + 8 + 8 = 24

Das war eine Anspielung auf den Namen “Jesus”, den die sechs griechischen Buchstaben ιησουσ bilden. Jeder dieser Buchstaben enthält einen Zahlenwert. Erst um 500 n. Chr. kam aus Indien das Stellenwertsystem in den Westen. Zahlen wurden davor durch die Buchstaben des Alphabets notiert. Mit diesem Zahlensystem arbeiteten auch die Gnostiker, bei der Auslegung der heiligen Namen (wie vor ihnen schon die Kabbalisten).

Folgende Tabelle zeigt, wie die Buchstaben des griechischen Alphabets mit bestimmten Zahlenwerten korrespondieren:

 

Griechisch Koptisch Zahl
Alpha α Vokal 1
Beta β Konsonant 2
Gamma γ Konsonant 3
Delta δ Konsonant 4
Epsilon ε Vokal 5
Zeta ζ Liquida 7
Eta η Vokal 8
Theta θ Konsonant 9
Iota ι Vokal 10
Kappa κ Konsonant 20
Lambda λ Liquida 30
My μ Liquida 40
Ny ν Liquida 50
Xi ξ Liquida 60
Omikron ο Vokal 70
Pi π Liquida 80
Koppa Ϟ 403 v. Chr. als Konsonant abgeschafft 90
Rho ρ Liquida 100
Sigma σ Liquida 200
Tau τ Konsonant 300
Ypsilon υ Vokal 400
Phi φ Konsonant 500
Chi χ Konsonant 600
Psi ψ Liquida 700
Omega ω Vokal 800

 

Gemäß den Zahlen in der Tabelle, erhalten wir für den Namen ιησουσ Jesus also:

ι + η + σ + ο + υ + σ ⇒

10 + 8 + 200 + 70 + 400 + 200 = 888

Im Zusammenhang mit obigem Zitat, bedeutet das:

Er, der seinen Sitz beim Vater hatte (dem Geist), verließ diesen Sitz und stieg herab zu der einen gesendet, von der er getrennt war (der Versammlung der Menschheit), um die göttliche Schöpfung wieder ins Gleichgewicht zu bringen. So sollte die Einheit des Pleroma wieder ausgewogen werden, um daraus ein Einheit zu schaffen. Die 7 erhielt von der 9 die 8 und die drei oben dargestellten Regionen wurden gleich gemacht in ihrer Zahl, nämlich dreimal 8, die zusammen 24 ergeben. Wobei die Ziffern der 24 zusammen 2 + 4 die 6 ergeben, die Anzahl der Buchstaben des Namen ιησουσ (Jesus). Fügt man diese 6 zu den 24, so hat man wiederum die 30 Äonen des Pleroma.

Auslegung der Evangelien

Für die Gnostiker waren die Legenden der Evangelien nicht unbedingt geschichtlich. Eher sahen sie darin Allegorien und symbolische Darstellungen des Dramas der Initiation. Damit gewinnt die Sache der numerologischen Deutung natürlich einen ganz anderen Sinn.

Die Verklärung Christi auf dem Berg Tabor z. B., war ein symbolisches Bild des göttlichen Wirkens, dass sich im Menschen offenbart. Dies geschah ab einem gewissen Moment in jenen, die nach Vollkommenheit strebten. Damit war es ein bestimmtes Stadium der Einweihung.

Aus dem Markus-Evangelium erhalten wir einige Zahlenangaben aus diesem Ereignis:

Sechs Tage danach nahm Jesus Petrus, Jakobus und Johannes beiseite und führte sie auf einen hohen Berg, aber nur sie allein. Und er wurde vor ihren Augen verwandelt; seine Kleider wurden strahlend weiß, so weiß, wie sie auf Erden kein Bleicher machen kann. Da erschien vor ihren Augen Elija und mit ihm Mose und sie redeten mit Jesus. Petrus sagte zu Jesus: Rabbi, es ist gut, dass wir hier sind. Wir wollen drei Hütten bauen, eine für dich, eine für Mose und eine für Elija. Er wusste nämlich nicht, was er sagen sollte; denn sie waren vor Furcht ganz benommen. Da kam eine Wolke und warf ihren Schatten auf sie, und aus der Wolke rief eine Stimme: Das ist mein geliebter Sohn; auf ihn sollt ihr hören. Als sie dann um sich blickten, sahen sie auf einmal niemand mehr bei sich außer Jesus. Während sie den Berg hinabstiegen, verbot er ihnen, irgendjemand zu erzählen, was sie gesehen hatten, bis der Menschensohn von den Toten auferstanden sei.

– Markus 9:2-9

“Sechs Tage danach” heißt eigentlich siebter Tag, da er dem Ereignis folgte. In Verbindung mit der Aussage, dass Jesus die drei Jünger “auf einen hohen Berg” brachte, ist das ein klares Bild für einen höheren Grad des Bewusstseins.

Jesus stieg als Vierter hinauf und wurde der Sechste. Was bedeutet das? Er nahm mit sich Petrus, Jakobus und Johannes auf den Gipfel des Tabor, wo sie zu viert waren. Zu ihnen kamen dann noch Moses und Elijas. So waren sie also zu sechst.

So erhalten wir drei Zahlen:

  • Eins für Jesus Christus
  • Drei für Petrus, Jakobus und Johannes, und
  • Zwei für Moses und Elijas.

Die Eins steht für Jesus selbst. Die Drei ist Symbol für die Macht, die Jesus schon über die grobmaterielle (Petrus), die feinstoffliche (Jakobus) und die Geistesebene (Johannes) gewonnen hat. Die Zwei repräsentiert die geistigen (Moses) und göttlichen (Elijas) Kräfte, die ihn willkommen heißen und unterstützen. Hiermit wird der Initiant zur Sechs und hat jetzt das vollkommen-geistige Bewusstsein, ist ein Erleuchteter, denn er hat Gier, Hass und Verblendung vollständig abgelegt:

Und er wurde vor ihren Augen verwandelt; seine Kleider wurden strahlend weiß, so weiß, wie sie auf Erden kein Bleicher machen kann.

Dieser Erleuchtete enthält in sich alle Elemente (für die die obigen 24 Buchstaben stehen). Im Falle des Christus war diese Tatsache schon vorgebildet durch die Taufe im Jordan. Dafür stand die Herabkunft der Taube. Sie ist das Symbol für das Alpha α und Omega ω, über das Jesus Christus sagt:

Ich bin das Alpha und das Omega, der Erste und der Letzte, der Anfang und das Ende.

– Offenbarung 22:13

Alpha α und Omega ω sind entsprechend die Zahlenwerte:

1 + 800 = 801

Und diese Summe erhalten wir ebenfalls, wenn wir die Buchstabenwerte für das griechische Wort für “Taube” addieren:

περιστερα (Peristera)

80 (π) + 5 (ε) + 100 (ρ) + 10 (ι) + 200 (σ) + 300 (τ) + 5 (ε) + 100 (ρ) + 1 (α) = 801

Söhne des Lichts

Alpha und Omega: beide Buchstaben deuten im esoterischen Christentum auf die Wesensähnlichkeit von Jesus und Adam. Jesus ist der neue Adam, ist damit gleichzeitig erster und letzter “Menschensohn”. Am sechsten Tag offenbarte die göttliche Ordnung den Himmelsmenschen (Jesus) zur Neugeburt des Erdenmenschen (Adam). In der sechsten Stunde begann die Passion Christi: da wurde der Geweihte ans Kreuz geschlagen.

Nun ist die Sechs eine wichtige Zahl im Ereignis der Initiation. Zum einen entsprach sie als chaldäische Zahl der Sonne, dem Lebenslicht. Andererseits steht bei den Autoren der Gnosis die Zahl Zwei (Dyade) für die Schöpfung, bzw. die Herabkunft Christi. Während für sie die Drei (Triade), Zahl der Wiedergeburt und des Aufstiegs ist. Vereinigt ergeben sie die Hexade: 2 × 3 = 6.

Damit ein Wort aussprechbar wird, benötigt es Selbstlaute aus den sieben Vokalen. Jeder dieser Buchstaben steht für die siebenfache Hierarchie des Weltalls. Entsprechend der siderischen Zyklen der sieben chaldäischen Himmelskörper Sonne, Mond, Mars, Merkur, Jupiter, Venus und Saturn, ergibt sich folgende Zuordnung:

 

Alpha α 1. Sphäre Mond
Epsilon ε 2. Sphäre Merkur
Eta η 3. Sphäre Venus
Iota ι 4. Sphäre Sonne
Omikron ο 5. Sphäre Mars
Ypsilon υ 6. Sphäre Jupiter
Omega ω 7. Sphäre Saturn

 

Sie sind der Geist des göttlichen Wortes – des Logos. In der Gnosis nennt man sie die “siebenfache Erhabenheit”, durch die sich die Frucht des göttlichen Schöpfers offenbart. Gemeinsam bilden die sieben Sphären das Gebäude des göttlichen Denkens.

Der Weltbaumeister, der Demiurg, ist eine Wiederspiegelung dieses universalen Logos. Allerdings ist er in dieses göttliche Gebäude nur hineingelegt, ist abgeschieden und damit außerhalb des Pleroma. Zwar steht in seiner Macht die Welt zu erschaffen, doch er erkennt nicht, dass er selbst als Teil etwas Größerem dient. Er kannte nicht das wahre Bild der ruhenden, ewigen Art des Logos – war er doch selbst ein Produkt dessen Mangelhaftigkeit, die er ewigen Natur entsprang. So bildete der Demiurg die Ewigkeit also nach, fügte zahllose Jahre und Zeit-Abschnitte (Äonen) aneinander. Vielfache Zeiteinteilungen, meinte er, ahmten die Unendlichkeit nach. Damit aber ging er einer Unwahrheit nach und sein Werk, so die Gnostiker, begann irgendwann ein Ende zu nehmen – dann wenn sich die Zeiten erfüllt haben.

Logos und Weltseele

Beseelt werden die sieben Sphären durch die Kraft des göttlichen Logos. Zwar geschieht das durch die Macht, über die der Demiurg handelt, doch das Wesen der Weltseele ist ewig – das des Demiurgen endlich. Durch das Ausströmen des Lebens aus dem göttlichen Logos, wurde nun durch den Demiurgen, eine Weltseele des sichtbaren Kosmos gezeugt. Jenes Strömen aus dem Logos aber, ist “nur” die Wiederspiegelung des Lebens aus dem glänzenden Lichtmeer des Pleroma. Der Demiurg aber glaubt von seinem Werk, es sei aus seinen eigenen Willen entstanden. In Wirklichkeit aber sind die sieben Sphären der Weltseele, eine Kopie dessen, was als göttliches Leben aus der Welt der Sophia (Weisheit) ausstrahlt. Sie ist die allerhöchste Mutter. Jene sieben Sphären also, sind nichts als Diener, die dieser verborgenen Sphäre des universalen Lichtmeers gehorchen.

Die sieben Sphären erklingen zusammen in den Tönen der sieben Vokale α (A), ε (kurzes E), η (langes E), ι (I), O (kurzes O), υ (U) und ω (langes O). Sie harmonieren und bilden zusammen einen Ton der hinaufklingt bis zum göttlichen Logos. Ihr Echo aber dringt hinab zur Erde und spielt dort die Rolle des Formers aller irdischen Menschenseelen.

Die Tetraktys

Bevor all diese Sphären vom Demiurgen geschaffen wurden, existierte ein Anfang. Der war unbegreiflich, unaussprechlich und unnennbar – ein wahres “Nichtsein”. Zugleich mit dieser Kraft der Nichtheit, existierte die Einheit. In Wirklichkeit aber sind beide eins und bilden als solches die Quelle des Weltalls. Sie nennt man die Monade. Selbst aber sind sie unerzeugt, unsichtbar, doch von ihnen strömen alle Äonen und Welten aus, alle Zeit und aller Raum. Symbol dieser Nichtheit ○, ist die “Nichtzahl”, die allerdings alle Zahlen enthält. Aus ihr quellen alle Zahlen hervor.

Aus der Dualität aus Nichtheit und Einheit, aus Null 0 und Eins 1, lassen sich vier Paare erzeugen, indem man sie ausschließt, kombiniert oder vertauscht:

00
01
10
11

Was aber letztendlich hinter Nichtheit und Einheit steht, bleibt unbeantwortet. Es gibt keine Möglichkeit jene Ursprünge mit menschlicher Sprache auszudrücken. Sie stehen für die Tetraktys, einen Namen den allein der Menschensohn (Jesus Christus) kennt. Doch in Wahrheit weiß auch er nicht, was die Vier in Wahrheit sind. Dieses letzte Wissen von der dahinter stehenden Wirklichkeit ist allein dem göttlichen Vater vorbehalten.

Die Gnostiker verwendeten vier Namen, wenn sie über die Tetraktys sprachen:

  • Unaussprechlich, αρρητος (appretos),
  • Schweigen, σειγη (seige),
  • Vater, πατηρ (pater) und
  • Wahrheit, αληθεια (aletheia).

Zählen wir die Anzahl der hier aufgelisteten griechischen Buchstaben zusammen, erhalten wir 7, 5, 5 und 7, die addiert die Summe 24 ergeben: die Anzahl der himmlischen Glieder des Menschen – Zahl der Elemente im Pleroma.

 

Nun gut. Vielleicht werden sie sagen, es sei beliebig, was aus den Buchstaben und ihren Zahlen zu machen sei. Letztendlich aber entstammen die Namen, die in jenen griechischen Buchstaben geschrieben werden, anderen, verborgenen Namen und gehören zu den Geheimnissen der Einweihung. Die Weisheit jedoch besteht darin, die Zahlenprozesse, die sich aus den heiligen Worten entwickeln, in Symbole umzuwandeln. Mit ihnen können wir uns den Gründen der uranfänglichen Evolution nähern und davon ableiten, wie sich die Hierarchien des kosmischen Weltenbaus zusammenfügten und dereinst auflösen werden.

Es wäre aber falsch, die obigen Rechenbeispiele vor dem Hintergrund der modernen Mathematik, Physik und Wirtschaftswissenschaften zu sehen – auch wenn sie an sich, natürlich alle einen sinnvollen Zweck erfüllen. Diese Art Rechnungen suchen jedoch nicht nach Genauigkeit. Schließlich gibt es keine Brüche oder Kommazahlen. Alles was betrachtet wird sind Ganzzahl, Form und Periodizität (wie etwa in der Zahl 888).

Die gnostische Zahlenmystik sucht bei der Auslegung der Heiligen Schrift nach besondere Mustern, anhand derer sie das Konzept des Weltenplans verstehen lernt. Dieser Artikel diente als Einführung in die Erkenntnislehre von Numerologie und Kabbala.

 

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