Unsere Namen

Der Name besaß in alter Zeit ein tiefes und reiches Leben. Das ist im Orient scheinbar auch so geblieben, wo Namen eine ganz andere Wahrheit und Bedeutung besitzen, als bei uns, wo Namen eher spontan wegen einer Mode vergeben werden. In den 1920er wurden Jungen meist »Hans« oder »Günter«, Mädchen meist »Ursula« oder »Ilse« getauft. 50 Jahre später dann »Stefan«, »Michael« und »Nicole« oder »Sandra«.

Natürlich haben auch diese Namen ihre besondere Schönheit und Einzigartigkeit, weshalb es sich immer lohnt, Herkunft und Bedeutung des eigenen Namens einmal genau zu untersuchen, denn er kam nicht zufällig »über uns«.

Dennoch: In orientalischen Ländern handhabt man Namensgebungen anders, da die Namen als Ausdruck des Wesens eines Menschen gedacht werden und denen damit eine hohe Bedeutung zukommt. Man nimmt sich dafür also Zeit, was im Westen zwar auch vorkommt, doch weniger verbunden ist mit einem damit überlieferten Brauch. Besonders eine alt-jüdische Tradition, den Erstgeborenen nach dem Namen eines mütterlichen Verwandten zu benennen, wäre solch eine überlieferte Sitte. Sie reicht in der Geschichte weit zurück und stammt noch auch der Kulturstufe des Matriarchats (also der Abstammungslinien von den Müttern). Ein Teil nämlich, geht laut dieser Tradition, aus der Gesamtseele des Mutterstammes über auf den Neugeborenen. Die meisten biblischen Söhne der Stammväter wurden darum von ihren Müttern benannt (mit Ausnahme zum Beispiel von Levi, der von Jakob benannt wurde).

Das es aber die Mutter war (und häufig auch heute noch ist) liegt an dem persönlich-emotionalen Empfinden einer jungen Frau, die mit Freuden, doch gleichzeitig dem Schmerz der Geburt die Grundzüge des Lebens eben in ihrem Erfahren ausdrückt. Darum sind es meist die Mütter, die in den ersten Büchern der Bibel Namensgeber sind.

Die Benennung durch den Vater, die sich dann mit dem Patriarchat entwickelte (dem Vaterstamm), bewirkte, dass zum Beispiel der Neugeborene im Judentum nach seinem Großvater benannt wird. Ist es einmal nicht der Name des Vaters oder Großvaters, so verwendet man im Hebräischen den Zusatz »ben« – »Sohn des …«, sowie »ben ben« – »Sohn des Sohnes …« (das heißt also des Enkels von …). Im Arabischen gilt die selbe Tradition, die auch in anderen islamischen Ländern übernommen wurde, wo entsprechend ein »ibn« beziehungsweise »bin«, als »Sohn des ….« in einem Namen zu lesen ist.

Auch aber im Westen wurden in alter Zeit die Namen entsprechend auf diese oder ähnliche Weise vergeben. In den Nordländern weisen darauf etwa die alt-germanischen Namen hin. Beispiele wären dafür etwa die Namen »Björnson«, »Torstenson«, »Hinrichsen«. Die deutschen Juden etwa übernahmen diese Tradition, woraus dann etwa so Namen entstanden wie »Mendelsohn«.

Wie eng im Orient der Name mit dem Wesen eines Menschen zusammenhängt, zeigt besonders deutlich der Umstand, dass, wenn gewisse Ereignisse die Eigenart dieses Menschen wesentlich beeinflussen, es oft auch zu einer Namensänderung kommt. So ist es etwa ein Brauch in Arabien, dass der Vater eines Neugeborenen dessen Namen annimmt und ihm das arabische »Abu« oder »Abu Al« voransetzt (»Vater des …«). Der Prophet Mohammed (as) nannte sich nach der Geburt seines Sohne Kasim, entsprechend »Abu Al-Kasim«.

Solch charakteristische Namensänderungen aber finden sich auch im ganz jungen Christentum, wo eben aus dem bekehrten »Saulus« ein »Paulus« wurde.

Aber besonders auch Könige sowie Päpste nehmen einen anderen Namen, beim Antritt ihrer neuen Rolle an. Das gilt im Übrigen auch beim Eintritt von Nonnen und Mönchen in Klöster.

In Indien beruhen die Namen eines Menschen insbesondere auf den Ursprüngen seiner Herkunft, im Kontext von Religion und Kaste. Viele Kinder erhalten mehrere Namen, als Teil der religiösen Lehre ihres Glaubens. Doch besonders auch das Horoskop einer Person spielt bei der Namensgebung eine Rolle, dass auf dem indischen »Nakshatra« oder Mondhaus basiert.

Menschen die einen neuen Glauben annehmen (zum Beispiel durch eine christliche Taufe oder ein islamisches Glaubensbekenntnis), wechseln in der Regel auch ihren Namen. Denn ein Mensch wird mit solch wichtigem Ereignis ein neues Leben antreten, weshalb ihm auch ein neuer Name gebührt.

Auf der selben Gedankengrundlage auch beruht ein uralter, anscheinend im Talmud erwähnter Brauch, einem todkranken Menschen einen neuen Namen zu geben, weil durch eine neue Namensvergabe sich der Menschen in ein neues Wesen hüllt und ihn so zu neuer Lebenskraft führen soll.

 

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