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Das Bild der Schleuse: Eine Metapher für Veränderungen

Als ich eines schönen Nachmittags im Herbst einmal im Südwesten Deutschlands spazieren ging, ereignete sich eine ganz einfache Begebenheit, die in mir jedoch einen erkenntnisreichen Gedanken auslöste: Zeiten des Übergangs bringen ihre Hürden und Schwierigkeiten mit sich, woran wir jedoch immer wachsen.

Ich war damals unterwegs am Ufer des Neckartals, dass sich erstreckt von Heilbronn bis nach Heidelberg. Unweit eines Flussknies, dass sich in der Nähe der kleinen hessischen Stadt Neckarsteinach befindet, hatte ich ein interessantes Erlebnis.

An einer Schleusenbrücke überquerte ich auf meiner kleinen Wanderung den Neckar, als sich gerade ein langer Frachtkahn auf dem Fluss in meine Richtung näherte. Er steuerte ganz gemächlich zu auf die unter der Brücke befindliche Schleuse, um sie weiter flussaufwärts zu durchfahren. Ich hatte Zeit und wollte mir das mal wieder ansehen.

Da also fuhr der lange Kahn langsam in die Schleusenkammer, doch es schien, als sei der Kapitän damit noch nicht recht erfahren gewesen, denn er steuerte sein Schiff etwas zu schräg in die Kammer, so dass sein Bug vorne an die Schleusenmauer stieß. Einige Wellen breiteten sich aus, so dass das Schiff ganz leicht zu schaukeln begann. Ein Matrose lief gleich vom Oberdeck ans Heck, um es an einem in der Schleusenkammer befindlichen Ankerhaken mit einem dicken Tau zu befestigen. Doch auch dort stieß das Heck an die Wand der Schleuse. Ob da der Schleusenwärter, als er die Tore hinter dem Schiff schloss, wohl seine Stirn runzelte?

Was mich beeindruckte, war den Wasserstrom zu beobachten, der vom höher gelegenen Abschnitt des Flusses über besondere Kanäle nun vom wasserbedeckten Boden in die Schleusenkammer sprudelte, so dass kurz, ganz viele Bläschen um das Schiff herum wie zu einem Schaum aufstiegen, den das vom Bug her sprudelnde Wasser nach oben trieb, samt des Kahns.

Als schließlich dieses lange Frachtschiff die benötigte Höhe erreicht hatte, öffneten sich vor ihm die Tore, so dass der Kapitän darauf sofort seine Fahrt fortsetzen konnte – bis in etwa 15 Kilometern, wo sich dann die nächste Schleuse befindet.

Irgendwie suggerierte mir diese kleine Episode was ja auch mir selbst schon widerfuhr: Mein Leben bewegte sich von einer Phase in die nächste und es gab da einen Abschnitt, wo mir jeder Ausweg verwehrt gewesen schien. Es war damals eben so wie auch hier für den Frachtkahn, vor und hinter dem sich geschlossene Tore befanden.

Das war ein Abschnitt in meinem Leben, wo ich wegen der damit verbundenen Ungewissheit, natürlich ebenso ungeschickt vorging, was zu jeder Menge unvorhergesehener Schwierigkeiten führte.

Als ich das Wasser da um das Boot aufbrodeln sah, dachte ich, dass das doch ein recht passendes Bild ist für entsprechende Emotionen, die in einer solchen Lebensphase teils ebenso wallend in einem emporsteigen. Der Frachtkahn erschien mir wie ein Symbol für meine physische Existenz in der Welt, die in dieser Phase Schwierigkeiten konfrontierten, während anscheinend mein Seelenleben, quasi als Steuermann meines irdischen Dasein, ebenso ins Wanken geriet wie wohl auch der Kapitän des genannten Schiffs.

Sicher aber steuerte der Schiffsführer seinen Kahn nach dieser Episode ein wenig erfahrener weiter, bis er nach dem kommenden Zeitabschnitt ruhiger Reise, dann eben die nächste Schleuse erreichte, um sie zu durchfahren und sich damit auf seinem Weg weiter zu erheben – erfahrener jedoch als zuvor.

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