Ptolemäisches Weltbild - ewigeweisheit.de

Über das Wirken Gottes in den Naturgesetzen

Menschen die sich heute mit Esoterik befassen, benutzen selbst Begriffe aus den Naturwissenschaften, um geistige Zusammenhänge zu erklären: Ausdrücke wie  »Energie« oder »Quantenphysik« sind dabei geläufig. Zu dieser Akzeptanz scheinen jedoch nur jene zu gelangen, deren Erkenntnisse nicht nur aus ihrer Vernunft geboren werden.

Offenbar sind sie mit beidem vertraut: Exoterik und Esoterik – dem äußeren und dem inneren Wissen. Vor der Industriellen Revolution war das ganz normal. Man betrachtete Spirituelles wie auch die Vorgänge in der Natur immer gemeinsam, auch wenn die damals verwendeten Begriffe dafür, andere waren.

Zwischen Wissenschaft und Theosophie

Vor der großen Revolutionen des 18. Jahrhunderts, kam in Schweden ein Junge zur Welt, der später als Wissenschaftler und Theosoph beeindruckende Schriften verfasste, in denen er das Wirken der Naturkräfte ebenso behandelte, wie auch spirituell gewonnene Erkenntnisse: Emanuel Swedenborg. Er war eben jemand, den man tatsächlich als Universalgenie bezeichnen könnte. Ganz gleich nämlich, ob man sich ihm aus naturwissenschaftlicher oder aus mystisch-religiöser Richtung nähert: Swedenborgs Werk ist ohne Frage beeindruckend. In seinem universalen Schaffen brachte er etwas hervor, worin sich die Fähigkeiten und Kenntnisse seiner Vorgänger anscheinend zu einer bis dahin nicht bekannten Form verbanden. Es scheint nämlich, als fügten sich in seinen Texten Erkenntnisse zusammen, die er in einem Studium der Lehren sowohl Euklids, Galens, Kopernikus’, Laplace’ oder Goethes gewann.

Swedenborg schien alle Geistesdisziplinen seiner Zeit zu beherrschen: Philologie und Philosophie, Mathematik und Naturwissenschaften. Doch er war ebenso ein Erfinder, wie auch ein kluger Finanzier, andererseits auch Poet, Mystiker, Metaphysiker und Theosoph. Emanuel Swedenborg sprach mehrere Sprachen, seine Schriften aber verfasste er ausschließlich in lateinischer Sprache.

Wegen seiner wissenschaftlichen Arbeit und technologischen Entwicklungen, adelte ihn 1719 Königin Ulrike von Schweden. In der heutigen Wissenschaftswelt aber ist sein Name weitgehend unbekannt. Das mag wohl daran liegen, dass in seinen naturwissenschaftlichen Werken eine gewisse Mystik mit anklingt.

Wer klar und vernünftig denkt, erkennt, dass das Weltall nicht aus Nichts heraus erschaffen wurde, weil er sieht, dass aus dem Nichts nicht etwas werden kann; denn Nichts ist nichts und daraus etwas zu machen, ist ein Widerspruch und somit gegen das Licht der Wahrheit, das der göttlichen Weisheit entspringt. Und was nicht aus der göttlichen Weisheit entspringt, das entspringt auch nicht aus der göttlichen Allmacht. Ein jeder, der klar und vernünftig denkt, sieht auch, dass alles aus einer Substanz erschaffen wurde, die Substanz an sich ist, denn diese ist das Sein selbst, aus dem alles Bestehende sein Dasein haben kann. Und weil Gott allein Substanz an sich und folglich das Sein selbst ist, so steht fest, dass die Existenz der Dinge keinen anderen Ursprung hat.

– Aus Swedenborgs Buch »Göttliche Liebe und Weisheit«, Absatz 283

Auch viele Gelehrte vor und nach seiner Zeit, machten viele besondere Entdeckungen und schienen ihrem Zeitalter voraus zu sein. Wohl empfand man den mystisch-theosophischen Kern, der in Swedenborgs naturwissenschaftlichen Werken anklang, als nicht vereinbar mit dem zu seinen Lebzeiten aufdämmernden Zeitalter der Aufklärung. Es war die wohl einschneidendste Periode in der Zeit der Säkularisierung, in der sich immer markantere Kennzeichen der Moderne verhärteten. In Europa und Amerika kam es zu einem andauernder Rationalisierungsprozess von Wissenschaft, Gesellschaft und Religion und den darin geführten Traditionen. Klerus und Adel verloren immer weiter an Bedeutung (Amerikanische Revolution, 1776; Französische Revolution, 1789) und neben der traditionsgebundenen Arbeit in der klassischen Landwirtschaft, entstanden besonders in West-Europa, davon abgelöste neue Tätigkeiten, im aufstrebenden »Zeitalter der Maschinen« und der ab 1750 beginnenden Industriellen Revolution (James Watts Verbesserung der Dampfmaschine, 1769).

Gewiss könnte man sagen, dass auch Swedenborg, als Erfinder und Beisitzer des Bergwerkskollegiums, zu dieser Entwicklung selbst beitrug. Doch was um ihn in dieser Zeit geschah und wonach andere seiner Zeitgenossen strebten, auf ihrer Suche nach theologie- und philosophiefreier Erkenntnis, war nicht vereinbar mit seinem theosophischen Schaffen.

Seiner Zeit weit voraus

Besonders den Anhängern Swedenborgs bedeutete seine Arbeit mehr, als nur das Werk eines genialen Geistes. Für sie war er der Prophet einer Neuen Christenheit, wo er als erwähltes Instrument Gottes die esoterische Bedeutung der Heiligen Schrift offenbaren sollte. Swedenborg soll auf diese Aufgabe aus der Geistigen Welt vorbereitet worden sein. In visionsartigen Träumen und Eingebungen richtete er sein inneres Gewahrsein aus, auf die spirituelle, himmlische Welt und vermochte daraus ein außergewöhnliches, theosophisches Wissen zu empfangen.

Man könnte durchaus sagen, dass sich Swedenborg darum dazu berufen sah, ein neues Bild des christlichen Glaubens zu enthüllen. Das geschah in einer Zeit, als die Menschen im Westen immer mehr an Religion zu zweifeln begannen. Nur sollte das Swedenborg überhaupt nicht davon abhalten zu zeigen, dass die Bibel tatsächlich und ganz real, durch die in ihr beschriebene gott-inspirierte Weisheit, in jedem Satz, Wort und in jeder Silbe, das innere Wesen Gottes beschreibt.

Weniger aber lag Swedenborg daran zu zeigen, dass Gott die physische Welt erschuf und ein auserwähltes Volk darin ernannte, als vielmehr das Verhältnis zu zeigen von Himmlischem, vom Menschen und der Erde, sowie die Wiedergeburt des Menschen, in seinem Leben nach dem Tod.

Dennoch: Swedenborgs mystisches Schaffen fand, ebenso wie sein naturwissenschaftliches Werk, in theologischen Fachkreisen kaum Zuspruch. Wer aber seine mystisch-theosophischen Schriften liest (beziehungsweise ihre Übersetzungen), der möchte sich kaum länger mit der Frage beschäftigen, wieso man an ihm überhaupt Kritik übte? Es war eben eine Zeit des Übergangs, wo die einen wie die anderen, besondere Standpunkte einnehmen wollten, um ihren Ruf nicht zu schädigen. So nämlich konnte einer dastehen, der im Übergang hin zum Zeitalter der Aufklärung, sich zwischen Wissenschaft und Religion bewegte, so wie eben Swedenborg.

Swedenborgs Esoterik

Er vermochte die Dinge deutlich auf den Punkt zu bringen, so dass das Lesen seiner Schriften wahrhaft erhellend wirkt. Im Folgenden seien einige Beispiele gegeben, die den wahren Esoteriker gewiss zu denken anregen dürften.

Der Herr hinsichtlich des Göttlichen Menschen heißt ‘Der Gottessohn’ und in Bezug auf das Wort ‘Der Menschensohn’.

– Aus »Die Lehre des Herrn«, Artikel 19

So dass der Herr alle Dinge in der Welt durch das Wort erfüllte, selbst in ihren kleinsten Details, was diese seine eigenen Worte beweisen: ‘Denn ich sage euch wahrlich: Bis dass Himmel und Erde zergehe, wird nicht zergehen der kleinste Buchstabe noch ein Pünktchen vom Gesetz, bis dass es alles geschehe.’ (Matthäus 5:18)

Bei diesen Dingen geht es um die Kämpfe des Herrn gegen die Mächte der Hölle. Durch das ‘Kleid’ worin er verherrlicht wurde und das ‘rot’, damit ist das Wort gemeint, dem das Volk der Juden Gewalt antat.

– Aus »Die Neue Lehre des Herrn«, Kap. 7

Die Propheten stehen für das Wort in seiner vollendeten Bedeutung, das sein buchstäblicher Sinn ist, ein ‘Haargewand’; weshalb Elias in solch Gewand gekleidet, wo ein lederner Gürtel seine Lenden gürtete, ebenso Johannes der Täufer.

– Aus »Die Neue Lehre des Herrn«, Kap. 8

Im Buch Jesaja lesen wir: ‘In dieser Zeit wird eine Straße von Ägypten nach Assyrien führen. Die Assyrer und Ägypter besuchen einander und dienen gemeinsam dem Herrn. Israel ist dann der Dritte im Bunde, ein Segen für die ganze Erde.’ (Jesaja 19:23f)

Spirituell bedeutet das, dass in der Zeit als der Herr auf Erden erschien, sollten Wissenschaft, Vernunft und Spiritualität eins werden und das dann die Wissenschaft der Vernunft, und wiederum beide der Spiritualität untergeordnet seien; wo Ägypten das Wissenschaftliche, Assyrien das Vernünftige und Israel das Spirituelle kennzeichnen.

– Aus »Die Heilige Schrift und der Schlüssel zu ihrer spirituellen Bedeutung«, Kap. 2

Damit ist erwiesen, dass alleine im Wort Geist und Leben ist, wie der Herr sagt: ‘Die Worte, die ich spreche, die sind Geist und sind Leben.’ (Johannes 6:63)

– Aus »Die Heilige Schrift und der Schlüssel zu ihrer spirituellen Bedeutung«, Kap. 4

Wenn Swedenborg seine Interpretationen zu den Bibelzitaten verfasste, geschah das, um dem Leser die dahinter liegenden Bedeutungen auf eine Weise zu vermitteln, die ganz klar das wiedergibt, was das Bibelwort eigentlich meinen könnte.

Das Wort befindet sich auf Erden, stellvertretend für eine von Gott ausgehende heilige Wahrheit. Doch man sollte sich Gott immer von Seitens des Geistlichen nähern. Wem das nämlich gelingt, der hat den Schlüssel gefunden, womit er seinem Geist die Tore des Himmels zu eröffnen vermag. Um diesen Schlüssel aber zu erhalten, muss er sich zu Gott dem Herrn begeben – in Gebet und in Vision.

Der schwedische Wissenschaftler und Mystiker Emanuel Swedenborg - ewigeweisheit.de

Der schwedische Wissenschaftler und Mystiker Emanuel Swedenborg (1688-1772). Portrait von Per Krafft dem Älteren.

Eine spirituelle Herangehensweise an die Wissenschaft

Rein äußerlich könnte man Swedenborg als einen einfachen, gläubigen Menschen bezeichnen. Doch er war weniger jemand, den man heute einen »Denker« nennt. Er stand in Kontakt mit der geistigen Welt, wo ihm in Visionen anscheinend Wesenheiten begegneten, die ihm das mitteilten, was er dann zu Papier brachte. So war er also vielmehr »Seher«, als nur ein intellektueller Verstandesmensch. Was sich um ihn tat, in der Welt des Intellekts, schien an ihm relativ unbemerkt vorüberzuziehen.

Hauptsächlicher Glaubenssatz in Swedenborgs Lehre, sind seine Theorien über die Heilige Schrift und die in ihren Worten verborgenen Bedeutungen. Man könnte hier auch von einer mystischen Schriftauslegung sprechen, die natürlich schon viel älter ist als Swedenborg. Was ihm jedoch gelang, war spirituelle Lehren auf etwas zu reduzieren, so dass er ihnen damit eine besondere Systematik verlieh.

Hätte Swedenborg um die dereinstige Kritik der Mystik und des Glaubens gewusst, vielleicht hätte er seine spirituelle Herangehensweise an die Naturwissenschaften weniger betonen müssen. Gleichzeitig aber kann nicht mit Sicherheit gesagt werden, ob er, hätte er von eben solcher Kritik erfahren, sich davon beeindrucken lassen. Er war eben keiner der nur religiöse Bücher wälzte und daraus gewonnenes Wissen in frommer Ehrerbietung wiederum selbst zusammenfügte. Frömmigkeit und Gebet schienen für Swedenborg unabhängig voneinander zu gelten.

Frommheit besteht aus frommem Denken und Reden, aus viel Zeit im Gebet, dem man sich bescheiden ergibt, häufig Bethäuser aufsucht, um dort den Predigern zu lauschen, jedes Jahr regelmäßig die Heiligen Sakramente zu empfangen, sowie andere Bestandteile der Gottesverehrung durchzuführen, gemäß kirchlicher Sakramente.

[…]

Das Gebet, an sich betrachtet, ist ein Diskurs mit Gott; und es gibt da dann eine gewisse wahrgenommene Intuition für jene Dinge, die Gegenstand des Gebets sind und von denen sich ein direkter Einfluss auf die Wahrnehmung oder das Denken des Betenden ereignet. […] Daher hieße zu beten, der inneren Bedeutung nach, einen Schaffensprozess zu signalisieren.

– Aus Arcana Cœlestia, »Geheimnisse des Himmels«

Swedenborgs Philosophie vom Leben

Aus der himmlischen Weisheit und Theosophie Swedenborgs, lassen sich gewisse Vorstellungen einer »Kraft der Liebe« ableiten, die dem Leser nach und nach, ein durchaus immer edleres Empfindungsvermögen vermitteln. Wer sich längere Zeit mit seinen Schriften beschäftigt, dessen tiefere Seelenschichten beginnt ein Licht zu durchdringen, das im übetragenen Sinne dem Licht des Sonnenuntergangs ähnel: es durchdringt doch blendet nicht. Es ist etwas, dass alle geistigen und überall wirkenden Vorgänge antreibt: sei es im Ozean, in den Bewegungen der Winde, in den Höhen des blauen Himmels oder im Geiste eines Menschen.

Für Swedenborg ist die Liebe des Menschen sein wahres Leben. Und so wie diese seine Liebe ist, so ist sein lebendig menschliches Dasein.

Der Mensch weiß, dass es Liebe gibt, er weiß aber nicht, was sie ist. Er weiß, dass es Liebe gibt aufgrund der allgemeinen Rede. Man sagt ja zum Beispiel: Dieser oder jener liebt mich, der König liebt seine Untertanen, und diese wiederum lieben den König; der Gatte liebt seine Gattin, die Mutter ihre Kinder und umgekehrt; ein Mensch liebt sein Vaterland, seine Mitbürger und seinen Nächsten. Dasselbe sagt man auch, wenn es nicht um Personen geht, zum Beispiel man liebe dies oder jenes. Doch obgleich der Ausdruck ‘Liebe’ so oft vorkommt, weiß doch kaum jemand, was Liebe wirklich ist.

– Aus »Die Göttliche Liebe und Weisheit«

Laut Swedenborg kann die wahre Natur der Liebe nur erkennen, wer Gott erkannt hat. Denn in Gott sind Leben, Liebe und Weisheit vereint. Liebe und Weisheit sind dabei selbst die wesentlichen Formen, die Leben und Sein umfassen. Wäre dem nicht so, bildeten sie lediglich ein ursächliches Wesen, was selbst jedoch keine Realität besitzt.

Da nun Gott selbst das Leben ist, lässt sich aus dem Gesagten ableiten, das er nicht erschaffen wurde. Denn um erschaffen zu sein, muss etwas anderes erschaffen haben. Und wenn das Leben wegen des Wirkens durch etwas Anderes existiert, müsste es von einem anderen Wesen ausgehen. Und das natürlich wäre das Leben an sich.

Swedenborg war indes klar, dass dieses Leben an sich, nicht erschaffen werden kann. Denn Leben ist allein die innerste Wirksamkeit von Liebe und Weisheit. Und diese beiden Wahrheiten existieren in Gott, sind Gott. Alles Erschaffene besteht fort und bewegt sich, weil es eben etwas gibt, das als Agens darauf einwirkt. Demnach besteht alles Existierende fort, wegen eines ersten Seins. Dieses Sein ist zwar unerschaffen, doch das Leben als Prinzip besteht an sich immer. Daraus folgt, dass Gott einerseits das Leben und unerschaffen ist, andererseits aber auch, dass Gott nichts erschaffen hat, was prinzipiell selbst das Leben sein könnte. Ein nicht ganz einfach zu verstehender Sinn, in den sich diese Formulierung kleidet. Dazu Swedenborg:

Nichts im geschaffenen Universum ist Wesen oder Form an sich, oder Leben an sich, oder Liebe und Weisheit an sich. […]

Das was an sich ist, ist unerschaffen und unendlich; was aber daraus entstand, hat nichts von dem an sich, da es erschaffen und vergänglich ist. Und das verkörpert das Bild von Ihm, durch den es existiert und ist.

– Aus »Die Göttliche Liebe und Weisheit«

Wenn nun Leben als solches nicht erschaffen werden kann, wie sollen dann aber die lebendigen Dinge im Universum erklärt werden?

weil Gott allein Substanz an sich und daher das Sein selbst ist, ist offenbar, dass von nirgends anders her das Dasein der Dinge ist.

– Aus »Die Göttliche Liebe und Weisheit«

Damit muss jedem klar sein, dass das Universum nicht aus Nichts erschaffen sein kann.

weil er sieht, dass aus Nichts nicht Etwas werden kann; denn Nichts ist nichts, und Etwas aus Nichts machen, ist sich selbst widersprechend, und was sich selbst widersprechend ist, das ist gegen das Licht der Wahrheit, das aus der göttlichen Weisheit ist

– Aus »Die Göttliche Liebe und Weisheit«

Anscheinend bekennt sich Swedenborg als Christ zu etwas, dass eigentlich der christlichen Orthodoxie widerspricht. Es sieht danach aus, als bewege er sich in Richtung der Pantheisten, die sagen, dass Gott und das Universum identisch sind und damit in Allem existent.

Wenn es heißt, dass Etwas aus Nichts gemacht ist, bezeichnet das Wort ‘aus’ keine materielle Ursache, sondern eher eine Abfolge von Schritten, gemäß derer dieses Ding geschaffen wird. Darum, wenn wir sagen: Aus dem Morgen entsteht der Mittag, wollen wir sagen, nach dem Morgen kommt Mittag.

– Aus der »Summa Theologica«

Wenn es also in der Schrift heißt, die Welt sei aus dem Nichts erschaffen, ist damit keine Schöpfung aus der »Nichtexistenz« gemeint, als eben dem Vorher wo die Welt als solche noch nicht existierte und dann eben entstand.

Swedenborg beschrieb Gott als ewige Liebe, Weisheit und Macht, die in allen Dingen existiert und aus denen diese Dinge entstanden. Aus dem Ewigen entsteht das Vergängliche und ebenso verschwindet es daraus wieder. Das ist die Schöpfung alles Geistigen und Materiellen aus dem Nichts, also genauer gesagt der Nichtexistenz, in der es sich schließlich wieder auflöst.

Das gesamte Universum galt Swedenborg als Ausdruck des Spirituellen und der Grund dafür, weshalb unendliche Liebe und unendliche Intelligenz darin erkennbar sind. Gottes Gegenwart im erschaffenen Universum ist immanent, obwohl er sich davon in seiner Transzendenz unterscheidet.

Mit dieser Definition von Leben, Liebe und Weisheit, nimmt Swedenborgs Lebensphilosophie ihren Anfang und wenn demnach Gott das Leben ist, so war für ihn diese Philosophie vom Leben auch eine Theologie.

Alles Denken und Wollen fließt ein, aus dem Geist Gottes

Es lohnt sich erwähnt zu werden, dass […] niemand, weder im Himmel noch in der Hölle, aus sich denkt, spricht, will und handelt, sondern (immer) aus anderen, und damit letztendlich alles und jeder aus dem allgemeinen Einfließen des Lebens, das vom Herrn ausgeht. Wenn ich Leute sagen hörte, dass ein Sendling (im Oringinal »subjectum«, der Träger oder Empfänger des göttlichen Geistes) nichts aus sich selbst denke und spreche, und das derselbe freilich glaube, er tue es nur aus sich, wurde mir öfters gegeben, mit denen zu sprechen, die in den Sendling einflossen. Und als sie auf diese Aussage bestanden, dass sie aus sich selbst dächten und sprächen, nicht aber jener Sendling, und weil sie bei dieser Meinung blieben, wurde mir auch gegeben ihnen zu sagen, dass das eine Täuschung sei, und das sie ebenso wie die Sendlinge aus anderen dächten und sprächen. Um diese Sache zu bestätigen, durfte ich auch mit denen sprechen, die in letztere einflossen; und da auch diese das Selbe bekannten, auch mit denen, die wiederum in diese einflossen, und so fort in zusammenhängender Abfolge. Daher wurde dann klar, dass ein jeder aus anderen dachte und sprach.

[…]

Das erregte in den Geistern die größte Entrüstung, denn ein jeder von ihnen will aus sich selbst denken und sprechen. Doch da sie belehrt wurden, wie sich die Sache verhalte, wurde ihnen gesagt, dass alles Denken und Wollen einfließe, weil es nur ein einziges Leben gebe, aus dem diese Befähigungen stammen, und dass das Leben vom Herrn einfließe durch eine wundersame Form, welches die himmlische Form ist, nicht nur allgemein in alle, sondern insbesondere auch in jeden.

– Aus »Himmlische Geheimnisse«

Swedenborg vermittelt mit diesem Zitat den Eindruck, das der Mensch, sowie alle weiteren geistigen Wesen, nicht aus sich selbst denken, sondern, dass andere durch uns denken. Was aber mit »anderen« gemeint ist, müsste im Einzelnen noch genauer definiert werden.

Gemäß der Aussagen Swedenborgs, denkt der Mensch nicht aus sich selbst, sondern es fließen ihm andauernd Gedanken von höllischen und himmlischen Geistern ein. Das hört sich recht drastisch an, doch wie wir wissen, hat der Mensch einen freien Willen, oder sagen wir, die Freiheit zu entscheiden, ob er sich himmlischen oder höllischen Einflüssen öffnet.

Das Tier hingegen werde »als Wissen geboren«, denn es kenne sofort die ihm zuträgliche Nahrung ohne dies erst erlernen zu müssen. Ein Kleinkind hingegen greift nach allem was man ihm vorlegt und bringt es zum Mund. Der Mensch wird nicht geboren als Wissen, sondern als Neigung und Ahnung: als Fähigkeit Wissen zu erlangen und als Neigung andere zu lieben. Und damit erhebt er sich über die Tiere, denn nicht nur besitzt er die Fähigkeit zu wissen, sondern auch dieses Wissen zu verstehen und durch seine Lebenserfahrung dadurch weise zu sein.

Swedenborg sagt, dass der Mensch sich durch dieses Wissen weit über jenes angeborene Wissen der Tiere erhebt, und auch erkennen kann, was ihm aus der geistigen Welt zuströmt, wie etwa die Philosophen und Mystiker oder aber die Propheten unter ihnen. Da stellt sich natürlich die Frage, ob der Mensch aus sich denkt oder ob, wie Swedenborg schreibt, »allein Geister durch ihn denken«.

Swedenborgs Schriften brauchen Zeit

Wie auch bei anderen Portraits, die über solche Geistesgrößen wie Emanuel Swedenborg verfasst wurden, ist es auch hier fast unmöglich, in einem einzigen Artikel sein Leben und Werk zu skizzieren. So konnte hiermit nur ein winziger Ausschnitt gegeben werden dessen, was Swedenborgs eigentliches Werk beinhaltet und welch umfängliche Weisheiten sich darin finden. Man muss Swedenborg eben selbst lesen, um die hier gemachten Behauptungen über seine Genialität zu erkennen. Denn nicht etwa gewann er in seinen Ausführungen über die geistige Welt die Menschen seiner Zeit: Was Psychologie und Seelenlehren anbelangt, war Swedenborg seiner Zeit weit voraus.

Vielleicht konnte gezeigt werden, dass er als Wissender und genialer Denker, einen großen Teil zur Fortentwicklung der neueren Geistesgeschichte beitrug. Denn als Wissenschaftler wie auch als Philosoph, liefert sein universales Werk Sichtweisen, die bis in die heutige Zeit ihre Wirksamkeit und Validität bewahren. Man könnte durchaus behaupten, dass seine Arbeit tatsächlich so weit vorausschauend war, ihn insbesondere heute als Genie der Geistesgeschichte anzuerkennen. In damaliger Zeit nämlich, waren seine Mitmenschen einfach noch nicht in der Lage, nicht vorbereitet zu verstehen, was er an tatsächlicher Weisheit zusammenzufügen vermochte.

Zugegebenermaßen sind Swedenborgs Schriften auch nicht ganz einfach zu lesen. Wohl insbesondere, da sie eben erst durch Andere aus dem Lateinischen übersetzt werden mussten. Und die Übersetzung ist eben niemals das Original. Einmal davon abgesehen, dass hier keine Gleichsetzung mit Bibel, Koran oder anderen heilige Schriften gemeint ist, bleiben auch die Übersetzungen von Swedenborgs Schriften, wegen des Aussagegewichts des Originals, irgendwo immer auch »nur« Interpretationen. Sicher sind das aber Gründe dafür, dass der Durchschnittsleser damit schon nach kurzer Zeit konfrontiert wird. Denn wie auch bei anderen Mystikern und Theosophen ist es eben nicht nur ein »Ablesen« des Textes, sondern erfordert einen gewissen Studienaufwand. Doch der wird allemal belohnt!

Wer vielleicht schon nach den ersten Malen beim Lesen seiner Schriften den Wunsch verspürte, einfach aufzugeben, wird wohl nach etwas Zwischenzeit und einem zweiten Versuch, seine Texte wirklich loben lernen. Es braucht eben seine Zeit, bis man sich mit Swedenborgs charakteristischer Sprache vertraut machte. Das kennt der eine oder andere ja auch beim Studium anderer Autoren der Philosophie und Theosophie, etwa Fichte, Schelling, Hegel oder später Blavatsky oder Steiner, um einige zu nennen. Eigentlich aber ist es nicht der Autor sondern die Thematik, die Swedenborg an den Leser übergibt. Sie wirkt aus völlig neuer Perspektive auf sein Leben, Denken und seine religiöse Gesinnung.

Die Rolle die sein philosophisches Werk heute unter Intellektuellen einnimmt, könnte der zu seiner Zeit eingetretene Säkularisierung entgegenwirken. Vielerorts nämlich werden spirituelle Vorstellungen auch für die Wissenschaft wieder interessant. Nicht zufällig unterstreichen das heutige Adepten und weisen darauf hin, wie wichtig es ist sich mit dem Werk Swedenborgs zu beschäftigen.

Der Wunsch nach Ordnung in Zeiten des Chaos

Behauptete einer, wir lebten in unruhigen Zeiten: Wer würde da widersprechen? Besonders jetzt werden Rufe lauter, nach Lehren über die grundlegenden Wahrheiten in unserer Welt. Das in sehr alter Zeit die Menschen ein zufriedenes und friedliches Leben führten, dürfte jenen Lesern durchaus klar sein, die sich mit den Weltzeitaltern beschäftigten, wie sie etwa die Moderne Theosophie darstellt. Anscheinend gab es schon vor etwa 12.000 Jahren eine Hochzivilisation wie unsere heutige. Doch da sich die Welt unablässig in einem Prozess des Werdens befindet, scheint sich unsere Zivilisation gerade in eine dunklere Periode zu bewegen. Besonders da wird von immer mehr Menschen das Ewige im Vergänglichen gesucht.

Hier lassen sich in Swedenborgs Werk sicherlich wichtige Wegweiser finden, die durchaus dazu verwendet werden können die reinen Lippenbekenntnisse eines eigentlich säkularen Alltagsglaubens, durch spirituelle Wahrheiten auf das menschliche Leben anzuwenden. Wer Swedenborgs Schriften studiert bemerkt schnell, das sein Werk weniger eine Philosophie für Denker, als vielmehr eine Philosophie des Lebens ist. Swedenborg lag eben daran den Sozialstatus der Menschheit auf seine Weise zu regenerieren. Falsche Vorstellungen, Aberglaube und selbstsüchtige Gewohnheiten sollten dabei aufgelöst werden. Darin anscheinend liegt Swedenborgs geheimes Wirken, bis heute in unverminderter Strahlkraft.

 

1 Kommentar
  1. Es heißt auch das alles was
    Es heißt auch das alles was vor tausend Jahren als mystisch bezeichnet wurde, ist heute Wissenschaft und alles heute als mystisch bezeichnet wird, wird in naher Zukunft auch Wissenschaft sein. Oder auch das jede Fortschrittlichr Technologie keinen Unterschied zur Magie ist. Auch Nikola Tesla sagte, dass sobald sich die Wissenschaft wieder mit der Spiritualität zusammensetzt, es einen so enormen Fortschritt in der Technologie und Wissenschaft geben wird, wie jemals zuvor.

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