Melchisedek bringt Brot und Wein heraus - ewigeweisheit.de

Melchisedek – König von Salem

Wie aus dem Nichts tritt im 14. Kapitel der Genesis ein sagenhafter König auf: Melchisedek von Salem. Von seinem rätselhaften Erscheinen spricht auch der Apostel Paulus in einem seiner Briefe an die Hebräer. Darin aber erklärt er die christliche Natur dieses Königs und seine himmlische Aufgabe auf Erden, der auf Geheiß der Ordnung des Melchisedek auch Jesus folgen sollte.

Was hier angedeutet wird, beschreiben folgende Verse des fünften Paulus-Briefes:

Denn jeder Hohepriester, der von den Menschen genommen wird, der wird eingesetzt für die Menschen zum Dienst vor Gott, damit er Gaben und Opfer darbringe für die Sünden. Er kann mitfühlen mit denen, die unwissend sind und irren, weil er auch selber Schwachheit an sich trägt. Darum muss er, wie für das Volk, so auch für sich selbst opfern für die Sünden. Und niemand nimmt sich selbst diese Würde, sondern er wird von Gott berufen wie auch Aaron. So hat auch Christus sich nicht selbst die Ehre beigelegt, Hoherpriester zu werden, sondern der, der zu ihm gesagt hat ‘Du bist mein Sohn, heute habe ich dich gezeugt.’ Wie er auch an anderer Stelle spricht: ‘Du bist Priester in Ewigkeit nach der Ordnung Melchisedeks.’ Und er hat in den Tagen seines irdischen Lebens Bitten und Flehen mit lautem Schreien und mit Tränen vor den gebracht, der ihn aus dem Tod erretten konnte; und er ist erhört worden, weil er Gott in Ehren hielt. So hat er, obwohl er der Sohn war, doch an dem, was er litt, Gehorsam gelernt. Und da er vollendet war, ist er für alle, die ihm gehorsam sind, der Urheber der ewigen Seligkeit geworden, von Gott genannt ein Hoherpriester nach der Ordnung Melchisedeks.

– Hebräer 5:1-10

Es geht also um die Erfüllung eines Priesteramtes, dessen Erfüllung seinem Inhaber nur darum gelingt, da er wegen seiner eigenen, menschlichen Schwächen, auch dazu im Stande ist Mitgefühl zu entwickeln. Doch er trägt auch die hohe Würde, die ihm nach Ordnung des Melchisedek verliehen wurde. Das machte auch den Jesus zum Christus, zum Gottgesalbten Messias, einen der höchsten Eingeweihten der Menschheitsgeschichte. Umso geheimnisvoller darum, wer oder was dieser Melchisedek von Salem eigentlich ist.

Auch König David wurde die Segnung des Priesterkönigs verliehen, worauf der 110. Psalm hinweist:

Setze dich zu meiner Rechten, bis ich deine Feinde zum Schemel unter deine Füße lege. Das Zepter deiner Macht streckt der Herr aus vom Zion her: Herrsche inmitten deiner Feinde! Dich umgibt Herrschaft am Tag deiner Macht, im Glanz des Heiligtums. Ich habe dich aus dem Schoß gezeugt vor dem Morgenstern. Der Herr hat geschworen und es wird ihn nicht gereuen: Du bist ein Priester ewiglich nach der Weise Melchisedeks.

– Psalm 110:1-4

Wer nun aber war Melchisedek?

Aus den weltlichen Lehren des Christentums erfahren wir über seine wahre Existenz wenig. Seine Identität bleibt darum zunächst ein Rätsel.

Steht der Name Melchisedek eher für ein geistiges Prinzip höchster Vollkommenheit und göttlichen Rechts, oder war er auch tatsächlich ein von Gott eingesetzter, irdischer Herrscher?

Höchstes Geistesamt der Welt

Melchisedek wird in der Bibel bezeichnet als rechtschaffener König, Friedensfürst, ewiger König des höchsten Gottes, einer, »der den Tod niemals schmecken wird«. Sein Name deutet hin auf einen »König von Jerusalem« oder auch auf einen »König des Friedens«, denn der Name »Salem« ist etymologisch verwandt mit dem hebräischen »Schalom«, der Frieden.

Der Name Melchisedek setzt sich zusammen aus zwei Wörtern: »Melchi« oder »Malik«, der König, und »Sedek« oder »Zadik«, der Gerechte. Somit steht sein Name für den Gerechten König des Friedens. Chassiden verwenden das Wort »Zadik« außerdem zur Bezeichung eines heiligen, eines religiösen Würdenträgers moralischer Vollkommenheit. Damit ist der Melchisedek von Salem auch ein Priesterkönig des Friedens, der in dieser Rolle auch das verkörpert, wofür einst der Prophet König Salomon stand. Ihn mit Melchisedek jedoch gleichsetzen zu wollen wäre falsch.

Ist darum Melchisedek allein geistiges Vorbild, dessen Leitgedanken sich auf ein irdisch geborenes Wesen, in Gottes Auftrag übertragen?

Zunächst einmal scheint jener in Genesis 14 auftretende Priesterkönig ein leiblicher Mensch gewesen zu sein, da er dem Abraham als Person begegnet. Es wäre eher fantastisch anzunehmen, dass sich der Heilige Geist oder ein Engel (etwa Gabriel) in Form eines Menschen auf Erden manifestierte oder dem Abraham gar als Geist entgegenkam.

Gleichzeitig aber heißt es in den Apokryphen, Melchisedek sei ohne Vater und Mutter auf die Erde gekommen, wurde weder geboren, noch solle er jemals sterben. Das allerdings macht die Sache kompliziert. Denn wenn er nun kein Geist und auch kein geborener Mensch ist, dürfte uns damit seine Erscheinung noch geheimnisvoller vorkommen.

Was aber, wenn er beides zugleich ist?

Die Aufgabe des Priesterkönigs von Salem

Einer der Nachkommen Seths, dem dritten Sohn von Adam und Eva, war in zehnter Generation der Urvater Noah. Lamech, der Vater Noahs, gebot seinem Sohn den heiligen Leichnam Adams an einen besonderen Ort zu bringen, der gemäß Überlieferung als »Nabel der Welt« bezeichnet wird. Und diesen Ort nennt die biblische Legende Salem – der Name des heutigen Jerusalem.

Was sich Lamech außerdem von Noahs Verantwortung versprach, war, dass er einen seiner direkten Nachfahren mit der Bewachung des heiligen Leichnams Adams in Salem verpflichte. Und dieser Nachfahre des adamitischen Geschlechts, war wohl der Sohn Noahs: Sem – Namensgeber der Semiten, einer der Urväter der Juden.

Die eingangs zitierten Verse aus dem 14. Kapitel der Genesis, finden sich, in leicht abgewandelter Form, auch in den Überlieferungen des Talmud beziehungsweise Midrasch. Es gibt außerdem eine Version dieser Geschichte, die der Schriftsteller Joseph bin Gurion in seinen »Sagen der Juden« erzählt:

Als Abram von der Schlacht mit den Königen zurückging und an dem Tale Siddim vorbeikam, woselbst die Könige miteinander gestritten hatten, kam ihm Bera, der König von Sodom, entgegen und mit ihm die anderen Leute, die in die Lehmgruben gefallen waren. Auch Adoni-Sedek (vergl. Josua 10:1), der König von Jerusalem, dies war Sem, der Sohn Noahs, kam zu ihm heraus und trug Brot und Wein hervor, und sie standen dort alle im Tal der Könige. Und Adoni-Sedek segnete Abram, und Abram gab ihm den Zehnten von dem, was er von den Feinden erbeutet hatte, denn Adoni-Sedek war Priester vor dem Herrn.

– Die Sagen der Juden, Band II, S. 165, Joseph bin Gurion

Dies scheint eine alternative Fassung zu sein, der in Genesis 14 erwähnten Erzählung von Abrahams Segnung im Tal der Könige.

In der biblischen Fassung lesen wir von Melchi-Sedek der dem Abraham mit Brot und Wein entgegenkommt, in Bin Gurions Midrasch heißt dieser aber Adoni-Sedek. Diese Namen aber sind sich eigentlich ähnlich, weisen sie beidesmal doch auf einen Herrschaftstitel hin, wofür ja »Adoni«, hebräisch für »der Herr« (im Sinne eines Regenten), wie auch synonym »Melchi«, der König hinweisen. Das hebräische »Sedek«, die Gerechtigkeit, jedoch ist sowohl Teil des Namens Adoni-Sedek wie auch Mechisedek. Und damit ist mit dem zuvor gesagten hier ein Priesterkönig gemeint, der in heiliger Kommunion den Propheten »Abram« segnet, der dann einmal Abraham heißen wird. Sowohl also in der Bibel, wie auch im Midrasch, wird in dieser mystischen Begegnung hingewiesen auf die Verwandlung eine Königs, Abram, in einen Propheten vor dem Herrn (Adon).

Golgata auf dem Zion

Was diese verschiedenen Überlieferungen zu Melchisedek aber miteinander verbindet ist, dass er teils als Mensch, teils als Verkörperung einer höheren, geistigen Ordnung auftritt.

Zwar bleibt eine abschließende, genaue Erläuterung seiner Herkunft ungewiss, doch ist es vielleicht gar nicht so wichtig, über seine wahre Herkunft zu wissen, als eher seine Rolle zu erkennen, die jenem irdischen Wesen, in diesem Falle dem Sem, geboten war einzunehmen. Und so wie Sem »ein Melchisedek« war, so sollten es auch Abraham, David und schließlich Jesus Christus sein.

Der Heilige Ephrem von Syrien (306-373) schreibt in seiner apokryphen Schrift »Die Schatzhöhle«, dass nach dem Tod Noahs, durch seinen Sohn Sem der Leichnam Adams einem Melchisedek übergeben wurde. Dieser sollte ihn dann auf der Schädelstätte zu Golgata bestatten, auf dem Berg Zion. Laut Ephrem opferte hier Abraham den Widder statt seinem Sohn Isaak, womit die Einsetzung des Pessach erfolgte – jenem Fest, an dem man später das »Lamm Gottes« an dieser Stelle als gekreuzigten Christus aufrichtete. Wenn nun Melchisedek dem Abraham Brot und Wein gab und ihn segnte, erfolgte das vor 2000 Jahren zu Pessach durch den Leib Christi der, wie es heißt, für die Menschheit starb und dessen Blut für sie vergossen wurde:

dann brach er das Brot, reichte es ihnen und sagte: Nehmt, das ist mein Leib. Dann nahm er den Kelch, sprach das Dankgebet, gab ihn den Jüngern und sie tranken alle daraus. Und er sagte zu ihnen: Das ist mein Blut des Bundes, das für viele vergossen wird.

– Markus 14:22ff

Das Himmlische Jerusalem

Golgata ist jener Ort, über dem sich dereinst das neue, himmlische Jerusalem manifestieren wird, dessen König aber wohl bereits jetzt Melchisedek von Salem ist. Denn nachdem er den Adam hier beigesetzt hatte, lebt er seither dort als Priesterkönig des höchsten Gottes.

Grabeskirche Jerusalem - ewigeweisheit.de

Auf dem Golgata befindet sich heute die Jerusalemer Grabeskirche (Fotografie um 1900).

Laut dem griechischen Schriftgelehrten Suidas (Ende 10. Jhd.) aber, bewachte Melchisedek nicht nur das Grab Adams, sondern gilt sogar als Erbauer Jerusalems:

Melchisedek, Priester Gottes, König von Kanaan, erbaute eine Stadt auf einem Berg namens Zion. Ihr gab er den Namen Salem. Sie nennt man auch »Eirenopolis« – die Stadt des Friedens. Nach 113-jähriger Regentschaft aber starb er dort, rechtschaffen und ledig. […] Nichtsdestotrotz war Salem, wovon er der König gewesen, das berühmte Jerusalem, dass jedoch damals noch nicht den Namen »Hierusalem« trug. Erst später erhielt Salem die Vorsilbe »hieru«. Und da man ihm (Melchisedek) keine Abstammung zuschrieb heißt es, er war ohne Vater und Mutter.

Menschensohn und Gottessohn

Wie später Jesus Christus, nannte man Melchisedek einen Sohn Gottes. In fleischlicher Erscheinung als Messias, erschien er auf Erden in Gottes Auftrag.

Melchisedek ist symbolisch und mystisch gekennzeichnet als fleischgewordene Verkörperung des Heiligen Geistes. Einst wurde in den geistigen Himmelssphären ein mystischer Orden gegründet, von dem aus den Menschen auf Erden ein besonderes Bewusstsein übertragen wurde – zuerst durch den besagten Priesterkönig, später nach der Ordnung des Selben auch durch Jesus Christus.

Der Erste, der diese Einsetzung als Prophet der Menschheit erfuhr war Abraham, nachdem ihn Melchisedek in der bereits angedeuteten eucharistischen Initiation mit Brot und Wein segnete und ihn damit als ersten Propheten einsetzte.

Erst durch Abraham ergab sich das, was man später als Prophetentum bezeichnete. Wie er, wurden sie zu den gottgesandten Hohepriestern, in denen die Menschen die göttlichen Ideale erkennen konnten. Darauf weißt nun also jene zu Eingangs zitierte Bibel-Episode hin, in der Abraham seinen Segen erhielt.

Von dieser heiligen Begegnung Abrahams und Melchisedeks, erfuhren wir aus den zwei Fassungen, denen beiden aber dennoch der wahre Zweck dieses mystischen Vorgangs fehlt.

Die um 630 n. Chr. entstandene oströmische Weltchronik mit dem Titel Chronicon Constantinopolitanum, liefert eine recht erhellende Ergänzung zu dem, was wir hier bereits darstellten. Darin nämlich wird Melchisedek nicht gleichgesetzt mit Sem, sondern wird als Nachfahre des jüngsten Noah-Sohnes Ham beschrieben. Dennoch wird der Zweck der Begegnung Abrahams mit Melchisedek, und deren Ähnlichkeit mit dem Christus-Mysterium, auf besondere Weise vorgestellt:

Melchisedek war ein Mann aus dem Stamm des Ham. Gott mochte ihn, war er doch ein heiliger Nachkomme aus jenem Stamme. So bat ihn Gott in das Land jenseits des Jordan, so wie er auch den Abraham aus dem Land der Chaldäer rief. Und eben wie dieser Mann heilig und gerecht war, wurde er zum Priester des allerhöchsten Gottes, der Brot und Wein darbot, sowie die heiligen Gebete des allerhöchsten Gottes. Er betete für seine Sippe, indem er sprach: ‘Herr, du erwähltest mich aus dem Kreise meines eigenen Volkes und hattest mit mir Gnade. Habe drum auch mit meinem Volke Gnade.’ Doch Gott antwortete ihm und sagte: ‘Ich will sie erretten, sobald ich meinen Sohn aus Ägypten her rufe.’ Dieses Versprechen erhielt Melchisedek von Gott. […]

Während dieser Zeit geschah es, dass man Lot gefangen nahm und aus Sodom fortbrachte bei denen, die zum Volk Gothologomos gehörten, jene die Abraham verfolgte und zerstörte, und er befreite alle Gefangenen (vergl. Genesis 14:12). Und auch Lot, den Sohn seines Bruders Aram, befreite er aus ihren Fängen. So sprach dann Abraham bei sich: ‘Herr, in meinen Tagen sende deinen Engel auf Erden, gewähre mir diesen Tag zu erleben!’ Der Herr sprach: ‘Das kann nicht geschehen, doch ich will dir an diesem Tag eine Person erscheinen lassen. Gehe hinab und überquere den Jordan-Fluss und du sollst sie erblicken.’

Darum überquerte Abraham den Jordan mit seinen Männern, und da trat Melchisedek auf sie zu, um ihn zu treffen, gerufen durch den Heiligen Geist, in seinen Händen das Brot der Eucharistie haltend und den Wein der Danksagung. Abraham aber sah Melchisedek nicht, bevor er den Jordan überquerte. Das aber war ein Symbol der Taufe.

Als Abraham nun den Melchisedek sah, der da kam um ihn zu treffen mit dem Brot der Eucharistie und dem Kelch der Danksagung, warf er sich mit dem Gesichte zur Erde hin, um ihn anzubeten, sah er doch den Tag des Herrn, und freute sich.

Insbesondere die Taufe im Jordan, ist eben jener fortführende Hinweis auf das, was man im neuen Testament als das Christus-Ereignis bezeichnen könnte. Denn Jesus wurde ja in diesem Fluss von Johannes getauft, damit er jenen Segen empfange, der ihn »nach Ordnung des Melchisedek« ermächtige, seinen himmlischen Auftrag auf Erden zu vollbringen.

Der Grund seines Erscheinens

Vor dem Hintergrund des bisher Gesagten, glich Melchisedek keinem normalen Menschen. Das Reich in dem er König ist, scheint wohl eher eine Welt zu sein, die jenseits der Welt der Sterblichen liegt. Eher gleicht sie dem, was in der Offenbarung des Johannes, als das »Neue Jerusalem« bezeichnet wird: eine himmlische Stadt in deren Mitte das Geisteslicht Gottes strahlt.

Da führte mich im Geist hin auf einen großen, hohen Berg und zeigte mir die heilige Stadt Jerusalem, wie sie von Gott her aus dem Himmel herabkam. Sie hatte die Herrlichkeit Gottes.

– Offenbarung 21:10f

Es ist ein Ort vollkommener Gerechtigkeit, wo, wie es heißt:

nichts Unreines wird hineinkommen und keiner, der Gräuel tut und Lüge

– Offenbarung 21:27

An diesem Ort erwartet dereinst Abraham in seinem Schoße die Seelen der Gerechten, bevor der Messias die Tore zu jener heiligen, himmlischen Stadt eröffnet.

Melchisedeks Rolle auf Erden nun, war mit der Einsetzung Abrahams, als ersten Propheten, den Weg der Erlösung der Seelen aus ihrer irdischen Existenz vorzubereiten, in die Gefilde des himmlischen Jerusalems. Denn wenn Abraham über Könige siegte, deren Länder, ja besonders Sodom und Gomorrha, Reiche des Frevels und der Bosheit waren, trat ihm Melchisedek segnend entgegen, um den dafür notwendigen Tribut zu empfangen – in Genesis 14 der »Zehnte von Allem«.

Wenn er dann auch David segnete, in der Gerechtigkeit seines himmlischen Ordens, dürfte dieser geistige Einfluss auch Davids Psalmen beeinflusst haben. Als König schrieb er sie für sein Volk, ihnen Erleichterung und Gebete zu entbieten, als Führung auf dem Weg der Gerechten.

Gerechtigkeit in einer Welt des Verfalls

wir sind ein Theater geworden der Welt und den Engeln und den Menschen.

– 1. Korinther 4:9

Der Grund des Erscheinens des Melchisedek und all derjenigen, die im Namen seines Ordens auftraten, war wegen dem im obigen Zitat erwähnten »Theater«, dass ja allgegenwärtig, ja sich besonders heute ereignet, in einer Welt, die in den heiligen Schriften als eine »Gefallene Welt« bezeichnet wird.

Doch dieser Fall ereignete sich ja bereits am Anfang der Welt: im Sündenfall Adams. Da riss er nicht nur sich, sondern mit dem besagten Ereignis und als Vater der Menschheit, gar alle Menschen nach sich mit in den Abgrund jenseits des himmlischen Paradieses. Das ist die physische Erde. Dort sollte er im Schweiße seines Angesichts den Acker bestellen, dessen Weizen dereinst aber in fermentiert-vergeistigter Form als Brot der Eucharistie diente, was im Übrigen ja auch für den Traubensaft gilt.

Unsere Erde aber schein gegenwärtig einem Schlachtfeld zu gleichen, wo die Mächte der Rechtschaffenen gegen die Mächte der Sünde ankämpfen. Kein Wunder also, wenn dem Abraham der Melchisedek ausgerechnet dann erschien, als er die Könige im Siddimtal schlug. Sie symbolisieren in der Genesis das Böse. Mit dem Erscheinen Melchisedeks, wird damit die Welt bewahrt vor der Ausbreitung des Bösen über den gesamten Erdball.

Aus dem Kreise einer himmlischen Bruderschaft

In der esoterischen Philosophie ist die Rede von einem mystischen Orden, den man auch die »Weiße Bruderschaft« nennt. Sie soll seit jeher ihres heiligen Amtes walten, schon seit die ersten Menschen auf diesem Planeten lebten. Einem Sterblichem aber bleibt auf ewig verschlossen, seit wann diese Bruderschaft existiert.

Als Gruppe überweltlicher Wesen besitzen ihr Mitglieder weder Vorfahren, noch altern sie, noch sterben sie. Sie leben an keinem besonderen Ort auf der Erde. Was ihr Glaube ist, basiert weder auf von Menschen erdachten Ritualen oder Überzeugungen. Sie sind gänzlich frei von Autorität, denn ihnen fehlt jeder Wunsch zu kritisieren oder zu überzeugen.

Die Macht der Mitglieder dieser Bruderschaft ist göttlichen Ursprungs, nichts also, das sie sich angeeignet hätten. Ja eigentlich bilden sie an sich die Struktur, aus deren Grund sie aus dem Himmlischen ins Irdische hineinwirken – sind die geistig-spirituellen Muster dessen, was sie selbst repräsentieren.

Sicherlich aber ist diese Bruderschaft, zu der auch der Priesterkönig Melchisedek zählt, eine Gemeinschaft unzähliger anderer, ihm ähnelnden Wesenheiten. Er aber ist zum Wohle der Menschen auf diesem Planeten eingesetzt. So wollen es auch die beiden biblischen Testamente, zumindest was die westliche-spirituelle Tradition anbelangt. Melchisedek ähnelt damit vielleicht ein wenig dem Sanat Kumara der östlichen Tradition.

Melchisedek ist ein Eingeweihter in das große Sonnenmysterium. Er erschien dem Abraham auf der Erde zwar als leiblicher Mensch, doch er war in ein heiliges, ätherisches Gewand gekleidet, das er auf seinen Initianten übertrug.

Damit der Priesterkönig Melchisedek von Salem seine irdische Aufgabe erfüllen konnte, wurde der Noah-Sohn Sem von Gott verpflichtet, seine Lichterscheinung als Gottessohnschaft in sich aufzunehmen und darauf seinen göttlichen Auftrag zu erfüllen. So zumindest ließen sich die verschiedenen zuvor geschilderten Episoden seines Erscheinens zusammenfassen. Damit erschien Melchisedek also gleichermaßen als Mensch und als Gott.

Das in seinem Auftreten gegenüber Abraham wirksame Geistesprinzip gleicht dem, was auch die weiße Lilie symbolisiert, die der Erzengel Gabriel bei Mariä Verkündigung in Händen hält, beziehungsweise jene Weiße Taube, die in der Jordantaufe, als Sinnbild des Heiligen Geistes zu Häupten Jesus landet.

So also steht der Name Melchisedek für ein Lichtwesen, das »Göttliches Licht« empfangen kann und als solches in die Welt getragen, eine spezifische Rolle erfüllt. In der gnostischen Schrift »Pistis Sophia«, zählt Melchisedek daher zu den Paralemptai – den »Empfängern des Lichts«. Diese Empfänger des Lichts, die eigentlich identisch sind mit der zuvor beschriebenen Weißen Bruderschaft, nennt man auch »Söhne des Lichts« oder einfach Gottessöhne. Sie wurden ausgesendet vom Höchsten Sein, dem, was sich dem Moses auf dem Sinai in einer Flamme offenbart als der »Ich bin« (hebr. Ehje) – ein Name des Höchsten Gottes beziehungsweise des ursprünglichsten Gottesprinzips. Dies geschah nun aber zum Wohle und Schutze der Menschheit. So könnte man die Weiße Bruderschaft auch als »Bruderschaft der Menschheit« bezeichnen, die jedoch keine verkörperlichten Wesen sind, die auf unserem Planeten wandeln, als eher einem Prinzip gegenseitigen Brüderlichkeit ähneln, etwas, das aber auch in jedem von uns Erdenbewohnern veranlagt ist.

Was aber durch das Wirken Melchisedeks erfolgt, ist die Schlechtigkeit des Menschen zu überwinden und das Gute in ihm zu heiligen. Das heißt, den göttlichen Funken in ihm, im höchstem Licht Gottes zu veredeln. Sein Beistand hilft allen und trägt zu einem großen spirituellen Fortkommen der Menschheit bei.

Alle hohen Eingeweihten auf Erden, besitzen jenes Licht, dass ihnen vom Rat der Weißen Bruderschaft Melchisedeks verliehen wird – ein ewig-heiliges Priesteramt, wirksam jenseits aller weltlichen Formen.

 

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