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Ungeduldig wartend endlich ent-täuscht

Auf einem Spaziergang durch ein kleines Dorf im Süden Deutschlands, sah ich ein schönes Fachwerk, wo sich einer einst eine Form ausgedacht hatte, in der er eben so sein Haus baute. Derjenige aber brauchte Lehrjahre, damit er so ein Bauwerk entstehen lassen konnte.

Und das war ja mit Aufwand verbunden. Denn bevor er diese Fähigkeit erlangt hatte, wusste er noch nicht über welche Fertigkeiten einer verfügen muss, um so ein Fachwerkhaus errichten zu können.

Auch in unserem Leben sind wir immer wieder damit beschäftigt, etwas dazuzulernen. Immer wenn wir aber glauben, dass wir bereits alles wüssten, ist das ein Zeichen dafür, dass da etwas an der falschen Stelle sitzt beziehungsweise an der richtigen Stelle etwas fehlt.

Die Bereitschaft zu lernen aber, dazuzulernen, bringt uns weiter. Denn wenn alles beim Alten bliebe, würde in Wirklichkeit angezeigt, dass da etwas in seiner Auflösung begriffen ist.

Es sollte also weitergehen. Und dafür muss man aufstehen und den Weg auch antreten. Ohne Kraft geht das nicht.

Wir können uns nicht immer aussuchen, an welchem Punkt wir so etwas anfangen wollen. Manchmal nämlich wird von uns verlangt, dass unsere Fähigkeiten an einem weit höheren Standpunkt ansetzen müssen, wo plötzlich all unsere Kraft hinfließt, was uns wirklich schwächen und erschöpfend sein kann.

Was tun wir dann?

Wir müssen uns damit abfinden und verstehen, dass die Dinge eben sich nicht immer so fügen, wie wir sie gerne hätten und wir manchmal dann doch, über unsere Fähigkeiten hinaus, etwas völlig Neues, mitunter Unerwartetes dazu lernen und damit aber über unsere bisherigen Standpunkte hinauswachsen.

Doch dieses Hinauswachsen tut mitunter weh. Jeder weiß, dass Wachstum auch schmerzhaft ist. Weniger im intellektuellen Sinne, nicht im Verständnis dessen was gerade vor sich geht. Da nämlich ist Wachstum ja etwas absolut Vorteilhaftes, etwas sehr Positives. Wenn es aber direkt mit unserem Leben zu tun hat, kann Wachstum weh tun – so wie es ja unseren Knochen, unseren Muskeln und der Haut in unserem Gesicht weh tat, als sich unser Körper in der Pubertät veränderte, als wir eben wuchsen.

Hätte das nicht stattgefunden, wären wir heute noch hilflose Kinder. Doch als Kinder wollten wir irgendwann selbstständig handeln können und in eigener Regie unser Leben führen.

Es ist aber eben meist in dieser ersten großen Entwicklungsphase von der Kindheit zum Erwachsenensein, dass da auch ein Wunsch entsteht sich zu verändern. Denn was einen in die Selbstständigkeit drängt als Jugendlicher, findet da noch auf körperlicher Ebene statt.

Je älter wir aber werden, desto weiter entwickeln wir uns auch auf höheren Ebenen des Seins: erst seelisch, später geistig und dereinst vielleicht auf einer Ebene jenseits des Nennbaren.

Mit 21 findet bestenfalls die Ablösung vom Elternhaus statt, mit 35 können wir ganz für uns selber sorgen und mit 49 haben wir wohl unseren Lebenssinn gefunden, um mit Anfang 60 uns dem Göttlichen dann immer mehr zu nähern.

Kindliche Neugier behalten

Wenn man sich vor 21 aber aus seinem Kinderdasein weiterentwickeln wollte, als Jugendlicher, und das ein ganz besonderer Trieb war, ließe sich aus dieser Tatsache doch eigentlich schlussfolgern, dass es angebracht ist, immer dann wie ein Kind zu sein, wenn es darum geht sich weiterzuentwickeln.

Denn das Kind will sich erheben über sein bisher Erlebtes, über das was ihm bisher zur Verfügung stand. Was war, interessiert kein Kind. Es kann kaum erwarten das Neues geschieht ohne diese Sehnsucht abzuschwächen, durch Erinnerungen an das was war.

Als Erwachsener wird diese Phase des Übergangs oft als unerfreulich empfunden, da man seine Kindsein schon weit in die Vergangenheit verfrachtete, es vielleicht mit wehvollem Bedauern als Gewesenes nicht hinnehmen will.

So hält aber einer fest an etwas, dass sich nicht mehr wiederholen lässt. Wie aber soll aus dieser Haltung heraus eine Veränderung des Gegenwärtigen vollbracht werden?

Kind zu sein bedeutete doch die eigentliche Einfachheit der Dinge im Jetzt zu entlarven. Als Kind war die Vergangenheit noch viel zu jung, um sich daran erinnern zu wollen, die Zahl der Enttäuschungen noch zu gering.

Aber wäre es nicht besser man würde sich auf jede weitere Ent-Täuschung eigentlich freuen, da man sieht was eigentlich ist – wo aus einer Illusion endlich eine Vision geboren werden kann, deren Erfüllung man kaum erwarten kann?

Wenn es um Veränderung geht, sind kleine Kinder immer neugierig und äußertst ungeduldig.

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