Eliphas Levi

Geschichte des Tarot...

Autor und Mentor S. Levent Oezkan - ewigeweisheit.de

Autor und Mentor

Die aus alter Zeit stammenden Bilder des Tarot sind voller Andeutungen und Geheimnisse. Es sind esoterische Symbol-Schlüssel, mit denen sich dem Suchenden die esoterischen Wissenschaften der Numerologie, Kabbala, Astrologie und Hermetik eröffnen. Der vielgestaltige Symbolgehalt des Tarot und die geistreiche Zusammensetzung seiner Abbildungen, machen aus ihm eines der besten Werkzeuge für die Selbsteinweihung in die okkulte Tradition.

Woher aber stammen diese Bilderschlüssel des Tarot? Was weiß man über ihre Geschichte und Bedeutung? Was ist ihr innerstes Mysterium?

Die Liebenden - ewigeweisheit.de

VI - Die Liebenden - im Rider-Waite-Tarot.

Archetypen der menschlichen Psyche

Manchmal begegnet man an eigentümlichen Orten besonderen Figuren: in alten Kapellen, Gräbern, Höhlen, geheimen Gängen, in Grotten oder an wilden, unbewohnten Orten, lassen uns geheimnisvolle Bilder und Symbole aufmerken. Solche Symbole, wie man sie auch im Tarot findet, ähneln den archetypischen Bildern die uns nachts in unseren Träumen begegnen. Es sind Zeichen und Wegweiser auf den verborgenen Pfaden unserer Seele. Die Figuren des Tarot übersetzen solche Symbole für den Uneingeweihten. Durch ihre universale Bildsprache befördern sie eine für alle verständliche Ausdrucksform.

Für ein besseres Verständnis der Kartensymbole bietet die mystische Kabbala viele Hinweise. Beim Studium des kabbalistischen Lebensbaumes erkennen wir nach und nach auch die esoterischen Zusammenhänge der 78 Karten besser. Seine 22 Zweige korrespondieren mit den 22 Großen Arkana. Darum empfiehlt es sich diese Grafik eingehend zu studieren und über die darin abgebildeten Zusammenhänge zu meditieren.

Die 78 Urbilder des Tarot sind Teil des kollektiven Unbewussten (ein Begriff den der schweizerische Psychologe C. G. Jung einführte). Sie sind der Teil der Psyche, der seine Existenz nicht persönlichen Erfahrungen verdankt, sondern sich im Wesentlichen aus Motiven und Traumbildern zusammensetzt, die ihren Ursprung in der Kulturgeschichte der Menschheit haben. Es sind Bilder die in allen Märchen, Mythen und Legenden, in allen Kulturen wiederkehren. Die Symbole und Bilder des Tarot bilden eine psychische Grundlage aller Menschen. Insbesondere die Bilder der Großen Arkana - wie die Hohepriesterin, der Herrscher (auch: Kaiser), die Herrscherin, die Liebenden, der Stern, der Mond, die Sonne, die Welt, um einige zu nennen - sind Archetypen die jedem Menschen irgendwann bekannt sind.

All diese Bilder in unserer Psyche fügen sich als verschiedene Seelen-Aspekte zu einer inneren Einheit. Wie bei einer divinatorischen Tarotlegung treten in der Seele einer Person jeweils andere dieser Aspekte in den Vordergrund. Der eine hat mehr von dem Einen, der andere mehr von dem Anderen.

Die vielen archetypischen Grundwesenszüge aus denen sich unsere Seelenwelt zusammensetzt, lassen sich in den Weisheitsbildnissen auf den Tarotkarten entdecken. So ist das Tarot ein universales System zur Selbsterkenntnis.

Tarocchi-Spieler - ewigeweisheit.de

"Die Tarocchi-Spieler" - Fresco im Casa Borromeo (Milan, Italien) aus dem Jahre 1440.

Geschichte des modernen Tarot

Neben seinem spirituell-initiatorischen Aussagewert hat das Tarot vor allem auch Bekanntheit erlangt als Zukunftsorakel. Seinen wahren Ursprung verdunkeln aber die Schleier der Geschichte. Man kann letztendlich nicht genau sagen, ob die Karten morgenländischen oder abendländischen Ursprungs sind. Ebenso geheimnisvoll ist die Etymologie seines Namens. Es gibt viele Theorien darüber, woher die Begriffe Tarot, Tarosh, Tarock oder Tarocchi stammen.

Immer wieder gab es Versuche den Namen des Spiels mit Orten in Verbindung zu bringen. So sollen die Karten erstmals in der Nähe des norditalienischen Flusses Taro aufgetaucht sein. Dem widersprechen aber andere Historiker, die den Ursprungs des Tarot in der marokkanischen Gelehrtenstadt Fez sehen wollen. Auch dem burmesischen Dorf mit dem Namen Taro wurde bereits die Ehre zuteil, für den Ursprungsort des Kartenspiels gehalten zu werden. Es folgen der See Tarok Tso im Hochland von Tibet, während andere altkluge Forscher den Ursprung der Karten bei den präkolumbianischen Maya ausmachen wollen.
Auch soll das Tarot ein Erbe des altchinesischen Spiels Chaturunga sein, auf das auch die Entstehung des Schachspiels zurückgeht. Da man für die Karten der großen Arkana oft die Bezeichnung »Trumpf« (von ital. Trionfi) verwendet, lautet wieder eine andere Theorie, dass das Tarotspiel eine bildliche Darstellung der mittelalterlichen Triumphzüge und christlichen Karnevalsmärsche sei. Für die Kirche allerdings waren Spielkarten einfach nur ein Werk des Teufels. Man sah in Kartenspielen Überbleibsel eines zu verachtenden Heidentums, das nur der teuflischen Belustigung dienen konnte, durchtrieben von schwarzer Magie und Hexerei.

Manche Tarot-Karten hinterlassen beim Betrachter tatsächlich einen ziemlich finsteren Eindruck, wie etwa der Tod, der Teufel oder der Turm, oder die Schwertkarten der kleinen Arkana im Rider-Waite-Tarot. Sicher hat das zu missgünstigen Ansichten geführt, so das das Tarot-Spiel der Öffentlichkeit vorenthalten blieb. Wenn es nicht von vornherein nur ästhetischen Ansprüchen genügen sollte, wie etwa das Kartendeck von Visconti, diente die exoterische Variante des Tarotspiels allein der Unterhaltung.

Ardhanari - ewigeweisheit.de

Ardhanarishvara (ardha = halb, nari = Frau, ishvara = Herr, „der Herr, der halb Frau ist“) ist eine Mischgestalt des Gottes Shiva mit seiner Gemahlin Parvati.

Die vier Farben des Tarot-Spiels

Um 1435 entstand in Norditalien das Tarocchi. Wie das heutige Tarot setzt sich das Tarocchi aus 78 Karten zusammen. Damals erhielten die Farbenkarten der kleinen Arkana ihre Symbole: Stäbe, Schwerter, Münzen und Kelche. Auf den ersten Blick scheint es sich um christliche Symbole zu handeln, die sich mit Jesus von Nazareth (Stab: Lanze des Longinus; Kelch: Abendmahlskelch) und Johannes dem Täufer (Schwert des Henkers; Scheibe: Teller der Salomé) in Verbindung bringen ließen. Wahrscheinlich aber sind diese vier Symbole Insignien einer noch viel älteren Zeit, da die Vierheit von Stäben, Kelchen, Schwertern und Münzen, in ähnlicher Form auch in alt-irischen Sagen als Knüppel, Schwert, Kessel und Stein vorkommt.
Sogar im fernen Tibet bilden die vier Symbole von Vajra (eine Art Donnerkeil), Schwert, Glocke und Lotus (manchmal auch das Rad), wichtige Symbole bei der Initiation im Vajrayana-Buddhismus. Es sind heilige Symbole universalen Charakters, die die vier Weltrichtungen andeuten, wie auch die vier Sonnenstationen im Jahr.

Aus den vier Farben des alten Tarot entstanden außerdem die vier Farben der heutigen 52 Karten des französischen und des deutschen Blatts:

  • Kelche: Herz - Rot
  • Schwerter: Pik - Schippe
  • Münzen: Karo - Schellen
  • Stäbe: Kreuz - Eichel

Über den Ursprung der Spielkarten

Nach heutigem Kenntnisstand kamen die ersten Kartenspiele aus Fernost nach Europa. Die Idee Spielkarten zu drucken war vermutlich inspiriert vom Papiergeld-Druck, den es in China seit der Tang-Dynastie im 7. Jhd. gibt. Auch Spielkarten aus China und Korea, lassen sich bis ins 11. Jhd. zurückdatieren. Zwar gibt es keine Hinweise, doch es ist möglich, dass sich die Hersteller europäischer Kartenspiele von ihren chinesischen Zeitgenossen inspirieren ließen. Wahrscheinlich brachten heimkehrende Kaufleute die Spielkarten aus Fernost nach Europa. Denn im Frühmittelalter kam aus China auch die Idee des Papiergeldes auf den Handelsruten zu uns.

Der Tod - ewigeweisheit.de

XIII - Der Tod - aus dem Tarot-Unikat von Jacquemin Gringonneur.

Es gibt auch eine indische Legende über den Ursprung des Kartenspiels. Die Frau eines Maharadschas soll für ihren Mann das Kartenspiel erfunden haben. Damit wollte sie ihm helfen, sich von seinen schlechten Angewohnheiten abzulenken. Als Vorlage für die vier Kartenfarben verwendete sie die Symbole der vierarmigen Hindugottheit Ardhanari, einer androgynen Gestalt, zur einen Hälfte Shiva (männlich) und zur anderen Hälfte Devi (weiblich). In ihren Händen hält Ardhanarishvara einen Dreizack (Stäbe), eine Trommel (Kelche), ein Schwert (Schwerer) und einen Ring (Münzen; als Bhairava-Shiva hält der Gott statt eines Ringes eine Schädeldecke). Manchmal wird auch der indische Affengott Hanuman mit ähnlichen Symbolen abgebildet.

Kartenfarben und das indische Kastensystem

Dem Mythos nach flohen die Gypsies (Roma, Sinti) im ausgehenden 14. Jhd. aus ihrer kriegsgebeutelten, zentralindischen Heimat und begaben sich nach Europa. Da sie aber seitens der Inquisition durch den Ruf der Gottlosigkeit diskreditiert wurden, wanderten sie von Land zu Land, um ihren Verfolgern zu entrinnen. Durch sie verbreiteten sich möglicherweise alt-indische Weisheiten im damaligen Europa und sie sollen es auch gewesen sein, die das vierfarbige Kartenspiel mitbrachten.

Die auf den Karten abgebildeten Tarotsymbole sollen von einer geheimnisvollen, verborgenen Schrifttafel stammen, die bis heute streng gehütet wird. Mit ihrem Ursprung werden oft die Farben des Tarot assoziiert, da sie den vier Varnas entsprechen: den vier Kasten, von denen sich die Vorfahren der Gypsies möglicherweise einst trennten (als die Dalit, die »Unberührbaren«).

Wenn die vier Tarotfarben tatsächlich auf das indische Kastensystem verweisen, ließe sich vielleicht folgende Zuordnung machen:

  • Priesterklasse der Brahmanen - Kelche,
  • Kriegerkaste der Kshatriyas - Schwerter,
  • Kaufleute der Vaishyas - Münzen,
  • Handwerker der Shudras - Stäbe.
Siebenerreihen des Tarot - ewigeweisheit.de

Drei Siebener-Reihen des Tarot (zusammengestellt aus dem Tarot de Marseilles).
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Die Arkana des Tarot

Von den 22 großen Arkana sagt man sie kämen aus Ägypten. Diese Theorie stammt ursprünglich von dem Theologen und Freimaurer Antoine Court de Gébelin (1719-1784). Diese Vortstellung verbreitete sich seit etwa 1781 in Europa.

Für den französischen Okkultisten Éliphas Lévi (1810-1875) stammten die 22 Tarot-Trümpfe aus der Geheimlehre der Kabbala, gibt es doch ebenso viele hebräische Buchstaben, von denen jeder einzelne, magische Eigenschaften hat. Er sprach von einer umfassenden Wissenschaft der Hieroglypen, denen die 22 Buchstaben zu Grunde lagen. Hinter jedem dieser Buchstaben stand eine göttliche Vorstellung, denen als Grundlage wiederum die Zahlen als perfekte Symbole dienten.

Der okkultistische Autor Arthur Edward Waite (1857-1942) suchte den Ursprung der Bilder der 22 Großen Arkana bei den Albigensern (Katharer), den jener Überlebende vom Montségur, Ende des 13. Jhd. in seinem sagenhaften Schatz gerettet haben könnte.

Gemeinsam mit den vielleicht aus Asien stammenden 56 kleinen Arkana auf jeden Fall, wurden sie zu den uns heute bekannten 78 Tarotkarten. Es könnte gut sein, dass das Tarot also erst in Europa seine bis heute erhaltene Form angenommen hat. Ziemlich wahrscheinlich wurden die Karten schon bei ihrem ersten Auftreten im 14. Jhd. zum Wahrsagen und als Schlüssel zur Entwicklung eines magischen Weltbilds verwendet. 

Eine erste schriftliche Erwähnung des Kartenspiels gibt es aus dem Jahre 1377: ein Mönch eines schweizerischen Dominikanerklosters in Brefeld, beschrieb die Karten als »genaue Abbilder der Weltordnung«. 1378 tauchen die Karten dann auch in Regensburg auf, wurden aber bald verboten. In Belgien werden im Jahre 1379 die Karten von Johanna Herzogin von Brabant gekauft. 1380 werden die Karten in Nürnberg wieder erlaubt, während man sie im französischen Marseilles, ein Jahr später als Teufelswerk wieder verbietet. In Florenz erscheint 1393 eine Liste von Spielen, unter denen die Karten als erlaubt aufgeführt werden. Es ist kaum anzunehmen, dass die Parallelität der historischen Phänomene der Ankunft »indischer Fahrender« (Gypsies, Zigeuner) und die rasante Verbreitung des Tarot, sowie anderen okkulten Gedankengutes in Europa, reiner Zufall waren.

Die Liebenden - ewigeweisheit.de

VI - Die Liebenden - aus dem Visconti Sforza Tarot von Bonifacio Bembo (1420–1477).

Um 1423 werden die Karten von St. Bernadin von Siena verurteilt und erneut verboten.

Trotzdem setzte sich im Volk die Nachfrage nach Spielkarten gegen den religiösen Widerstand durch. Gegen Mitte des 15. Jhd. gediehen Kartenmanufakturen in Italien, Frankreich, Deutschland und Belgien. Im Hinblick auf die Vielfalt der neuen Spiele und Spielkarten, die seit dieser Zeit entwickelt wurden, ist es erstaunlich, wie sich durch die Jahrhunderte hindurch, die komplexen und rätselhaften Darstellungen der Tarotkartenbilder, bis in die heutige Zeit hinein erhalten haben.

Im Auftrag Karls VI. von Frankreich gestaltete der Maler Jacquemin Gringonneur im Jahre 1392 drei vergoldete Kartenspiele, zum Zeitvertreib des Fürsten. 1392 war auch das Jahr, als Karl VI. leider seinen Verstand verlor!
Über Gringonneur heißt es, er hätte in Paris mit dem berüchtigten Alchemisten und Goldmacher Nicolas Flamel in Verbindung gestanden. So Gestalten wie Flamel, verfügten natürlich über ein ganz tief reichendes, esoterisches Wissen. Wer sich mit so jemandem traf, der muss eine wohl ebenso geheimnisvolle Person gewesen sein.

Gringonneurs Tarotset könnte sehr gut die Vorlage für spätere Spiele gewesen sein - wie z. B. das Visconti-Sforza-Tarot von Bonifacio Bembo, einem der ältesten erhaltenen Tarotspiele Europas. Das Visconti-Tarot besteht allerdings nur aus den 22 Symbolen der großen Arkana. Die italienischen Tarotkünstler des 15. Jhd. nannten die 22 großen Arkana - trionfi -, Trümpfe. Später hießen die Karten einfach »Tarocchi«, was das Spiel mit den 78 Karten bezeichnet. Aus Tarocchi leitet sich wahrscheinlich das französische, englische und deutsche Lehnswort »Tarot« ab.

Sol - ewigeweisheit.de

Sol - die Sonne - aus dem Tarot de Mantegna von Andrea Mantegna (1431-1506).

Ebenfalls Vorläufercharakter hat das Tarocchi di Mategna (um 1470). Es enthält belehrenden und erbaulichen Inhalt und wurde wahrscheinlich vom italienischen Kupferstecher Andrea Mantegna (1431-1506) geschaffen. Auch wenn es kein eigentliches Tarotspiel ist, lassen sich seine Bilder mit den Darstellungen der großen Arkana vergleichen. Albrecht Dürer (1471-1528) nahm die Mantegna-Karten als Vorbild für seine 21 Federzeichnungen, die heute bekannt sind als das »Albrecht-Dürer-Tarot«.

Ende des 15. Jhd. entsteht das Tarot des Marseilles, dessen Bilder sich bis heute großer Beliebtheit erfreuen. Neben dem Rider-Waite-Tarot ist das Tarot de Marseilles zu einem Standard-Tarotset geworden, von dem es zahllose Varianten gibt.

Tarot und Freimaurerei

Immer wieder wurde die besondere Symbolik des Spiels Gegenstand intensiver Studien seitens spiritueller Logen. Man glaubte in den Karten Verbindungen zu den ältesten philosophischen Systemen der Menschheit zu finden. Da die Sichtweisen und Meinungen über den wahren Ursprung in den vergangenen 700 Jahren jedoch stark differierten, lieferten sich Esoteriker erbitterte Debatten über die wahre Bedeutungen der Tarot-Bilder. Eine Theorie besagt, dass das ursprüngliche Tarot, das kleine Arkanum bildet. Andere ließen nur die 22 großen Arkana als echtes Tarot gelten, während wieder andere behaupten, dass nur mit allen 78 Karten ein Tarotspiel »richtig« sei. Auch wenn sich letztere Variante durchgesetzt hat, unterscheidet man zwischen 22 großen und 56 kleinen Arkana (lat. arcanum: Geheimnis).

Der Magier - ewigeweisheit.de

I - Der Magier - aus einem Tarot-de-Marseilles-Deck des Künstlers Jean Dodal (Lyon).

Im 18. Jhd. interpretierte man das Tarot völlig neu. Mit der damals aufkommenden, jahrzehnte dauernden Okkultismuswelle, gab es eine regelrechte Flut an Neugründungen geheimwissenschaftlicher Bünde und Bruderschaften. Der Theologe und Alchemist Samuel Richter gründete 1710 den Orden des Gold- und Rosenkreuzes. 1767 organisierte sich um den Franzosen Martinès de Pasqually (1727–1774) der freimaurerische Martinistenorden. 1776 wurde in Ingolstadt der Illuminatenorden von Adam Weishaupt gegründet. Es war auch die Zeit der legendären Grafen Cagliostro (1743-1795) und Saint-Germain (1710-1784).

An anderer Stelle haben wir bereits über Antoine Court de Gébelin gesprochen. Er gilt als Vater des esoterischen Tarot. Für Gébelin waren die Tarot-Bilder Nachbildungen des geheimnisvollen Buches Thoth (Thoth, auch Toth oder Tehuti, war der alt-ägyptische Gott der Magie, der Schreiber und der Wissenschaften). Damit traf Gébelin den Nerv der Zeit, denn damals wurde dem Land der alten Ägypter eine wachsende Aufmerksamkeit entgegengebracht.
Jeder wollte die Bilder dieses außergewöhnlichen und kostbaren Buches kennenlernen. So wurde Gébelins Theorie populär und fand zahlreiche Unterstützer. Für Gébelin bewahrten die Tarotbilder die uralten Weisheiten der alt-ägyptischen Kultur. Sie warteten nur darauf, so Gébelin, eingeweihten Augen ihre Geheimnisse preiszugeben. In seinem 1781 erschienen Werk »Le Monde Primitif« schrieb er:

Das Tarot ist rein ägyptischen Ursprungs. Seine 22 großen Arkana aber können nur Eingeweihte deuten.

Etteilla - ewigeweisheit.de

Etteilla: Pseudonym des Franzosen Jean-François Alliette (1738-1791).

Das erste Tarot-Buch

Jean-François Alliette (1738-1791), ein Pariser Barbier und Perückenmacher, war der erste Autor, der 1783 zu den Bildern des Tarot ein Buch mit Erklärungen verfasste. Unter dem Pseudonym »Etteila« (der Name Aliette, rückwärts geschrieben) veröffentlichte er bis 1787 verschiedene Bücher und Tarotspiele oder versah sie mit einigen Neuerungen. In einem seiner Bücher behauptet er, dass er angeblich die genauen Entstehungsjahre des Buches Thoth kenne: 1828 Jahre nach der Erschaffung der Welt und 171 Jahre nach der Sintflut. Diese und andere seiner Geheimlehren waren über Jahre in der französischen Okkultszene sehr populär. Alliette war außerdem der erste professionelle Kartenleger Frankreichs.

Das Tarot im 19. und 20. Jahrhundert

Alphonse Louis Constant (1810-1875), besser bekannt unter dem Namen Eliphas Levi, war ein französischer Diakon, Schriftsteller und Zeremonialmagier. Er gilt als Wegbereiter des modernen Okkultismus. In seinem 1854 erschienen Buch »Dogme et Rituel de la Haute Magie« (Dogma und Ritual der Hohen Magie) bezeichnet er das Tarot als wichtigste Informationsquelle zur Erklärung esoterischer Geheimnisse. Laut Levi sollte ein Gefangener der nichts als ein Tarot besäße, mit dem er sich ausgiebig beschäftigt, die Möglichkeit haben ein Kenner seiner selbst, der Welt und der Götter zu werden. Er fand zudem, dass die Tarotkarten sehr eng mit dem System der Kabbala zusammenhängen. Die 22 großen Arkana waren mit den 22 hebräischen Buchstaben, die vier Farben der kleinen Arkana mit den vier alchemistischen Elementen und den vier Buchstaben des göttlichen Namens JHVH verknüpft. Mit seinem Wissen über das Tarot, die Kabbala und die Magie, beeinflusste Levi ganz maßgeblich die Entwicklung der New Thought Bewegung im 19. und 20. Jhd. Seine Einflüsse finden sich in den Schriften Helena Blavatskys, seine Lehren durchdringen die Schulen des französischen Okkultismus (Papus) und durch die Übersetzung seiner Schriften ins Englische, gelangte er auch in die Kreise des Golden Dawn.

Rider-Waite-Smith-Tarot - ewigeweisheit.de

Das Ass der Kelche im Rider-Waite-Smith-Tarot.

Levis Schriften beeinflussten die Arbeiten des schottischen Freimaurers Samuel Liddell Mathers und Dr. Wynn Wescott. Auch der amerikanische Freimaurer Albert Pike zitiert in seinem Buch »Morals and Dogma« passagenweise aus dem »Dogme et Rituel de la Haute Magie« von Eliphas Levi. Das Golden-Dawn-Tarot Mathers' unterschied sich allerdings von dem Levis', schon alleine deshalb, weil er die Karte »Der Narr« nicht als 22. Karte nummerierte. Stattdessen setzte er sie an den Anfang der Folge mit der Ziffer 0, was später von Edward Arthur Waite und Aleister Crowley übernommen werden sollte.

Im Jahre 1910 veröffentlichte Waite, einstiges Mitglied des Golden Dawn, sein berühmtes Rider-Waite-Tarot. Die Illustrationen der 78 Karten malte die englisch-jamaikanische Künstlerin Pamela Colman Smith. Dieses Set bildet heute das weltweit gängigste Tarotspiel. Es ist das erste Tarot, das die bildliche Darstellung kunstvoll ausgearbeiteter Szenen, auch auf die kleinen Arkana ausdehnte. Damit erweitereten Waite und Coleman Smith die ursprünglich einfache, formale Anordnung der Farbenzeichen, wie sie etwa im Tarot de Marseilles dargestellt wurden.

Zu den originellsten und ungewöhnlichsten Tarotspielen gehört das von Aleister Crowley und Lady Frida Harris entworfene »Book of Thoth«. Crowley trat 1898 dem Golden Dawn bei, geriet später jedoch mit Mathers aneinander und gründete daraufhin im Jahre 1905 den Orden des Silbernen Sterns. Sein Tarotspiel wurde 1944 in London gedruckt. Zwar basiert es auf den Zuordnungen des Golden Dawn, die Abbildungen und Namen modifizierte Crowley aber nach seinem eigenen System. Das die Kartendecks des Rider-Waite-Tarot oder des Tarot de Marseilles, heute populärer sind als Thoth-Tarot, mag möglicherweise daran liegen, dass Crowleys teils extreme Ideen von anderen Okkultisten abgelehnt wurden.

Pamela Colman Smith - ewigeweisheit.de

Pamela Colman Smith (1878-1951): Die Illustratorin des Rider-Waite-Tarot.

Crowley führte in seinem Tarot-System eine Neuerung ein: Da jede der 22 großen Arkana jeweils einem hebräischen Buchstaben entspricht, können die einzelnen Karten in die 22 Pfade des kabbalistischen Lebensbaumes integriert werden. Damit ist Crowleys Kartenspiel nicht nur ein divinatorisches Werkzeug, sondern bildet ein Einweihungssystem und eine Methode zur Selbsterkenntnis.

Die Smaragdene Tafel von Thoth dem Atlanter

Zusammenfassend ließe sich sagen, dass wahrscheinlich indische, ägyptische und jüdische Geheimlehren zur Entwicklung der Tarotkarten beitrugen. Trotzdem lässt sich die tatsächliche Herkunft des Tarot nicht eindeutig einem Ort auf der Erde zuordnen. Vielleicht existiert der Ort seines Entstehens heute nicht mehr auf der Erde. Laut mancher Legenden soll das Land wo einst die Bilder des Tarot entstanden, mit der Sintflut verschwunden sein. Der geheimnisvollen Akasha-Chronik können manche Medien entnehmen, dass die Priester von Atlantis kurz vor dem Untergang des Kontinents, all ihr Wissen in Form von Bildern festhielten. Wollten sie diese Bilder vor dem Vergessen bewahren?

In grauer Vorzeit, so heißt es, erfand der ibisköpfige Gott Thoth die Schrift und gravierte sie in die Smaragdene Tafel (Tabula Smaragdina). Damit gab Thoth den Menschen alles Wissen , dieser Welt. Die Eingeweihten sollten dieses Wissen bewahren und bewachen. Die auf Papyri gemalten Symbole und Zeichen bilden das »Buch des Thoth«. Schon Apollonius von Tyana, wie später auch Raymondus Lullus, nahmen in ihren Schriften Bezug auf dieses uralte Buch.

Aleister Crowley - ewigeweisheit.de

Aleister Crowley (1875-1947): Erschaffer des Thoth-Tarot (1935).

Jenes sagenhafte Werk des altägyptischen Schreibergottes Thoth bezeichnete Antoine de Gébelin als esoterisches Unterweltsbuch. Darin sei eine Landkarte der Unterwelt wiedergegeben, auf der sich sieben Tore befinden, die von sieben Torhütern bewacht werden, die der Jenseitsreisende (verkörpert in der Karte »Der Narr«) durch sieben Losungsworte passieren darf. So kann er das sagenhafte Totenreich der Göttin Amentet betreten und daraus auch wieder ins Diesseits zurückkehren. Im Totenreich kostet er von der Milch sieben heiliger Kühe, überwindet zweimal sieben Hügel und durchschreitet dreimal sieben Pforten, um in der Unterwelt, zur strahlenden Sonne des Osiris zu kommen.

Diese Siebener-Reihen (7, 14, 21) waren für Gébelin ganz eindeutig dreimal sieben Einweihungsstufen, die der Neophyt auf dem Weg zur Meisterschaft durchschreiten muss. Jede dieser Stufen repräsentiert eine der Karten des Großen Arkanums.
Auf der 21. Stufe (im Tarot die Karte »Die Welt«) erhielt er schließlich ein allumfassendes Bewusstsein, mit dem er als Erleuchteter in die diesseitige Welt zurückkehrte.

Das ist Magie

Autor und Mentor S. Levent Oezkan - ewigeweisheit.de

Autor und Mentor

Wer nach der wahren Bedeutung des Wortes Magie sucht, muss zuerst einen großen Irrtum beseitigen: Es geht nicht um den Handel mit Illusionen! Magie ermöglicht dem individuellen Geist sich mit der endgültigen, göttlichen Realität zu verbinden - einer Realität in der alles möglich ist!

Magie ist die Erweiterung des menschlichen Seelenlebens und die Ausdehnung der geistigen Fähigkeiten des Menschen. Der magische Mensch will nicht nur in der Welt sein, sondern er will in der Welt handeln. Die Wörter Machen und Magie stammen aus der gleichen indoarischen Wortwurzel magh - dem Vermögen etwas zu tun. Das entsprechende Substantiv maghá steht für Gabe, Geschenk, Reichtum und Wohlstand. Die Silbe magh hat immer mit etwas Großartigem zu tun. Sie ist in dem Wort Magazin ebenso enthalten, wie auch in Mechanik, Macht, Maschine, Magnat, Magma, Magnifikat oder Magnet (im alten Griechenland fand man massenweise magnetisches Erz auf der Insel Magnes).
Magie steht für Ausdehnung, Erweiterung, Vergrößerung und Anziehungskraft.

Wiege der Magie

Vor etwa 6.000 Jahren kamen die Arier in die Region Baktriens, einer historischen Landschaft die sich über das östliche Hochland Irans bis nach Afghanistan hin ausdehnt und vom Hochgebirge des Pamir und des Hindukusch umgeben ist ("Iran" bedeutet "Land der Arier"). Im 2. Jahrtausend v. Chr. kam es zu einer Trennung der arischen Bevölkerung. Ein Gruppe der Arier begab sich auf den indischen Subkontinent, wo sie die Flussebenen des Indus besiedelte. Der Name Indus ist das altpersische Wort für "Fluss". Vom Namen Indus erhielt das Land Indien, wie auch die dort entstandene Religion, der Hinduismus, seinen Namen.
Mit dem Auftreten des Propheten Zoroaster um etwa 1.000 v. Chr. breitete sich das baktrische Ariertum später weiter nach Westen hin aus. Weitere 1.000 Jahre später kamen die berühmten Magoi Apo Anatolon (altgriech. μάγοι ἀπὸ ἀνατολῶν) - die heiligen Magier aus dem Morgenland nach Bethlehem. Und Magoi war das altgriechische Wort zur Bezeichnung der Angehörigen der zoroastrischen Priesterklasse.

Als aber Jesus geboren war in Bethlehem in Judäa in den Tagen des Königs Herodes, siehe da erschienen Magier vom Morgenland in Jerusalem und sagten: wo ist der neugeborene König der Juden? wir haben nämlich seinen Stern gesehen im Osten, und sind gekommen, ihm zu huldigen.

- Matthäus 2:1-2

Man könnte sagen, dass die spirituelle Tradition der indischen Arier die Grundlage der Mystik bildet, während aus der baktrischen Tradition der Arier das erhalten blieb, was man heute als Magie bezeichnet. Doch beide Wege - Mystik und Magie - führen den Menschen zu einem Bewusstsein, dass sich außerhalb des Bereichs körperlicher Erfahrung befindet. Damit sind jene Ebenen der Wahrnehmung gemeint, die nicht abhängig von normalen Sinneswahrnehmungen sind.

Der mystische Weg ist ein introvertierter, meditativer Weg, der im buddhistischen Orient, wie im christlichen Okzident seine Spuren hinterlassen hat. Mystik ist eine reflektive Methode, in der sich der Praktizierende durch Innenschau auf den Weg der Erleuchtung begibt.
Der magische Weg ist das extravertierte Erheben der äußeren Wahrnehmung. Magie ist eine projektive Methode, wobei innere Bilder auf etwas im Außen gelenkt werden, was diese Bilder empfängt und materialisiert. Die Spuren des magischen Weges kreuzen die Hermetik, die Gnosis und die Kabbala.

Die "projektive Art" des Magiers darf nur von jemandem ausgeführt werden, der psychisch stabil ist. Gott lässt keine Psychopathen magisch arbeiten!
Wer trotz seiner psychischen Probleme versucht magisch zu arbeiten, läuft Gefahr, in seinem Leben Veränderungen herbeizuführen, die mitunter alles andere als gut sind. Wer seine Sinne nicht so recht beisammen hat, der sollte sich auch nicht mit Magie beschäftigen!
Bevor man mit der magischen Arbeit beginnt, ist es vielleicht ratsam sich einer Therapie zu unterziehen. Insbesondere heutzutage, wo Stress und Täuschung allgegenwärtig sind. Oft wissen wir nicht einmal, dass in uns bestimmte Geister am Werk sind, die vielleicht Negatives verlangen, Angst oder Visionen einer negativen Zukunft hervorrufen. Pessimismus und Magie passen einfach nicht zusammen. Wer Trost sucht, wird ihn in der Magie nicht finden.
Magie ist nichts Emotionales, sondern etwas Geistiges.

Magie im alten Alexandria

Einen wichtigen Beitrag zur Magie lieferten die Schulen im alten Alexandria, deren magische Tradition sich bis heute erhalten hat.
In Alexandria lebten und wirkten Neuplatoniker, Gnostiker und Hermetiker, die alle auch Magier gewesen sind. Gängige Sprache im alexandrinischen Mittelmeerraum war das Altgriechische, in dem auch viele alte Lehrschriften der Magie abgefasst sind. Altgriechisch als Sprache der Gelehrten, wurde aber Anfang des ersten Jahrtausend immer weiter durch die lateinische Sprache verdrängt. Damit versank hermetisches und magisches Wissen immer weiter im Untergrund.

Erst im 18. Jhd. - insbesondere im Zeitalter der Aufklärung - kam hermetisches und magisches Wissen wieder in Umlauf. Zwischen Ende des 19. und Anfang des 20. Jhd. gründeten sich neue, magisch arbeitende Geheimorden. Ihre Mitglieder bezeichneten sich jedoch als Philosophen - nicht als Magier. Wenn die Philosophie die Liebe zur Weisheit ist, dann enthält diese Wissenschaft auch die Liebe zur Magie.
Es geht hier vor allem um praktische Philosophie.
Für den Neuplatoniker Iamblichos von Chalkis (245-325) war das Studium der Schriften Platos nur sinnvoll, wenn damit auch praktisch gearbeitet wurde.
Nur über Dinge nachzudenken ist einfach nicht ausreichend, denn Denken führt nur zu noch mehr denken und bleibt immer nur Denken. Ohne die praktische Anwendung der gewonnenen Weisheiten, kann sich die menschliche Seele nicht ausdehnen. Doch das ist letztendlich das Ziel der Magie: das Bemühen das individuelle Bewusstsein in Richtung der endgültigen Realität Gottes auszudehnen. Nur so gewinnt der Magus Erkenntnisse, die ihm den Aufenthaltsort von Wesenheiten offenbaren, mit deren Hilfe er seine magische Arbeit vollbringen kann.

Pharos von Alexandria - ewigeweisheit.de

Der Neuplatoniker Iamblichos.

Das Zwischenreich - eine magische Region

In eigentlich allen Kulturen der Welt gibt es ein existentielles Grundbedürfnis instinktiv handeln zu können. Diesem Grundbedürfnis gleichen sich alle anderen Bedürfnisse an.
Wenn wir mehr Geld verdienen möchten, wünschen wir uns in der materiellen Welt auszudehnen. Die Notwendigkeit unsere Seele zu erweitern ist aber bei weitem wichtiger als mehr Geld auf dem Konto zu haben. Trotzdem aber dehnen wir unser inneres Verlangen immer weiter aus, um Objekte im Außen zu erlangen - ohne wirklich zu wissen, wie viel wir davon tatsächlich gebrauchen können. Und gleichzeitig glauben viele, dass die Dinge im Außen begrenzt sind. Doch in Wirklichkeit gibt es für den magisch arbeitenden Menschen gar keine Begrenzung. Nicht einmal der Himmel beschränkt die Ausdehnung seiner Seele.
Aus dieser Haltung entwickelte sich die Magie, als Weg unsere innere Natur über die Grenzen unserer Existenz auszudehnen und zu erkennen: wir sind hier und dort ist Gott. Zwischen diesen beiden Ebenen des Bewusstseins begibt sich der Magier in ein Feld direkten Austauschs. Es ist ein Bereich der sich zwischen der individuellen Realität unserer Seele und der unaussprechlichen, äußeren Realität Gottes befindet: Das ist das Zwischenreich.
Die alten Weisen wussten von dieser magischen Region, die sich zwischen der individuellen und der endgültigen, göttlichen Realität befindet. Es ist ein magisches Gebiet, in dem sich geordnete Geistformen hierarchisch strukturieren - ein Reich von Daimonen, Geistführern, Engeln und Gottheiten.

Als wir auf dieser Erde geboren wurden, kam unsere Seele durch diese Region, bevor sie in den Leib unserer Mutter einzog. Durch dieses magische Gebiet kehrt sie nach dem Tod unseres Körpers wieder zurück in den unbegrenzten Ozean aller Seelen.
Dieses Zwischenreich, das durch Magie angesprochen wird, ist unzugänglich auf körperlicher Ebene. Es ist immateriell und kann nur mittels unseres Bewusstseins und unseres Geistes angesprochen werden.

Emblem - Oculus Non Vidit - ewigeweisheit.de

Das Emblem - Oculus Non Vidit
"Kein Auge hat gesehen und kein Ohr gehört was Gott denen bereitet hat, die ihn lieben" - 1 Korinther 2:9

Die uralte Tradition der Magier

Das magische Zwischenreich von dem hier die Rede ist, fügt sich aus einem System magischer Gesetzmäßigkeiten zusammen. Diese Gesetze haben sich über viele tausend Jahre hinweg theoretisch wie auch praktisch bewahrheitet. Wahre Magie stütz sich auf diese sehr alte Tradition, ohne die, keine magische Arbeit möglich ist.
Viele befolgen heute aber nur halbherzig diese magischen Gesetzmäßigkeiten. Und so gibt es jede Menge Dilettanten - die sich aber dennoch als Magier ausgeben. Doch niemand unter solchen bringt auch nur annähernd Resultate hervor. Zwar wissen viele, dass die menschliche Psyche magische Fähigkeiten hat und stehen vielleicht auch in Kontakt mit den Wesenheiten dieses magischen Zwischenreichs, doch sie haben keine Macht über sie. Es kommt darum öfter vor, dass Wesenheiten des Zwischenreichs solchen "Möchtegern-Magiern" schmeicheln, denn sie sehen in ihnen die Möglichkeit, am Geschehen auf der Erde teilzunehmen, was ihnen ohne den Menschen verwehrt bliebe. In einem solchen Fall spricht man auch von "Besetzungen". Dann wird das Individuum im Glauben gehalten es verfüge über magische Fähigkeiten, wird aber stattdessen von diesen Wesenheiten für andere Zwecke eingesetzt, was mitunter mit schwerwiegenden psychischen Störungen einhergeht.

Viele versuchen sich mal schnell irgendwas auszudenken, um damit anderen zu imponieren. Es mag sein, dass solche magischen Kleinarbeiten ihre Wirkung haben - doch alles nur Kurzweil. Es führt einfach zu nichts, wenn man kein Ziel verfolgt. Generell gilt das für alle Vorhaben eines Menschen.

Wer kein Ziel hat, bleibt der Sklave der Ziele anderer!

Ähnlich ist es mit der Heilkunde: Man kann zwar schnell jemanden anscheinend gesund machen - das bedeutet aber nicht, dass er auch wirklich geheilt ist und gesund bleibt. Heilen heißt nicht, ein Symptom verschwinden zu lassen - Heilen heißt jemanden von innen an die Wahrheit seiner Existenz, und damit zur Gesundheit zu führen - doch leider sind der Dilettanten viele!

Wenn wir uns bei unserer magischen Arbeit nicht auf eine Tradition besinnen, sondern Formeln und Vorgehensweisen verwenden, deren Ursprünge uns nicht bekannt sind, dann führen sie ebenso ins Nirgendwo, so wie wir auch nicht wissen woher sie stammen!

Alle Dinge und Zustände die wir uns sehnlichst im Leben wünschen, wünschten sich auch schon andere Menschen in der Vergangenheit. Wir sollten uns darum auf das Gedankengut, lang erhaltener Weisheiten stützen. Das liefert uns die Tradition.

Éliphas Lévi Zahed - ewigeweisheit.de

Der französische Magier Eliphas Levi (1810-1875)

Der Hermetische Orden der Goldenen Morgenröte

1888 wurde in London der "Hermetic Order of the Golden Dawn" gegründet. Die Gründer dieses Ordens waren so illustre Gestalten wie z. B. der Arzt Dr. Wynn Wescott oder S. L. MacGrecor Mathers. Mitglieder des Ordens waren Wissenschaftler, Künstler und Dichter, darunter William Butler Yates (Nobelpreisträger für Literatur 1923). Weitere Mitglieder waren die Schriftstellerin Dion Fortune, der Theosoph A. P. Sinnett, Arthur Edward Waite, der Entwickler des Rider-Waite-Tarot, und der Autor Bram Stoker (Autor des "Dracula").

Als Organisation existierte der Golden Dawn nur etwas mehr als 30 Jahre. Doch in den Jahrzehnten seines Wirkens war dieser Orden sehr kreativ und schuf einen riesigen Corpus an Schriften und praktischen Anleitungen.
Der Orden beschäftigte sich mit Kabbala, Tarot und Weissagung. Ein großer Teil des vom Golden Dawn verwendeten magischen Systems, wurde von dem französischen Diakon und Okkultisten Eliphas Levi übernommen. Levi glaubte dass Veränderungen in der materiellen Natur allein durch den Willen hervorgerufen werden können. Für ihn war Magie auch ein Mittel, Veränderungen im Denken eines anderen Menschen hervorzurufen.

Liebe ist das Gesetz. Liebe unter Willen!

- Aleister Crowley

Solche und andere Auffassungen sollten zentrale "Glaubensvorstellungen" der Mitglieder des Golden Dawn werden. Dieser Glaube wurde später auch von anderen Organisationen wie dem O.T.O. (Ordo Templi Orientis) übernommen - zu deren Mitgliedern auch Aleister Crowley (Begründer der neureligiösen Bewegung Thelema), Rudolf Steiner (Begründer der Anthroposophie), Henry Spencer Lewis (Gründer des A.M.O.R.C., dem Alten mystischen Orden vom Rosenkreuz) oder Franz Hartmann (Theosoph und Übersetzer der Bhagavad Gita und des Dao-De-Ging) zählten.

Magie ist die Kunst und Wissenschaft, die Welt in Übereinstimmung mit dem Willen zu formen.

- Aleister Crowley

Neophyten werden in das System des Golden Dawn durch drei praktische Übungen eingeführt, die wir uns im Folgenden ansehen wollen.

Divination mit Tarot - ewigeweisheit.de

Divination mit Hilfe des Tarot

1. Divination

Divination ist im Golden Dawn eine Methode der Weissagung und Prophezeiung mit Hilfe des Tarot, des chinesischen I-Ging, der Geomantie und der Astrologie. All diese Hilfsmittel dienen der Sensibilisierung des Fragers, womit er seine Vorstellungskraft allmählich verfeinert. Es geht um eine innere, imaginative Welt von Bildern, die aus der oben erwähnten Zwischenregion stammen, mit dem Ziel die Gottheiten um Rat zu fragen.

Es gibt besondere Kräfte im Kosmos, inklusive den tieferen Ebenen unseres Bewusstseins. Sie sehnen sich regelrecht danach sehnen uns zu helfen, all die Wirrnisse die uns im Leben fordern, zu überwinden. Wer ihre Hilfe in seinem Leben verfügbar zu machen weiß, wird sein Bewusstsein wirklich bereichern. Das ist die eigentliche Essenz der Divination.
Zuerst hält man Ausschau danach, welche Zeichen sich in bestimmten Situationen ergeben. Jedes Zeichen besitzt einen individuellen Modus. Alles was man im Sonnenlicht erblicken kann, kann ein Hinweis sein. Das heißt nicht, dass man vor jeder schwarzen Katze zusammenzucken soll, denn nicht alles ist gleich wichtig - relevant ist der Stellenwert der Erscheinungen. Diesen Wert zu ermitteln ist Kunst der Divination.

Vier magische Waffen - ewigeweisheit.de

2. Vision

Um die Fähigkeit der Vision zu schulen, verwendet das Golden-Dawn-System die indischen Tattva-Symbole. Sie repräsentieren die Elementarkräfte: Akasha (Äther), Luft, Feuer, Wasser und Erde. Jedes dieser fünf Tattvas hat ein besonderes Symbol, das der Magier visualisiert. Die Erde ist ein goldgelbes Quadrat, das Wasser ein graublauer Halbmond, die Luft ist ein hellblauer Kreis, das Feuer ein rotes Dreieck und das Akasha wird meist in Form einer schwarzblauben Vesica, manchmal als Ei abgebildet.
Für die Visions-Übungen fertigt der Neophyt ein großes Bild eines Tattva-Symbols an. In meditativer Haltung davor sitzend blickt er solange darauf, bis das Symbol nach einer Weile Farbe und Form verändert. Das ist der Zeitpunkt, wo sich das Tattva zu einem Tor in das oben genannte, imaginative Zwischenreich öffnet. Nach einer bestimmten Abfolge betritt der Magus nun das Feld dieses Zwischenreichs und verlässt es danach wieder - sofern er den Weg zurück findet!

3. Evokation

Mit der Evokation erhält der Magus ein wichtiges Werkzeug, um mit den Wesenheiten im magischen Zwischenreich in Kontakt zu treten. Dazu begibt er sich in einen auf den Boden gezeichneten Schutzkreis. In diesem Ritual verwendet er "magische Waffen", um die Kräfte des Zwischenreichs zu bannen: ein Stab, ein Schwert, ein Kelch oder ein Pentakel, die je einem der vier Elemente entsprechen. Während dieser Zeremonie steht er vor einem Dreieck, auf dem verschiedene Symbole angebracht sind.
Er kann diese Übung aber nicht allein ausführen. Darum kommt immer eine zweite Person ins Spiel, die als Medium und Empfänger fungiert. Durch das Medium erhält der Magus Antworten der Wesenheiten aus dem Zwischenreich.

Der kluge Pan - ewigeweisheit.de

Der kluge Pan mit seiner "Zauberflöte" - ein Mischwesen - halb Mensch, halb Bock.

Der Magus rezitiert bei seinen Beschwörungen, poetische, teils schwülstige Zauberformeln, um damit ein bestimmtes Wesen anzurufen. Für jede dieser Anrufungen wird der Wesenheit entsprechend ein Räucherwerk entzündet und von den Praktizierenden bestimmte Substanzen eingenommen, Farben getragen, Töne gesungen und Objekte in den Händen geführt. Damit werden alle Sinne auf eine höhere Ebene der Transzendenz erhoben. Die Zusammenstellung von Gerüchen, Geschmäckern, Farben, Tönen und greifbaren Dingen, entnehmen die Magier des Golden Dawn besonderen Zuordnungstabellen. Solche finden sich auch in Aleister Crowley's Buch "Liber 777".
Magus und Medium stehen sich in einem dunklen Raum gegenüber. Licht spenden zwei Kerzen, die das Medium in seinen Händen hält. Während der Magus die Evokation durchführt, erscheinen dem Medium in einem Spiegel die angerufenen Wesenheiten und geben Auskunft über die gestellte Frage bzw. das erwünschte Ereignis. Durch die Anrufung dieser Mächte erhält der Magus einen bestimmten Umfang an Informationen und Weisheiten.
Dies sind aber keine Engel oder lichthaften Wesen, sondern sehr alte Bewusstseinsformen, die mit der Erde und mit den Kräften der Natur zu tun haben - manchmal in Form eines Reptils (z. B. Schlangen, Kröten oder Drachen), eines Vogels oder eines anderen Tieres, oder Mischwesen wie Satyrn, Greifen, Sphinxen und anderen. Es sind in etwa die archetypischen Charaktere von denen man auch aus Märchen erfährt. Auch in der Bibel, insbesondere in der Offenbarung des Johannes, begegnen uns diese magischen Charaktere.

Wer diese Wesen befragt, bekommt Antworten. Doch welchen Wert haben diese Antworten?
Da es sich hier um sehr eindrucksvolle Vorgänge handelt, inspirieren sie die Vorstellungskraft des Durchführenden. Vor allem die Veränderung des menschlichen Bewusstseins, die in einer solchen Zeremonie bewirkt werden, ist beträchtlich. Doch damit auch sehr, sehr gefährlich. Insbesondere bei einem ängstlichen Menschen, werden Tür und Tor geöffnet, durch die allerhand "ungebetene Gäste" das Bewusstsein besetzen können!

Die Invokation

Die hier beschriebenen Übungen gehen einher mit dem Lernen des großen Corpus an theoretischem Wissen aus Religion, Kabbala, Astrologie, Geomantie, Mythologie und Heilkunde. All das sind Informationen mit denen sich der Magus zuvor vertraut machen muss.

Nachdem der Schüler der Magie Divination, Vision und Evokation erlernt hat erfolgt das, was als "Invokation" (lat. invocatio "Hineinrufung") bezeichnet wird. Die niedrigeren Wesenheiten werden evoziert (von lat. evocare "herausrufen") - d. h. durch Evokation angerufen - die höheren Wesenheiten invoziert.
Diese durch Invokation angerufenen Wesenheiten, stammen aus einem transzendenten, himmlisch-göttlichen Feld. Es sind Wesen, die in alter Zeit als Götter und Göttinnen bekannt waren.

Der Heilige Schutzengel

Jedes Individuum ist mit einem spirituellen Selbst begabt, dass Teil des Göttlichen ist. Dieses höhere Selbst hat in sich Gottebenbildlichkeit und vermittelt dem Magus ein besonderes Bewusstsein, mit dem er den lebendigen, göttlichen Funken in sich erkennen kann. Es ist die Essenz des Göttlichen und der Weg zur endgültigen Realität Gottes. Es ist dies auch die höchste Form der Zeremonialmagie, die zur Verbindung mit dem höheren Selbst und damit zur Verbindung mit Gott führt.

Höchstes Bestreben der Zeremonialmagie ist die Vereinigung des Magus mit seinem heiligen Schutzengel. Diesen Schutzengel nennt man auch den Geistführer. In der Kabbala gibt es 72 heilige Namen Gottes, von denen jeweils drei, gemeinsam den Namen des heiligen Schutzengels einer Person bezeichnen. Bei der Ermittlung dieses heiligen Namens, muss aber unbedingt beachtet werden, dass der Golden Dawn ein anderes System für die 72 Namen verwendet, als das traditionelle kabbalistische System bereitstellt. Jedem der 72 Namen entspricht nämlich ein astrologisches Sternzeichen. Im Golden-Dawn-System beginnt der erste Name mit dem Tierkreiszeichen Löwe, während in der traditionellen Kabbala der erste Name mit dem Widder beginnt. Das ist ein gravierender Unterschied!
Bevor man also irgendwelche Buchstabenfolgen zusammenstellt, um durch Invokation seinen heiligen Schutzengel anzurufen, sollte man sich erst vollkommen sicher sein, dass dies auch der richtige Name ist. Alles andere wäre nämlich verheerend! Der heilige Schutzengel ist ein sehr machtvolles Wesen, dass dem Individuum auf ganz vertrauliche Art und Weise Macht vermittelt. Jedes Individuum, hat einen Genius, den man den Daimonion nennt (griech. für "persönlicher Schutzgeist").
Im Golden Dawn verstand man unter diesem individuellen, heiligen Schutzengel, dass, was in der Psychologie als das höhere Selbst bezeichnet wird. Der Magier lernt nach der Vision seines heiligen Schutzengels, diesen immer besser kennen. So kann ein tatsächlicher Austausch mit ihm stattfinden, bis sich die beiden tatsächlich näher kommen und vereinigen. Das ist der magische, aktive und auch kürzere Weg zur Erleuchtung - gleichzeitig aber auch der gefährlichere (siehe oben). Es ist wie beim Besteigen eines Berggipfels: während der Mystiker den langen beschwerlichen Weg auf sich nimmt, klettert der Magier die Steilwand empor - doch immer in der Gefahr zu Tode zu stürzen!

Gut ist das wahrhaftig Lichtvolle

Der persische Prophet Zarathustra - ewigeweisheit.de

Der Prophet Zoroaster (Zarathustra) wirkte um 1.000 v. Chr. im alten Persien (cc).

In der magischen Arbeit öffnen sich bestimmte Bewusstseinsfelder. Dem Individuum können daraus große Mengen Energie zuströmen.
Je nach Erwartung und Haltung des Individuums, wird sich in seinem Leben Entsprechendes ereignen.

Magier wie Mystiker berichten von den atemberaubenden Erlebnissen, die einer erfährt, der mit den Wesenheiten des Zwischenreichs in Kontakt tritt. Es geht hier um Ebenen des Bewusstseins, die mit anderen Mitteln nicht erreicht werden können. Was dabei erfahren wird, ist viel lebendiger als das alltägliche, irdische Leben. Darum ereifern sich viele an den Phänomenen, die sich aus der praktischen Arbeit in der Magie ergeben. Magie vermittelt ein Gefühl vom "Leben der Seele".

Die Magie bietet dem Menschen Mittel, mehr zu werden als er bisher war. Doch es gibt einen Energieerhaltungssatz, der besagt, dass wer nimmt auch geben muss. Wer etwas anderes behauptet, der verrät sich als Lügner.
Wer um jeden Preis mit den Geistformen des Zwischenreichs Verbindung aufnehmen will, muss damit rechnen, dass "gelieferte Dienste" auch in der physischen, alltäglichen Realität von jenen Wesenheiten eingefordert werden, die man darin "konsultierte". Und wer Böses verlangt, von dem wird Böses verlangt. Wer allerdings Gutes will, dem wird Gutes widerfahren.

Man hat als Mensch die freie Wahl, sich für den rechten Weg, den Weg der Wahrhaftigkeit zu entscheiden. Dafür steht die ewig gültige Lehre des Propheten Zoroaster, die jedem Menschen rät

  • gute Gedanken zu denken,
  • gute Worte zu sprechen und
  • gute Taten zu vollbringen.

Auf diesem Fundament der Wahrhaftigkeit ist die Welt gegründet. Da der Mensch das einzige Lebewesen ist, welches die Möglichkeit hat, zu unterscheiden, zu führen und zu verändern, muss er stets versuchen das Gute zu bewirken. Welcher Weg dabei gegangen wird - sei es der des Mystikers oder der des Magiers - das sei jedem selbst überlassen - solange er sich nur für das Gute entscheidet!

 

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