Krise

Krisen der modernen Gegenwart...

Autor und Mentor Selim Levent Oezkan - ewigeweisheit.de

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Autor und Mentor

Es ist wichtig, sich gelegentlich mit anderen darüber auszutauschen, was man derzeit über das Weltgeschehen erfährt. Dabei sollte es aber vielleicht weniger um persönliche Ängste und Wut gehen, sondern eher darum, was diese Krise der Gegenwart insgesamt für jeden Einzelnen bedeutet.

Es wäre dann angebracht, darauf zu achten, was von dem, was wir sagen, tatsächlich wert ist, an andere weitergegeben zu werden, damit sich nur das verbreitet, was für unsere Nächsten einen Sinn erfüllt. Was wir aussenden, kommt einmal zu uns zurück, so wie die Wellen eines Meeres zurückspülen vom Ufer seines Gegenübers.

Was wir gegenwärtig erleben, äußert sich als Getrenntsein. Wie gut darum doch, wenn immer mehr von uns Verbindung suchten, zusammenträfen, sich vernetzten – hier, in dieser Welt, als Mensch in einem Körper, der berührt, der weitergibt, der spricht. Das ist möglich nur im Dialog mit anderen. Und Dialog bedeutet auch zuzuhören, bedeutet Offenheit – auf beiden Seiten:
Mal als Leere, ein andermal als Lektion.
Mal als Loslassen und ein andermal als Lehre.

Wichtig ist, dass man sich austauscht nur darüber, was man bereits für sich einordnen konnte, was manchmal auch eine Traurigkeit, ein andermal auch Ärger sein kann. Doch man weiß dann zumindest was es ist, worüber man da mit anderen spricht. Einfach nur klagen, einfach nur seinen Ärger abreagieren: Würde das nicht zu noch mehr Ärger führen?

Alles was wir sagen ist draußen und lässt sich nicht wieder zurückrufen.

Zusammen

Menschen brauchen in Zeiten persönlicher und weltlicher Krisen vor allem eins: andere Menschen. Wir alle freuen uns mit anderen zu sein.

Es braucht gar keine großen Worte, um etwas in uns und in anderen zu bewegen. Schon eine winzige Nettigkeit, kann in einem anderen Menschen, der sich vielleicht in schwierigen Zeiten befindet, eine große Hilfe sein. Und solch Nettigkeit ist auch ein Ohr das zuhört, ist ein Warten, ist Ehrlichkeit.

Darum: Welche kleine Sache können Sie heute tun, um jemandem zu helfen?

Heilen

Bei alle dem, was wir durch die Medien über die gegenwärtige Zeit erfahren, steht trotzdem fest: Wir Menschen haben die seltsame Eigenart, dass wir uns irgendwie an alle äußeren Umstände anzupassen vermögen – und seien sie noch so ungewöhnlich! Es rührt von dem uralten Erbe unseres Daseins als Homo Sapiens, als »Vernünftiger Mensch«, als der wir bereits vor mehr als 10.000 Jahren unterwegs waren, damals als Wanderer, als Sammler, als Jäger. Wir haben die Fähigkeit uns anzupassen.

Ausbrüche von Krankheiten, Kriege und Wirtschaftskrisen und damit verbundene Paradoxa, fordern uns alle heraus. Immer aber gibt es Wege, die zwar recht eng durchs Unbekannte führen, doch uns sogar durch schwierige Notlagen bringen, aus denen wir dann aber gestärkt hervorgehen – vorausgesetzt, wir folgen solch angetretenem Weg auch bis dorthin wo er endet.

Jeder neue Weg beginnt doch dort, wo er noch nicht gegangen wurde!

Wir alle brauchen Zeit, uns mit dem, was an Schwierigkeiten auftritt, erst einmal abzufinden, brauchen unbedingt auch Zeit für Trauer, über das was man vielleicht hatte und man nun vielleicht verloren hat: Eine sichere Zukunft.

Doch gibt es echte Sicherheit überhaupt?
Oder ähnelt der Glaube an Sicherheit eher einem Hoffen auf Wahrscheinlichkeit?

Fest steht: Wir brauchen Zeit, um zu bedauern was sich schwer, was sich schwierig anfühlt. Das aber ist so wichtig, um jetzt weiterzumachen.

Auch dies geht vorbei...

Autor und Mentor Selim Levent Oezkan - ewigeweisheit.de

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Autor und Mentor

Im Werk des persischen Dichters Fareduddin Attar finden wir die alte Sufi-Geschichte von einem König, dessen Gefühlswelt heftig schwankte, zwischen glühender Begeisterung und dunkler Hoffnungslosigkeit.

Selbst kleinste Ereignisse in seinem Leben, riefen heftige Emotionen in ihm wach, so dass ein gerade empfundenes Glück, schnell umschlug in Enttäuschung. Allmählich aber ertrug er sich selbst kaum mehr und verzweifelte fast daran.

Seinen engsten Vertrauten wandte er sich deshalb zu, doch fand keinen Ausweg aus seiner Krise.

So kam es, dass er nach dem größten Weisen seines Landes schickte, einem erleuchteten Sufi-Heiligen. Man brachte den weisen Mann also an den Hof des Königs, der vor ihn trat, sich verbeugte und dort folgendes vernahm:

Ich will so sein wie du

sprach der König und fügte hinzu:

Kannst du mir etwas beschaffen, dass mir Ausgleich und Gelassenheit verschafft, wenn mich das Unglücklichsein wieder heimsucht? Gibt es da etwas, dass mich weise sein lässt? Jeden Preis würde ich Dir dafür bezahlen.

Da antwortete der alte Derwisch, dass er gewiss an etwas dachte, was dem König helfen würde. Doch das wäre nicht aufzuwiegen mit allem Gold seines Reiches.

Drum will ich euch ein Geschenk machen

sagte der alte Mann,

und ihr braucht mir dafür nichts zu geben, vorausgesetzt, ihr haltet es in hohen Ehren.

Der König gab dem Weisen sein Wort, der daraufhin den Palast wieder verließ.

Nach ein paar Wochen kehrte der Weise zurück und überreichte dem König ein aus feinster Jade verfertigtes Schmuckkästchen. Als der König es öffnete, glänzte darin ein goldener Ring. Er nahm ihn heraus und sah, eine Inschrift darauf:

Auch dies geht vorbei.

Verwundert darüber fragte er den Weisen, was denn die Bedeutung dessen sei, dass er da von ihm bekam, worauf der Weise sprach:

Tragt diesen Ring immer. Ganz gleich was auch passieren mag: Bevor ihr es als gut oder schlecht bewertet, berührt den Ring und lest was darauf steht. Wenn ihr meiner Weisung folgt, werdet ihr eueren inneren Frieden wahren.

Der König wunderte sich erst, doch wenig später hatte er begriffen: Alles in der Welt ist vergänglich. Das Schlechte wie auch das Erfreuliche. Im Urteil aber gefangen zu sein, das ausgesprochen oder gedacht, einer Sache oder einem Ereignis einen bestimmten Wert beimisst, ist eben so zwecklos, wie an etwas das bereits vergangen noch weiter festzuhalten.

Er sah auf einmal ein, dass eben nichts von Dauer ist. Drum entbehrte es aller Wertung und auch allen Urteils. Wer nämlich sein Ich von der Anhaftung an das Vergangene losließ, entledigte sich dabei auch seiner alten Sorgen. Ebenso aber realisierte der König, dass das auch für alles Erheiternde oder Genüssliche gilt – denn:

Auch dies geht vorbei.

Was diese vier Worte doch auszudrücken vermögen!

Wenn wir uns in Hochmut über andere hinweg setzen, holen uns diese Worte zurück auf den Boden der Tatsachen – und trösten uns auch, in Zeiten der Not!

 

Das Leben: Ein Tänzer...

Autor und Mentor Selim Levent Oezkan - ewigeweisheit.de

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Autor und Mentor

In den spirituellen Traditionen des Westens und des Ostens, bedeuten schwere Lebenskrisen eigentlich etwas ganz anderes als das, als was man sie vielleicht persönlich empfindet. Und was für die persönliche Erfahrung gilt, das trifft auch zu auf die kollektive Empfindung schwerer Krisen.

Letztendlich bieten sich uns in Krisen sehr gute Chancen, um uns selber näher zu kommen, und dabei zu entdecken, wie wir in der Gemeinschaft erscheinen - entweder tatsächlich oder zunächst nur theoretisch.

Aus der Ruhe zum Entschluss

Die Menschheit musste sich durch unzählige Krisen schleppen und schien immer wieder - so zumindest finden wir es in den alten Überlieferungen - dem Abgrund und ihrem Ende nahe.

Wer heute Krisen durchlebt, sollte sie, zumindest ein Stück weit, erst einmal auch geschehen lassen. Bevor er sich für dies oder das zu tun entscheidet, bewahrt er Fassung doch nur durch Annehmen dessen was ist. Nur ein gefasstes Gemüt vermag richtige Entscheidungen zu treffen.

Wir sehen ohnehin erst im Rückblick, wofür eine bestimmte Krise im Leben vielleicht gut war. Und was für den Einzelnen gilt, dass ist auch wahr für die Gemeinschaft. Man muss jedoch vorsichtig sein, wenn man sich dazu anderen gegenüber äußert. Denn es kann leicht passieren, dass man mit seiner Sprache etwas zu sehr verallgemeinert. Besonders wenn es um schlimme Bosheiten geht, die Menschen anderen Menschen antaten, wäre es unverantwortlich davon zu sprechen, dass auch das Negative einen Zweck erfüllt. Wer aber in schwierigen Zeiten nach Trost sucht, sollte durchaus erwägen, die Kehrseite des Negativen als solche zu erkennen, das heißt, in den daraus wirkenden Effekten, auch etwas Gutes zu finden. Das ist möglich.

Schwere Krisenzeiten belasten uns natürlich. In fast jeder Krise aber steckt auch eine Chance. Doch um sie als solche zu erkennen, muss man die Möglichkeit zur Chance überhaupt erst einmal einräumen. Verliert man zum Beispiel seine Arbeit oder geht eine Liebesbeziehung in die Brüche, ist das schmerzhaft und man fühlt sich verunsichert. Das Leben aber bietet Überraschungen, wo doch niemand genau sagen kann was die Zukunft bringt. Und was war muss gar nicht besser sein, als das was kommt. Neue Aufgaben oder neue Lebenspartner, könnten sogar besser zu einem passen.

Sich dem Möglichen zuwenden

Als ich mit Freunden vor etwa 10 Jahren im Süden Griechenlands zurück nach Athen fuhr, passierten wir riesige Aschefelder, die große Waldbrände dort hinterließen. Mein Bedauern darüber mündlich geäußert, sagte meine Sitznachbarin zu mir:

Auch aus einem Aschefeld kommt dereinst wieder eine Blume zur Blüte.

Mir kam das damals als etwas übereifriger Optimismus vor, doch ich konnte ihrer Aussage trotzdem nur zustimmen. Zwar sah man noch die Auswirkungen dieser Katastrophe. Was aber blieb den Menschen übrig, als zu überlegen, welche nächsten Schritte notwendig waren. Bedauern nämlich half da keinem.

Nur was gegenwärtig aus einer Situation gemacht wird: Das ist relevant. Dem Vergangenen zu folgen: Wie soll das gehen? Doch dass man aus vergangenen Tragödien auch Erkenntnisse gewinnt, brauche ich niemandem einzuschärfen. Nicht aber jeder Mensch hat die selben Voraussetzungen oder das Wissen, um aus eigenen oder kollektiven Unglückserfahrungen zu lernen. Denn zu lernen bedarf einer Anstrengung und es sind nur wenige, denen im Leben die dazu notwendige Energie zur Verfügung steht.

Stellt sich da aber nicht die Frage: Was in unserem Leben frisst die meiste Energie?

Gieriges Ego

Wichtig bei Krisen ist, dass sie uns über uns selbst oder über unsere Gemeinschaft Dinge verraten können, auf die wir ohne solche Krisen niemals kämen. Wie schnell gelingt es dabei einem Menschen, die Hindernisse seines Ego zu überwinden. Und so wie es ein Ego des Einzelnen gibt, dass sich bis tief ins Unbewusste ragend, verhärtet hat, so ist es dann auch wirksam in der Gemeinschaft, als egozentrierter Gruppengeist.

Besonders heute, unterstützt durch all die vielen modernen Gerätschaften und maschinell automatisierten Hilfsmittel, scheint sich das Problem des Ego, reihum im Kreise unserer Mitmenschen (und damit unter uns), als schwieriges Problem, unsere Herzen mit immer neuen Schichten von Ichbezogenheit zu überziehen. Da wird es immer schwerer mit dem zu sehen, was die alten Mystiker das "Auge des Herzens" nannten: ein intuitiv-bewusstes, direktes Empfinden, jenseits allen Denkens.

Was die Auswirkungen dieser, in unserer modernen Gesellschaft, so tief verwurzelten Ich-Haltung bedeuten, scheint an allen Ecken und Enden immer mehr aufzulodern, bereits einer globalen Massen-Psychose ähnelnd. Beim einen, als recht schwerwiegend empfunden, weiß man dann: "Der ist krank". Doch auch andererseits, in eher lästig empfundenen Situationen mit anderen Menschen, geht es um die Wirkungen dieses allgemein gängigen Ego-Problems, das wie ein bösartiger Erreger, alle Menschen der Industire-Zivilisation infiziert hat. Es scheint da etwas am verhärteten Ego-Kern des Individuums zu zerren, das ihm überhaupt erst seine Daseinsberechtigung verleiht. Was den meisten Menschen bleibt, ist allein die Identifikation mit dem Ego.

Doch das Ego fühlt sich gerne auch ungerecht behandelt, sucht die Schuld stets bei den Anderen. In Wirklichkeit aber werden wir an unsere eigenen Unzulänglichkeiten erinnert, und der Wohlfühlbereich, von dem wir glauben, er bliebe uns für immer, wirkt auf einmal so unbehaglich. Sobald er gar zu bröckeln beginnt und wir mit dem Bereinigen unseres polierten Selbstbildes nicht mehr nachkommen, empfinden wir unser Leben zunehmend als Last.

Viel zu oft schon warteten wir zu lange in Situationen, harrten darin aus, was uns jedoch nur vermeintlich als Gelegen erschien. Längst überfällig gewordenes Tun wurde unterlassen, verschwand unter der Hand, während wir damit unserem Ego neuen Aufwind gaben: "intelligente Geräte" hektisch bedienend, damit Fotos und auch immer mehr Sprachnachrichten sendend. Auch wenn jedem klar ist, dass niemals alles, von dem was da in unserem Ego aufbrodelt und davon ausstrahlt, von anderen gelesen wird, fühlt sich unser Ego damit anscheinend ganz munter, denn das, was es da mit den anderen teilt, gibt ihm ein kurzes Gefühl der Überlegenheit, zumal es im Augenblick des Versendens ja "mehr weiß", als der Empfänger.

Viel Zeit wird heute daran verschwendet, selbst dann, wenn man dies und das auch noch andichtet, das in Wirklichkeit gar nicht existiert.

Krisen durchleben

Die Krisen die die Menschheit der Gegenwart bedrängen, scheinen also vor allem Krisen des Ego zu sein - auch wenn sie sich uns auf ganz und gar andere Weise präsentieren. Wir leben eben alle in der Annahme, dass wir unser Leben leben. Doch in Wahrheit lebt das Leben uns. In einem seiner Bücher stellte der spirituelle Lehrer Eckhart Tolle (*1948) dazu einmal treffend fest:

Das Leben ist der Tänzer und wir sind der Tanz.

Mit Passivität hat das nichts zu tun. Eher geht es darum selbst den üblen Launen des Seins nicht entkommen zu wollen, sondern sie zu durchleben, da sie uns eben auf dem Weg halten und damit daran hindern einen falschen Weg einzuschlagen - oder - falls wir uns bereits auf Abwegen befinden, uns wieder unserem Selbst näher bringen, dass dann nicht mehr dem Diktat unseres Ego gehorcht, sondern sein wahres Wesen erkannt, zum Wohle aller handelt.

Unsere durch das Ego gesteuerte Gesellschaft aber ist genau das Gegenteil eines solchen Ideals. Es ist weniger vorteilhaft zu glauben, dass man ein Leben führen könnte, das außerhalb der Gemeinschaft stattfindet. Selbst wenn da ein Eremit in diesem Moment, irgendwo in den Gemäuern oder Höhlen, seine Klausur meditierend oder betend verbringt, bedeutet das nicht, dass sich sein Wirken jenseits des Gemeinschaftswohles oder in einer fremden Welt ereignete. Oft nämlich sind es doch jene, die andere, vielleicht ganz einflussreiche Persönlichkeiten aufsuchen - einst und auch heute noch -, um guten Rat zu erhalten und damit zum Wohle der Gemeinschaft zu handeln. Und darum geht es: um das Mit-Ein-Ander, wo sich kein Ego mehr mit gegebenen Formen identifizieren braucht, sondern sich der voll bewusst gewordene Mensch, als Teil des Ganzen empfindet, selbst wenn ihm die äußeren Gegebenheiten das Gegenteil vortäuschen.

 

 

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