Kuthumi

Wer war Jiddu Krishnamurti?

Autor und Mentor Selim Levent Oezkan - ewigeweisheit.de

von

Autor und Mentor

Jiddu Krishnamurti - ewigeweisheit.de

Viele spirituell gesinnte Menschen halten den aus Indien stammenden Jiddu Krishnamurti für einen der wichtigsten Weisheitslehrer des 20. Jahrhunderts. Seine lebenspraktischen Lehren nämlich behielten bis heute ihre Wichtigkeit, im Denken des Abendlandes.

Er selbst fühlte sich keiner religiösen, spirituellen Schule oder Weisheitstradition verpflichtet. Auch darum sucht man bei ihm vergeblich nach einer neuen Philosophie oder Weltanschauung. Eher glich das, worüber er in seinem Leben, oft vor einem Publikum von tausenden Menschen sprach, praktischen Unterweisungen. Er hatte erkannt, und damit vorausgesetzt, dass jedem Menschen die Fähigkeit gegeben ist sich weiterzuentwickeln. Darum sprach er in seinen Vorträgen eben über jene Dinge, die jeden von uns in seinem täglichen Leben betreffen.

Krishnamurti (1895-1986) kannte die Probleme der Menschen der modernen Gesellschaft, die geprägt sind von einem Verlangen nach Sicherheit. Menschen bedrückt heute eine innere Spannung. Und die resultiert wohl aus einer eigentlichen Angst des Menschen vor dem Leben an sich. Darauf versuchte Krishnamurti seine Zuhörer in seinen Reden anzusprechen.

Seinen Zuhörern vermittelte er dabei jedoch immer etwas weniger, als das sie sich von seinen Ansprachen erhofften. Denn die eine oder der andere, erwarteten da vielleicht eine neuartige Methode, mittels derer sie sich von ihren alltäglichen Sorgen und Ängsten befreien konnten. Was Krishnamurti jedoch vermittelte, basierte eher auf einer vollkommenen Einfachheit. Er sprach die Probleme des Menschseins direkt an und erschütterte dabei vielleicht auch mühsam errichtete Gedankengebäude des Intellekts vieler seiner Zuhörer. Manch einer mag seine Lehre darum gar als anarchisch und zerstörerisch empfunden haben. Seine vermeintlichen Angriffe aber zielten vielmehr auf die Fesseln ab, mit denen sich die Menschen an ihre vermeintliche Wahlfreiheit zu binden pflegten.

Der neue Weltlehrer?

Helena Petrovna Blavatsky (1831-1891), die Begründerin der modernen Theosophie, schrieb 1889 im Schlusswort ihres Buches »Der Schlüssel zur Theosophie«:

[…] abgesehen davon, dass eine große, allen zugängliche Literatur zur Verfügung steht, wird der nächste Impuls, eine große geeinte Gemeinschaft von Menschen vorfinden, die bereit sind, den neuen Fackelträger der Wahrheit willkommen zu heißen. Er wird das Denken der Menschen für seine Botschaft vorbereitet finden, eine geeignete Sprache, in die er die neue Wahrheit, die er bringt, kleiden kann, und eine Organisation, die seine Ankunft erwartet und die ihm die rein mechanischen materiellen Hindernisse und Schwierigkeiten aus dem Weg räumen wird.

– Helena P. Blavatsky in »Der Schlüssel zur Theosophie«, S. 214f

Wenn darin zu lesen ist von einem »nächsten Impuls«, der mit dem Auftreten eines »Fackelträgers der Wahrheit« eingeleitet werden sollte, meinte sie damit den kommenden Weltlehrer des Wassermannzeitalters: Maitreya. Die Mitglieder der Theosophischen Gesellschaft sollten ihm da den Weg bereiten, damit er seine Aufgabe, die Botschaft der Wahrheit zu verkünden, auch erfüllen kann. Das zumindest war die Sichtweise der Theosophen Annie Besant (1847-1933) und Charles Webster Leadbeater (1854-1934). Sie fühlten sich durchs Blavatskys Aussage in ihrem Buch dazu inspiriert, die baldige Ankunft Maitreyas selbst miterleben zu dürfen, am Ende aber selbst zu inszenieren.

Jiddu Krishnamurti mit Charles Webster Leadbeater - ewigeweisheit.de

Der junge Jiddu Krishnamurti (links) mit Charles Webster Leadbeater (rechts), um 1909.

Im Frühling 1909 traf Leadbeater am Privatstrand des Hauptquartiers der Theosophischen Gesellschaft in Adyar, Madras (heutiges Chennai in Indien), einen vierzehnjährigen Jungen. Es war der Sohn von Jiddu Narayaniah, einem südindischen Brahmanen aus dem Stamm der Telugu. Narayaniah arbeitete damals für die Theosophische Gesellschaft (Blavatsky hatte ihn im Jahr 1882 in die Theosophische Gesellschaft aufgenommen). Er lebte mit seiner Frau und seinen beiden Söhnen (von denen der ältere der beiden eben Jiddu Krishnamurti war) neben dem Gelände der Theosophischen Gesellschaft.

Charles Webster Leadbeater nun, eine äußerst umstrittene Figur (später aus der Theosophischen Gesellschaft ausgeschlossen), dessen umfassendes, okkultes Wissen die Führung der Gesellschaft damals durchaus respektierte, kam zu der Überzeugung, dass der junge Krishnamurti ein geeigneter Kandidat für das Vehikel des Weltlehrers Maitreya darstelle. Er nahm Krishnamurti, wie auch seinen jüngeren Bruder Jiddu Nityananda, darum unter seine Fittiche. Ende 1909 nahm Annie Besant, damals Präsidentin der Theosophischen Gesellschaft, Krishnamurti und seinen Bruder in die Gesellschaft auf und adoptierte beide Jungen im März des folgenden Jahres. In diesem Jahr noch erklärte Annie Besant den jungen Krishnamurti zum kommenden »Weltlehrer«.

Zu Füßen des Meisters

Ende 1910 brachte die Theosophische Gesellschaft das erste Schriftwerk Krishnamurtis heraus, mit dem Titel »Zu Füßen des Meisters« – veröffentlicht unter dem Pseudonym »Alcyone«. Der junge Krishnamurti soll es bereits im Alter von 14 Jahren verfasst haben. In diesem Bucht bezieht er sich immer wieder auf »den Meister«, der laut legendärer Überlieferung eben jener gewesen ist, der auch auf Helena P. Blavatsky oder Alfred P. Sinnet, in ihrer schriftstellerischen Arbeit seinen Einfluss ausübte: der tibetische Meister Kuthumi. In seinem Vorwort zum Buch schrieb Jiddu Krishnamurti dazu:

Dies sind nicht meine Worte. Es sind die Worte des Meisters, der mich gelehrt hat.

Gemäß Aussagen Leadbeaters, erhielt der junge Krishnamurti in einem Zeitraum von etwa fünf Monaten, zwischen den Jahren 1909 und 1910, während er schlief, in einem mystischen Prozess eine spirituelle Unterweisung von Meister Kuthumi. Hieraus soll das Buch »Zu Füßen des Meisters« entstanden sein: Ein Buch das heute zu den spirituellen Klassikern der Weltliteratur zählt und über 100 Jahre (!) immer wieder neu aufgelegt wurde.

Drei Ordensgründungen

1911 dann gründete ein damaliger Redner auf den Kongressen der Theosophischen Gesellschaft in Adyar, George Arundale (1878-1945; ab 1933 selbst Präsident der Gesellschaft), den »Orden der aufgehenden Sonne« in Benares (heute Varanasi, Indien). Er gründete diesen Orden als Studiengruppe, eben wegen Krishnamurtis, oben genanntem Buch. Krishnamurti stand also im Mittelpunkt dieses Ordens. Bereits aber im Mai 1911 musste Besant diese von Arundale gegründete Studiengruppe und den damit verbundenen Orden, wieder auflösen, da durch ihr Fortbestehen es sonst wohl zu schwierigen Auseinandersetzungen in der Theosophischen Gesellschaft gekommen wäre.

Bereits aber im April 1911, hatte Besant den »Orden des Sterns im Osten« gegründet, mit Sitz in Benares. Der Name des Ordens entstand in Anlehnung an den Stern von Bethlehem, um damit das angekündigte Herannahen des Maitreya, der neuen Manifestation Christi, symbolisch anzudeuten.

Besant und Leadbeater sollten als Protektoren des neu gegründeten Ordens fungieren und wurden dazu offiziell von der Theosophischen Gesellschaft ernannt. Oberhaupt des Ordens aber wurde der damals gerade einmal 16 Jahre alte Jiddu Krishnamurti. Was sich in jenen Tagen über diesen Orden verbreitete, fand weite Beachtung in der Öffentlichkeit. Sogar die weltweite Presse schrieb darüber (darunter die New York Times, Los Angeles Times und andere). So hieß es etwa im März 1926 im amerikanischen Boston Daily Globe:

Unabhängig davon, ob man an diese 'Wiederkehr Christi' glaubt oder nicht, zeigt die ganze Welt Interesse an dieser Frage. In vielen Fällen haben Vertreter orthodoxer religiöser Organisationen ihre Aufgeschlossenheit für diesen Glauben zum Ausdruck gebracht. […] Es gibt eine weit verbreitete Erwartung eines solchen Ereignisses, das sich über konfessionelle und religiöse und sogar nationale Grenzen hinwegsetzt […]

Die Haltung der Menschen in den Industrienationen damals, war geprägt von einem Schwanken zwischen Aufbruchsstimmung und gleichzeitig diffuser Zukunftsangst. Eben darum war es möglich, dass Menschen aus diesem Gefühl einer Endzeitstimmung, durchaus offen waren für solche Verlautbarungen (was im Übrigen ja auch in esoterischen Kreisen der Gegenwart wieder Thema zu sein scheint). Viele Menschen damals waren des Lebens überdrüssig, was bei manchen gar in eine Faszination vom Tod mündete.

Ziel des von Besant und Leadbeater gegründeten Ordens auf jeden Fall, war die Ankunft des Weltlehrers vorzubereiten, und dafür alle Hindernisse aus dem Weg zu räumen, was ihnen damals auch tatsächlich gelang. Denn bereits 1913 hatte der Orden des Sterns im Osten weltweit mehr als 15.000 Mitglieder, worunter die meisten auch der Theosophischen Gesellschaft angehörten.

Mit dem Erreichen seiner Volljährigkeit dann, begann Krishnamurti in mehreren Ländern Vorträge zu halten. Am 28. Dezember 1911, während einer Zeremonie, die Krishnamurti zum Abschluss der jährlichen theosophischen Konvention zelebrierte, wurden Berichten zufolge, die Anwesenden plötzlich von einem seltsamen Gefühl »ungeheurer Kraft« überwältigt. Sie schien durch Krishnamurti zu fließen und auf sie überzugehen. Leadbeater schrieb dazu:

Es erinnerte einen unwiderstehlich an den rauschenden, mächtigen Wind und die Ausgießung des Heiligen Geistes an Pfingsten. Die Spannung war enorm, und jeder im Raum war zutiefst betroffen.

Am nächsten Tag verkündete Besant auf einer Versammlung der Esoterischen Sektion der Theosophischen Gesellschaft zum ersten Mal, dass es nun offensichtlich sei, dass Krishnamurti tatsächlich der auserwählte Körper sei, in dem sich der Christus manifestiert hatte (der Name »Krishnamurti« bedeutet gemäß Hindu-Tradition »wiedergeborener Krishna«).

Annie Besant im Jahr 1922 - ewigeweisheit.de

Annie Besant im Jahr 1922.

Die Jahre nach 1912

In der folgenden Zeit kam es zu einigen Kontroversen. Krishnamurtis Vater Narayaniah, richtete sich im Jahr 1912, in einem vertraulichen Brief, an den damaligen Generalsekretär der Deutschen Sektion der Theosophischen Gesellschaft, Rudolf Steiner (1861-1925). Darin schrieb er über seine Verstimmungen hinsichtlich dessen, was da mit seinem Sohn geschah. Er wollte auf keinen Fall, dass sein Sohn Krishnamurti (und dessen Bruder) in die Obhut Leadbeaters kam, worum er auch Annie Besant bat, doch seiner Bitte anscheinend nur unzureichend nachgekommen wurde. Auf jeden Fall war es die Entscheidung Rudolf Steiners, auch im selben Jahr noch die Abspaltung der Deutschen Sektion der Theosophischen Gesellschaft von der Muttergesellschaft zu veranlassen. Doch schon etwas zuvor, hatten Anhänger Rudolf Steiners, im Jahr 1912 die Anthroposophische Gesellschaft gegründet.

Neun Jahre später, im Jahr 1921, fand der erste internationale Kongress des Ordens des Sterns des Ostens in Paris statt. 2.000, der damals weltweit etwa 30.000 Mitglieder, nahmen daran teil. Im folgenden Jahr 1922 hatte Krishnamurti, während eines mehrmonatigen Aufenthalts in Ojai (Kalifornien), eine Reihe spiritueller Erfahrungen. Seit dieser Zeit begannen Gerüchte zu kursieren, über seltsame Ereignisse unter den Mitgliedern des Ordens des Sterns im Osten. Diese Ereignisse von Ojai blieben außerhalb der theosophischen Führung allerdings unbekannt.

1926 zählte der Ordens des Sterns im Osten etwa 43.000 Mitglieder. Zwei Drittel davon gehörten auch der Theosophischen Gesellschaft an. Doch schon seit 1922 hatte sich Krishnamurti in seiner zugesprochenen Rolle als neuer Weltlehrer anscheinend nicht mehr wohlgefühlt. Ausschlaggebend dafür war, neben den genannten und anderen Kontroversen, dass sein jüngerer Bruder Nitya im November 1925 völlig unerwartet verstorben war.

Im Juni 1927 änderte man den Namen des Ordens des Sterns im Osten, da ihn die Mitglieder als nicht mehr zeitgemäß empfanden. Die Worte »im Osten« nämlich, deuteten auf einen »kommenden« Weltenlehrer hin. Doch die Tage der Erwartung waren ja vorbei, da Krishnamurti nun das irdische Vehikel geworden sei, durch das Maitreya spreche. Man änderte darum den Ordensnamen auf »Orden des Sterns«.

Zu den Gipfeln spiritueller Erkenntnis

Am 2. August 1929 dann löste Krishnamurti den für ihn gegründeten Orden des Sterns vor 3.000 Mitgliedern auf. Dieses Ereignis glich einem Erdbeben für die Theosophische Gesellschaft Adyar. Viele der mit dem Orden in Verbindung stehenden Menschen sahen sich um ihre Hoffnungen betrogen (folgende Zitate sind entnommen aus Krishnamurtis damaliger Rede):

Wir werden heute Morgen sprechen über die Auflösung des Ordens des Sterns. Einige Menschen werden darüber erfreut sein, andere eher traurig. Die Freude oder Trauer darüber soll uns hier aber nicht beschäftigen, denn es geht einzig um die Sache, die unvermeidbar ist. […] Ich behaupte, dass die Wahrheit ein pfadloses Land ist, und dass man sich ihr auf keinem Weg nähern kann, weder durch eine Religion noch durch eine Sekte. Das ist meine Meinung, und daran halte ich absolut und bedingungslos fest.

Krishnamurti erklärte den Mitgliedern des Ordens, dass die Wahrheit eben grenzenlos sei, und es keine Bedingungen gäbe die zu ihr führten. Gemeinschaften die sich darum aber bemühten Wahrheit zu organisieren, hätten alle die Erfahrung gemacht, wie unmöglich es in Wirklichkeit ist, Wahrheit als Glauben zu organisieren.

Da der Glaube eine ganz individuelle Sache ist, kann und soll man ihn nicht organisieren. Einmal organisiert, stirbt der Glaube und verliert seine Lebendigkeit. Er wird zu einem Dogma, einer Sekte oder einer Religion, die stets sich und ihren Weg den Menschen aufzwingt.

Auch wenn nicht von der Hand gewiesen werden kann, dass erst durch die Religionen Menschen zu einer Bewusstheit des Universalen fanden, hatte Krishnamurti darüber hinaus deutlich gemacht, dass das, was wir als »Göttliche Wahrheit« kennen, nicht aus himmlischen Gefilden auf die Erde heruntergeholt werden kann, sondern der Einzelne sich darum bemühen muss, selbst zur Wahrheit aufzusteigen.

Sie können den Berggipfel nicht ins Tal versetzen. Wer den Gipfel erreichen will, muss das Tal durchqueren, die Steilhänge erklimmen, ohne Angst vor den gefährlichen Abgründen.

Dieses Aufsteigen zu den Gipfeln spiritueller Erkenntnis und göttlicher Schau, so Krishnamurti, muss jeder Mensch in sich selbst erfahren. Er glaubte, das Leben selbst sei Gott, und jede Handlung manifestiere sich durch Gott. In dieser Erkenntnis erst vermag ein Mensch seine wahrhaftige Einzigartigkeit zu spüren, die ihm ein Fundament ist, worauf er aufbauen kann.

Wie aber soll das geschehen, wenn man sich in organisierte Gruppen flüchtet, die einem Anweisungen geben, wie man das Leben zu leben hat?

Krishnamurtis Kunst der einfachen Rede

Über all die vielen Jahre, seit seiner Jugend, in der man ihn ja bereits zum Weltlehrer ernannt hatte, vermochte Krishnamurti seine Zuhörer immer wieder daran zu erinnern, dass jeder zuerst einmal Mensch und so wie der Rest der Menschheit ist. Nichts unterscheidet einen Menschen in Wirklichkeit von einem anderen.

Was Krishnamurti den Menschen lehrte, ging dabei über menschengemachte Glaubenssysteme, nationalistische Weltanschauungen und Sektierertum weit hinaus. Seine Lehren gaben den Menschen auf ihrer Suche nach Wahrheit einen neuen Sinn, lenkten ihr Denken in eine neue Richtung, wobei das, was er lehrte, zeitlos war.

Krishnamurti lag nichts daran eine besondere Schule oder einen neuen Kult zu gründen. Niemals wollte er, dass man in ihm einen Guru sah. Seine Zuhörer bekamen von ihm anstelle dessen ein Gefühl frischer Direktheit. Er sprach nie belehrend, sondern ganz unmissverständlich, wie ein Freund zu seinen Freunden. Trotzdem versuchte er seinen Zuhörern dabei zu helfen, ihr Leben auf Erden zu ergründen. Und das gelang ihm auch, denn nicht zog er Schlüsse aus erlerntem Wissen, sondern aus seinen eigenen Einsichten, die er aus Lebenserfahrungen gewann. Auch wenn der Kern seiner Botschaft, über all die vielen Jahre unverändert blieb, vermochte er vielen Menschen zu helfen, sich ihres eigenen Lebens immer mehr bewusst zu werden.

Die Essenz seiner Lehren aber bildete kein Lernsystem, das viele Schritte umfasste oder eine Anleitung für ein besseres Leben gab. Man sollte vielmehr einfach anfangen, um schließlich einen Ort in sich selbst zu erreichen, den jeder erreichen kann, doch eben nur durch ein Leben an sich. Er wollte die Leute von allem befreien, was sich zwischen ihnen und ihrem Schöpfer befand. Er bot dem Leben seiner Zuhörer nicht noch mehr, mit dem sie sich beschäftigen sollten. Vielmehr lag ihm daran zu vermitteln, dass es eher darum ging, zuerst einmal zu erkennen was ihr Leben alles nicht ist, um daraus zu schlussfolgern was es letztendlich sein muss. Denn aus solch totaler Negation, erhält man eben die Essenz dessen, was positiv ist im Leben.

Nun, wie können wir dabei vorgehen? Ich glaube, es gibt nur einen Weg: durch Negation zum Positiven zu kommen; durch das Verstehen, was es nicht ist, herauszufinden, was es ist. Zu sehen, was man tatsächlich ist, und darüber hinauszugehen.

- Krishnamurti in einem öffentlichen Vortrag in Saanen (Schweiz), 16. Juli 1970

Solche und andere interessante Einfachheiten vermochte Krishnamurti in seinen Reden eben jedem einzelnen seiner Zuhörer direkt und persönlich zu vermitteln, wobei sich dabei wohl jeder fühlte, als würde Krishnamurti auf seine speziellen Probleme direkt eingehen. Seine Wortwahl vermochte bei jedem, besondere Lebensthemen anzusprechen, wobei er dabei jedoch nie versuchte seine Zuhörer für sich zu gewinnen, damit sie seinem eigenen Weg folgten. Im Gegenteil! Er nahm seine Zuhörer mit, jeden Einzelnen, und führte sie zu sich und ihren Themen.

Ich bin niemand. So einfach ist das. Ich bin niemand. Aber was wichtig ist, ist, wer Sie sind, was Sie sind.
- Jiddu Krishnamurti

Solcherart und andere Aussagen Krishnamurtis, ließen jedoch auch viele Menschen mit unbeantworteten Fragen zurück. Aber wie er eben sagte, war die Wahrheit ein pfadloses Land. Wichtig war ihm dabei, in seinen Reden den Menschen ein Vertrauen zu vermitteln, ein Vertrauen in ihr Leben. Er wusste eben, dass die meisten unserer Schwierigkeiten aus einer Angst vor dem Leben resultieren. Vertrauten wir aber dem Leben, so wie es ist, statt uns davor zu fürchten, würde es uns auch nicht verraten – nur wir selbst könnten uns verraten.

Jiddu Krishnamurti in den 1920er Jahren - ewigeweisheit.de

Jiddu Krishnamurti in den 1920er Jahren.

Über die Freiheit

Die Menschheitsgesellschaft war für Krishnamurti letztlich ein Produkt der Interaktionen von Individuen. Darum vertrat er die Ansicht, dass ein grundlegender Wandel in der Welt nur entstehen kann, wenn sich das Individuum dazu entschließt, aus freien Stücken, einen radikalen Wandel in sich selbst zu vollbringen. Stets betonte er die Notwendigkeit einer »Revolution«, doch keineswegs einer äußeren oder politischen, sondern einer von innen heraus entfesselten Wende – durch eine ganzheitliche Transformation des Menschen eigenen Bewusstseins.

Die meisten Menschen heute jedoch leben in einem ewigen Gestern, was ihre Erwartungen stets auf das ausrichtet, das sie bereits kennen. Und diese Haltung prägen vor allem die bildhaften Vorstellungen ihrer Anschauung von sich selbst und der Welt. Diese manifestieren sich in Symbolen und Überzeugungen von etwas: Da »bildet« man sich eine Meinung über, »macht sich ein Bild« von etwas.

Heute dominieren Bilder unser Bewusstsein in fast allen Lebensbereichen, tauchen in unserem Denken auf und beeinflussen unser tägliches Handeln. Oft sind es Vorstellungen, in denen solche Bilder auftauchen, aus denen viele unserer Probleme entstehen. Dann trennen solcherart Bilder sogar Menschen voneinander, da sie zu geistigen Konzepten werden, mit denen wir in die Welt blicken. Doch was wäre, wenn jeder Mensch einzigartig ist und sich eben nicht in Bilder und Schablonen irgendwelcher Voreingenommenheit einfügen lässt? Könnte sich der Mensch dann von seinen erworbenen, bildhaften Inhalten lösen? Würde er sich damit sogar von allem Äußerlichen, nur Vordergründigem entfernen?

Wohl gelänge ihm nach und nach, in sich eine Verbundenheit mit allen anderen Menschen zu erfahren. Und eben darin läge wahre Selbstbestimmung und nicht mehr die scheinbare »Freiheit der Wahl«, eine Freiheit sich eine Meinung zu »bilden« über dieses oder jenes, über seine Mitmenschen und über sich selbst.

Freiheit ist keine Reaktion auf irgendein altes Handeln oder eine gewesene Lebenshaltung, von der man sich löste. Je mehr ein Mensch sich Dinge, Haltungen und Verbindungen für sein Leben auserwählt, desto mehr Stränge binden ihn daran, was ihn dementsprechend unfrei macht. In wahre Freiheit hingegen begäbe sich einer, der einfach nur beobachtete, ohne in eine beabsichtigte Richtung zu schauen. Er hätte keine Angst mehr davor, für das was er tut, bestraft zu werden, wie er ebensowenig hoffen würde, dass jemand sein Tun belohnt.

Freiheit entbehrt einfach jeden Motivs, denn sie wird nicht erreicht am Ende eines angetreten Weges im Leben, sondern beginnt bereits mit dem ersten Schritt ihres Antritts. Und solch Beginn unserer Lebensreise kann jeden Tag, in diesem Moment von Neuem beginnen, indem man beobachtet, urteilsfrei, um dabei seine eigentlichen Unfreiheiten zu entlarven.

Was es heißt zu meditieren

Für viele bedeutet Meditation so etwas wie ein Mittel zur Beruhigung des Gedankenflusses. Krishnamurti hatte versucht seinen Schülern die Meditationspraxis als etwas nahezulegen, dass sie befähigen sollte sich von Wissen zu befreien und sogar ein Ende allen Wissens anzustreben, im Sinne einer Freiheit von Bekanntem.

Meditation ist darum kein Mittel zum Zweck, mit der man irgendwann ein Ziel erreicht – Erleuchtung oder Ähnliches – oder irgendwo ankommt, oder sein geistiges Dasein perfektioniert. Krishnamurti galt Meditation im Gegenteil dazu, als Ende allen Strebens, innerhalb des menschlichen Lebens, als eine Bewegung aus der Zeit heraus. Denn jeder Gedanke ist Zeit, da er entsteht aus unseren gemachten Erfahrungen und aus dem Wissen das wir erlernten. Und damit ist jeder Gedanke untrennbar mit der Vergangenheit und darum mit der Zeit verbunden. Für Krishnamurti aber war die Zeit der psychologische Feind des Menschen.

Des Menschen Handeln basiert auf Wissen und damit auf Zeit, so dass er anscheinend dazu tendiert, immer von der Vergangenheit auf die Zukunft zu schließen, doch dabei immer abhängig bleibt von Zeit. Wenn der Mensch jedoch die Bewegung seines eigenen Bewusstseins begreifen lernt, wird er die Trennung zwischen dem Denker und dem Gedanken, dem Beobachter und dem Beobachteten, dem Erfahrenden und der Erfahrung, erkennen. Dann wird ihm klar, dass diese gerade beschriebene Trennung eine Illusion ist und wird allmählich lernen, sein fragmentiertes Wesen zu einen und damit auch in sich eins zu werden. Dann gibt es nur noch reines Beobachten, was reine Erkenntnis ist, ohne jeden Schatten der Vergangenheit und damit getrennt von aller Illusion der Zeit. In solch zeitloser Einsicht erfährt der Meditierende dann eine entscheidende Veränderung seines Geistes. Dies ist der Anfang wahrer Meditation.

 

Weiterlesen ...

Die Hüter der spirituellen Hierarchie

Autor und Mentor Selim Levent Oezkan - ewigeweisheit.de

von

Autor und Mentor

In den sogenannten Mahatma-Briefen, die Ende des 19. Jahrhunderts in den Kreisen um die Theosophin Helena P. Blavatsky auftauchten, traf man auf ein recht ungewöhnliches Wort: "Chohan". Damit beschrieb Blavatsky einen Meister, dessen Wirken sich jenseits allgemeiner Vorstellungen dieses Begriffes entfaltet. Und solch Chohan bezeichnet einen Adepten.

Sehr wahrscheinlich spielte Blavatsky damit auf etwas an, dass in Fernost als so Titel wie "Khagan", "Kahan" oder "Kağan" verwendet wird, um einen hoch erhabenen Würdenträger zu bezeichnen, der vielleicht auch als eine Art Kaisertitel Verwendung fand (man denke etwa an den Namen des "Dschinghis Khan"). Im Mongolischen und den alten Turksprachen gibt es einen Laut, der im modernen Türkisch heute als ğ geschrieben und fast nicht hörbar als Gleitlaut ausgesprochen wird, so dass aus dem oben angeführten "Kağan" ein "Ka'an", und woraus letztendlich ein "Kaan" oder "Khan" wurde.

Viele Briefe der Mahatmas richteten sich auf jeden Fall in dieser Zeit an verschiedene Theosophen. Im 18. Brief findet sich das Wort als "Cho-Khan", dass sich vermutlich aus zwei anderen Begriffen zusammensetzt, nämlich dem tibetischen "chos", das ins Sanskrit übersetzt "Dharma" heißt: Die "Lehre" oder das "Gesetz". So wurde das mongolische "Khan" zu dem, was im Wort "Chohan" mitanklingt, so dass aus letzterem sich die Bedeutung eines "Herrn des Dharma" übersetzen ließe, der, im Kontext der Theosophie, als Vorgesetzter der Meister (Maharmas) der Großen Weißen Loge gilt, die bis heute aus dem verborgenen Reich von Shambhala auf die Geschicke der Menschheit Einfluss nehmen soll.

Solch ein Adept der Großen Weißen Loge aber ist jemand, der in seinem evolutionären Zustand, dem des Menschen übergeordnet handelt, doch allerdings zum Nutzen aller auf Erden lebenden Wesen. In den Mahatma-Briefen lesen wir dazu:

Es gibt Männer, die zu solch mächtigen Wesen werden, es gibt Männer unter uns, die während der restlichen Runden unsterblich werden und dann ihren festgelegten Platz unter den höchsten Chohans, den planetarisch bewussten 'Ego-Geistern', einnehmen.

- Mahatma-Briefe Nr. 70c, S. 12

Man spricht bei den Chohans auch von Adepten, die sehr erhabene Ämter in der spirituellen Hierarchie innehaben.

Die Maha-Chohans und der Solare Logos

Der britische Priester und Theosoph Charles Webster Leadbeater (1847-1934) war es, der als Erster versuchte die durch verschiedene Medien empfangenen und auch in traditionellen Überlieferungen gefundenen Anhaltspunkte über jene Chohans hierarchisch zu gliedern, wie etwa in seinem 1925 erschienen Buch "Die Meister und der Pfad" (Originaltitel "The Masters and the Path").

Leadbeater erwähnt da zunächst den Solaren Logos, der sich in drei Aspekten erkennen lässt: Dem universalen Willen, der universalen Weisheit und dem universellen Tun.

Universaler Wille

Laut Leadbeater verkörpert den Willen des solaren Logos der, den man den "Herrn der Erde" nennt (andere, wie etwa der französische Traditionalist René Guènon, sprechen vom "König der Welt"), namens Sanat Kumara, wie auch der Manu (der Stammvater der Menschheit), Sohn des Sonnengottes Vivasvat und Bruder des Totengottes Yama. In einer Linie mit diesen beiden Chohans steht auch der "Mahatma Morya" der Theosophen.

Universale Weisheit

Aus dem solaren Logos strömt der Aspekt der Weisheit als Verkörperung des Siddharta Gautama, des allbekannten Buddha. Ein anderer Weltlehrer, der aber erst wiederkehren soll, nennt die Theosophie "Maitreya". In seiner Linie steht auch ein anderer wichtiger Meister, der ebenso wie Morya von Bedeutung war, im Werk Helena P. Blavatskys: "Mahatma Kuthumi".

Universales Tun

Vom dritten Aspekt des solaren Logos, dem Tun, wird auf unser Handeln auf Erden Einfluss geübt und dem Leadbeater die sogenannten "Maha Chohans" zuordnete, darunter Serapis Bey, Hilarion, Jesus und Saint-Germain.

Das erste Wort "Maha" ist aus dem indischen Sanskrit und bedeutet soviel wie "groß", im Sinne einer bedeutenden Sache. Maha Chohan ist damit der Hinweis auf einen mächtigen Chohan, einen, der schon seit Urgedenken der Menschheit als höheres Wesen seine Dienste erweist, einer der durch seine Großtaten auf die Geschicke unserer Erd-Zivilisation Einfluss nimmt.

Wenn wir an anderer Stelle sprachen von den Mahatmas Morya oder Kuthumi, ist ein Maha Chohan auch diesen überlegen, ist das Oberhaupt einer ganzen spirituellen Hierarchie der Geheimnisse. In einem der Mahatma-Briefe an den Mitbegründer der Theosophischen Gesellschaft, Henry Steel Olcott (1832-1907), bezeichnete Kuthumi den Maha Chohan als einen Meister, dem, so wörtlich

die Zukunft wie eine offene Seite liegt

- Aus C. Jinarajadasa, 16. Brief der Meister der Weisheit

In Kreisen moderner Theosophen heißt es außerdem, dass der Maha Chohan einen tatsächlichen Einfluss darauf hatte, das es überhaupt zur Gründung der Theosophischen Gesellschaft durch Helena P. Blavatsky kam. In seinem Auftrag nämlich kommunizierte Meister Kuthumi mit den Theosophen Allan Octavian Hume (1829-1912) und Alfred Percy Sinnet (1840-1921). Sinnet erhielt viele Briefe von den beiden Meistern Kuthumi und Morya, die zusammen, in dem für die Theosophie bis heute so wichtigen Werk "Die Mahatma-Briefe an A. P. Sinnett", im Jahre 1926 in London veröffentlicht wurden.

Der Brief des Maha Chohans

Wie es aber scheint, gibt es viele Chohans, die sich voneinander nur unterscheiden nach dem Grad ihrer Einweihung. Sie alle aber sind Teil einer esoterischen Bruderschaft die auf der Erde aus dem Verborgenen heraus wirkt. Es heißt, sie hielten sich im Transhimalaya auf, einer Gebirgskette im südlichen Tibet. Es ist das wohl auch die Region, wo manche das Königreich von Shambhala vermuten. Es heißt über manche dieser Chohans, sie hätten bereits vor 2.500 Jahren in Nordindien gelebt, als direkte Jünger des erleuchteten Buddha Siddhartha Gautama.

Der Maha-Chohan aber war, wie oben bereits erläutert, Teil des großen hiearchischen Dreiecks des solaren Logos, wo er Seite and Seite mit dem Manu und dem Christus auf das spirituelle Geschehen der Erde wirkt. Das erfolgte etwa durch einen um 1881 entstandenen Brief, den A. P. Sinnet über Mahatma Kuthumi empfing. Es handelt sich dabei um eine Zusammenfassung Kuthumis dessen, was er mit dem Maha Chohan, in einer Art Interview besprach. Fragt sich natürlich, wieso sich der Maha Chohan über Mahatma Kuthumi ausgerechnet an Sinnet und Hume gerichtet hatte? Denn beiden Herren waren weder Geisteswissenschaftler, noch hatten sie Besonderes für die philosophische Geisteswelt getan. Alfred Percy Sinnet war Journalist und Allan Octavian Hume ein Beamter in Britisch Indien. Der einzige Grund, dass der Maha Chohan ausgerechnet diese beiden für ihr außergewöhnliches Amt erwählte, beruhte wohl auf der Tatsache, dass sich beide in Indien aufhielten und die westliche Welt weit besser kannten, als die Mahatmas selbst. Erst durch ihr Wirken nämlich sollte zu uns das gelangen, was den meisten heute fast selbstverständlich erscheinen mag: Die Wissenschaft der inneren Geheimnisse unserer Welt, kurz, die "Esoterik", kam über sie zuerst nach Europa und in die Vereinigten Staaten.

Die Gründung der Theosophischen Gesellschaft erfolgte also nicht aus reiner Eitelkeit, sondern war von den Meistern der Weisheit, den Mahatmas, den Chohans beabsichtigt. Was sie den Menschen vermitteln wollten, war das Bewusstsein für eine Bruderschaft, die sich jenseits alles Religiösen befindet.

Ein spirituelles Erwachen

Bis heute scheint das, was die Mahatmas beabsichtigt hatten, sich zu etwas entwickelt zu haben, dass dem wissenschaftlich geprägten Beobachter vorkommen mag, als sei es nicht viel mehr als nur "Okkultismus-Ramsch". Doch selbst das würde seinen Zweck erfüllen, denn wie bereits zu allen Zeiten in unserer Zivilisation des Kali-Yuga (dem "Dunklen Zeitalter"), hatten nur Eingeweihte Zugang zu esoterischem Wissen. Gut möglich darum, dass sich die Welt des Profanen darum, wenn ihre Mitglieder mit der Welt der Esoterik in Berührung kommen, an Wahrsagerinnen, Buddha-Schlüsselanhänger oder Räucherstäbchen erinnert, als für den wahren Kern okkulter Lehren empfänglich zu sein.

Wieso auch sollte jemand die Kraft, die im Wirken der Theosophischen Gesellschaft damals lag, einfach an Unwissende verschwenden? Die Lehren der Adepten des Transhimalaya hätten ihren Nutzen verfehlt und wären auf europäischem Boden einfach versickert. Das wohl war der Beweggrund, dass der Maha Chohan wissentlich Sinnet und Hume erwählte, da sie das von ihm empfangene Wissen keineswegs wissenschaftlich einschätzen würden, bevor sie es in irgendeiner Form hätten auswerten können. Ihr wahres Werk, war das eines Theosophen, der das spirituelle Erwachen fördert. Nicht nur wurden sie von den Chohans in ihrem Werk unterwiesen, sondern leiteten, wegen ihrer Kenntnis des Weltlichen, ihrerseits die Chohans dabei an, ihren Wunsch zum Erfolg zu bringen: Die Gründung der Theosophischen Gesellschaft, im Dienste der Menschheit.

Dem Maha Chohan jedoch war der von Sinnet und Hume dabei entwickelte Enthusiasmus, der manchmal gar einem Aktionismus glich, ab einem gewissen Grad wohl auch eigenartig erschienen. So nämlich kam es, dass Mahatma Morya in seinem Namen an A. P. Sinnet schrieb:

Einige Tage bevor Mahatma Kuthumi sich von uns verabschiedete, sprach er von Ihnen, in dem Wortlaut "Es machen mich diese niemals enden wollenden Diskussionen müde, ermatten mich. Je mehr ich beiden von ihnen zu erklären versuche, die Umstände denen wir ausgesetzt sind und die sich zwischen uns stellen, so viele Hindernisse im freien Umgang, desto weniger verstehen sie mich! Selbst unter den besten Voraussetzungen, bleibt dieser Schriftkontakt immer unbefriedigend, manchmal sogar ärgerlich."

- The Mahatma Letters to A. P. Sinnett, Letter XXIX.

Was der Maha Chohan die andere Seite wissen ließ, war die grundsätzliche Schwäche jener Akteure, die sich für die wahren "Diener der Menschheit" hielten. Zu ihrem Wirken entwickelte sich eine gewisse Selbstsucht, mit der sie versuchten ihre Handlungen zur Erreichung ihrer Plämne auszuführen, während sie dabei dachten unheimlich altruistisch daher zu kommen. Was der Maha Chohan in solch Auftreten von Sinnet oder Hume aber diagnostizierte war die Tatsache, dass:

Wir alle unser Ego ablegen müssen, dass sich anscheinend versucht als unser Selbst auszugeben, um unser wahres Selbst in einem transzendentalen göttlichen Leben zu erkennen. Wären wir hingegen nicht so in uns selbst vernarrt, müssten wir uns darum bemühen diese Wahrheit zu erkennen, damit auch sie die Wirklichkeit ihres transzendentalen Selbst erkennen können: Dem Buddha(-Bewusstsein), dem Christus(-Bewusstsein) oder den Gott eines jeden Predigers.

Dieses Selbst aber, das jeder Mensch in sich trägt, hat Risse und Sprünge, die ihm im Kreisen des Rad ihres Karma zugefügt wurden. Sobald wir die Vorstellung von unserem Selbst aus unseren Träumen und unserem Wirken entlassen, und damit beginnen dem Großen Selbst zu dienen - ganz gleich ob man es nun als Gott oder mit der Menschheit identifiziert -, ohne dafür einen Lohn in dieser oder "der kommenden Welt" zu erwarten, schaffen wir es unser Bewusstsein zu erheben, in die Ränge der oben erwähnten Dreiheit des solaren Logos. Erst wenn man die hochmütige Haltung in seinem Dienen aufgelöst hat, wird man tatsächlich so weit gekommen sein.

Gibt es eine großherzigere Haltung, ein ehrlicheres Bekenntnis, als ein solches, dass sich aus unserem Karma erhebt, um die Gelegenheit zu ergreifen, unser Ich fallen zu lassen, in dieser Arbeit an der Menschheit, in diesem Wirken im Namen der höchsten göttlichen Hierarchien?

 

Weiterlesen ...

Mythos Agartha

Autor und Mentor Selim Levent Oezkan - ewigeweisheit.de

von

Autor und Mentor

Agartha - ewigeweisheit.de

Aus Zentralasien ist eine alte Legende überliefert, die ein unterirdisches Reich erwähnt, dessen Bewohner dereinst auf der Erdoberfläche erscheinen sollen. Schon Ende des 19. Jahrhunderts soll das ein sonderbarer »König der Welt« prophezeiht haben. Leben diese Bewohner darum vielleicht bereits heimlich unter uns?

Dabei hielt sich dieser König anscheinend in der äußeren Mongolei auf, im tibetisch-buddhistischen Kloster Narobanchin: eine besondere Institution, denn dieses Kloster bildete sowohl einen heiligen Tempel für die Menschen die dort lebten, doch hatte gleichzeitig auch weltliche Funktion, wie etwa die Eintreibung der Steuern.

Es war also nach innen als Kloster organisiert, nach außen aber wie eine staatliche Institution. Letztere Angelegenheiten vertraten die sogenannten »Aimaken«, Menschen die einer Volksgruppe der Afghanen angehörten. Nicht zum ersten Mal fiele da der Namen Afghanistan, wenn es um die Verortung eines verborgenen Reiches in Zentralasien geht, denn in den hohen Bergen des afghanischen Pamir-Gebirges, vermuteten manche den Zugang zu jenem mythischen Reich von Agartha (manchmal auch geschrieben als Aghartha, Agarttha, Agarthi oder Asgartha).

Die inneren Angelegenheiten des Klosters Naronachin vertraten hochrangige buddhistische Lamas, über die es heißt, dass sie einen Kreis von Heiligen bildeten, die bereits das Nirvana erlangt hätten, doch beschlossen in ihren sterblichen Körpern in dieser Welt zu bleiben, um ihren Mitmenschen helfend zur Seite zu stehen.

Im Innern des Planeten Erde

Es ist keine Erfindung, die sich moderne Autoren ausdachten: Seit alter Zeit erzählt man von einem unterirdischen Weltreich, in dem Menschen leben. In den Legenden westlicher und östlicher Mythologie finden diese Erwähnung. Im alten Griechenland etwa erzählte man, dass die Verstorbenen weiter an den Ufern des Hades lebten, jenem Fluss der Unterwelt. Auch die nordische Mythologie der Prosa-Edda spricht von einer unterirdischen Wohnstatt der Elfen, die man da »Schwarzalbenheim« nennt. Mit solch Unterwelt ließe sich auch das assoziieren, was kabbalistische Literatur »Scheol« nennt. Wenn im Christentum die Rede ist von der Hölle, als Unterweltsreich, so sollte man sich vorsehen das einfach nur negativ zu bewerten. Denn das Wort »Hölle« ist alt-germanischen Ursprungs und leitet sich ab vom Namen der nordischen Totengöttin »Hel«, der hervorgeht aus der germanischen Wortwurzel »hal«, was soviel wie »verbergen« heißt. Wer die Legende von dem sagenhaften Baumeister Hiram Abiff kennt, weiß, dass ins Innere der Erde auch Kain, der erste Sohn Adams verschwunden sein soll.

Da ist also ein verborgenes Reich gemeint, von dem all die verschiedenen Mythen der Welt erzählen. So auch ein Mythos Nordirlands, wo die Rede ist von besonderen Höhlengängen, die in ein unterirdisches Reich führen, wo die Tuatha Dé Danann wohnen, Kinder der Göttin Dana. Sie sollen den Menschen auf der Erde das Druidentum gelehrt haben, doch darauf wieder in der Unterwelt verschwunden sein.

Zu Anfangs ging es aber um ein buddhistisches Kloster, wo jener König der Welt den eingeweihten Mönchen, die Existenz eines solchen inneren Reiches unter der Erde kundgab. Tatsächlich sprechen alte Mythen des tibetischen Buddhismus von diesem Reich in einer Unterwelt. Sie basieren vermutlich auf noch älteren Legenden, wie man sie etwa in den heiligen Schriften der Hindus, den Bhagavatapurana findet (9. Gesang, Kapitel 16, Verse 19-21). Da sollen Angehörige der Kschatriyas (Kriegerkaste) vom sechsten Avatar Vishnus, dem »Parashurama«, von der Erde in eine Unterwelt verbannt worden sein.

Ebenso in der Mythologie der nordamerikanischen Indianer gibt es eine Legende des Volkes der Mandan. Ihre Vorfahren sollen in alter Zeit aus einem unterirdischen Land durch eine Höhle, nördlich des Missouri, auf die Erde gekommen sein. 
Die Hopi sprechen vom »Sipapu«, einem Erdloch, das sich im Grand Canyon befinden soll und man von dort in eben diese Unterwelt gelangt. Manchmal ist da auch die Rede von der »Vierten Welt«. Auch die Hopi sagen, dass vor Urzeiten von dort aus ihre Vorfahren in diese Welt kamen.

Aber auch ganz wissenschaftliche Denker des 18. Jahrhunderts, wie etwa der deutsche Mathematiker Leonhard Euler (1707-1783), befassten sich mit der Frage, ob die Erde sogar hohl sein könnte und von einer »inneren Sonne erleuchtet«:

die einer hochstehenden innerirdischen Menschheit Wärme und Licht spendet

- Aus Eulers »Briefen an eine deutsche Prinzessin über verschiedene Gegenstände aus der Physik und Philosophie«

Auch schon vor Euler, hatten sich in ihren Arbeiten Wissenschaftler wie Edmond Halley (1656-1742) oder Isaac Newton (1642-1726) der Frage gewidmet, ob es so ein inneres Erdenreich gäbe.

Schlangen der Unterwelt

Doch schauen wir noch einmal nach Fernost, genauer gesagt nach Sibierien. Im Jahre 1920 befand sich dieser Teil Russlands unter der Kontrolle der kommunistischen Bolschewiken. Alles was dort jemals an Spiritualität ausgeübt wurde, sollte dieser neuen politischen Macht weichen. So kam es natürlich auch dazu, dass viele Menschen von dort versuchten zu fliehen. Unter ihnen war auch der damals in der sibirischen Stadt Omsk lebende polnische Forschungsreisende Ferdynand Ossendowski (1876-1945). Über die Mongolei, China und Tibet, versuchte er mit anderen nach Indien zu entkommen.

Auf dieser Reise sollte Ossendowski dann aber in Kontakt kommen mit jenen, die ihm über das Reich von Agartha berichteten. Von ihnen erfuhr er, dass vor mehr als 6.000 Jahren im Innern der Erde ein Reich entstanden sei, zu einer Zeit, als das begann, was die indischen Weisheitslehren das »Kali-Yuga« nennen: Das Zeitalter des Streits. Es stimmt in etwa mit dem überein, worüber der griechische Dichter Hesiod (vor 700 v. Chr.) vom »Eisernen Zeitalter« sprach.

Zurück wird bleiben der sterblichen Menschen düsterer Jammer, und im Elend sich nirgends Hilfe zeigen.

- Aus Hesiods »Werke und Tage«

Um die christliche Zeitenwende, schrieb auch der griechische Dichter Ovid (43 v. Chr. - 17 n. Chr.) in seinem Hauptwerk »Metamorphosen«, über dieses Eiserne Zeitalter, als eine Periode der Menschheit, in der wirtschaftliche und technische Veränderungen, Verderben über die Welt bringen werden. Es ist eine Zeit, die in der Gegenwart auf ihren Höhepunkt zuzusteuern scheint.

Lange vor dieser finsteren Zeit aber sollen sich die Eingeweihten in dieses Reich von Agartha zurückgezogen haben. Manche sprechen auch von den »Schlangen«. Man muss das aber sicherlich als Metapher verstehen, und zwar für eine Gruppe von Menschen, die in die Mysterien eingeweiht sind, wo solche Mysterieneinweihungen ja immer im Erdinnern stattfanden, wie etwa auch im alten Eleusis in Griechenland. Und dass das Innere der Erde von Reptilien bewohnt wird, kennt man aus den verschiedensten Legenden der Menschheitsgeschichte (wie etwa über den alt-ägyptischen Gott Sobek).

Kehren wir aber wieder zurück, zu dem, was wir oben als das Kali-Yuga einführten: im Hinduismus das letzte von vier Zeitaltern. Wenn am Ende dieses Yuga, von dem manche sagen, dass es unmittelbar bevorstehe, die Bewohner von Agartha an die Erdoberfläche zurückkehren sollen, dann erinnert das irgendwie auch an den im Johannes-Evangelium genannten »Jüngsten Tag«, wo Menschen aus der Erde wieder auferstehen sollen:

Verwundert euch des nicht, denn es kommt die Stunde, in welcher alle, die in den Gräbern sind, werden seine Stimme hören, und werden hervorgehen, die da Gutes getan haben, zur Auferstehung des Lebens, die aber Übles getan haben, zur Auferstehung des Gerichts.

- Johannes 5:28f

Wer heute glaubt, dass wir uns in eine Zeit der Verdunkelung bewegen, dürfte mit dieser Anti-Utopie wohl nicht ganz falsch liegen. Es scheinen da gegenwärtig Kräfte zu wirken, denen die Geheimnisse der Mysterien vorenthalten bleiben müssen. Nur darum wurden, und werden auch heute noch, Initiationen nur im Verborgenen durchgeführt. Mit dieser heute gegenwärtigen Verdunkelung des Bewusstseins der Menschen aber, ist die bewusste Verbindung der Menschen mit dem, was manche Gott nennen, scheinbar verloren gegangen. Man könnte auch von einem »Geistigen Zentrum« sprechen, von wo aus dieser, zu eingangs genannte, »König der Welt« seine Wohnstatt besitzt.

Unter den Bewohnern dieses Reiches, so vermuten andere, gehörten jene, über die der Theosoph Alfred Percy Sinnett (1840-1921) in seinem Buch »Die Mahatma-Briefe« schrieb. Da fallen so Namen wie »Meister Morya« oder »Meister Kuthumi«.

Zwar ist diese Verbindung scheinbar verloren, doch existiert dieser Ort auch heute noch. So zumindest wollen es die Überlieferungen jener, die sich mit den Legenden um dieses verborgene Reich, schon seit Jahrzehnten auseinandersetzen. Und wenn das so ist, kann man davon ausgehen, dass es auch manche finden können, eben dort, wo auch schon im vergangenen Jahrhundert gesucht wurde. Alles was es dazu bedarf, ist eine echte Intention. Nicht zufällig heißt es über andere Weise der Vergangenheit, wie etwa den russischen Maler und Forschungsreisenden Nicholas Roerich (1874-1947), dass sie in Kontakt standen mit solchen, die Zugang gefunden hatten nach Agartha. Roerich schrieb selbst darüber, doch nannte dieses verborgene Reich »Shambhala«. Der Aufwand, den er und seine Frau, die Theosophin Helena Roerich (1879-1955), dafür betrieben, war ungeheuerlich.

Gibt es ein »Geistiges Zentrum« der Welt?

Wenn nun also von Agartha oder Shambhala die Rede war, so ist das der Ort dieser Intention, die man vielleicht besser als »geistige Ausrichtung« bezeichnen könnte, der es jedoch bedarf, um dorthin auch zu gelangen.

Besonders in Europa scheint eine bewusste Verbindung mit Agartha unterbrochen zu sein, und das nicht erst in unserer Zeit. Man frage jemanden auf der Straße nach diesem Ort und ernte entsprechend Verwunderung.

Der französische Traditionalist René Guénon (1886-1951) nun schrieb in seinem Buch »Der König der Welt«, dass es bereits seit dem 14. Jahrhundert im Westen zu diesem Bruch kam, womit das Bewusstsein für ein solches Weltzentrum, gänzlich in ein Schattenreich verdrängt wurde. Vermutlich lag die Gründung jenes Ordens der Tempelritter auch darin begründet, diese alte Verbindung mit dem Reich in Fernost wieder herzustellen. In diesem Zusammenhang soll nicht unerwähnt bleiben die mythische Figur des Priesterkönigs Johannes, dessen Untertanen sowohl in Fernost, wie auch in Afrika gelebt haben sollen. War oder ist er jener König der Welt?

Auch mit der sich zwischen 1517 und 1648 vollziehenden Kirchen-Reformation, soll es zu einem weiteren Bruch gekommen sein, zwischen den Menschen im Westen und jenem Geistigen Zentrum. Damals kamen die Rosenkreuzer-Manifeste in Umlauf und es heißt, dass kurz nach dem Dreißigjährigen Krieg (1618-1648) die wahren Rosenkreuzer Europa verließen, um sich nach Zentralasien zurückzuziehen. Nicht zufällig wohl scheint in moderneren Kreisen rosenkreuzerischer Geheimbünde, die Zahl Zwölf eine Rolle zu spielen, wie etwa bei dem, was da als das »Goldene Haupt« bezeichnet wird: einem Kreis von zwölf Adepten die über dem Orden des Goldenen Rosenkreuzes stehen.

Weitere Nachforschungen brachten manche irgendwann auch zu dem, was man die »Große Weiße Loge« nennt, die über das verfügen soll, was der schwedische Theosoph Emmanuel Swedenborg (1688-1772) als das »verlorene Wort« bezeichnete. Guénon meint in seinem oben genannten Buch dazu, man müsse es unter den Weisen Tibets suchen. Auch die Eingeweihten der Tataren Zentralasiens, könnten jenen Hinweise geben, die sich auf der Suche nach dem geistigen Zentrum von Agartha befinden - dann, wenn sich Menschen wieder frei über den Erdball bewegen dürfen.

Oder bereits doch schon jetzt?

Zwar sprach der 14. Dalai Lama Tendzin Gyatsho nicht über Agartha, sondern über Shambala, doch lassen sich beide Namen auch synonym verstehen. Seine Äußerung darüber, wer dieses geistige Zentrum erreichen kann und wer nicht, ist dabei interessant:

Gleichgültig ob Shambhala ein Ort irgendwo auf diesem Planeten ist, oder nicht, so kann er dennoch nur von denen gesehen werden, deren Geist und karmische Tendenzen rein sind.

- Aus dem Handbuch der tibetischen Astrologie

 

Weiterlesen ...

Mahatmas - Die Meister der Weisheit

Autor und Mentor Selim Levent Oezkan - ewigeweisheit.de

von

Autor und Mentor

Kuthumi und Morya - ewigeweisheit.de

Jeder der sich ernsthaft mit Okkultismus beschäftigt, der kommt früher oder später in Berührung mit den Meistern der Weisheit. Sie traten im dämmernden Wassermann-Zeitalters in Erscheinung und standen während der Wende vom 19. ins 20. Jahrhundert im Zentrum der theosophischen Bewegung. Ihr Ziel war und ist, den Kern einer allumfassenden Bruderschaft der Menschheit zu bilden - einer Gemeinschaft von Weisen, ohne Unterschied von Herkunft, Religion oder Geschlecht.

Viele spirituelle Organisationen und okkulte Gesellschaften, haben ihre Ursprünge in dieser, durch diese Meister der Weisheit initiierte spirituelle Bewegung. Von der theosophischen Spiritualität wurden auch Schulen des modernen Rosenkreuzertums inspiriert, wie etwa die Anthroposophie Rudolf Steiners, aus der das Rosicrucian Fellowship hervorging - einer Organisation wiederum, die nicht ohne Bedeutung für die Internationale Schule des Goldenen Rosenkreuzes (Lectorium Rosicrucianum) ist.

Es ist nur wenigen Menschen im Westen bekannt, dass die Theosophische Gesellschaft bei der Verbreitung fernöstlicher Weisheiten und Praktiken (z. B. Yoga) in Amerika und Europa eine historische Schlüsselbedeutung hat.

Helena Petrovna Blavatsky - ewigeweisheit.de

Helena Petrovna Blavatsky (1831–1891)

Die Mahatmas

Helena P. Blavatsky - die Begründerin der modernen Theosophie - betonte immer wieder, dass das Wissen ihrer Schriften ("Geheimlehre", "Isis Entschleiert", "Schlüssel zur Theosophie") nicht von ihr selbst stamme, sondern von zwei in Tibet lebenden Adepten und Angehörigen einer großen Weißen Bruderschaft von Eingeweihten (es kursiert die Annahme sie leben bis heute im mythenumwobenen "Königreich Shambhala"). Madame Blavatsky erwähnte diese Adepten zum ersten mal im Jahr 1870 als die "Meister der Weisheit" - die "Mahatmas".
Diese Bezeichnung wurde später von anderen übernommen, die der theosophischen Bewegung nahe standen - darunter: Alice Bailey, Helena Roerich oder Manly P. Hall. Vor allem in den Vereinigten Staaten wurden die Mahatmas dann auch unter dem Begriff "Aufgestiegene Meister" geführt.
"Mahatma" ist aus dem Sanskrit und bedeutet "Große Seele" (महात्मा mahātmā, महा mahā "groß", आत्मन ātman, "Seele" - "Mahatma" war später auch Beiname von Mohandas Karamchand Gandhi, dem berühmten Pazifisten der Indischen Unabhängigkeitsbewegung).
Der Begriff Mahatma bezeichnet in etwa das, wofür im Christentum der Heilige steht. Manche Theosophen nennen die Mahatmas auch die "Älteren Brüder der Menschheit" - oft auch einfach nur "Meister".

Es heißt das Theosophen wie Helena P. Blavatsky, Henry S. Olcott, Alfred P. Sinnet und andere, mit diesen Mahatmas - den "Meister der alten Weisheit" - in direktem Kontakt standen und ihnen teilweise an verschieden Orten auf der Welt auch persönlich begegnet sind. 
Doch sind die Mahatmas weniger überweltliche Geistwesen, wie viele glauben wollen, sondern lebendige Menschen, die wie wir, auf dieser Erde geboren wurden und sterben müssen, so wie auch jeder andere Mensch. 
Die Mahatmas gleichen eher hochrangigen Anhängern einer Schule des Lebens. Sie sind Mitglieder unserer eigenen evolutionären Menschheit. Zwar behaupten manche Leute aus der New-Age-Szene, dass es sich um Besucher außerhalb der Erde handele, vielmehr aber sind es Wissende, die die Lebensgesetze beherrschen gelernt haben, mit denen der Normalsterbliche noch zu kämpfen hat. In vergangenen Inkarnationen waren sie normale Menschen, doch durchliefen eine Reihe von Einweihungen und spirituellen Transformationen, um auf diesem Planeten als Diener der Menschheit zu agieren und zur Weiterentwicklung jedes Einzelnen in unserer Zivilisation beizutragen.

Alfred Percy Sinnet - ewigeweisheit.de

Alfred Percy Sinnet (1840-1921) - Empfänger der Mahatma-Briefe.

Die Briefe der Meister

Zwischen 1880 und 1885 erhielten die britischen Theosophen A. O. Hume und Alfred P. Sinnet geheimnisvolle Briefe von zwei Mahatmas: Kuthumi (K. H.) und Morya (M.). Aus dieser Zusammenarbeit kamen die Zielvorstellungen der Mahatmas zum ersten mal an die Öffentlichkeit.
Diese sagenhaften Briefe sind keineswegs Fantasiegebilde, sondern authentische Dokumente, die zuerst im British Museum in London ausgestellt und 1939 in den Bestand der British Library aufgenommen wurden.

Neben dem einzigartigen Inhalt ist vor allem auch die Beschaffenheit der Briefe außergewöhnlich: zum einen befindet sich die Schrift anscheinend innerhalb des Ölpapiers auf das sie geschrieben wurde, zum anderen sind die Wörter zwar handschriftlich verfasst, bei genauerem Hinsehen fällt aber eine eigenartige Schraffur auf. Es scheint als sei die Schrift darauf keine Tinte, sondern durch geistige Ferneinwirkungen im Papier materialisierte Farbe. Ein Ding der Unmöglichkeit?

Das Thema der Mahatmas wird bis heute kontrovers diskutiert. Kritiker Blavatskys zweifeln die Existenz der Meister der Weisheit an. Autoren wir der Amerikaner K. Paul Johnson glauben das es sich bei den Meistern um idealisierte Menschen handelt, denen Blavatsky in ihrem Leben einmal begegnet war. Auch die Society for Psychical Research (London) bezeichnete die Mahatma-Briefe 1885 zunächst als Fälschungen, distanzierte sich aber 1986 wieder von diesen Vorwürfen, da neuere Gutachten den Fälschungsbeweis nicht mehr für angebracht hielten.

Vielleicht scheint es auch weniger bedeutend zu sein, ob diese Meister urkundlich nachzuweisen sind, als vielmehr den hohen Wert der Aussagen ihrer authentischen Botschaften zu erkennen. Denn man kann davon ausgehen, dass das Wirken dieser Bruderschaft auch zu den großen gesellschaftlichen Veränderung beitragen hat, die sich Mitte des 20. Jhd. in Indien ereigneten.
Mahatma Ghandi, durch dessen Wirken Indien seine Unabhängigkeit vom britischen Empire erlangte, schrieb in seiner Autobiographie über Madame Blavatskys Buch "Der Schlüssel zur Theosophie":

Dieses Buch regte in mir das Bedürfnis an die Bücher des Hinduismus zu studieren. Ich wurde eines Besseren belehrt hinsichtlich der von Missionaren gehegten Vorstellung, dass der Hinduismus voller Aberglauben sei.

 

Weiterlesen ...

BITTE BEWERTEN  

Provenexpert