Leben nach dem Tod

Kann man die Angst vor dem Tod überwinden?

Autor und Mentor Selim Levent Oezkan - ewigeweisheit.de

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Autor und Mentor

Der Tod - ewigeweisheit.de

Jetzt leben wir – doch eines Tages nicht mehr. Unser Ableben ist unumgänglich. Und davor fürchten sich die meisten Menschen so sehr, dass sie diesen Tag in zeitlich weite Ferne verdrängen, in ein ewiges Irgendwann. Dabei können wir jeden Augenblick sterben.

Wer keine Angst hat vor dem Tod, sollte besser nicht weiterlesen.

Lebte man sehr viel länger als der Durschnitt, gäbe es da nicht so viel mehr, das man tun könnte? Ich meine, wenn wir versuchen würden, das durchschnittliche Sterbealter auf, sagen wir, 1.000 Jahre zu verlängern: Würden wir uns dann aber nicht sehr darüber ärgern, was wir alles nicht erfahren können, da auch diese Zeit »nur« begrenzt ist?

Jeder der viel erfuhr kommt bald schon zu dem Schluss, dass das wovon er lernte und dabei erlebte, doch nur ein winziger Ausschnitt des Ganzen bleibt.

Lebensverlängernde Maßnahmen aber scheinen in unserer Kultur Gang und Gäbe zu sein. So versuchen sich viele Menschen durch Tragen besonderer Moden und Ähnlichem, darüber hinweg zu täuschen, dass es eben einmal zu Ende geht. Auch wer ewig jung bleiben will, wird dennoch irgendwann sterben.

Der Tod: Unser ständiger Weggefährte

Dereinst kommt die erste Konfrontation mit der eigenen Sterblichkeit. Sie mündet in ein völlig unvorhergesehenes Bewusstwerden eines ganz eiskalten Gefühls, dass das Leben eben endlich ist. Auslöser kann der Tod eines nahestehenden oder geliebten Menschen sein oder sinnbildlich gesprochen, ein nur schmaler Grat, auf dem man sich befand, wo man dem Tod gerade noch aus den Fängen glitt.

Ganz gleich also wie viele Ziele wir uns stecken und erreichen oder eben nicht erreichen: Der Tod ist ein ganz sicheres Ziel. Und diese Tatsache mag den einen echt nachdenklich stimmen, während einem anderen ein leiser, kühler Schauer über den Rücken läuft, bei dem Gedanken: »Was, wenn es morgen schon mit mir zu Ende wäre?«

In unserem materialistisch geprägten Zeitalter – wo es unserem Ego eine Wonne ist, über all das Begehrliche im Außen zu staunen und wir es darum besitzen wollen – haben Gedanken an das eigene Ableben einfach nichts zu suchen. Dabei ist es ja genau der Körper der stirbt, dessen feinste Wunschinstanz – das Ego – auch selbst dann nicht mehr sein wird. Der Tod ist für die meisten von uns darum etwas, dass sie ganz und gar nicht selbst betrifft, sondern immer nur außerhalb des eigenen Körpers stattfindet, als etwas, das sich beobachten lässt und vielleicht Bedauern für die Betroffenen auslöst.

Wie aber kann das Angehen, wenn unser Leben doch auch mit dem Tod endet? Ist zu sterben nicht sogar das wichtigste Ereignis in unserem Leben? Auch unsere Geburt war ein Sterben. Ja, richtig verstanden! Denn als wir den Bauch unserer Mutter verließen, ging da ein Paradies für uns verloren, ein Ort vollkommenen Friedens, der nach der Entbindung mit nichts in der Welt wieder hergestellt werden konnte. Denn wieso wurden wir geboren? Da dieses vermeintliche Paradies uns einengte, denn der Mensch ist da um zu wachsen.

Doch wie geht das einher mit einem Ja-Sagen, zu dem was doch unvermeidlich bleibt? Man schaut einfach mal seine Hände an, jetzt, und sage sich, dass sie nicht mehr sein werden. Nur jetzt, in diesem Augenblick können Sie damit handeln. Ob das auch morgen noch der Fall sein wird weiß kein Mensch. Schauen Sie einmal um sich: Alles und wirklich alles, was da in der Welt jetzt existiert, wird sich dereinst vollständig aufgelöst haben. Wenn auch erst nach sehr langer Zeit, wird es dennoch aus seiner Existenz verschwinden. Gut möglich dass da wieder etwas nachwächst. Doch wie auch bei der Blume auf der Wiese, die dann im Jahr zu welken beginnt, wird die Wiederkehr einer anderen Blume doch niemals die selbe sein.

Vom Wunsch im Gedächtnis zu bleiben

Alles was von uns in Erinnerung bleibt, bewegt sich im Geiste der Menschen, die uns kannten und vielleicht sogar liebten. Doch auch sie segnen irgendwann das Zeitliche – manchmal sogar noch bevor wir selbst gestorben sind.

Leben Sie recht wohl. Der Zufall, über welchen Sie mir Beileid bezeugt haben, liegt mir noch in den Gliedern. Bei Gott lieber Claudius, Freund Hein fängt auch unter meinen Freunden an, die Oberstelle zu gewinnen.

- Gotthold Ephraim Lessing in einem Brief an einen Freund im Jahre 1778; Freund Hein (auch »Gevatter Hein«) ist im Deutschen eine allegorische Bezeichnung für den Tod.

Die Vorstellung darüber, dass die eigene Existenz dereinst einfach vergessen sein könnte, ist für die meisten Menschen kaum zu ertragen. Nur ab und zu nämlich erinnern wir uns an jene, die vor langer Zeit verstorben sind, selbst dann wenn sie uns nahe standen. Aber auch wenn einer das Vermögen hätte und das Recht, überall unzählige Statuen von sich in der Stadt aufstellen zu lassen, was hätte das für einen Einfluss auf die anderen Menschen? Bestes Beispiel ist doch, was uns die Politik da zeigt: Da bewirkte vielleicht einmal einer Gutes und ein andermal wohl auch viel Schlechtes und nach seinem Tod stellte man zu seinem Gedenken Statuen auf. Doch wie sollte es um ihn stehen in 50, in 500 und wie in 5.000 Jahren?

Nach Ihrer Beerdigung beweint man die Toten. Am Tag darauf aber werden auch die Liebsten der Verstorbenen aller Voraussicht nach morgens aufwachen und versuchen ihren täglichen Bedürfnissen nachzukommen. Mit der Zeit wird auch der Schmerz den der Tod den Hinterbliebenen zufügte, irgendwann nur noch als blasse Erinnerung in ihren Herzen glimmen.

Der unerträgliche Gedanke an den eigenen Tod

Zu Sterben ist etwas, dass das Leben der Menschen immer schon beunruhigte. Wenn Gedanken an den eigenen Tod aber unerträglich erscheinen, sollte man die Angst davor überwinden lernen. Stets wollte und will man, insbesondere heute, den Tod auf ewig hinauszuzögern, durch entsprechendes Verhalten, durch Ernährung, durch besondere Medizin oder gar durch Eingriffe in die genetische Lebensstruktur des Menschen. Nicht zufällig wurden darum unzählige Erfindungen gemacht, um mit dem eigenen Ende Zeit zu gewinnen, weshalb die Todesangst wohl zum mächtigsten Antrieb des Menschen gehört.

Wir wollen leben!

Der Triumph des Todes – ewigeweisheit.de

Der Triumph des Todes - Gemälde von Pieter Bruegel dem Älteren  (1526–1569).  Vergrößern +

Angst vor dem Lebensende kann uns darum am Weiterkommen hindern. Da ist vielleicht etwas, dass wir schon längst hätten ändern wollen, wenn damit nicht diese Ungewissheit einherginge. Und was hält einen davon ab, als die Furcht, dass etwas schief gehen könnte? Schlimmstenfalls bringen wir uns in Gefahr. Solche Gedanken steigen da schnell in einem auf und es wäre besser, man hätte dann keine Angst mehr, sondern käme ins Tun, um sich für das, was da ansteht, auch richtig zu entscheiden.

Stellt sich darum nicht die Frage: Wenn es keine deutlichere Furcht gibt, als die vor dem Tod, was wäre uns schon alles gelungen, hätten wir sie überwunden?

Unsere Lebenszeit als Kreislauf

Eine der wohl wichtigsten Vorgehensweisen die Angst vor dem eigenen Tod zu überwinden, ist die Vorstellung, dass wir nach dem Tod eine Welt betreten, in der sich ein unsterblicher Teil von uns glücklich fühlen wird. Auch darum sind Vorstellungen von einer Wiederauferstehung beliebt. Wenn da nur nicht, die uns allen eingebläute Vorstellung von einer Linearität der Zeit wäre.

Was heißt das?

Heute gleichen, für den sogenannten »aufgeklärten Menschen«, Vorstellungen von dem was Zeit ist, etwas dass sich mittels eines Maßstabs bestimmen lässt. Da denkt man sich die Sekunden, Minuten, Stunden, Tage, Monate und Jahre, nur als geradlinig messbare Einheiten, worauf sich das, was über die  Menschheitsgeschichte bekannt ist, verzeichnet steht. Auf Höhe des Geburtsjahres ist das eigene Zurweltkommen verzeichnet und dann etwas weiter rechts davon was sonst noch so alles passierte. Und das Todesjahr?

Nun stelle man sich diese Achse jedoch nicht als geraden Strahl, sondern als Spirale vor. Dann wird Zeit etwas Zyklisches. Und was in Zyklen vor sich geht, darin wiederholt sich auch schon einmal was, wenn auch jedesmal ein wenig anders. Auch der Tod ließe sich dann, wie ferner die Geburt, als »nur« ein Zwischenspiel erkennen, in der es zu einer Metamorphose kommt. Aus unserer alten Existenz entpuppen wir uns dann, so wie ein Schmetterling in ein ganz anders geartetes Dasein. Und wie der Kokon des Falters, bleibt da unsere körperliche Hülle zurück, während wir himmlischeren Sphären entgegenstreben. Ist da nicht interessant, dass das griechische Wort für den Schmetterling, »Psyche« heißt?

Was man gegen Todesängste tun kann

Sicher wollen alle Menschen sich wohl fühlen, wenn das, was man darunter versteht, auch stark differieren mag. Wer dabei aber versucht sein Glück durch ein Nicht-Wahrhaben-Wollen zu erzielen – etwa durch ein Konsumverhalten hinsichtlich erotischer Genüsse, Rauschmitteln, Überessen oder anderen Ausflüchten – wird eines Tages dafür teuer bezahlen, was manchmal gar sein abruptes Ende, seinen Tod bedeuten kann.

Aller Exzess ist eben kontraproduktiv und schädlich: nicht nur für einen selbst, sondern auch für andere. Aus Warte fernöstlicher Weisheitslehren führt das dann zu einer Vermehrung von Karma, dass die Seele dann mit sich herumschleppt und damit ihr irdisches Leben (und die kommende Inkarnation) vielleicht sogar schwer belastet.

Solchen Schwierigkeiten entgeht, der lernt Maß zu halten – ganz gleich wobei auch immer. Auch am Rechner zu sitzen oder ständig über Büchern zu brüten, kann auch seine Folgen haben, die auf lange Sicht ein Problem darstellen. Ein gutes Leben darum führt, wer sich in Mäßigkeit übt.

Wer die Furcht vor dem größten Übel überwinden will, der sollte erst einmal damit beginnen, die üblen Launen des Lebens als solche ertragen zu lernen, ohne jeder Schwierigkeit eine Ausflucht vorzuziehen. Und jeder der schon ein paar Jahre auf unserer Erde gelebt hat, weiß, dass es die Schwierigkeiten waren, die ihn weiser machten und in Zukunft klüger handeln ließen – vorausgesetzt er erkannte sie als Chance. Denn wer sich durch bedrückende Lebensprobleme drängte und diese erfolgreich gelöst hinter sich ließ, wird sicher mit Momenten waren Glücks belohnt. Und da hat Glück ganz und gar nichts mit sinnlichen Freuden oder mehr Vermögen im Außen zu tun. Eher erblüht solch Güte aus unserem Innern, jenseits aller Zeitlichkeit.

Wenn man der Orgasmus auch als »kleiner Tod« bezeichnet wird, dann glaube ich deshalb, da er uns für einen Augenblick lang über die Grenzen des Körperlichen in eine vollkommene Zeitlosigkeit erhebt. Und ebenso ließe sich auch der Todesmoment erfühlen lernen, da das Sterben an sich ja keineswegs mit Schmerzen verbunden sein muss, trotz dass diese Vorstellung in unserem Denken eingraviert zu sein scheint.

Lebensfreude und Trennungsschmerz

Auch wenn wenn die Trennung von einem geliebten Menschen sehr weh tut, heißt das nicht, dass die Trennung unserer Seele vom Körper, ebenso schmerzlich erfahren wird, als vielleicht eher freudig – vorausgesetzt natürlich wir glauben an diesen mystischen Funken in uns, der nach unserem Tode fortlebt.

Alles was unser Leben martert, ist letztendlich die Furcht vor dem Tod. Das aber hindert unseren Lebensgenuss, denn diese Angst bleibt unbegründet, zumal wir alle dereinst sterben werden. Ohne Sie aber, könnten wir eigentlich die Bedeutung unseres irdischen Daseins entdecken und auch genießen!

Wir sollten uns darum vielleicht einmal fragen, was es de facto bedeuten würde tot zu sein? Mal ganz abgesehen, ob Sie nun an eine Wiedergeburt oder die Auferstehung glauben: Stellen sie sich doch einmal selbst vor, wie sie leblos im Sarg liegen oder sie sich bereits unter der Erde zersetzen.

Entweder sie haben nach diesem Satz aufgehört weiterzulesen oder wenn sie noch dran sind: Spüren sie da nicht eine recht eigensinnige Widersprüchlichkeit, wenn mit dieser Vorstellung ein unterschwelliger Genuss einhergeht?

Und selbst wenn Sie dem ganz und gar widersprechen würden, steht dennoch fest, dass man sich eigentlich gar nicht vorstellen kann, was es hieße tot zu sein. Wie auch, ist der Tod doch eben die Abwesenheit aller Existenz und Vorstellung! Alle Geistesbilder vom Tod sind gänzlich überflüssig, da tot zu sein jenseits allen Erfahrens bleibt.

Drehen wir die Sache aber einmal um: Stellen sie sich vor wie es war, bevor Sie geboren wurden – aber eben nicht unsere Welt von damals, sondern wie sich ihr Leben vor der Geburt anfühlte.

Unmöglich! Ihr Leben findet nun mal jenseits allem Vorgeburtlichen und allem Nachtödlichen statt und das auch nur in diesem Augenblick, wenn sie diese Zeile lesen. Punkt.

Geburt, Tod und dann?

Da es unmöglich ist den Geburtszeitpunkt zu befürchten: Erscheint es da nicht ebenso unwirklich sich vor dem Sterben zu ängstigen? Beides markiert die  unser Leben, das wie von einem Lichtstrahl beleuchtet, auf einer weltlichen Bühne stattfindet. Davor und danach umhüllt die Szene nichts als leere Dunkelheit. Wieso also sollte man sich davor ängstigen? Kann man sich fürchten vor etwas das nicht lebt? Welchen Grund gibt es darum sich vor dem Tod zu fürchten?

Natürlich soll diese Frage nicht Anlass geben unvorsichtig zu sein und Ihr Leben unnötigen Schwierigkeiten oder gar Gefahren auszusetzen. Ihr Leben ist eine einzigartige Gabe. Darum fürchtet sich ein Mensch von Natur aus sein Leben zu verlieren und versucht es darum zu schützen und dafür zu sorgen, dass es ihm gut geht. Und diese Haltung geht auch einher mit einer Achtsamkeit hinsichtlich der globalen Entwicklungen in unserer Umwelt.

Doch der Tod an sich – den wir nicht mit dem Todesakt verwechseln dürfen – ist eigentlich nichts, wovor man sich fürchten braucht, ja praktisch auch nicht fürchten kann. Denn der Tod des Körpers ist eben ein Ende, auf das nichts sinnlich Erfahrbares mehr folgt, weshalb der Tod auch nicht weh tut, unangenehm ist oder Schmerzen verursacht. Ohne lebenden Körper kein Schmerz, ohne leibliche Hülle keine Beschränkungen.

Tod zu sein bedeutet das Zeitliche zu segnen, wo sich alles zeitliche Empfinden auflöst. Ganz gleich ob wir wiedergeboren werden oder in eine andere Welt übergehen: Was Zeitlosigkeit bedeutet weiß nur, was nach dem Tod als Geisteskern unserer Seele fortlebt. Wenn wir also selbst sterben, gibt es eigentlich keinen Grund davor Angst zu haben.

Anders sieht das vielleicht aus, wenn wir um den Tod eines geliebten oder nahestehenden Menschen bangen. Die Angst vor dem eigenen Ende in dieser Welt, lässt sich aber, wie wir mit dem Gesagten suggerieren wollten, als solche ganz wertfrei annehmen. Alleinige Voraussetzung dafür ist die Fähigkeit, die Furcht zu sterben quasi zu intellektualisieren und die Sache damit mit einer gewissen Logik zu verbinden.

Es geht darum das Dunkel der Angst vor dem Sterben, durch die geschilderten Vorstellungen, ein wenig auszuleuchten. Und wer mit mehr Klarheit sehen kann, wird auch sein Leben mehr genießen. Es ist ja eben das Leben, dass dem Grund für unserem irdisches Dasein einen großen Sinn verleiht.

 

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Meditation über das Leben an sich...

Autor und Mentor Selim Levent Oezkan - ewigeweisheit.de

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Seit etwa 1000 Jahren verwendet man in der deutschen Sprache das Wort Leben, um damit zu beschreiben was einem Menschen während seiner irdischen Existenz mitgeteilt wird, von Geburt an bis zu seinem Tod, durch sein Aufnehmen und Abgeben, sein Wachstum und seine Vermehrung, die erfreulichen und weniger erfreulichen Umstände, auf seinem Weg durch Raum und Zeit als Erlebnis, Erfahrung und Erkenntnis seiner Seele.

Vier Angelegenheiten sollten einen hier beim Lesen beschäftigen: der Zeitaspekt dessen was kommt und geht, die Kreisläufe von Werden und Vergehen in Zeit und Unbeständigkeit, das Erfahren von Licht und Finsternis und schließlich die Einflüsse des Ewigen.

Selbst und Gleichheit

Alles ist lebendig. Doch was lebt das stirbt auch. Was lebt durchläuft Werden und Vergehen, wobei sich jedoch ein Teil auflöst. Aber da ist eine Essenz die weder das Eine noch das Andere berühren und worin alles in Einem existiert: Gutes wie Böses, Helles wie Dunkles, Günstiges wie Ungünstiges, Wertvolles wie Schlechtes, Schönes wie Hässliches, Glückliches wie Trauriges, Nützliches wie Unbrauchbares – untrennbar über ein unsichtbares Band ineinander verwoben und miteinander verbunden.

Was in der Welt ist kommt aus der Einheit. Und was daraus sich löste, sich und seinen Ursprung durch sein Geborenwerden entzweite, verfielfältigt sich, bis es in immer kleinere Teile zerfällt und sich dabei auflöst. Was diesen Vorgang jedoch bewirkte bleibt und kehrt wieder zurück zu seinem Ursprung.

Was in der Welt ist wird aus dieser Einheit geboren, nimmt etwas Äußeres an, verwickelt sich und entwickelt sich wieder, spannt sich auf in die Pole des Zeitlichen. Sie aber sind nicht gentrennt, sondern bilden Anfang und Ende in einem Lebenslauf, der entlang der Bahnen eines riesigen Kreises verläuft, wo Ursprung und Ende das Selbe sind, wo gemachte Erfahrungen einen Bogen spannen zu den gesetzten Zielen im Leben eines Menschen.

Dabei sind diese Pole nicht das Selbe.

Die zwei Pole sind wie Original und Spiegelbild, die nicht gleich sind, doch von selber Abkunft. Man denke hier etwa an den Atem. Einatmen und Ausatmen sind verschiedene Vorgänge. Man atmet entweder ein oder aus. Beides gleichzeitig ist unmöglich. Als solche aber sind sie Teil eines einigen Atems, wo jedes Einatmen ein Geborenwerden ist, denn man schließt aus dem Ganzen, der umgebenden Atmosphäre einenen Teil aus und in der Lunge ein.

Sobald das Kind auf die Welt kommt, erlernt es die Fähigkeit zu atmen, um außerhalb des Leibes seiner Mutter leben zu können.

Stirbt ein Mensch ist Ausatmen sein letzter Akt, womit die Luft ausgehaucht und wieder Teil der Atmosphäre wird.

Atem und Seele aber ähneln sich. Denn so wie sich die Lunge einen belebenden Atem für ihren Körper aus der umgebenden Luft "borgt", so "borgt" sich auch die Seele ihre körperliche Hülle, um dereinst wieder an ihren Ursprung zurückzukehren. Doch was in beiden Fällen dahinter steht, ist die göttliche Absicht zu Erfahren. Die Seele kleidet sich in den irdischen Körper um darin zu leben, sich darin zu läutern. Sie gleicht dem Atem Gottes, der in den Körper einzieht.

Der Körper wird geatmet. Denn auch Nachts atmen wir, unaufgefordert. Was bleibt ist die geatmete Luft. Sie ist Lebenssubstanz, ist Essenz unseres irdischen Seins. Nur wenige Minuten können wir leben ohne Luft.

Seele und Atem

Und wenn wir nun sagten, dass der Atem der Seele ähnelt, so bedient auch sie sich einer Essenz, hat einen Wirt: die Weltseele. Sie ist wie der Atem Gottes, der sich in den Gezeiten von Sein und Vergehen der Welt ausdehnt und wieder zurückzieht in das Eine. Der Kreis und der Punkt unterscheiden sich lediglich in ihrer Ausdehnung. Doch der Punkt des Übergangs, vom einen in das andere Sein, vom Maximum des Umfangs in das Minimum des Mittelpunkts, birgt in sich beides: Leben und Sterben, Sein und Entwerden.

Im Wachstum liegt Schmerz, der sich mit dem Gewordensein aber eben an dem eben besagten Übergang, für sein Erleiden in uns, als Schönheit, Freude und Gutes erkenntlich zeigt, dann wieder abnimmt, den Menschen erleichtert und sich sein Sein dabei lichtet, öffnet und erlöst.

In unserem täglichen Leben steht dafür der Gleichmut, der nicht vergleicht und das Sein nimmt wie es kommt, mit seinen erhebenden und seinen mindernden Kräften.

Man achte aber auf diesen erfreulichen Punkt des Übergangs. Jeder Atemzug durchläuft ihn in der Mitte zwischen Ausatmen und Einatmen. Unser ganzes Leben ist davon bestimmt, während des Einschlafens und Aufwachens, jeden Herbst und jeden Frühling im Laufe unseres Lebensjahres.

Werden und Vergehen liegen am selben Punkt wie Ursprung und Ziel, die unser Lebensweg miteinander verbindet. Die Zeit zwischen dem was war und dem was sein wird, bringt dem Leben seine Spannung. Im Jetzt zu leben aber ent-spannt.

 

Was passiert wenn wir sterben?

Autor und Mentor Selim Levent Oezkan - ewigeweisheit.de

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Hieronymus Bosch: Der Aufstieg in das Himmlische Paradies - ewigeweisheit.de

Sterben - Schlafen - nicht mehr und nicht weniger. Schlafen heißt, dass der Schmerz all der unzähligen Schwierigkeiten verschwindet. Sterben - Schlafen - Träumen. Doch was für Träume werden es sein, wenn wir unseren sterblichen Körper verlassen haben?

Die meisten Menschen im Westen glauben, dass der Tod das Ende von allem ist. Man betrachtet den Tod als Feind, als das Gegenteil des Lebens - nicht als einen Teil davon. Tod wird darum als etwas Finsteres und Unglückliches empfunden. Was wir im eigenen Tod erfahren, ist aber etwas ganz anderes, als das, was wir empfinden wenn ein uns nahe stehender Mensch verstirbt. 

Wie es auch immer ausgehen mag: Irgendwann stellt sich jedem einmal die Frage, ob es vielleicht nach dem Tod noch etwas gibt?

In allen Kulturen der Menschheit wurde der Tod schon immer als Übergang von einer Existenz in eine andere beschrieben.
Egal ob in Fabeln, Märchen oder den Überlieferungen alter Kulturen oder Religionen: überall ist die Rede davon, dass sich nach dem Tod das Leben in einer anderen Weise fortsetzt. Was letztendlich passiert weiß keiner genau. Alles was es gibt sind hoffnungsvolle oder beängstigende Beschreibungen.

Das Reich des Osiris

Im altägyptischen Glauben gibt es viele interessante Anhaltspunkte, die Antworten auf diese Fragen liefern. Im alten Ägypten war das Leben nach dem Tod fast wichtiger, als das gegenwärtige, irdische Leben. Das sieht man an den monumentalen Grabstätten im alten Ägypten. 
Dort glaubte man an eine Unsterblichkeit nach dem Tod. Sie wurde von Osiris, dem Gott der Unterwelt, den Verstorbenen verliehen. Doch der Zustand nach dem Tod hing davon ab, wie sich der Verstorbene in seinem Leben verhielt. Damit ähnelt es dem fernöstlichen Konzept des Karma.

Die Ägypter glaubten auch, dass das Übergangsstadium vom Leben in den Tod zuerst in einem astralen Doppel, einem Ebenbild des Körpers stattfand. Dieses Doppel nannten die Ägypter das "Ka" - das Fahrzeug der Seele. Im Ka waren alle guten und schlechten Eigenschaften des Verstorbenen enthalten.

Egal ob in der Vergangenheit oder in der Gegenwart: Menschen versuchten sich schon immer vorzustellen wie sich der Verstorbene in die Totenwelt begibt. Doch weder Judentum, Christentum, Islam, Hinduismus oder Buddhismus, geben genauen Aufschluss darüber, welche Phasen der Verstorbene durchläuft.
Die Vorstellung über das, was der Tod ist und was nach dem Tod kommt, wurde vor allem in der modernen Theosophie erforscht. Helena P. Blavatsky erhielt ihr Wissen über die Phasen des Sterbens, von jenen geheimnisvollen Meistern der Weisheit: Kuthumi und Morya.

Der Garten des Todes - Gemälde von Hugo Simberg - ewigeweisheit.de

Der Garten des Todes - Gemälde von Hugo Simberg

Nichts bleibt wie es ist - Alles verändert sich!

Eines der wichtigsten Gesetze der Lehren in der Theosophie besagt, dass nichts im Kosmos unverändert bleibt. Alles in der Natur kommt und geht. Der Tod der physischen, körperlichen Formen ist nur ein Teil von diesem Kommen und Gehen. Wiedergeburt ist die Rückkehr ins Leben.

Wenn jemand stirbt, dann haben wir das Gefühl, dass das was aufgestiegen ist, und den sterblichen, sich auflösenden Körper zurückgelassen hat, die Person war, die uns nahe stand. Doch wenn dieses Seelenwesen, das den Leichnahm verlassen hat, sich jetzt woanders aufhält, stellt sich die Frage: wohin ist die Seele nun gegangen?

Seit jeher wird der Tod als ein irreversibler Vorgang angesehen, der sich dadurch zeigt, dass das Atmen endet. Der ausgeatmete Hauch kann nicht mehr eingeatmet werden. Der atmende Körper aber gleichte einem Fahrzeug, mit dem die Seele ihre Erfahrungen sowohl auf der physischen wie auf der nicht-physischen Ebene dieses Planeten machte.
Wenn wir sterben, dann hört dieses Seelenvehikel auf zu arbeiten. Doch es gibt auch nichtphysische Seelengefährte, die unseren Tod überleben.

Sobald der Atem endet, stirbt der Körper und beginnt zu verwesen. Leben ist Atmen. Darum war es für die alten Ägypter wichtig den Leichnahm des Verstorbenen in der jenseitigen Welt wieder zum Atmen zu befähigen. Das erfolgte durch das Mundöffnungsritual, dass in alten Pyramidentexten genau beschrieben wird.
Bei den Hindus wird das Prinzip des lebendigen Atems "Prana" genannt.

Aus dem Totenbuch des Hunefer - ewigeweisheit.de

Aus dem Totenbuch des Hunefer: Die Mumie des Pharao wird vom Totengott Anubis gehalten und es wird an ihr das Mundöffnungsritual vollzogen (cc).

Ebenen der Wahrnehmung

Alles was unseren Körper umgibt, ist, wie er selbst, aus Materie zusammengesetzt, die entweder als festes, flüssiges oder gasförmiges Aggregat existiert. Unsere fünf Sinne können diese drei Aggregatzustände in der Außenwelt wahrnehmen. Das bedeutet natürlich nicht, dass es nicht auch andere Formen der Existenz gibt. Unsere Augen können alles sehen, was als Licht mit einer Wellenlänge zwischen 380 nm und 750 nm ausgesendet oder reflektiert wird (ein nm, "Nanometer": ist der millionste Teil eines mm, "Millimeter"). Doch es gibt auch Licht jenseits des sichtbaren Lichtspektrums, wie etwa Ultraviolett und Infrarot. Ebenso verhält es sich mit den Klangfrequenzen. Alles was sich zwichen ca. 20 Hz und 20.000 Hzabspielt, kann das Ohr hören (Hz: "Hertz" ist die Frequenz, d. h. eine Schwingung pro Sekunde). 

Entsprechend könnten wir auch sagen, dass sich jenseits von Licht und Klang, d. h. jenseits elektromagnetischer Energie, noch ganz andere Energien ausbreiten, die weder mit den fünf Sinnen wahrnehmbar, noch messbar sind. 
Es gibt aber neben dem Äußeren auch ein inneres Wahrnehmen, das, jenseits der Vorstellungen von Raum und Zeit, sich mit anderen Ebenen verbinden kann. Und in diese Ebenen begibt sich die Seele des Menschen nach dem Tod. So etwa will es das Totenbuch der Ägypter im Westen, wie ebenso das Totenbuch der Tibeter im Osten.

Das Überschreiten der Todesschwelle

Im Sterben erkennt der Mensch ab einem bestimmten Zeitpunkt seinen eigenen Tod. Wie Menschen aus Nahtoderfahrungen berichten, erleben sie den Durchgang durch einen Tunnel, an dessen Ende ein helles Licht zu sehen ist, wo sich anscheinend ein Mensch aufhält.

Wenn ein Mensch nun eines natürlichen Todes stirbt, erlebt er in den letzten Augenblicken, in dem sein Herz noch schlägt, noch einmal sein gesamtes Leben vor seinem inneren Auge ablaufen. In der Gegenwart des Todes bekommt er dann in kleinsten Details gezeigt, was in seinem Leben geschehen ist. Jetzt wird er eins mit seiner Individualität. Es ist der Zeitpunkt, wo der Verstorbene erkennt, dass alle Lebensereignisse miteinander verkettet waren und einen Sinn ergeben. Im Augenblick des Sterbens schaut der Mensch als eine Art Zuschauer in die Arena seines Lebens hinab, die er gerade verlassen hat. Jetzt versteht er wieso all das Leid sein musste und er sieht, wer er in diesem Leben gewesen ist. Der Verstorbene erkennt, dass all die leidvollen und freudvollen Erfahrungen in seinem Leben nur so sein konnten, wie sie eben waren. Alles macht dann Sinn. Der Zustand dieses Erfahrens, ist durch und durch friedlich.

Der Todeskampf

Nach diesem Stadium der großen Einsicht, folgt der Todeskampf. Jetzt beginnen die Wesenheiten der "Anderen Seite" mit dem Verstorbenen zu kommunizieren und versuchen seine Seele anzusprechen. Nach dem Tod kämpfen seine höheren Eigenschaften damit, sich von den niedrigeren Eigenschaften zu trennen. In dieser Phase des Sterbens werden seine Lebenserfahrungen gewissermaßen destilliert - in feinere und gröbere Anteile. Über diesen Vorgang findet man in den Mahatma-Briefen an A. P. Sinnett, das Bild von der Milch und dem Rahm, die sich im Todeskampf voneinander trennen: So wie der Rahm der auf der Milch schwimmt, versucht das niedere Ego einen "Rahm der Seele", ihren feineren Teil, anzuziehen. Nur die niedrigeren Anteile dieser feinen Seelensubstanz aber können Teil des Egos werden. Bald danach beginnt sich nämlich der ätherische Körper aufzulösen. Der reinere Teil des Egos, wird jetzt Teil des großen Seelenozeans. 

Der niedere Anteil der Seele, gleicht einer Schale, die während des irdischen Lebens das höhere, spirituelle Ego verhüllte. Im sogenannten "zweiten Tod" trennen sich diese beiden Seelenteile von einander. Der niedere Teil, die Schale, enthält die Erinnerungen des Menschen und bleibt in einem subjektiven Zustand, den die Inder "Kama-Loka" nennen. Da ist das Gefilde der Begierden. Diese Ebene entspricht in etwa dem, was im Christentum als Fegefeuer bezeichnet wird. Bei den alten Ägyptern nannte man diesen Aufenthaltsort der Seele "die Gerichtskammer".

Rosa Celeste: Dante und Beatrice betrachten den höchsten Himmel - ewigeweisheit.de

Dante beschreibt in seiner Göttlichen Komödie seine Reise durch Unterwelt und Fegefeuer, bis in die Gefilde der höchsten Himmel, die er mit seiner geliebten Beatrice sehen wird.  Im obigen Bild von Gustave Doré, sieht man wie Dante und Beatrice den höchsten Himmel betrachten.

Im Reich der Devas

Die Begierden versuchen noch für kurze Zeit die reineren Teile der Seele festzuhalten. Da sich der niedrigere Seelenanteil aber allmählich zersetzt, bleibt die Essenz des Selbst erhalten. Dazu passt das Symbol der Perle, dass in der christichen Gnosis in diesem Zusammenhang eine ganz wichtige Rolle spielt, in jenem "Lied von der Perle".

Bevor diese reinste Essenz der Seele nun wieder inkarniert, begibt sie sich zunächst in die geistige Welt des Devachan. Dies ist ein zusammengesetztes Kunstwort, dass in der Theosophie zur Beschreibung des Mentalplans verwendet wird. Dabei steht Deva für "Gott" und Chan für das "Gebiet" bzw. die "Wohnung" der Devas (Devas: "Gott dienende" Götter, also Engel). Devachan ist ein Gebiet des Göttlichen, an dem die Selle des Verstorbenen nun weilt und daran Anteil hat.

Devachan gleicht dem, was in der Kabbala als Atziluth bezeichnet wird. Es ist die obere Triade der Sefiroth im Baum des Lebens, die sich aus der Lichtkrone des göttlichen Angesichts (Kether), der Weisheit (Chokmah) und dem Verstand (Binah) zusammensetzt.

Nach dem Todeskampf erfreut sich das höhere Ego an diesem Zustand. Devachan entspricht dem, was im alten Ägypten als das "Gebiet des Osiris" bezeichnet wurde. Im Islam ist es Jannah - das Paradies, das dem christlichen "Himmel" entspricht.

Im Allgemeinen ist der Begriff des Himmels definiert als der Wohnort der göttlichen Wesenheiten - also der Engel. Es ist der Aufenthaltsort der Auserwählten und Heiligen.

Devachan ist ein subjektiver Zustand, der sich aus dem zuletzt befundenen Zustand der Seele zusammensetzt. Jeder Mensch erschafft sein eigenes Devachan, was vor allem durch die letzten Momente seines Lebens bestimmt wird.
So wie ein Baby auf die Welt kommt und sich bewusst wird, so bewegt sich das höhere Ego bewusst in die Welt des Devachan. Das Karma was jemand in seinem Leben angesammelt hat, wirkt nun auf dieses höhere Ego im Devachan und setzt den Ausgang seiner neuen Inkarnation in Gang.

Jeder Mensch hat im Feld von Devachan für seine guten und schlechten Taten Rechnung zu tragen - freiwillig bei manchen. Bei anderen unfreiwillig.


 

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