Thoth

Die Hermetische Bruderschaft von Luxor: Ein initiatischer Geheimorden

Autor und Mentor Selim Levent Oezkan - ewigeweisheit.de

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Hermetische Bruderschaft von Luxor - ewigeweisheit.de

Das sogenannte »Schwarze Land am Nil« steht im Zentrum der hermetischen Tradition: Alt-Ägypten. Wer sich dieser »Hohen Kunst« ergeben hat, weiß sehr wohl, dass das Wesen seines okkulten Schaffens, in diesem Land seinen Ursprung hat – wie auch Kunst und Wissenschaften des Westens.

Im Alten Ägypten gab es verschiedene Schulen der Magie. Viele bekannte Persönlichkeiten des Altertums erfuhren dort ihre Einweihungen in die Mysterien, wozu anscheinend der jüdische Prophet Moses gehörte, wie dann auch der griechische Philosoph Pythagoras von Samos. Auch Alexander der Große soll zu jenen Eingeweihten zählen, ja sogar in deren Mittelpunkt stehen, war es doch er, der Legende nach, der im Alten Ägypten die berühmte Tabula Smaragdina gefunden haben soll: Die Smaragdtafel des Hermes Trismegistos.

Was uns von jener Smaragdtafel heute überliefert ist, sind vierzehn Verse, die von zentraler Bedeutung sind für die hermetische Tradition, da jeder davon eine Aussage trifft, die sich auf mindestens drei verschiedene Ebenen des Bewusstseins beziehen lässt – und sie ein Mensch zur Erkenntnis seiner Selbst und der Welt, anzuwenden vermag. Als wohl meist bekannter Vers darin lautet:

Wie unten so oben, wie oben so unten. Dies um zu vollbringen die Wunderwerke eines einigen Dinges.

Wenn nun die Rede ist von Hermes Trismegistos, dem »Dreimalweisen Hermes«, geht es da um eine sagenhafte Gestalt, die eher einer Gottheit, denn einem weisen Menschen gleicht. Diesen legendären Lehrer, den die Ägypter Thoth nannten, war sowohl Gott der Weisheit, Gott der Schrift, der Wissenschaften, der Magie, der Kunst und des Rechts. In seiner mythischen Gestalt scheinen Geistestraditionen zu verschmelzen, deren Ursprünge scheinbar aus der Kunst der alten Helenen stammen und deren Spuren sich auch finden lassen in der alt-ägyptischen Kultur.

In den ersten Jahrhunderten n. Chr. erfuhr die ihm zugeschriebene Tradition der Hermetik eine Hochblüte. Auch wenn sich historische Zusammenhänge nur schwer beweisen lassen, ist es dennoch interessant heruaszufinden, dass es zwischen der Hermetik und dem frühen Christentum so mancherlei bemerkenswerte Gemeinsamkeiten gibt, auf die wir an anderer Stelle schon eingegangen sind.

Aus den Zirkeln der Freimaurerei

In esoterischen Kreisen kam es im 19. Jahrhundert, durch mehrere Gruppen europäischer Gelehrter aus Kreisen der Freimaurerei, zu einer neuen Beschäftigung mit der Hermetik. Das mag vielleicht auch daran gelegen haben, dass lange Zeit unbekannt gebliebene Eindrücke aus dem Land am Nil, anscheinend mit der Ägypten-Expedition des französischen Kaisers Napoleon Bonapartes, nach Europa gelangten.

Das sich Napoleon für die Geheimtraditionen interessiert hat, lässt sich daran ablesen, dass er auf seiner Ägypten-Reise die Weihe zum Freimaurer erhielt. In einem offiziellen Bericht der Großloge des Grand Orient de France, aus dem Jahr 1805 ließt man:

(dass er) auf seinem ägyptischen Feldzug das maurerische Licht gesucht und empfangen, in Ägypten, dem Lande, auf das die Uranfänge der Freimaurerei zurückgehen.

In den Jahrzehnten nach dieser Zeit, trafen sich anscheinend verschiedene freimaurerische Zirkel im Geheimen, um sich da auch mit den ägyptischen Mysterien zu befassen, die ja in direktem Zusammenhang stehen mit dem Gott Thoth (entsprechend Hermes Trismegistos, dem Urvater der hermetischen Kunst).

Die Okkulte Gesellschaft

Ende des 19. Jahrhunderts dann gründete sich ein esoterischer Orden: Die Hermetische Bruderschaft von Luxor. Ihr Einfluss war beträchtlich und zog seine Spuren durch das gesamte Milieu des westlichen Okkultismus. Später sollten sich weitere Hermetische Gruppen gründen, woraus dann, Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts, die berühmt gewordenen, hermetischen Orden hervorgingen, wie etwa der Ordo Templi Orientis oder der Hermetische Orden der Goldenen Morgenröte.

Im Jahre 1870 (und nicht 1884, wie die Theosophen behaupteten) beschloss ein Adept der Stille, der dem seit jeher existierenden alten Hermetischen Bruderschaft von Luxor angehörte, nachdem er die Zustimmung seiner Mit-Initiierten erhalten hatte, in Großbritannien einen Neophyten auszuerwählen, der seinen Plänen entsprechen würde. Im Jahr 1873 kam er in Großbritannien an. Dort fand er einen Neophyten, der seinen Anforderungen entsprach, und unterwies ihn schrittweise. Später erhielt der betreffende Neophyt die Erlaubnis, den Äußeren Zirkel der Hermetischen Bruderschaft von Luxor zu gründen.

- Aus der Einführung zum Buch Visions of the Eternal Present von Pascal Themanlys

Max Theon - ewigeweisheit.de

Max Théon (1848-1927) – ein polnischer Kabbalist und Okkultist.

Wenn in obigem Zitat die Rede ist von einem Neophyten, meint das den damals noch sehr jungen Max Théon (1848-1927). Er soll sich im Jahr 1870 nach London begeben haben, wo man ihn bereits als jungen Mann zum Großmeister des Äußeren Kreises ernannte, von eben dieser Hermetischen Bruderschaft von Luxor. Den englischen Schriftsteller und Okkultisten Peter Davidson (1837-1915) ernannte man zu dessen sichtbarem Oberhaupt.

Im Jahr 1883 dann, schloss sich der Bruderschaft der schottische Okkultist Thomas Henry Burgoyne (1855-1894) an, von dem wir später noch mehr erfahren werden.

Die Hermetische Bruderschaft von Luxor war damals der einzige esoterische Orden, der praktischen Okkultismus in der westlichen Mysterientradition lehrte. Zu dieser geheimnisvollen Bruderschaft zählten im 19. Jahrhundert viele bekannte Persönlichkeiten des Okkultismus, Spiritismus und der Theosophie. Auch Helena P. Blavatsky (1831-1891), die Begründerin der Modernen Theosophie, war vielleicht einst Mitglied des Ordens gewesen, zumindest aber soll sie Schülerin Max Theons gewesen sein. So könnte diese Bruderschaft durchaus eine Rolle gespielt haben, bei der Gründung der Theosophischen Gesellschaft.

Statuten des Ordens

Die Aufgabe des Äußeren Kreises der Hermetischen Bruderschaft von Luxor bestand nun darin, ein Fernstudium des Praktischen Okkultismus zu ermöglichen. Darin enthalten waren eine Reihe von Auszügen aus den Schriften des britischen Autors Hargrave Jennings (1817-1890), sowie von dem amerikanischen Arzt und Okkultisten Paschal Beverly Randolph (1825-1875).

Max Theon und Peter Davidson knüpften an eine bereits etablierte Tradition an. Sie waren sicherlich beeinflusst von Vorstellungen aus rosenkreuzerisch-freimaurerischen Kreisen des 18. Jahrhunderts.

Im Jahr 1889 wurde ein Teil des Materials der Hermetischen Bruderschaft von Luxor in Form von Lektionen von Thomas Henry Burgoyne veröffentlicht, worin allerdings keine der inneren, praktischen Lehren enthalten sind (etwas worauf wir später jedoch noch eingehen werden).

Auch wenn es dafür keine weiteren Belege gibt, liegt nahe, dass die Hermetische Bruderschaft von Luxor ihr okkultes Wissen und die darin enthaltenen Gründungscharta, im Wesentlichen ableitete aus verschiedenen älteren Werken, wie etwa die eines Johannes Trithemius (1462-1516) oder etwa Agrippa von Nettesheim (1486-1535), wie auch von den Schriften des französischen Okkultisten Antoine Fabre d'Olivet (1767-1825) oder Éliphas Lévis (1810-1875). Die von diesen und anderen Vorbildern inspirierten, geistigen Einflüsse, sollten sich zu Idealen kristallisieren, wie sie in den Statuten der Hermetischen Bruderschaft von Luxor zu finden sind, die wir uns im Folgenden auszugsweise ansehen wollen:

Wir erkennen die ewige Existenz der Großen Ursache des Lichts an, des unsichtbaren Zentrums, dessen vibrierende Seele, herrlich strahlend, der lebendige Atem ist, das Lebensprinzip von allem, was existiert und jemals existieren wird. Von diesem göttlichen Gipfel geht die unsichtbare Kraft aus, die das weite Universum zu einem harmonischen Ganzen zusammenfügt.

Wir lehren, dass von diesem unbegreiflichen Zentrum der Göttlichkeit, Funken des ewigen Geistes ausgehen, die, nachdem sie ihre Runde, den großen Zyklus der Notwendigkeit, vollendet haben, das einzige unsterbliche Element der menschlichen Seele bilden. Wir akzeptieren daher die universale Bruderschaft der Menschheit, lehnen aber zugleich die Doktrin der universalen Eigenschaften ab.

Wir haben keine persönlichen Vorlieben, und niemand macht Fortschritte im Orden, ohne die ihm zugewiesene Aufgabe erfüllt zu haben, was auf die Eignung hinweist für eine weitergehende Einweihung.

Vergessen Sie nicht, dass wir jeden, der der Unterweisung würdig ist, frei und ohne Vorbehalt unterrichten.

Der Orden verwendet seine Kräfte und Möglichkeiten, um die verborgenen Gesetze und wirksamen Mächte in allen Bereichen der Natur zu entdecken und anzuwenden und sie dem höheren Willen der menschlichen Seele zu unterwerfen, deren Kraft und Eigenschaften unser Orden zu entwickeln trachtet, um die unsterbliche Individualität aufzubauen, damit der vollständige Geist 'Ich bin' sagen kann.

Die Mitglieder verpflichten sich nach besten Möglichkeiten zu einem Leben in sittlicher Reinheit und brüderlicher Liebe, enthalten sich des Gebrauchs von Rauschmitteln, außer zu medizinischen Zwecken, und setzen sich für den Fortschritt aller sozialen Reformen ein, die der Menschheit zugute kommen.

Schließlich haben die Mitglieder volle Freiheit des Denkens und Urteilens. Keinesfalls darf ein Mitglied gegenüber Angehörigen anderer religiöser Überzeugungen respektlos sein oder anderen seine eigenen Überzeugungen aufzwingen.

Jedes Mitglied unseres alten und edlen Ordens muss die Menschenwürde bewahren, indem es als Vorbild für Reinheit, Gerechtigkeit und guten Willen lebt. Unabhängig von den Umständen kann man ein lebendiges Zentrum des Guten werden, das Tugend, Adel und Wahrheit ausstrahlt.

- Entnommen aus dem Buch von Joceyln Godwin: The Hermetic Brotherhood of Luxor (Übersetzung ins Deutsche: S. Levent Oezkan)

Die rituelle Arbeit der Hermetischen Bruderschaft von Luxor

Ein geheimes System von Einweihungszeremonien stand im Mittelpunkt des Ordens. Es ähnelte durchaus den Riten der Rosenkreuzer oder Freimaurer, wie man diese zwischen dem Ende des 18. und dem Anfang des 19. Jahrhunderts in Europa praktizierte. Allerdings verliehen ihre Gründer, Max Theon und Peter Davidson, den darin ausgeübten Zeremonien ein alt-ägyptisch geprägtes Flair. Kaum zufällig klingt dies auch an, in der im Ordensnamen verwendeten Ortsbezeichnung »Luxor«, einer Stadt in Oberägypten, die sich heute dort befindet, wo sich vor mehr als 5.000 Jahren das alte Theben befand.

In dem nahe gelegenen, berühmten Tempelkomplex von Karnak, verehrte man in alter Zeit die sogenannte »Thebanische Triade«:

  • den Sonnengott Amun,
  • die himmlische Muttergöttin Mut,
  • sowie beider Sohn: den Mondgott Khons.

Der Name der lunaren Gottheit bedeutet »Wanderer«, womit er synonyme Bedeutung hat zu Thoth (und damit auch zu Hermes Trismegistos). Als ein Gott, der als Licht die Dunkelheit der Nacht durchquert, besitzt Khons durchaus initiatischen Charakter. Auf mögliche, damit verbundene Zeremonien des Hermetischen Orden von Luxor, soll hier aber nicht eingegangen werden.

Thomas Henry Burgoyne - ewigeweisheit.de

Thomas Henry Burgoyne (1855-1894) – Mitglied der Hermetischen Bruderschaft von Luxor.

Das Licht Ägyptens

Interessant ist das Wissensmaterial, das der Äußere Kreis der Bruderschaft in seinen Lehren verwendete. Ein Großteil seiner rituellen Arbeit ist sogar frei zugänglich, wie in dem Buch: »The Light of Egypt; or, The science of the soul and the stars« (deutsch: »Das Licht Ägyptens; oder, die Wissenschaft der Seele und der Sterne«) von Thomas H. Burgoyne. Das Buch wurde 1889, nach der Auflösung der Hermetischen Bruderschaft von Luxor veröffentlicht.

Einen wichtigen Teil dieses Buches bilden die Kapitel über Astrologie, Astrotheologie und Astralmythen, doch man findet darin auch Themen zu Symbolismus, Alchemie, wie auch Wissen über Talismane und Magie. Die darin enthaltenen Lehren, insbesondere die sogenannten »Tafeln von Aeth«, bildeten die Grundlagen des Studiums im Äußeren Kreis der Hermetischen Bruderschaft von Luxor.

Sehr wahrscheinlich war das, was man an esoterischen, an inneren Riten vollzog, ähnlich dem, was eben solch rosenkreuzerischen oder freimaurerischen Riten entspricht, über die man einfach deshalb nicht reden oder schreiben durfte (beziehungsweise konnte), da es darin um direktes Erfahren ging, jenseits aller Intellektualität (und sich in esoterischen Orden auch heute noch abspielt).

Fortwirken der Bruderschaft

Es scheint, als bildete die Hermetische Bruderschaft von Luxor, einen der einflussreichsten magischen Orden seiner Zeit. Sie war eine der ersten Bruderschaften am Ende des 19. Jahrhunderts, die ihren Mitgliedern einen Kurs in praktischem Okkultismus anbot. Wie gesagt, übte ihre okkulte Arbeit ganz wesentlichen Einfluss aus, auf andere zu dieser Zeit entstehenden esoterischen Orden. Wäre die Hermetische Bruderschaft von Luxor aber 1887 nicht in Schwierigkeiten geraten, wäre es vielleicht gar nie zu anderen Ordensgründungen gekommen, wie etwa der des Hermetic Order of the Golden Dawn, wo man viele der Ideale vertrat, die Davidson oder Theon in ihrer Bruderschaft pflegten.

Siebzehn Jahre lang, von 1870 bis 1887, beeinflusste die Hermetische Bruderschaft von Luxor viele derjenigen, die im späten 19. Jahrhundert die führenden Stimmen des Okkultismus werden sollten, wie Helena P. Blavatsky, der deutsche Journalist und Aktivist Theodor Reuß (1855-1923) oder der englische Okkultist Aleister Crowley (1875-1947). Diese und andere trugen, beeinflusst durch eben jene Bruderschaft, dazu bei, die Arbeit der Hermetischen Bruderschaft von Luxor durch das 20. Jahrhundert hindurch am Leben zu erhalten.


 

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Geheimnisse der Großen Pyramide von Gizeh

Autor und Mentor Selim Levent Oezkan - ewigeweisheit.de

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Große Pyramide von Gizeh - ewigeweisheit.de

Traditionell leitet sich das Wort Pyramide von dem griechischen Wort für das Feuer ab: Pyr. Darin dachten sich die Menschen der Antike eine göttliche Flamme brennend, als Sinnbild für das Leben aller Geschöpfe. Die Eingeweihten alter Zeit sahen auch darum im Symbol der Pyramide eine ideale, heilige Form.

Aus ihrer geometrischen Gestalt glaubten die Initiierten eine geheime Lehre ablesen zu können. So wie die heiligen Berge der Erde, die man in verschiedenen Kulten rund um den Globus bis heute ehrt, so bildeten einst die Pyramiden Gegenbilder zu jenen hohen Stätten Gottes.

Die Gipfel heiliger Berge, wie auch die Spitzen der Pyramiden, galten einst und gelten auch heute noch, als spirituelle Pole der Erde. So wie die griechische Mythologie uns von einem Berg Olymp erzählt, wo ein mythische Unterweltsfluss Hades fließt, so führen geheime Wege auch durch die unterirdischen Gänge der Großen Pyramide im ägyptischen Gizeh.

Vier Seiten – drei Räume

Immer war diese Pyramide ein Gebäude der Weisheit, deren Erscheinung ganz fest in der Natur stehend, auf die unveränderlichen Gesetze der Welt hinweist. So etwa orientieren sich die vier Seiten der Großen Pyramide von Gizeh, exakt nach den vier Himmelsrichtungen, wobei sich in ihren vier dreieckigen Flächen jeweils zwei Extreme ablesen lassen:

  • Süden gegenüber Norden: Hitze und Kälte (zu Mittag und zu Mitternacht) und
  • Osten gegenüber Westen: Licht und Dunkelheit (zu Sonnenaufgang und zu Sonnenuntergang).

Die Basis der Pyramide stellt die vier materiellen Elemente dar, aus denen sich der Körper des Menschen zusammensetzt. Die zwölf Winkel ihrer vier Dreiecke aber, sie stehen für die zwölf astrologischen Zeichen des himmlischen Tierkreises. Von den Spitzen läuft zur Mitte hin die Kraft der vier fixen Astralzeichen: Stier, Löwe, Skorpion und Wassermann – symbolisiert als die vier biblischen Cherubim, die vier Engel – mit dem Haupt eines Stiers, eines Löwens, eines Adlers und eines Menschen (Hesekiel 1:4-10).

Die Große Pyramide in Gizeh besaß ein System aus drei großen Kammern:

  • die Felsenkammer befand sich ausgehöhlt im Grundgestein, auf dem man die Pyramide errichtete,
  • die Königinnenkammer war etwas höher im Kerngemäuer des Bauwerks gelegen und
  • die Königskammer darüber, worin sich ein Sarkophag befand, war vielleicht der Ort, wo man den König (Pharao) zur letzten Ruhe gesetzt hatte – als irdischen Repräsentanten des Lichtgottes Horus (dem Sohn des Osiris und der Isis).

Jene drei Kammern aber standen für eine Metaphysik, die Herz, Gehirn und das generative System im Menschen symbolisch verband, woraus sich auf höherer Ebene, symbolische Allegorien ergaben, als Abbilder für die geistigen Zentren der menschlichen Konstitution.

Diese Kammern waren im Innern der Pyramide, während sie eine Spitze krönte, in der man einen sakralen Teil des Monumentalbaues sah, worüber sich die himmlischen Kraftströme der Götter, auf die Erde ergießen konnten. Die Eingeweihten schauten auf die Pyramide, so als wäre sie das Emblem eines umgedrehten Baumes, dessen Wurzeln an der Spitze liegen und dessen Äste ins Fundament übergehen. So kommt die göttliche Weisheit zur Verbreitung auf Erden, indem sie an den auseinanderstrebenden Seiten herabfließend, in die ganze Welt hin ausstrahlt. Nur, was davon ist uns heute geblieben?

Der Goldene Schlussstein der Großen Pyramide von Gizeh – ewigeweisheit.de

Der Schlussstein

Der Großen Pyramide von Gizeh fehlt der Deckstein – und das schon seit sehr langer Zeit. Gut möglich, dass sich dort einst eine entsprechend kleinere, aber goldene Pyramide befunden hat, die die Große Pyramide als ihre Krönung vollendete. Nur leider kann niemand sagen, ob sich dieser goldene Deckstein dort auch tatsächlich befunden hat. Hatte man ihn absichtlich ausgelassen?

Unter den Erbauern sakraler Bauwerke, tendieren merkwürdiger Weise auch andere dazu, ihre Schöpfungen unvollendet zu lassen. Wohl wollen sie damit signalisieren, dass Gott allein vollständig ist. Der Schlussstein der Großen Pyramide aber – wenn es ihn denn gäbe, wäre wohl selbst eine Miniaturpyramide, deren Spitze wiederum einen kleineren Block ähnlicher Form bedecken würde, und so weiter bis ins Unendliche. So würde dieser eigentümliche Deckstein damit also den Inbegriff des gesamten Bauwerks bilden, da er eine Krönung bildet dessen, was in seiner geometrischen Urform ja bereits selbst vorhanden ist.

Wenn dem nun aber so wäre: Welchen Zweck dann sollte das erfüllen?

Die Pyramide ist ein Symbol für das Universum, der Schlussstein kann mit dem Menschen verglichen werden. Folgt man einer daraus abgeleiteten Kette von Analogien, so entspräche dem menschlichen Verstand ein weiterer, kleinerer Schlussstein. Der Geist würde den Schlussstein des Verstandes bilden – und Gott, als der Inbegriff des Universalen, den Schlussstein des Geistes.

Aus dieser Allegorie entstand das Bild des Menschen als roher und unbehauener Block, den man aus einem Steinbruch los machte, um ihn dann durch die geheimen Riten der Mysterien, allmählich in einen geglätteten und vollkommenen pyramidenförmigen Schlussstein zu verwandeln. Erst wenn der Eingeweihte da selbst zur lebendigen Spitze des Sakralbaues wurde, war dieser vollendet und die Wirkungen des Göttlichen erstreckte sich ab da, auf die darunter liegende, auseinanderstrebende Struktur der Pyramide – als Symbol für den Menschen, wie auch für den Sakralbau, ja letztendlich gar für das gesamte Universum.

So verehrte man im Alten Ägypten die Große Pyramide als heiligsten Sakralbau, in dem die höchste Gottheit unsichtbar gegenwärtig ist. Die Pyramide war der erste Tempel der Mysterien, das erste Bauwerk, das man als Aufbewahrungsort für jene geheimen Wahrheiten errichtet hatte, die die sichere Grundlage aller Künste und Wissenschaften bilden.

Darum auch assoziierte man mit der Pyramide den Weisen Hermes Trismegistos, den die Ägypter »Thoth« nannten: Gott der Weisheit, der Schrift und der Magie. Ihn verehrte man über den Planeten Merkur und sah in ihm den vom größten Gott gesandten Meister – einen, der den Menschen zur Erleuchtung führt. Was da geschah, war, dass der Initiierte durch Thoth erfuhr, dass die Große Pyramide ein Wahrzeichen von Mikrokosmos und Makrokosmos war, worin sich, nach den alten Geheimlehren Ägyptens, das Grab des Osiris befand: Des schwarzen Gottes der Fruchtbarkeit des Nil. In Osiris aber tritt in Erscheinung eine bestimmte Kraftwirkung der Sonne. Die Große Pyramide, als sein Haus und als sein Grab, ist ein Sinnbild für das Universum, in dessen quadratisch-kreuzförmiger Struktur er beigesetzt ist.

Löwengesichtiger Hierophant – ewigeweisheit.de

Alt-Ägyptische solare Löwengottheit Sechmet.

In Gedenken an das Goldene Zeitalter des Löwen

In alter Zeit bewegten sich die Eingeweihten durch die geheimnisvollen Gänge und Kammern der Großen Pyramide. Irgendwo in den Tiefen ihrer sakralen Architektur wohnte ein heiliger Meister, der der Außenwelt unbekannt war, der aber die Einzuweihenden dort in seiner Unterwelt empfing. Es war der »löwengesichtige Hierophant«, der niemals diesen Ort verließ, weshalb ihn niemals einer sah, der nicht die Tore der Vorbereitung und Läuterung durchschritten hatte. Als Unwissende begaben sich die Neophyten durch eine verborgene Pforte ins Innere der Großen Pyramide, um dort zu erfahren. Als Wissende traten sie daraus wieder hervor, als Erfahrene.

So wie Gott in den Herzen der Menschen gegenwärtig ist, so sollte daraufhin auch Weisheit im Initiierten wohnen, als einem, der aus dem »Schoß der Mysterien« in die Welt hinaustrat. Damit bildete die Große Pyramide einen Ort, wo der Initiand seinen mystischen Tod erfuhr, um darauf in seiner »zweiten Geburt« wiederaufzuerstehen, in ein neues Leben – dem Einen geweiht.

Wer aber war dieser löwengesichtige Hierophant, der Meister der Mysterien, der anscheinend (oder nur angeblich) im Innern der mächtigen Pyramide lebte?

Wer war dieser Mensch mit dem Haupt eines Löwen, zu dem sich die Ahnungslosen begaben, durch all die vielen Räume, im Innern dieses monumentalen Baus?

Nie erblickte der doch andere, außer den »Wiedergeborenen«, an die er dort herantrat, um ihnen ins Ohr zu flüstern, von einem siebenfältigen Geheimnis.

Im Zweifel gestorben, dem Einen geweiht

Durch die Einweihung, wurde dem Initiierten die Macht offenbart, seinen Schutzgeist zu erkennen. Ab da verstand er, was es bedarf den materiellen Körper von seinen göttlichen Träger zu lösen. In diesem »Großen Werk«, wie man es auch aus der Alchemie kennt (Opus Magnum), wurde dem Neophyten der geheime und unaussprechliche Name des Höchsten Gottes offenbart und sein Geist damit veredelt. Wer das erfahren hatte, gelangte an ein Bewusstsein, wo er sich in Gott, selbst bewusst erfuhr. Mit der Übergabe dieses heiligen, unsagbaren Namens, erfuhr der neu Eingeweihte in sich eine Kraft, die aus der Erkenntnis der Geheimnisse der Pyramide hevorstrahlte – so wie unzählige anderen Initiierte, die ebenfalls dort einst spirituelle Erleuchtung erlangen durften.

Da hatte sich in ihm etwas abgespielt, das die Mysterien-Tradition das »Drama des zweiten Todes« nennt. In der Großen Pyramide fand zu dieser Erfahrung der Neophyt in die Königskammer, ein dem Lichtgott Horus geweihter Raum. Wohl erfuhr er da die Ambivalenz der Mächte des Lichts und der Finsternis, als er da in die Augen des Lichtgottes blickte:

  • Im linken Auge des Horus, glaubte er ein Mondlicht schimmern zu sehen und
  • in seinem rechten Auge, den Strahl der mystischen Sonne.

Nachdem man dann den Initianden die Kreuzeserfahrung im zentralen Schnittpunkt der beiden solaren Solstitien (Sonnenwenden) und Äquilibrien (Tagundnachtgleichen) machen ließ – ein »initiatische Sterben« – setzte man ihn bei, in einem Sarkophag. Wie dieser Vorgang letztendlich erfolgte, dass ist bis heute ein streng gehütetes Geheimnis. Wohl aber herrschte an diesem sagenhaften Ort eine eigentümliche, todesähnliche Kälte, die in diesem Ritual bis ins Mark der Knochen des Neophyten gedrungen sein dürfte.

Der Seelenvogel Ba – ewigeweisheit.de

Alt-Ägyptische Darstellung eines bestimmten seelischen Aspekts der Seele: Der Ba-Vogel (hier in einer Abbildung aus dem Ägyptischen Totenbuch), bildert mit dem Ka (den Tod überdauernder Seelenanteil) und dem Ach (Ahnengeist) eine seelische Dreiheit. Trotz seiner engen Bindung an den Körper, kann sich die Exkursions-Seele des Ba von diesem aber lösen und von ihm entfernen. Nach dem physischen Tod eines Menschen, fliegt der Ba als Falke mit Menschenhaupt zum Himmel auf, um sich dort wieder zu verwandeln in sein entsprechendes Tierzeichen.

Der Raum dieser Königskammer in der Großen Pyramide, bildete da ein Tor von der materiellen Welt in die transzendentalen Sphären einer kosmischen Natur. Während der Körper des Neophyten in dem Sarg lag, schwebte sein Seelenvogel über ihm – sein »Ba«, wie es die Ägypter nannten: ein seelischer Aspekt, der sich trotz seiner engen Bindung an den Körper von diesem lösen und auch entfernen kann.

Wie ein Falke mit menschlichem Kopf flog er dann durch die sieben himmlischen Reiche, um selbst und unmittelbar, die Ewigkeit des Lebens, des Lichts und der Wahrheit zu erfahren, sowie die Illusion des Todes, der Dunkelheit und der Sünde zu überwinden. Wer das erlebt hatte, der erfuhr die eigentliche Einheit allen Lichts und aller Dunkelheit in sich, woraufhin sich alles ursprüngliche Ent-Scheiden erübrigen sollte.

Immer bildete für die Eingeweihten damit die Große Pyramide von Gizeh ein mystisches Tor, durch das die alten Priester einige wenige zur Erlangung ihrer individuellen Vollendung passieren ließen, um ihnen dabei den höchsten Grad der Mysterien zu verleihen.

Über das Ende der Mysterien-Tradition

Einst aber sollte der Löwengesichtige den Weg der Weisen verlassen. Denn heute ist dieses »Haus der Einweihung« leer. Die Lobgesänge hallen nicht mehr in gedämpften Tönen durch die Räume. Kein Neophyt mehr wandelt durch die Gänge dort und verweilt in den Kammern der sieben Sterne. Nicht mehr erhört der Initiand die »Worte des Lebens« von den Lippen des Ewigen. Nichts scheint übrig geblieben zu sein von dem, was das Auge des Menschen einst dort erkennen konnte, als nur eine leere Hülle, die wie der äußere Schatten einer inneren Wahrheit, heute un(be)greifbar an ihm vorüberzieht. Was einst ein Haus Gottes war, wurde schließlich zur Gruft einer immer mehr verblassenden Erinnerung.

Auferstehung des Phoenix

Heute, in unserer modernen Welt, mag all das Gesagte vielleicht klingen, als hätte es jemand in einem Märchenbuch gefunden. In Wirklichkeit aber, haben die meisten von uns diese alten Riten längst vergessen, geschweige denn davon jemals erfahren. Wissenschaftler wie Theologen gleichermaßen, blicken ratlos auf das so heilig Anmutende der Großen Pyramide von Gizeh und fragen sich: Welcher grundlegende Drang wohl, hat die Errichtung dieses monumentalen Bauwerks inspiriert?

Leider gaben, bei der Suche nach einer Antwort auf diese Frage, viele Forscher zu schnell auf. Hätten sie einen Augenblick mehr darüber nachgedacht, vielleicht wäre ihnen die Erkenntnis zugefallen, dass in der Seele des Menschen ein geheimes Drängen darauf wartet, ausgelöst zu werden, um damit einen inneren Impuls der Inspiration freizusetzen. Dieser nämlich führt zu dem jähen Erfahren der eigentlichen Enge, die mit der körperlichen Sterblichkeit des Menschseins einhergeht. Doch noch viel mehr: In solch Erleben nämlich, würde sich einer bewusst, dass er diese Enge gegen eine viel größere Weite göttlicher Erleuchtung einzutauschen vermag, um so die Erfüllung eines ewigen, doch unbewussten Wunsches zu erfahren, der ihn verstehen, der ihn begreifen lässt und damit zu einem »Wissenden« macht, der weit mehr vermag, als einer der nur viel weiß.

Kein Wunder, wenn aber jene unter solchen, die Große Pyramide als das vollkommenste Bauwerk der Welt bezeichneten, als einen Ort der Initiation und ein Tor das sich ins Ewige hin zu öffnen vermag.

Auch wenn wir heute, in unserer modernen Welt eine Million angeblicher Geheimnisse kennen, kannte die initiierten Menschen der Antike nur ein einziges, jedoch wahrhaftiges Geheimnis. Und dieses Eine war größer als die Millionen, die als scheinbar gelüftete Geheimnisse, nur das Ego in immer neue, ungelöste Rätsel verstricken. Denn über all die vielen Merkwürdigkeiten der Welt erfahren zu wollen, entspringt doch nur einem selbstsüchtigen Wissensdurst, der sich als solcher jedoch niemals stillen lässt und den Wissbegierigen letztendlich in ein Chaos führt. Das eine große Geheimnis, dem man die Neophyten dort in der Großen Pyramide weihte, aber schenkte Leben, spendete ein Licht der Weisheit und die Erkenntnis der wahren Ursachen menschlichen Seins.

Es wird wohl wieder eine Zeit kommen, in der jene angedeutete geheime Weisheit, im Mittelpunkt religiöser und philosophischer Anschauungen stehen wird. Manche glauben gar, dass der Tag unmittelbar bevorstehe, der einen Untergang der Dogmen der Gegenwart einläutet.

Nicht aus großen Felsen, sondern aus Lehmziegeln und Schleimmörtel, errichtete man einst den großen theologischen Turm zu Babel, worauf sich die biblische Legende der Sprachverwirrung ereignete. Das Wissen jenes Einen aber, war damit gebrochen und zerstreute sich in unzählige, immer feinerer Glieder einer Ahnungslosigkeit. Wie Staub bedeckte sie Jahrtausende lang das Wissen um eben jene eine Weisheit, von der hier immer wieder die Rede ist. Doch es wird da eine Zeit anbrechen, wo aus dieser erkalteten Asche lebloser Glaubensbekenntnisse, sich phoenixartig die alten Mysterien zu neuer Lebendigkeit erheben werden.

Die Pyramide: Ein Symbol der Einigkeit

Die Entwicklung spiritueller Fähigkeiten stand in alter Zeit im Mittelpunkt der geistigen Arbeit des Menschen, ja war einst sogar eine Wissenschaft, der man einen mindestens so hohen Stellenwert zumaß, wie etwa der Astronomie, der Medizin oder den Rechtswissenschaften. Das auch war der ursprüngliche Grund, dass sich Religionen gründeten, aus denen letztendlich ja die Wissenschaften, wie Philosophie wie auch die Logik hervorgingen. Der Wunsch die genauen Positionen der sieben klassischen Planeten voraussagen zu können, hatte primär religiöse Gründe, zumal sich mit dieser Kenntnis die entsprechenden Feiertage festlegen ließen, an denen man die ihnen entsprechende, ewige Gottheit verehrte.

Ein nur anscheinend verstorbener Gott, wird dereinst in der Erkenntnis seines unendlichen Seins, in den Herzen der Ungläubigen in neuem Licht wiederauferstehen. Wie auch hätte er sterben können, wurde er doch niemals geboren!

Die geheimen Kammern im Haus der verborgenen Orte, werden dann wiederentdeckt werden, wenn die Zeit dafür gekommen ist, dass Menschen in der Pyramide wieder ein Sinnbild erkennen, worin sich die wahre Natur allen Verbundenseins zeigt, wie ebenso des Zusammenhalts, sowie des Sterbens und der Regeneration.

Während der Sand der Zeit eine Zivilisation nach der anderen unter ihrem Gewicht begrub, blieb die Große Pyramide dort bestehen, spiegelte sich in ihr doch das, was als die Ewige Weisheit in der Welt fortdauert.

Gut möglich, dass uns eine Zeit bevorsteht, in der man wieder den Gesängen jener Eingeweihten lauscht, wie sie auch schon einst in Säulengängen der Großen Pyramide zu hören waren. Dann wird da der Meister des verborgenen Hauses auf das Kommen jenes Menschen warten, der den Irrtum eines Glaubens aus dem Weg schaffen wird, einem Glauben der auf rein materiellen Vorstellungen basiert. Er wird wieder zum heiligen Trank der Erkenntnis führen, den er den Menschen zur Erfahrung des Licht und des ewigen Lebens gereicht.

 

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Magie im Alten Ägypten

Autor und Mentor Selim Levent Oezkan - ewigeweisheit.de

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Autor und Mentor

Jon Bodsworth: Figure of Thoth in Luxor, Egypt - ewigeweisheit.de

In der Religion der Alten Ägypter spielte Magie eine zentrale Rolle. Darauf verweisen Hieroglyphentexte auf Pharaonengräbern und alten Zauber-Papyri. Man glaubte an die Kraft magischer Namen, Beschwörungen, Symbole und Amulette. Sie verwendeten ägyptische Hohepriester rituell, um damit Übernatürliches zu bewirken.

Es kann nicht ausgeschlossen werden, dass der kontinuierliche Fortschritt dieser 3000-jährigen Zivilisation, auch diesen Fähigkeiten geschuldet war. Schließlich besaß diese alte Nilkultur schon damals einen verblüffend hohen intellektuellen Wissenstand. Denn seit den Ursprüngen der alt-ägyptischen Kultur, beeinflussten Geistesleben und Spiritualität die alt-ägyptische Kultur. So konnten sich auch übernatürliche Fähigkeiten entwickeln und man dem Wesen magischer Gesetze auf den Grund gehen. Dieser Glaube prägte die Haltung der Menschen gegenüber dem Vergänglichen ebenso, wie ihre Sicht auf die Dinge der spirituellen Welt.

Was aber die Ägypter dabei tatsächlich empfunden haben mögen, werden wir leider niemals erfahren. Sicher jedoch ist, dass sie ihre unzähligen religiösen Zeremonien und Ritualvorgänge, mit peinlich genauer Behutsamkeit ausübten. Man folgte bei der magischen Anrufung der Götter ganz genauen Regeln. Wegen dieser besonderen Hingabe an sowohl Religion wie auch Magie, galten die Ägypter in der Alten Welt sowohl als Frömmler wie auch als abergläubische Menschen.

Wie aber passt das zusammen? Sind denn religiöser Glaube und Aberglaube keine Gegenteile?

Ursprünge Ägyptischer Magie

Bevor die ersten Königsdynastien entstanden, pflegten die Ägypter einen ganz eigentümlich Schamanismus. Man glaubte an eine durch und durch belebte Welt und Unterwelt. Auch die Lüfte und den Himmel dachte man sich von unsichtbaren Wesenheiten bevölkert. Von dort aus wirkten sie auf Mensch und Natur, waren gut gesinnte oder böse Geister.

Diesen geheimnisvollen Wesen schrieben die Ureinwohner Ägyptens außerdem menschenähnliche Eigenschaften zu. Man glaubte, auch Geister und Dämonen seien getrieben von Leidenschaften, fühlten Emotionen, hatten Schwächen und Gebrechen.

Das war die Zeit in der die Alt-Ägyptische Magie entstand; etwas das wohl zugleich Kunst und Wissenschaft war. Von solchem höheren Wissen, versprach man sich Macht über die Geister des Himmels, der Gewässer und der Erde.

Hierzu war es üblich Amulette mit besonderen Formeln oder heiligen Namen anzufertigen. Von solch magischen Objekten erhoffte man sich Schutz gegen böse Geister. Ja es entstand gar eine ganze Wissenschaft, die sich allein um die Herstellung von Amuletten dreht. Auch glaubte man die Kraft hoher Wesenheiten über die Zeichen eines Amuletts auf den Träger des selben übertragen zu können. Somit erwartete man von diesen magischen Objekten, ihren Träger mit übernatürlichen Kräften auszustatten

Zwischen Animismus und Götterglaube

Ziel Ägyptischer Magie war einem Menschen sowohl schützende wie auch zerstörerische Kräfte zu verleihen. Ja selbst den höchsten Gott wünschte man nach eigenem Ermessen beschwichtigen oder gar beeinflussen zu können. Das mag wohl daran liegen, dass bevor ein Glaube an die Götter im Alten Ägypten entstand, magische Praktiken bereits weit verbreitet waren.

Es gilt als gesichert, dass eine Großzahl religiöser Zeremonien, aber aus noch älterer Zeit stammen, wo das Weltbild der Menschen des Niltals noch ein starker Aberglaube prägte. Erst später entwickelte sich ein Götterglaube, wie man ihn nachher etwa auch bei den alten Griechen fand. Das zeigen die Hieroglyphen, die Götter oder Gottheiten bezeichneten. Es waren oft Symbole besonderer Werkzeuge, die in den noch schamanischen Anfängen Alt-Ägyptens eine Rolle gespielt hatten. Ihnen schrieb man göttliche Mächte zu.

Worte der Macht

In dieser Zeit genossen die Hohepriester Ägyptens sehr hohes Ansehen. Manche hielten sie gar selbst für Götter, galt doch die Macht dieser Wissenden als schier unbegrenzt. Das aber hatte gar nichts mit Aberglauben zu tun. Wer zum Chor der Hohepriester gehörte, verfügte tatsächlich über magische Fähigkeiten, die dem Normalsterblichen ein Rätsel blieben.

Büste eines alt-ägyptischen Hohepriesters (ca. 2. Jhd. v. Chr.)

Büste eines alt-ägyptischen Hohepriesters (ca. 2. Jhd. v. Chr.).

Durch die Aussprache besonderer, geheimer Namen der Kraft, konnten sie mit ihrer dafür geschulte Stimme tatsächlich Kranke heilen und Menschen von geistigen Besetzungen befreien. Gar Tote – so die Legenden – erweckten sie durch die Magie besonderer Gebetsformeln zu neuem Leben.

Wem solch Wunderwerk gelang: könnte so jemand nicht gar heute noch unter uns weilen?

Von den geheimen, magischen Worten der Priesterschaft hieß es außerdem, dass sich durch sie die Seele eines Menschen, in einen anderen Menschen projizieren ließe. Das galt ebenso für tierische Lebensformen, etwa die eines Adlers, Stiers oder eines Löwen. Auf ihr Geheiß verwandelte sich Totes in Lebendiges und Lebendiges in Totes.

Manche sagen, der junge Prophet Moses hätte diese Fähigkeiten in seiner Jugend von jenen Eingeweihten Ägyptens erlernt, um sie aus Not dann dereinst aber, beim Auszug aus der pharaonischen Knechtschaft, mit ihren eigenen spirituellen Waffen zu schlagen.

Das besondere Worte und Namen magische Kräfte übertragen sollen, davon erfahren wir in eigentlich allen Kulturen der Welt. Die Macht der Sprache ist dem Menschen gegeben. Wenn auch überwiegend als Mittel der Kommunikation, gibt es aber besondere Worte, die weit mehr als nur Information oder Bezeichnungen für etwas enthalten.

Dem ägyptischen Thoth, Gott der Magie, der Sprache und der Wissenschaften, jenem großen Weisen der alten Atlantis, werden all diese magischen Wunderkräfte nachgesagt. Ihm sollen gar die göttlichen Schöpfungsworte bekannt gewesen sein, mit denen einst die Erde erschaffen wurde. Mit diesem Wissen, so der Mythos, beeinflusste Thoth selbst den Lauf der Sonne.

Das geheime Buch des Thoth

All das klingt natürlich recht märchenhaft und die Legenden dieses sonderbaren alten Volkes berichten von gar unglaublichen Wunderwerken.

Wenn all das aber mehr als reine Chimären sind, woher kannten ägyptische Priester solch wundersame Namen und Zaubersprüche der Macht?

In einem Papyrus aus der Zeit der Ptolemäer, ist die Rede vom ägyptischen Prinzen Setnau Khaem-Uast, Sohn des Pharaos Ramses II. Er war ein zutiefst religiöser Menschen, der sich dem alten ägyptischen Ritus verpflichtet sah. Er kannte solche Formeln der Macht und wusste sich allerhand magischer Amulette und Talismane zu bedienen. Ihm schienen selbst die Geheimnisse von Leben und Sterben zu Füßen zu liegen. Wann immer er es für notwendig hielt, eröffnete er auch gewöhnlichen Menschen Schicksal und Lebensbestimmung.

Setnau fand sein magisches Wissen im alten Memphis, einer 3000 Jahre alten Stadt am Nildelta, wo sich einst der Tempel Hu-Ka-Ptah befand: Ursprung des Namens »Ägypten«. Das sollen unter anderem alte hieratische Schriften belegen. Es bleibt jedoch ein Legende, dass Setnau in einer geheimen Gruft des Prinzen Neferkaptah, das geheimnisvolle Buch fand, das angeblich aus der Feder des Gottes Thoth stammte.

Es heißt, die großen Mysterien des Lebens und des Sterbens offenbaren sich dem, der aus diesem Buch die Zaubersprüche gewissenhaft zu rezitieren vermag. Selbst sein eigenes Schicksal würde sich ihm beim Lesen des Buches offenbaren. Alle nur erdenklichen, mächtigen Namen und Zaubersprüche seien darin verzeichnet, die den Leser befähigen, Wissen aus Vergangenheit, Zukunft, sowie aus fernen Gegenden zu gewinnen. Ein Buch der Wahrsagerei?

Sicher lebten Erinnerungen an dieses Buch, in späteren magischen Kulten und Geheimorden fort, wie etwa im Golden Dawn oder dem Ordo Templi Orientis.

Manche sehen im Buch des Thoth gar die atlantischen Ursprünge des Tarot.

Spätere Varianten der Schrift

Kaum verwunderlich darum, dass sich Fragmente dieses Textes allmählich, jedoch in minderwertiger beziehungsweise verfälschter Form, auch in Kreisen Normalsterblicher verbreitete.

Diese Verweltlichung alter Geheimnisse aber führt zu all dem Aberglauben, der die Wahrheiten um den Begriff der Magie, allmählich in die Bedeutungslosigkeit abdrängte. Vom ursprünglichen Wissen der geheimen Namen, scheint damit kaum etwas geblieben zu sein. Vielleicht sind es auch nicht nur die Namen und ihre Symbolschrift an sich, die dem Rezitator bekannt sein müssen, als er vielmehr durch Form und Ritus ihrer Äußerungen, das vollbringt, was auch den alten Priestern zu Memphis gelang.

Was jene Wissende besaßen, waren keine Rituale die auf Mutmaßungen basieren, sondern wohl auf wirklich gemachten Erfahrungen. Ihnen waren die Symbole und die tiefliegenden Aussagen jener Sprüche und magischen Namen bekannt und sie hatten die geheimen Formen ihrer Rezitation verinnerlicht.

Auch wenn jemand das Selbe dem vorliegenden Text unterstellen möge, scheint insbesondere heute verfügbares, sogenanntes »magisches Geheimwissen«, meist nur auf Vermutungen zu basieren – etwas, das man wo laß oder wo hörte. Mit magischem Wissen aber hat das nichts zu tun.

Verbergen sich dahinter aber nicht auch Gefahren?

Zumindest ist das, was man heute als Esoterik bezeichnet, nicht das Selbe wofür der Begriff ursprünglich stand. Damals nämlich galt Esoterik als tatsächliches Geheimwissen, das nur einem inneren Kreis von Personen zugänglich war (alt-griech. »esoterikos«, das Innerliche).

Wer heute aber die Wurzeln dieses uralten, inneren Wissens nicht mehr kennt, der läuft Gefahr sich mit dem magischen Wissen der alten Ägypter sogar sehr zu verwirren. Denn eine nur oberflächliche Beschäftigung mit dem, was man bei den alten Ägyptern als Magie bezeichnete, meint oft genau das Gegenteil von dem, wofür man den Begriff heute hält.

Einfach nur aus einem spirituell-magisch-religiösen Gesamtkonzept, mal eben das vermeintlich Beste herauszugreifen und damit arbeiten zu wollen, erscheint mir nicht nur unangebracht, sondern sogar bedenklich. Schließlich begibt man sich in Sphären, deren Wesen man nicht genau kennt.

Wenn Prinz Setnau auch eine recht mysteriöse Gestalt der alt-ägyptischen Geschichte war, schien sein Wissen auf Erfahrungswerten zu basieren. Vor allem aber hatte er den Kult seiner Religion verinnerlicht.

Heute tendieren viele Möchtegernmagier dazu sich mal eben solchen Geheimwissens zu bedienen. Doch das ohne sich dabei einer Religion oder einem traditionalen Ritus unterzuordnen. Weder kennt man die verwendeten Quellen, noch jene damit verbundenen, religiösen Riten. Stellt sich da nicht die Frage: Wieso überhaupt greift man nach solchen Mitteln? Aus Neugier? Aus dem Wunsch nach Kontrolle und Macht?

Leider gab es immer solche, die skrupellos ihr Halbwissen als Wahrheit verkündeten, Sekten gründeten und ganze Schwärme Unwissender ins Unglück trieben. Solche nämlich gaben vor über die Wahrheiten des Übernatürlichen zu verfügen. Und solch falsches Halbwissen verkauften sie für teueres Geld an Unwissende, Hilflose oder wieder jene, die letztendlich selbst auf so etwas aus sind.

So mutierten die Inhalte wahrer Magie zu einem riesigen Hokuspokus um Wunderheiler und Wochenend-Erleuchtete, wo Unwissende sich zu sprühenden Lichtarbeitern verwandeln. Wenig überraschend darum, dass wenn sich heute jemand öffentlich als Magier bezeichnet, weniger als ein Vasall des Teufels gefürchtet, als einfach nur ausgelacht wird. Jemand aber der sich bewusst den dunklen Mächten verschreibt, dem wird wohl leider das Lachen vergehen.

Religion und Magie: Ein Widerspruch?

In den Anfängen der alt-ägyptischen Kultur entwickelten sich Magie und Religion parallel zueinander. Daran änderte sich nichts bis ans Ende der letzten pharaonischen Dynastien der ersten Jahrhunderte vor Christus.

Was man heute als die Magie der Ägypter bezeichnen kann, übte in alter Zeit großen Einfluss aus auf andere Kulturen, die in den Ländern nahe des Nilreiches florierten. Zwar kann keiner genau sagen, welchen Einfluss das Wissen der Ägypter in diesen Ländern hatte, zweifellos aber findet man manche der alt-ägyptischen Vorstellungen, wie etwa von den magischen Kräften der Buchstaben und Namen, auch in anderen religiösen Systemen. Dazu zählen ohne Zweifel Geheimwissenschaften wie die Kabbala. Doch auch die Riten erster christlicher Sekten, ließen sich durchaus zurückverfolgen auf diese alt-ägyptischen Ursprünge.

Allem voran bewegt sich da wohl die Vorstellung von dem einen Allschöpfer, dem einen Gott aus dem alles Belebte und Unbelebte hervorging. Spätestens seit der 18. Dynastie des Neuen Ägyptischen Reiches, konzentrierte sich diese Vorstellung, letztendlich unter Pharao Echnaton, in Aton – der göttlichen Sonnenscheibe. Das war wohl die Geburt des Monotheismus.

Grab des Ramose: Echnaton und Nofretete im sogenannten "Fenster der Erscheinungen" - ewigeweisheit.de

Relief im Grab des Ramose (14. Jhd. v. Chr.): Echnaton und Nofretete im sogenannten "Fenster der Erscheinungen". Über ihnen die Sonnenscheibe Aton. Die Enden ihrer Strahlen führen in Hände, die teilweise das berühmte Heilsymbol des Ankh halten.

Auch der Glaube an die Wiederauferstehung eines vergöttlichten, vollkommenen und ewig fortdauernden Leibes, dürfte später auch in das Christus-Mysterium übergegangen sein. Weniger aber als eine Variante jener alt-ägyptischen Vorstellungen, als eher eine unveränderliche Gesetzmäßigkeit, die nur schon im alten Ägypten als solche erkannt wurde und die man schon damals für heilig hielt. Vieles auch, dass man in den Symbolen des Lebens- und Leidensweges Jesu Christi findet, existierte in etwas anderer Form auch in der Geschichte von Osiris' Kampf gegen die Mächte der Finsternis (Seth) und seine Wiederverkörperung als König der Welt.

Trotz dieser recht hohen intellektuellen religiösen Vorstellungen vom irdischen Sein zwischen Himmel und Unterwelt, ließen die alten Ägypter niemals ab von ihren schamanischen Ursprüngen. Darauf verweisen archäologische Funde magischer Amulette und Talismane, sowie Inschriften auf Grabsteinen und die Hieroglyphen der magischen Zauber-Papyri. Aus diesen Dingen erhoffte man sich höhere Fähigkeiten und vertraute darauf, Leibes- und Seelenleben vor bösen, schädlichen Einflüssen zu schützen.

Im Alten Ägypten verschmolzen Magie und Religion zu einer Einheit. Hier galten sie nicht als unvereinbare Wege. Die Priesterschaft nämlich war sowohl damit beschäftigt, die heiligen Schriften zu verfassen, doch eben auch solche, die magische Sprüche enthielten. Letztere waren Anleitungen zur Rezitation und für magische Zeremonien, die zu bestimmten Tages- und Nachtzeiten ausgeführt werden mussten. Denn nur so konnte sich ihre magische Wirkung entfalten. Kaum verwunderlich dann, wenn wir Ähnliches in religiösen Riten finden, wo die Stände und Konjunktionen von Sonne und Mond, wichtige Marken religiöser Feste bilden.

Titelfoto: Jon Bodsworth

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Die geheimnisvolle Smaragdtafel aus Atlantis

Autor und Mentor Selim Levent Oezkan - ewigeweisheit.de

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Autor und Mentor

Smaragdtafel - ewigeweisheit.de

Seit uralter Zeit existiert eine Lehre, die man einem großen Meister zuschreibt: Hermes Trismegistos – Urvater der Alchemisten. Sein großes Werk ist zusammengefasst in 14 geheimnisvollen Sprüchen. Einst gravierte man diesen Text in eine Tafel aus reinem Smaragd. Vor etwa 2.300 Jahren im ägyptischen Alexandria übersetzt, sollte daraus einer der am meisten interpretierten Texte der Menschheit werden.

Somit ist die Smaragdtafel des Hermes Trismegistos, eines der bedeutendsten Dokumente der alten Wissenschaft. Sie ist sogar so wichtig, dass man die Geschichte dieser uralten Wissenschaft untergliedern könnte in die Zeit vor dem Auftauchen der Smaragdtafel und die Zeit danach.

Mehr als zwei Jahrtausende haben viele Gelehrte gerätselt, was es mit dem, auf dieser geheimnisvollen Steintafel eingravierten Text, eigentlich auf sich hat.

Beim ersten Lesen des Textes, scheint man zuerst mal kaum etwas zu verstehen. Doch womöglich ist unser Intellekt für das Verständnis dieses Textes einfach nicht geeignet. Eher versteht der Leser die Zeilen der Smaragdtafel intuitiv – »in seinem Herzen«, wie die Eingeweihten sagen würden.

Der Text dieser mysteriösen Steintafel, zwingt den Leser regelrecht dazu ihn zu interpretieren. Die Tatsache, dass dieser Text unzählige Male interpretiert wurde, spricht für sich. Zu jenen Gelehrten die nach ihrer Bedeutung forschten, zählte auch der Physiker Isaac Newton. Als erster übersetzte er den Text ins Englische.

Alchemisten der Vergangenheit, erkannten in den Zeichen und Zeilen der Smaragdtafel ihre Geheimnisse wieder. Auf den 14 Versen der Smaragdtafel gründeten sie die Fundamente ihres Wissens. Entsprechend trägt das 14. Arkanum des Thoth-Tarot (Golden Dawn) den Titel »Kunst« – eine Anspielung auf die hohe Kunst der Alchemie.

Ursprung der Smaragdtafel

Manche sagen die Spuren der Smaragdtafel ließen sich in einer Zeit finden, wo auch die biblische Genesis ihren Anfang nahm.

Laut der hermetischen Geheimlehren soll die Smaragdtafel von der Alten Atlantis nach Ägypten gebracht worden sein. Man rettete sie aus den Fluten der großen Überschwemmung (Sintflut), vor etwa 11.500 Jahren. Thoth der Atlanter soll sie vor dem Verschwinden bewahrt haben. Er ist der selbe, wie Hermes Trismegistos – der »Dreimalgroße Hermes«, »Herrscher der drei Welten«.

Man kann nicht mit absoluter Gewissheit sagen, ob es sich bei Thoth bzw. Hermes Trismegistos, wirklich um eine menschliche Person handelte. Das ihm zugeschriebene Werk umfasst zehntausende Bücher – die wohl ein Mensch, kaum in einem Leben hätte schreiben können. Eher ist es ein übernatürliches Wesen, eine Art »Aufgestiegener Meister«, wie ihn die moderne Theosophie nennen würde.

Thoth auf jeden Fall, war ein alt-ägyptischer Gott, der den Menschen die Sprache, Mathematik, Magie und die Wissenschaften brachte. Alles Substantive, die man in der einen oder anderen Form ja auch in den Zeilen der Smaragdtafel, in konzentrierter Form wiederfindet.

Großer Smaragd - ewigeweisheit.de

Bodenkachel in der Kathedrale zu Siena (Italien) mit einer Abbildung des Hermes Trismegistus (rechts).

Die Entdeckung der Smaragdtafel

Verschiedene Legenden kreisen um den Fund der Smaragdtafel. Als ich mich längere Zeit mit diesem magischen Objekt beschäftigte, fragte ich mich irgendwann, ob es vielleicht mehrere Kopien der selben Tafel gibt, die man später dann in der alten Welt fand. Denn zum einen heißt es, Hermes Trismegistos sei ein Sohn des biblischen Adam gewesen. Als er sich auf einer Reise auf die indische Insel Ceylon begab, soll er dort den Text auf einer smaragdenen Steintafel gefunden haben.

Auch gibt es eine Legende, dass man die Tafel in einer verborgenen Kammer unterhalb der Großen Pyramide von Gizeh fand.

Abrahams Frau Sarah will auf die Tafel in einer Höhle in der Nähe von Hebron gestoßen sein. Dort soll sie sie aus den krallenden Fingern einer Mumie entrissen haben.

Albertus Magnus schrieb den Fund Alexander dem Großen zu, der die Tafel im Grab des Hermes in Phönizien entdeckt haben will.

Was alle Legenden über den Fund der Smaragdtafel jedoch gemeinsam sagen, ist, dass es sich um einen grünfarbigen Stein handelt, in dem nach Art eines Basrelief, alt-phönizische Lettern eingegraben waren - einer Schrift also, von der alle Alphabete abstammen.

Der Text

Die jüngere Geschichte der Smaragdtafel, beginnt um 300 v. Chr. in Ägypten. Da nämlich übersetzte man den Originaltext zum ersten mal ins Griechische. Im ägyptischen Alexandria, sollte die Übersetzung des Textes dazu beitragen einen Streit beizulegen. Denn die dort ansässigen Gelehrten waren uneinig über die wahren Lehren der Alchemie. Jüdische, griechische und auch ägyptische Alchemisten, sie hatte alle ihre eigene Version von der »Hohen Kunst«. Erst als die Smaragdtafel in die damalige Amtssprache Alexandrias, in das Altgriechische übersetzt wurde, begann tatsächlich eine neue Ära für die Alchemie, war dieser Fund doch Ausgangspunkt einer gemeinsamen Weisheitslehre.

Zu damaliger Zeit war Alchemie kein Werk der Scharlatane, zu was es erst verkommen war im europäischen Mittelalter. Vielmehr handelte es sich um eine Wissenschaft, ja eher sogar eine von Gott inspirierte Begabung. Auf der Grundlage ihrer Lehren, so die alten Alchemisten, basieren die Grundlagen aller Religion und Wissenschaft.

Die Lehren und Praktiken der Alchemisten blieben seit alters her geheim. Sie waren nur einer kleinen Gruppe von auserwählten Priestern zugänglich. Daran hat sich bis heute nichts geändert.

Insbesondere im Mittelalter war es gefährlich als Alchemist erkannt zu werden. Für die Kirche waren die Alchemisten Ketzer und Teufelsanbeter, die man lieber gehängt oder auf dem Scheiterhaufen brennen sah, als sie in ihren »Hexenküchen« kochen zu lassen.

So also kam es zu der Verschwiegenheit, die diese Hohe Kunst bis heute umhüllt. Ihre hermetischen Lehren aber blieben erhalten und wurden, in okkulten Zirkeln, über Generationen vom Meister an den Schüler übergeben. Daher auch das Wort »hermetisch«, dass man im deutschen Sprachraum ja oft zur Bezeichnung von etwas Luftdichtem oder Undurchdringlichen verwendet: es ist etwas, dass unter Ausschluss der Öffentlichkeit besprochen und praktiziert wird – etwas das eben undurchdringlich ist, für alle Nicht-Eingeweihten verschlossen. Gleichzeitig ist der Begriff »hermetisch« aber auch ein Hinweis darauf, dass die Methoden der Alchemie, sich immer auf ein in sich abgeschlossenes System beziehen – ganz gleich ob dabei Mikrokosmos oder Makrokosmos erforscht werden.

Fest steht, dass der Text der Smaragdtafel, das uralte Wissen der westlichen Zivilisation bewahrt. Zwar ist es ein okkulter und für viele, nur schwer zugänglicher Text, doch findet man im Studium der Smaragdtafel die Grundelemente jener alten Offenbarungslehre, die durch Hermes Trismegistos überliefert wurde.

In den 14 Zeilen der Smaragdtafel steht geschrieben, was später ganz wesentlich das naturwissenschaftliche Weltbild beeinflusste, ebenso aber auch die Religionen und den Okkultismus.

»Philosophie des gesamten Universums«

Auch wenn die Lehre der Smaragdtafel universal ist und die Fundamente bildet, auf denen Religion und Wissenschaft gründen, ist sie keineswegs eine allen zugängliche Lehre.

Niemals plauderten Alchemisten die Geheimnisse der Alchemie aus. Uneingeweihte ging die Geheimlehre der Alchemie einfach nichts an. Nicht etwa aber, um ihnen etwas vorzuenthalten, sondern weil dieses Wissen auch gewisse Gefahren birgt.

Am Anfang trug die Smraragdtafel den lateinischen Namen »Tabula Smaragdina« (tabula = Tafel) – denn genau das war sie: eine Tafel aus grünem Stein.

Später nannte man sie auch die »Hermetische Tafel«, (Tabula Hermetica) – oder, gemäß des Ursprungsortes ihrer Übersetzung, die »Ägyptische Tafel« (Tabula Aegyptia).

Dort in Ägypten fließt der Nil, der jährlich seinen schwarzen Schlamm über die Ufer schwemmt. In diesem Schlamm sah man in alter Zeit, eine magische Substanz, denn seine Fruchtbarkeit brachte den Ägyptern ihre Nahrung. Daran hat sich bis heute nichts geändert.

Vom alt-ägyptischen Namen dieser schwarzen »Substanz«, dem »Khem« oder »Khemet«, stammt der Begriff Alchemie: Die schwarze Schlammerde nannten arabische Alchemisten »Al-Khem«.

Das Alter der Smaragdtafel

Niemand weiß, wo sich heute das Original der Smaragdtafel befindet oder ob es überhaupt noch existiert. Nur drei alte, lateinische Übersetzungen sind geblieben, die man einst in Alexandria aus der griechischen Urübersetzung anfertigte.

Was auch immer mit dem Original geschehen ist: der Text der Smaragdtafel, ist eines der wichtigsten Dokumente in der Geschichte der Menschheit – auch wenn die Original-Übersetzungen heute nicht mehr existieren, geschweige denn kaum einer davon je gehört hat.

In seinem Buch »Amphitheatrum Sapientiae Aeternae« bezeichnet der deutsche Alchemist Heinrich Kunrath, die Smaragdtafel sogar als »Monument für die ganze Menschheit«.

Illustration von Hans Vredeman de Vries: Im Labor des Alchemisten - ewigeweisheit.de

Illustration von Hans Vredeman de Vries: Im Labor des Alchemisten. Abbildung im Buch Heinrich Kunraths "Amphitheatrum sapientiae aeternae".
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Nach der arabischen Eroberung Ägyptens im 7. Jhd., wurde das alte alchemistische Wissen durch islamische Gelehrte fortgeführt – so wie etwa durch Abu Musa Dschabir ibn Hayyan. Das alte Wissen der Smaragdtafel kam dann irgendwann im 8. Jhd. über Marokko nach Spanien, wo die Alchemie einen wichtigen Stellenwert in der Wissenschaft einnahm. Dort sollte Dschabir ibn Hayyan später noch eine wichtige Rolle spielen. Sein Name wurde europäisiert als »Geber Arabicus«, der für die Geschichte der mittelalterlichen Alchemie, wie später auch für die Chemie, eine wichtige Rolle spielen sollte.

So kam der einst in Ägypten übersetzte Text der Tabula Smaragdina, irgendwann nach Europa. Hier entwickelte sich die Alchemie in den kommenden tausend Jahren zu ihrer Hochblüte, bis sie Ende des 18. Jhd. durch die moderne Wissenschaft in den Untergrund abgedrängt wurde.

Trotzdem blieb die Smaragdtafel stets die hermetische Grundlage aller alchemistischen Lehren. Das gilt auch heute noch. Erst in den vergangenen Jahrzehnten, gewannen ihre Weisheitslehren wieder an Bedeutung. Insbesondere die Heilkunst wie auch die schönen Künste, sollten von den Weissprüchen der Smaragdtafel profitieren.

 

Eine kommentierte Fassung des Textes finden Sie hier.

 

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Geschichte des Tarot...

Autor und Mentor Selim Levent Oezkan - ewigeweisheit.de

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Autor und Mentor

Die aus alter Zeit stammenden Bilder des Tarot sind voller Andeutungen und Geheimnisse. Es sind esoterische Symbol-Schlüssel, mit denen sich dem Suchenden die esoterischen Wissenschaften der Numerologie, Kabbala, Astrologie und Hermetik eröffnen. Der vielgestaltige Symbolgehalt des Tarot und die geistreiche Zusammensetzung seiner Abbildungen, machen aus ihm eines der besten Werkzeuge für die Selbsteinweihung in die okkulte Tradition.

Woher aber stammen diese Bilderschlüssel des Tarot? Was weiß man über ihre Geschichte und Bedeutung? Was ist ihr innerstes Mysterium?

Die Liebenden - ewigeweisheit.de

VI - Die Liebenden - im Rider-Waite-Tarot.

Archetypen der menschlichen Psyche

Manchmal begegnet man an eigentümlichen Orten besonderen Figuren: in alten Kapellen, Gräbern, Höhlen, geheimen Gängen, in Grotten oder an wilden, unbewohnten Orten, lassen uns geheimnisvolle Bilder und Symbole aufmerken. Solche Symbole, wie man sie auch im Tarot findet, ähneln den archetypischen Bildern die uns nachts in unseren Träumen begegnen. Es sind Zeichen und Wegweiser auf den verborgenen Pfaden unserer Seele. Die Figuren des Tarot übersetzen solche Symbole für den Uneingeweihten. Durch ihre universale Bildsprache befördern sie eine für alle verständliche Ausdrucksform.

Für ein besseres Verständnis der Kartensymbole bietet die mystische Kabbala viele Hinweise. Beim Studium des kabbalistischen Lebensbaumes erkennen wir nach und nach auch die esoterischen Zusammenhänge der 78 Karten besser. Seine 22 Zweige korrespondieren mit den 22 Großen Arkana. Darum empfiehlt es sich diese Grafik eingehend zu studieren und über die darin abgebildeten Zusammenhänge zu meditieren.

Die 78 Urbilder des Tarot sind Teil des kollektiven Unbewussten (ein Begriff den der schweizerische Psychologe C. G. Jung einführte). Sie sind der Teil der Psyche, der seine Existenz nicht persönlichen Erfahrungen verdankt, sondern sich im Wesentlichen aus Motiven und Traumbildern zusammensetzt, die ihren Ursprung in der Kulturgeschichte der Menschheit haben. Es sind Bilder die in allen Märchen, Mythen und Legenden, in allen Kulturen wiederkehren. Die Symbole und Bilder des Tarot bilden eine psychische Grundlage aller Menschen. Insbesondere die Bilder der Großen Arkana - wie die Hohepriesterin, der Herrscher (auch: Kaiser), die Herrscherin, die Liebenden, der Stern, der Mond, die Sonne, die Welt, um einige zu nennen - sind Archetypen die jedem Menschen irgendwann bekannt sind.

All diese Bilder in unserer Psyche fügen sich als verschiedene Seelen-Aspekte zu einer inneren Einheit. Wie bei einer divinatorischen Tarotlegung treten in der Seele einer Person jeweils andere dieser Aspekte in den Vordergrund. Der eine hat mehr von dem Einen, der andere mehr von dem Anderen.

Die vielen archetypischen Grundwesenszüge aus denen sich unsere Seelenwelt zusammensetzt, lassen sich in den Weisheitsbildnissen auf den Tarotkarten entdecken. So ist das Tarot ein universales System zur Selbsterkenntnis.

Tarocchi-Spieler - ewigeweisheit.de

"Die Tarocchi-Spieler" - Fresco im Casa Borromeo (Milan, Italien) aus dem Jahre 1440.

Geschichte des modernen Tarot

Neben seinem spirituell-initiatorischen Aussagewert hat das Tarot vor allem auch Bekanntheit erlangt als Zukunftsorakel. Seinen wahren Ursprung verdunkeln aber die Schleier der Geschichte. Man kann letztendlich nicht genau sagen, ob die Karten morgenländischen oder abendländischen Ursprungs sind. Ebenso geheimnisvoll ist die Etymologie seines Namens. Es gibt viele Theorien darüber, woher die Begriffe Tarot, Tarosh, Tarock oder Tarocchi stammen.

Immer wieder gab es Versuche den Namen des Spiels mit Orten in Verbindung zu bringen. So sollen die Karten erstmals in der Nähe des norditalienischen Flusses Taro aufgetaucht sein. Dem widersprechen aber andere Historiker, die den Ursprungs des Tarot in der marokkanischen Gelehrtenstadt Fez sehen wollen. Auch dem burmesischen Dorf mit dem Namen Taro wurde bereits die Ehre zuteil, für den Ursprungsort des Kartenspiels gehalten zu werden. Es folgen der See Tarok Tso im Hochland von Tibet, während andere altkluge Forscher den Ursprung der Karten bei den präkolumbianischen Maya ausmachen wollen.
Auch soll das Tarot ein Erbe des altchinesischen Spiels Chaturunga sein, auf das auch die Entstehung des Schachspiels zurückgeht. Da man für die Karten der großen Arkana oft die Bezeichnung »Trumpf« (von ital. Trionfi) verwendet, lautet wieder eine andere Theorie, dass das Tarotspiel eine bildliche Darstellung der mittelalterlichen Triumphzüge und christlichen Karnevalsmärsche sei. Für die Kirche allerdings waren Spielkarten einfach nur ein Werk des Teufels. Man sah in Kartenspielen Überbleibsel eines zu verachtenden Heidentums, das nur der teuflischen Belustigung dienen konnte, durchtrieben von schwarzer Magie und Hexerei.

Manche Tarot-Karten hinterlassen beim Betrachter tatsächlich einen ziemlich finsteren Eindruck, wie etwa der Tod, der Teufel oder der Turm, oder die Schwertkarten der kleinen Arkana im Rider-Waite-Tarot. Sicher hat das zu missgünstigen Ansichten geführt, so das das Tarot-Spiel der Öffentlichkeit vorenthalten blieb. Wenn es nicht von vornherein nur ästhetischen Ansprüchen genügen sollte, wie etwa das Kartendeck von Visconti, diente die exoterische Variante des Tarotspiels allein der Unterhaltung.

Ardhanari - ewigeweisheit.de

Ardhanarishvara (ardha = halb, nari = Frau, ishvara = Herr, „der Herr, der halb Frau ist“) ist eine Mischgestalt des Gottes Shiva mit seiner Gemahlin Parvati.

Die vier Farben des Tarot-Spiels

Um 1435 entstand in Norditalien das Tarocchi. Wie das heutige Tarot setzt sich das Tarocchi aus 78 Karten zusammen. Damals erhielten die Farbenkarten der kleinen Arkana ihre Symbole: Stäbe, Schwerter, Münzen und Kelche. Auf den ersten Blick scheint es sich um christliche Symbole zu handeln, die sich mit Jesus von Nazareth (Stab: Lanze des Longinus; Kelch: Abendmahlskelch) und Johannes dem Täufer (Schwert des Henkers; Scheibe: Teller der Salomé) in Verbindung bringen ließen. Wahrscheinlich aber sind diese vier Symbole Insignien einer noch viel älteren Zeit, da die Vierheit von Stäben, Kelchen, Schwertern und Münzen, in ähnlicher Form auch in alt-irischen Sagen als Knüppel, Schwert, Kessel und Stein vorkommt.
Sogar im fernen Tibet bilden die vier Symbole von Vajra (eine Art Donnerkeil), Schwert, Glocke und Lotus (manchmal auch das Rad), wichtige Symbole bei der Initiation im Vajrayana-Buddhismus. Es sind heilige Symbole universalen Charakters, die die vier Weltrichtungen andeuten, wie auch die vier Sonnenstationen im Jahr.

Aus den vier Farben des alten Tarot entstanden außerdem die vier Farben der heutigen 52 Karten des französischen und des deutschen Blatts:

  • Kelche: Herz - Rot
  • Schwerter: Pik - Schippe
  • Münzen: Karo - Schellen
  • Stäbe: Kreuz - Eichel

Über den Ursprung der Spielkarten

Nach heutigem Kenntnisstand kamen die ersten Kartenspiele aus Fernost nach Europa. Die Idee Spielkarten zu drucken war vermutlich inspiriert vom Papiergeld-Druck, den es in China seit der Tang-Dynastie im 7. Jhd. gibt. Auch Spielkarten aus China und Korea, lassen sich bis ins 11. Jhd. zurückdatieren. Zwar gibt es keine Hinweise, doch es ist möglich, dass sich die Hersteller europäischer Kartenspiele von ihren chinesischen Zeitgenossen inspirieren ließen. Wahrscheinlich brachten heimkehrende Kaufleute die Spielkarten aus Fernost nach Europa. Denn im Frühmittelalter kam aus China auch die Idee des Papiergeldes auf den Handelsruten zu uns.

Der Tod - ewigeweisheit.de

XIII - Der Tod - aus dem Tarot-Unikat von Jacquemin Gringonneur.

Es gibt auch eine indische Legende über den Ursprung des Kartenspiels. Die Frau eines Maharadschas soll für ihren Mann das Kartenspiel erfunden haben. Damit wollte sie ihm helfen, sich von seinen schlechten Angewohnheiten abzulenken. Als Vorlage für die vier Kartenfarben verwendete sie die Symbole der vierarmigen Hindugottheit Ardhanari, einer androgynen Gestalt, zur einen Hälfte Shiva (männlich) und zur anderen Hälfte Devi (weiblich). In ihren Händen hält Ardhanarishvara einen Dreizack (Stäbe), eine Trommel (Kelche), ein Schwert (Schwerer) und einen Ring (Münzen; als Bhairava-Shiva hält der Gott statt eines Ringes eine Schädeldecke). Manchmal wird auch der indische Affengott Hanuman mit ähnlichen Symbolen abgebildet.

Kartenfarben und das indische Kastensystem

Dem Mythos nach flohen die Gypsies (Roma, Sinti) im ausgehenden 14. Jhd. aus ihrer kriegsgebeutelten, zentralindischen Heimat und begaben sich nach Europa. Da sie aber seitens der Inquisition durch den Ruf der Gottlosigkeit diskreditiert wurden, wanderten sie von Land zu Land, um ihren Verfolgern zu entrinnen. Durch sie verbreiteten sich möglicherweise alt-indische Weisheiten im damaligen Europa und sie sollen es auch gewesen sein, die das vierfarbige Kartenspiel mitbrachten.

Die auf den Karten abgebildeten Tarotsymbole sollen von einer geheimnisvollen, verborgenen Schrifttafel stammen, die bis heute streng gehütet wird. Mit ihrem Ursprung werden oft die Farben des Tarot assoziiert, da sie den vier Varnas entsprechen: den vier Kasten, von denen sich die Vorfahren der Gypsies möglicherweise einst trennten (als die Dalit, die »Unberührbaren«).

Wenn die vier Tarotfarben tatsächlich auf das indische Kastensystem verweisen, ließe sich vielleicht folgende Zuordnung machen:

  • Priesterklasse der Brahmanen - Kelche,
  • Kriegerkaste der Kshatriyas - Schwerter,
  • Kaufleute der Vaishyas - Münzen,
  • Handwerker der Shudras - Stäbe.
Siebenerreihen des Tarot - ewigeweisheit.de

Drei Siebener-Reihen des Tarot (zusammengestellt aus dem Tarot de Marseilles).
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Die Arkana des Tarot

Von den 22 großen Arkana sagt man sie kämen aus Ägypten. Diese Theorie stammt ursprünglich von dem Theologen und Freimaurer Antoine Court de Gébelin (1719-1784). Diese Vortstellung verbreitete sich seit etwa 1781 in Europa.

Für den französischen Okkultisten Éliphas Lévi (1810-1875) stammten die 22 Tarot-Trümpfe aus der Geheimlehre der Kabbala, gibt es doch ebenso viele hebräische Buchstaben, von denen jeder einzelne, magische Eigenschaften hat. Er sprach von einer umfassenden Wissenschaft der Hieroglypen, denen die 22 Buchstaben zu Grunde lagen. Hinter jedem dieser Buchstaben stand eine göttliche Vorstellung, denen als Grundlage wiederum die Zahlen als perfekte Symbole dienten.

Der okkultistische Autor Arthur Edward Waite (1857-1942) suchte den Ursprung der Bilder der 22 Großen Arkana bei den Albigensern (Katharer), den jener Überlebende vom Montségur, Ende des 13. Jhd. in seinem sagenhaften Schatz gerettet haben könnte.

Gemeinsam mit den vielleicht aus Asien stammenden 56 kleinen Arkana auf jeden Fall, wurden sie zu den uns heute bekannten 78 Tarotkarten. Es könnte gut sein, dass das Tarot also erst in Europa seine bis heute erhaltene Form angenommen hat. Ziemlich wahrscheinlich wurden die Karten schon bei ihrem ersten Auftreten im 14. Jhd. zum Wahrsagen und als Schlüssel zur Entwicklung eines magischen Weltbilds verwendet. 

Eine erste schriftliche Erwähnung des Kartenspiels gibt es aus dem Jahre 1377: ein Mönch eines schweizerischen Dominikanerklosters in Brefeld, beschrieb die Karten als »genaue Abbilder der Weltordnung«. 1378 tauchen die Karten dann auch in Regensburg auf, wurden aber bald verboten. In Belgien werden im Jahre 1379 die Karten von Johanna Herzogin von Brabant gekauft. 1380 werden die Karten in Nürnberg wieder erlaubt, während man sie im französischen Marseilles, ein Jahr später als Teufelswerk wieder verbietet. In Florenz erscheint 1393 eine Liste von Spielen, unter denen die Karten als erlaubt aufgeführt werden. Es ist kaum anzunehmen, dass die Parallelität der historischen Phänomene der Ankunft »indischer Fahrender« (Gypsies, Zigeuner) und die rasante Verbreitung des Tarot, sowie anderen okkulten Gedankengutes in Europa, reiner Zufall waren.

Die Liebenden - ewigeweisheit.de

VI - Die Liebenden - aus dem Visconti Sforza Tarot von Bonifacio Bembo (1420–1477).

Um 1423 werden die Karten von St. Bernadin von Siena verurteilt und erneut verboten.

Trotzdem setzte sich im Volk die Nachfrage nach Spielkarten gegen den religiösen Widerstand durch. Gegen Mitte des 15. Jhd. gediehen Kartenmanufakturen in Italien, Frankreich, Deutschland und Belgien. Im Hinblick auf die Vielfalt der neuen Spiele und Spielkarten, die seit dieser Zeit entwickelt wurden, ist es erstaunlich, wie sich durch die Jahrhunderte hindurch, die komplexen und rätselhaften Darstellungen der Tarotkartenbilder, bis in die heutige Zeit hinein erhalten haben.

Im Auftrag Karls VI. von Frankreich gestaltete der Maler Jacquemin Gringonneur im Jahre 1392 drei vergoldete Kartenspiele, zum Zeitvertreib des Fürsten. 1392 war auch das Jahr, als Karl VI. leider seinen Verstand verlor!
Über Gringonneur heißt es, er hätte in Paris mit dem berüchtigten Alchemisten und Goldmacher Nicolas Flamel in Verbindung gestanden. So Gestalten wie Flamel, verfügten natürlich über ein ganz tief reichendes, esoterisches Wissen. Wer sich mit so jemandem traf, der muss eine wohl ebenso geheimnisvolle Person gewesen sein.

Gringonneurs Tarotset könnte sehr gut die Vorlage für spätere Spiele gewesen sein - wie z. B. das Visconti-Sforza-Tarot von Bonifacio Bembo, einem der ältesten erhaltenen Tarotspiele Europas. Das Visconti-Tarot besteht allerdings nur aus den 22 Symbolen der großen Arkana. Die italienischen Tarotkünstler des 15. Jhd. nannten die 22 großen Arkana - trionfi -, Trümpfe. Später hießen die Karten einfach »Tarocchi«, was das Spiel mit den 78 Karten bezeichnet. Aus Tarocchi leitet sich wahrscheinlich das französische, englische und deutsche Lehnswort »Tarot« ab.

Sol - ewigeweisheit.de

Sol - die Sonne - aus dem Tarot de Mantegna von Andrea Mantegna (1431-1506).

Ebenfalls Vorläufercharakter hat das Tarocchi di Mategna (um 1470). Es enthält belehrenden und erbaulichen Inhalt und wurde wahrscheinlich vom italienischen Kupferstecher Andrea Mantegna (1431-1506) geschaffen. Auch wenn es kein eigentliches Tarotspiel ist, lassen sich seine Bilder mit den Darstellungen der großen Arkana vergleichen. Albrecht Dürer (1471-1528) nahm die Mantegna-Karten als Vorbild für seine 21 Federzeichnungen, die heute bekannt sind als das »Albrecht-Dürer-Tarot«.

Ende des 15. Jhd. entsteht das Tarot des Marseilles, dessen Bilder sich bis heute großer Beliebtheit erfreuen. Neben dem Rider-Waite-Tarot ist das Tarot de Marseilles zu einem Standard-Tarotset geworden, von dem es zahllose Varianten gibt.

Tarot und Freimaurerei

Immer wieder wurde die besondere Symbolik des Spiels Gegenstand intensiver Studien seitens spiritueller Logen. Man glaubte in den Karten Verbindungen zu den ältesten philosophischen Systemen der Menschheit zu finden. Da die Sichtweisen und Meinungen über den wahren Ursprung in den vergangenen 700 Jahren jedoch stark differierten, lieferten sich Esoteriker erbitterte Debatten über die wahre Bedeutungen der Tarot-Bilder. Eine Theorie besagt, dass das ursprüngliche Tarot, das kleine Arkanum bildet. Andere ließen nur die 22 großen Arkana als echtes Tarot gelten, während wieder andere behaupten, dass nur mit allen 78 Karten ein Tarotspiel »richtig« sei. Auch wenn sich letztere Variante durchgesetzt hat, unterscheidet man zwischen 22 großen und 56 kleinen Arkana (lat. arcanum: Geheimnis).

Der Magier - ewigeweisheit.de

I - Der Magier - aus einem Tarot-de-Marseilles-Deck des Künstlers Jean Dodal (Lyon).

Im 18. Jhd. interpretierte man das Tarot völlig neu. Mit der damals aufkommenden, jahrzehnte dauernden Okkultismuswelle, gab es eine regelrechte Flut an Neugründungen geheimwissenschaftlicher Bünde und Bruderschaften. Der Theologe und Alchemist Samuel Richter gründete 1710 den Orden des Gold- und Rosenkreuzes. 1767 organisierte sich um den Franzosen Martinès de Pasqually (1727–1774) der freimaurerische Martinistenorden. 1776 wurde in Ingolstadt der Illuminatenorden von Adam Weishaupt gegründet. Es war auch die Zeit der legendären Grafen Cagliostro (1743-1795) und Saint-Germain (1710-1784).

An anderer Stelle haben wir bereits über Antoine Court de Gébelin gesprochen. Er gilt als Vater des esoterischen Tarot. Für Gébelin waren die Tarot-Bilder Nachbildungen des geheimnisvollen Buches Thoth (Thoth, auch Toth oder Tehuti, war der alt-ägyptische Gott der Magie, der Schreiber und der Wissenschaften). Damit traf Gébelin den Nerv der Zeit, denn damals wurde dem Land der alten Ägypter eine wachsende Aufmerksamkeit entgegengebracht.
Jeder wollte die Bilder dieses außergewöhnlichen und kostbaren Buches kennenlernen. So wurde Gébelins Theorie populär und fand zahlreiche Unterstützer. Für Gébelin bewahrten die Tarotbilder die uralten Weisheiten der alt-ägyptischen Kultur. Sie warteten nur darauf, so Gébelin, eingeweihten Augen ihre Geheimnisse preiszugeben. In seinem 1781 erschienen Werk »Le Monde Primitif« schrieb er:

Das Tarot ist rein ägyptischen Ursprungs. Seine 22 großen Arkana aber können nur Eingeweihte deuten.

Etteilla - ewigeweisheit.de

Etteilla: Pseudonym des Franzosen Jean-François Alliette (1738-1791).

Das erste Tarot-Buch

Jean-François Alliette (1738-1791), ein Pariser Barbier und Perückenmacher, war der erste Autor, der 1783 zu den Bildern des Tarot ein Buch mit Erklärungen verfasste. Unter dem Pseudonym »Etteila« (der Name Aliette, rückwärts geschrieben) veröffentlichte er bis 1787 verschiedene Bücher und Tarotspiele oder versah sie mit einigen Neuerungen. In einem seiner Bücher behauptet er, dass er angeblich die genauen Entstehungsjahre des Buches Thoth kenne: 1828 Jahre nach der Erschaffung der Welt und 171 Jahre nach der Sintflut. Diese und andere seiner Geheimlehren waren über Jahre in der französischen Okkultszene sehr populär. Alliette war außerdem der erste professionelle Kartenleger Frankreichs.

Das Tarot im 19. und 20. Jahrhundert

Alphonse Louis Constant (1810-1875), besser bekannt unter dem Namen Eliphas Levi, war ein französischer Diakon, Schriftsteller und Zeremonialmagier. Er gilt als Wegbereiter des modernen Okkultismus. In seinem 1854 erschienen Buch »Dogme et Rituel de la Haute Magie« (Dogma und Ritual der Hohen Magie) bezeichnet er das Tarot als wichtigste Informationsquelle zur Erklärung esoterischer Geheimnisse. Laut Levi sollte ein Gefangener der nichts als ein Tarot besäße, mit dem er sich ausgiebig beschäftigt, die Möglichkeit haben ein Kenner seiner selbst, der Welt und der Götter zu werden. Er fand zudem, dass die Tarotkarten sehr eng mit dem System der Kabbala zusammenhängen. Die 22 großen Arkana waren mit den 22 hebräischen Buchstaben, die vier Farben der kleinen Arkana mit den vier alchemistischen Elementen und den vier Buchstaben des göttlichen Namens JHVH verknüpft. Mit seinem Wissen über das Tarot, die Kabbala und die Magie, beeinflusste Levi ganz maßgeblich die Entwicklung der New Thought Bewegung im 19. und 20. Jhd. Seine Einflüsse finden sich in den Schriften Helena Blavatskys, seine Lehren durchdringen die Schulen des französischen Okkultismus (Papus) und durch die Übersetzung seiner Schriften ins Englische, gelangte er auch in die Kreise des Golden Dawn.

Rider-Waite-Smith-Tarot - ewigeweisheit.de

Das Ass der Kelche im Rider-Waite-Smith-Tarot.

Levis Schriften beeinflussten die Arbeiten des schottischen Freimaurers Samuel Liddell Mathers und Dr. Wynn Wescott. Auch der amerikanische Freimaurer Albert Pike zitiert in seinem Buch »Morals and Dogma« passagenweise aus dem »Dogme et Rituel de la Haute Magie« von Eliphas Levi. Das Golden-Dawn-Tarot Mathers' unterschied sich allerdings von dem Levis', schon alleine deshalb, weil er die Karte »Der Narr« nicht als 22. Karte nummerierte. Stattdessen setzte er sie an den Anfang der Folge mit der Ziffer 0, was später von Edward Arthur Waite und Aleister Crowley übernommen werden sollte.

Im Jahre 1910 veröffentlichte Waite, einstiges Mitglied des Golden Dawn, sein berühmtes Rider-Waite-Tarot. Die Illustrationen der 78 Karten malte die englisch-jamaikanische Künstlerin Pamela Colman Smith. Dieses Set bildet heute das weltweit gängigste Tarotspiel. Es ist das erste Tarot, das die bildliche Darstellung kunstvoll ausgearbeiteter Szenen, auch auf die kleinen Arkana ausdehnte. Damit erweitereten Waite und Coleman Smith die ursprünglich einfache, formale Anordnung der Farbenzeichen, wie sie etwa im Tarot de Marseilles dargestellt wurden.

Zu den originellsten und ungewöhnlichsten Tarotspielen gehört das von Aleister Crowley und Lady Frida Harris entworfene »Book of Thoth«. Crowley trat 1898 dem Golden Dawn bei, geriet später jedoch mit Mathers aneinander und gründete daraufhin im Jahre 1905 den Orden des Silbernen Sterns. Sein Tarotspiel wurde 1944 in London gedruckt. Zwar basiert es auf den Zuordnungen des Golden Dawn, die Abbildungen und Namen modifizierte Crowley aber nach seinem eigenen System. Das die Kartendecks des Rider-Waite-Tarot oder des Tarot de Marseilles, heute populärer sind als Thoth-Tarot, mag möglicherweise daran liegen, dass Crowleys teils extreme Ideen von anderen Okkultisten abgelehnt wurden.

Pamela Colman Smith - ewigeweisheit.de

Pamela Colman Smith (1878-1951): Die Illustratorin des Rider-Waite-Tarot.

Crowley führte in seinem Tarot-System eine Neuerung ein: Da jede der 22 großen Arkana jeweils einem hebräischen Buchstaben entspricht, können die einzelnen Karten in die 22 Pfade des kabbalistischen Lebensbaumes integriert werden. Damit ist Crowleys Kartenspiel nicht nur ein divinatorisches Werkzeug, sondern bildet ein Einweihungssystem und eine Methode zur Selbsterkenntnis.

Die Smaragdene Tafel von Thoth dem Atlanter

Zusammenfassend ließe sich sagen, dass wahrscheinlich indische, ägyptische und jüdische Geheimlehren zur Entwicklung der Tarotkarten beitrugen. Trotzdem lässt sich die tatsächliche Herkunft des Tarot nicht eindeutig einem Ort auf der Erde zuordnen. Vielleicht existiert der Ort seines Entstehens heute nicht mehr auf der Erde. Laut mancher Legenden soll das Land wo einst die Bilder des Tarot entstanden, mit der Sintflut verschwunden sein. Der geheimnisvollen Akasha-Chronik können manche Medien entnehmen, dass die Priester von Atlantis kurz vor dem Untergang des Kontinents, all ihr Wissen in Form von Bildern festhielten. Wollten sie diese Bilder vor dem Vergessen bewahren?

In grauer Vorzeit, so heißt es, erfand der ibisköpfige Gott Thoth die Schrift und gravierte sie in die Smaragdene Tafel (Tabula Smaragdina). Damit gab Thoth den Menschen alles Wissen , dieser Welt. Die Eingeweihten sollten dieses Wissen bewahren und bewachen. Die auf Papyri gemalten Symbole und Zeichen bilden das »Buch des Thoth«. Schon Apollonius von Tyana, wie später auch Raymondus Lullus, nahmen in ihren Schriften Bezug auf dieses uralte Buch.

Aleister Crowley - ewigeweisheit.de

Aleister Crowley (1875-1947): Erschaffer des Thoth-Tarot (1935).

Jenes sagenhafte Werk des altägyptischen Schreibergottes Thoth bezeichnete Antoine de Gébelin als esoterisches Unterweltsbuch. Darin sei eine Landkarte der Unterwelt wiedergegeben, auf der sich sieben Tore befinden, die von sieben Torhütern bewacht werden, die der Jenseitsreisende (verkörpert in der Karte »Der Narr«) durch sieben Losungsworte passieren darf. So kann er das sagenhafte Totenreich der Göttin Amentet betreten und daraus auch wieder ins Diesseits zurückkehren. Im Totenreich kostet er von der Milch sieben heiliger Kühe, überwindet zweimal sieben Hügel und durchschreitet dreimal sieben Pforten, um in der Unterwelt, zur strahlenden Sonne des Osiris zu kommen.

Diese Siebener-Reihen (7, 14, 21) waren für Gébelin ganz eindeutig dreimal sieben Einweihungsstufen, die der Neophyt auf dem Weg zur Meisterschaft durchschreiten muss. Jede dieser Stufen repräsentiert eine der Karten des Großen Arkanums.
Auf der 21. Stufe (im Tarot die Karte »Die Welt«) erhielt er schließlich ein allumfassendes Bewusstsein, mit dem er als Erleuchteter in die diesseitige Welt zurückkehrte.

Das Ägyptische Pantheon...

 

Für die alten Ägypter war alles Leben im Land von Khemet heilig (Khemet ist der alt-ägyptische Name Ägyptens: schwarzes Land). Zusammengezählt verehrte man im alten Ägypten weit mehr als tausend Götter. Der griechische Reisende Herodot berichtete über die Ägypter, als höchst gottesfürchtiges Volk. Man schien tatsächlich den verschiedensten Objekten eine besondere Ehrfurcht zu erbringen.

So kam es, dass es verschiedene Stadtgottheiten gab, die sich aber von Dorf zu Dorf wieder änderten. Es bestand also eine höchst respektvolle Gottesnähe, die man in allen wichtigen Dingen und Wesen zu verehren schien.

Die alt-ägyptische Religion hatte wie auch jüngere Religionen, eine kultische, kosmische und eine mythische Dimension. Das heißt, dass alle Handlungen des Ägypters immer auch in Bezug zu den kosmischen Gegebenheiten stand, von denen er aus den Mythen seiner Ahnen wusste. Besonders der Kult um Osiris, Isis und Horus, spielte später eine ganz zentrale Rolle.

Die Ägypter pflegten einen ausgeprägten Sternenkult, der eng verbunden war mit dem landwirtschaftlichen Zyklus. Der heliakische Aufgang (kurz vor Sonnenaufgang) des magischen Sternes Sirius, kündigte die Nilschwemme an, worauf der Fluss das Land mit fruchtbarem Erdschlamm (Khem) überflutete. So war der Agrarzyklus gesichert und das ägyptische Volk hatte zu essen.

Tempel der Götter

In ganz Ägypten erbauten die Pharaonen ihren Göttern große Tempel. In diesen monumentalen Bauwerken wollte man den Göttern eine Wohnstatt auf Erden errichten. Ganz sicher waren die ägyptischen Tempel später das, was die Synagogen der Juden wurden, die Kirchen der Christen und die Moscheen der Muslime. Aus der Gegenwart der Götter auf Erden, erhoffte man sich, sie günstig zu stimmen, damit sie das Volk mit reichen Ernten und günstigen klimatischen Bedingungen beschenken.

Im Zentrum des Tempels stellte man Götterbilder auf. Und jeder Tempel hatte seinen besonderen Hauptgott. Zu diesem Bereich, dem Allerheiligsten, hatte nur der höchstrangige Priester Zutritt. Gewiss erinnert das an die Religion der Juden, wo es ja auch nur dem Kohen (Hohepriester) gestattet ist, das Allerheiligste zu betreten. Der Unterschied besteht zu den jüngeren westlichen Kulturen jedoch darin, dass man später eben nicht mehr Götterbilder verehrte, sondern die Aussagen der Texte der heiligen Bücher, die dort im Allerheiligsten aufbewahrt sind.

Bei all dem sakralen Überfluss an Göttern und Göttinnen, gab es jedoch einige markante Hauptgottheiten im alten Ägypten. Die wir im Folgenden besprechen wollen.

Erst in der Regierungszeit des Pharao Echnaton (um 1335 v. Chr.), verschmolzen alle Gottheiten in einem einzigen Gott: der Sonnenscheibe Aton. Somit gilt Echnaton als Urvater des Monotheismus.

BITTE BEWERTEN  

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