Traditionelle Chinesische Medizin

Qi-Gong: Eine Methode zur Kultivierung von Körper und Geist

Autor und Mentor Selim Levent Oezkan - ewigeweisheit.de

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Autor und Mentor

Qi-Gong - ewigeweisheit.de

Durch sanfte Körperbewegungen, die im Fluss des Atems erfolgen, kann man durch Qi-Gong sein Bewusstsein klären und zugleich die Körperenergie ausgleichen. Qi-Gong ist ein wahrer Jungbrunnen ewigen Lebens.

Mit den Techniken des Qi-Gong, erhält ein Übender Zugang zu einer grenzenlosen Quelle von Frieden, Gesundheit und Lebenskraft. Auf dem Weg des Qi-Gong hält sich der Übende gesund und stärkt sich für die Herausforderungen des Alltags. Seien es Stress oder seelische Belastung: Qi-Gong hilft zu heilen, zu stärken und vorzubeugen.

Eine kurze Geschichte des Qi-Gong

Die Tradition des Qi-Gong ist uralt: vor 4000 Jahren im alten China entstanden, entwickelte sich eine Vielzahl verschiedener Schulrichtungen. Insbesondere die Traditionelle Chinesische Medizin profitiert von den vorbeugenden und heilenden Übungen des Qi-Gong. Auch im Konfuzianismus genießt die Praxis des Qi-Gong hohes Ansehen, gilt es doch als Form zur Verbesserung des moralischen Charakters. Insbesondere aber der Daoismus und Buddhismus integrierten Teile des Qi-Gong in ihre Meditationspraktiken.

Qi-Gong war aber schon immer mehr als nur eine praktische Körperübung. Seine gesamte Philosophie bildet die Fundamente einer meditativen, »Inneren Alchemie«.

Ziel der gesamten Qi-Gong-Philosophie ist das menschliche Leben ganzheitlich zu transformieren und niedere Aspekte des Seins auf körperlicher, emotionaler und geistiger Ebene zu veredeln. Insbesondere die Aspekte der daoistischen Meditationspraxis helfen einem Menschen Qi-Energie in seinem Körper zirkulieren zu lassen.

Traditionell wurden die Lehren des Qi-Gong vom erfahrenen Meister zum Schüler weitergegeben. Dies erfolgt normalerweise mit geheimen, esoterischen Unterweisungen von Mund zu Ohr und der direkten Einweihung in die gymnastischen Körper- und Atemübungen des Qi-Gong.

Lebensenergie im Fluss

Qi-Gong ist ein spirituelles System, das man sein ganzes Leben üben kann. Darum praktizieren in China viele Menschen die Kunst des Qi-Gong noch bis ins hohe Alter.

Qi ist die universale Urenergie – Gong die Arbeit, die Übung zur Unterstützung des Lebensflusses. Als Teil der Traditionellen Chinesischen Medizin, hilft Qi-Gong dem Übenden die Lebensenergie in seinem Körper zu harmonisieren, die Urprinzipien von Yin und Yang auszubalancieren. Durch die physischen und spirituellen Übungen des Qi-Gong wird Qi-Energie durch die feinstofflichen Meridiane des Körpers befördert, ausgeglichen und verstärkt. Es ist eine Übung der Gesundung von Körper, Seele und Geist, werden durch sie doch die Quantität und Qualität menschlicher Lebensenergie erhöht.

Wer als Kranker Qi-Gong übt, kann Blockaden des Qi im Körper beheben und den natürlichen Fluss der Lebensenergie harmonisieren. Damit kann er seine Gesundheit wiederherstellen, aber auch Krankheiten vorbeugen. Aus diesem Grund wird in China Qi-Gong auch angewendet, um Menschen zum Beispiel bei ihrer Krebstherapie zu unterstützen.

Ein Arzt der Traditionellen Chinesischen Medizin kann seinem Klienten direkt mit Methoden des Qi-Gong behandeln. Denn jeder Mensch, jeden Alters und jeder körperlichen Verfassung, kann Qi-Gong üben. Dafür zeigt ihm der Arzt eine Reihe sogenannter »Innerer Übungen«, um mit ihnen die drei lebensfördernden Schätze des Menschen zu aktivieren:

  • Qi – die Lebensenergie,
  • Jing – die Essenzen des Körpers und
  • Shen – den menschlichen Geist.

Qi-Gong-Übungen helfen den harmonischen Qi-Energiefluss im Körper zu stärken, damit das Jing zu bewahren, um letztendlich das Shen zur Erleuchtung zu führen.

Jene Übungen zur Aktivierung von Qi, Jing und Shen, basieren aber auf konzentrierten Geist-, Atem- und Körperbewegungen. Diese dynamischen Übungen und Meditationen besitzen sowohl Yin- als auch Yang-Aspekte. Man sagt:

Das Yin ist es; das Yang macht es.

Yin-Qi-Gong-Übungen erfolgen durch entspanntes Dehnen, Visualisieren und meditatives Atmen. Yang-Qi-Gong-Übungen werden dynamisch ausgeführt. Sie sind außerdem besonders wirksam zur Unterstützung des Immunsystems.

Übungen für Körper, Atem und Geist

Wer regelmäßig Qi-Gong praktiziert, erzielt positive Wirkungen für sein Leben, stärkt seine Widerstandsfähigkeit und unterstützt sich in Heilungs- und Genesungsprozessen.

Die Übungen des Qi-Gong regulieren körperliche Aspekte, die Atmung und das Denken. Sowohl Bewegungsübungen, wie auch Stille Meditationen, Massage, Gesang, Klangmeditation und berührungslose Behandlungen, kommen im Qi-Gong zur Anwendung.

Grundsätzlich lassen sich die Qi-Gong-Übungen in zwei fundamentale Kategorien einteilen:

  1. Dong-Gong: das dynamische, aktive Qi-Gong, dass in langsamen, fließenden Bewegungen ausgeführt wird.
  2. Jing-Gong: das meditative, passive Qi-Gong, das man durch besondere Ruhepositionen und Atemverfahren übt.

Aus therapeutischer Sicht, lässt sich Qi-Gong zudem unterteilen in:

  1. internes Qi-Gong, das auf die Kultivierung des Selbst abzielt und
  2. externes Qi-Gong, wo ein Therapeut ins Spiel kommt, der seinem Klienten hilft Qi auf seinen Körper zu übertragen und darin zu lenken.

Während die Details der Umsetzung verschiedener Übungen variieren, werden die Qi-Gong-Formen auch aus vier Arten von Übungen kombiniert: dynamisch, statisch, meditativ und mit Hilfe externer Mittel.

Körperübungen

Die erste innere Übung erfolgt durch das Einnehmen besonderer Körperhaltungen. Sie helfen falsche Haltungen zu korrigieren. Heutzutage sitzen viele Menschen die längste Zeit des Tages. Das natürlich schwächt den Rücken. Energiefluss und Qi-Verteilung im Körper werden dabei blockiert. Man braucht mehr Energie für Bewegungen, die eigentlich an anderer Stelle des Körpers wichtig wären. Hierdurch kann die Anfälligkeit für Verletzungen oder Krankheiten erhöht werden.

Durch die Haltungen des Qi-Gong jedoch, lässt sich der Rücken stärken und die Wirbelsäule aufrichten. Natürlich führt das zu einem verbesserten Fluss der Qi-Energie in der Wirbelsäule. Das Resultat: wir fühlen uns stark, ermüden nicht so schnell, klären unseren Geist und schärfen seine Wahrnehmung. Qi-Blockaden werden verringert, womit sich auch chronische Krankheiten behandeln lassen (z. B. Bluthochdruck, Verdauungsstörungen, Stress oder sexuelle Funktionsstörungen).

Im regelmäßigen Üben der Bewegungsabläufe des Qi-Gong (Formen), kann eine optimale Gewichtsverteilung im Körper erzielt werden, wodurch sich eine natürliche Balance und Körperhaltung herstellen lassen. Gleichzeitig werden die inneren Organe gestärkt, Muskeln, Knochen und Gelenke werden trainiert.

Das besondere an den Qi-Gong-Körperübungen ist, dass sowohl durch die Bewegungen, wie durch die Ruhepositionen, sowohl der Körper gestärkt wird, doch ebenso Entspannung und Stresskontrolle erzielt werden können. Damit wird Krankheiten vorgebeugt und das gesamte Bewusstsein auf allen Ebenen erweitert.

Die dynamischen Qi-Gong-Übungen (Dong-Gong) werden in bestimmten Formen geübt. In fließenden Bewegungen, lassen sich Körper, Atem und Bewusstsein kräftigen. Gewiss erinnern die Formen des Qi-Gong auch an jene Bewegungsabläufen im Tai-Chi. Die statischen Körperhaltungen im Qi-Gong ähneln den Positionen des indisches Yoga.

Im Qi-Gong werden insbesondere auch die anmutigen Bewegungen von fünf Tieren (Wu Qin Xi Qi-Gong) nachgeahmt: Tiger, Hirsch, Bär, Affe und Vogel (z. B. Kranich). Hierdurch wird der Durchfluss von Blut, Körperessenzen (z. B. Lymphe) und Qi im Körper erhöht.

Menschen die Beschwerden haben oder krank sind, spüren ihren Körper alleine durch ihren Schmerz. Dem entgegenwirkend ist natürlich die dynamische Qi-Gong-Übung, durch die der Praktiker ein natürliches Gefühl für seinen Körper und seine Bewegungen durch den Raum entwickelt.

Atemübungen

Durch Hektik im Alltag, durch falsche Sitzhaltung, durch Dauerkonsum angstverursachender Meldungen in TV oder sozialen Medien, wird der natürliche Atemfluss irritiert. Die Folge: der Atem wird allmählich immer flacher. Beim Einatmen füllt sich zwar unsere Brust mit Luft, doch nur wenig Luft gelangt in den Bauch. Außerdem erzeugen Stressmomente, oder schockierende Nachrichten, wenn auch unbewusst, immer eine Störung des unwillkürlichen Atemprozesses. Wer nun über lange Jahre hinweg falsch atmet, bringt sich aus dem Gleichgewicht, sowohl körperlich, emotional, wie ebenso geistig. Man kann durchaus sagen, dass der Durchschnittsmensch bis ins Erwachsenenalter, richtiges Atmen regelrecht verlernt. Als wir auf die Welt kamen, atmeten wir auf angeborene, natürliche Weise. Ziel der Atemübungen im Qi-Gong ist die Korrektur falschen Atmens.

Die im Qi-Gong verwendete Atemform nun, ist die Bauchatmung. Durch diese Atemübung kommen die Lebensessenzen im Körper in Fluss und die Verteilung des Qi wird harmonisiert.

Hierbei atmet man so, dass sich zuerst der Bauch ausdehnt und hernach sich die Brust mit Luft füllt. Beim Ausatmen gibt man Acht, dass sich umgekehrt am Ende der Atembewegung der Bauch beim Ausatmen zusammenzieht – nicht angestrengt, doch ganz natürlich uns sanft. Es reicht vollkommen aus, diese Bewegung ganz allmählich und sanft, in unser natürliches Atmen zu integrieren.

Nicht aber alleine die Technik ist wichtig, sondern vielmehr das regelmäßige Üben. Wieso? Man lernt eben wieder bewusst zu Atmen. Atmen ist Leben!

Regulierung geistiger Vorgänge

Den Geist im Hier und Jetzt zu stabilisieren ist eines der Ziele des Qi-Gong. In verschiedenen buddhistischen Traditionen versucht man Geistesaktivität zu beruhigen, indem man sich auf ein äußeres Objekt konzentriert (etwa auf den durchsichtigen, bläulichen Teil der unteren Flamme einer Kerze) oder in innerer Konzentration auf den Atem, in dessen Rhythmus etwa ein besonderes Mantra gedacht wird (das kann z. B. auch die Rezitation eines Gebets sein). Der Geist lässt sich dabei durch Vergegenwärtigen des aktuellen Moments stabilisieren.

Zwar ist es unmöglich nicht zu denken, zumindest aber können wir uns für bestimmte Zeitspannen in einen inneren Raum geistiger Ruhe und Leere begeben. Ziel ist einen Grundzustand reinen Bewusstseins zu erreichen, worin man sich von Gedanken und Emotionen löst. Das hilft Stress abzubauen und das Bewusstsein für den Augenblick zu verbessern.

Durch regelmäßiges Üben eines gegenwärtigen Bewusstseins, wird die Wahrnehmung achtsamer: allmählich zeigen sich die Dinge in ihrer wahren Form.

Im Qi-Gong werden die Körper- und Atemübungen kombiniert. Wer diese Qi-Gong-Praxis vollbewusst und aufmerksam praktiziert, sich gleichzeitig auf Bewegungs- und Atmungsform konzentriert, dem bleibt gar nichts anderes übrig, als den Gedankenstrom zum Erliegen zu bringen. So lassen sich ärgerliche Erinnerungen aus der Vergangenheit langsam auflösen und auch projizierte Zukunftsängste werden in ein Gewahrsein des Jetzt verwandelt und dabei ihre negative Wirkung entspannt.

Nur die Gegenwart ist wahr – Vergangenheit und Zukunft sind reine Projektionen unseres Geistes. Wer das verstanden hat ist auf dem besten Weg seinen Stress zu mindern und sich aus seinen Sorgen zu entwirren.

Gesundheit bewahren

Ruhe und Entspanntheit für Körper und Geist: das sind die Voraussetzungen für ein gesundes Leben. Wer Qi-Gong übt, kann diesen Zustand bewahren und ein stressfreies Leben gestalten.

Häufig leiden wir unter dem, was einst vorgefallen ist, teilweise etwas das weit in der Vergangenheit liegt. Es sind die Erinnerungen, die unseren Geist eintrüben und sich manchmal zu Verhärtungen in unserem Körper aufschichten. Doch um so etwas aufzulösen, müssen wir uns auf eine Sache konzentrieren: das Loslassen.

Doch nicht allein was in uns oder aus unserer Vergangenheit an uns dranhängt: auch äußere Lasten müssen wir nach und nach abbauen. Es führt manchmal sogar kein Weg daran vorbei, mit etwas auch einfach Schluss zu machen, von jetzt auf gleich. Natürlich können auch solche Loslösungen Belastungen mit sich bringen. Doch dies sind temporäre, negative Emotionen, durch die uns auch Qi-Gong-Übungen hinweghelfen können.

Es gilt nicht alleine den Körper stark zu halten, sondern auch den Geist. Ein starker Geist aber ist vor allem eins: er ist klar und ruhig. Ist das der Fall, kann Qi-Energie fließen, die auch unseren Körper befähigt mehr Kraft und Gesundheit zu akkumulieren.

Umgang mit Krankheit

Es ist schwieriger eine Krankheit zu heilen, als sie zu verhindern. Wer regelmäßig Qi-Gong übt, kann einer Krankheit vorbeugen. Doch auch wenn jemand bereits krank ist, können Qi-Gong-Übungen eine entscheidende Rolle spielen bei der Wiederherstellung eines gesundheitlichen Gleichgewichts.

Alle Qi-Gong-Übungen basieren auf den polaren Urprinzipien von Yin und Yang – Dunklem und Hellem, Weichem und Hartem, Langsamem und Schnellem, Innerem und Äußerem. Im Qi-Gong wird versucht diese polaren Größen miteinander zu harmonisieren, mit dem Ziel den Fluss von Qi im Organsystemen, in den Meridianen und in den Körperessenzen anzuregen.

Qi-Gong für ein langes Leben

Qi-Gong war im Alten China keineswegs eine Alltagspraxis. Nur die Eingeweihten in den Klöstern der buddhistischen und der daoistischen Traditionen, hatten Zugang zu diesem esoterischen Wissen. Man lehrte dort, wie man die Urkraft Qi, über die geheimnisvollen acht Nebenmeridiande, in das Knochenmark leitet, um es dabei zu reinigen und zu energetisieren. Diese Übung war in etwa so, als würde man überschüssige Qi-Energie im Innern der Knochen speichern. Das ist natürlich sehr interessant vor dem Hintergrund, das ja der wichtigste Lebenssaft unseres Körpers, nämlich das Blut, im Knochenmark gebildet wird.

Der Legende nach, war jenen die mit dieser Technik vertraut waren ein sehr langes Leben gewiss: manche sprechen von einer Lebensspanne von gar 150 Jahren oder länger. Ein daoistisches Sprichwort saht dazu:

Einhundertzwanzig Jahre bedeutet, jung zu sterben.

Obwohl sich nur wenige von uns der strengen Praxis dieser Mönche widmen können, bleibt unbestritten, das das Üben von Qi-Gong einen hohen gesundheitlichen Nutzen hat und die allgemeine Lebensqualität fördert.

Auf dem Weg zum Licht

In ihrem Streben nach höherer Bewusstheit, verwenden buddhistischen Weise und die Adepten des Dao, die esoterischen Techniken des Qi-Gong. Dabei versuchen sie ihr Shen, ihre hochgeistigen Fähigkeiten, zu beeinflussen. Dies erfolgt über die oben erwähnte Steuerung des Qi-Flusses, über die acht Nebenmeridiane, in Richtung der Stirnmitte. So erhöhen sie ihre Bewusstheit, gelangen darüber auf einen höheren Zustand eines Superbewusstseins.

Doch auch jeder Andere, kann sich solch einer hohen Wahrnehmung annähern, indem er regelmäßig Qi-Gong übt. Denn jedem steht es offen, so wie auch jene Adepten, einen Weg zur Erleuchtung zu finden.

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Der Körper in der Traditionellen Chinesischen Medizin

Autor und Mentor Selim Levent Oezkan - ewigeweisheit.de

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Autor und Mentor

Vor bereits mehr als 2200 Jahren entstand in Fernost eine umfassende Heilkunde: Die Traditionelle Chinesische Medizin - kurz: TCM. Ihre Lehren beschreiben die Vorgänge dynamischer Harmonisierung von Yin und Yang. Sind sie im Gleichgewicht, ist ein Mensch gesund.

Älteste Schrift über chinesische Medizin ist das Huangdi Neijing aus dem 3. Jhd. v. Chr. Dieses umfassende Medizinische Lehrwerk enthält die theoretischen Konzepte der Traditionellen Chinesischen Medizin und bildet bis heute die praktische Grundlage aller chinesischen Heilkunde.

Hierzu schufen chinesische Mediziner zwischen dem 3. und 16. Jhd. riesige Enzyklopädien und kommentierten ausführlich die klassischen Werke der TCM.

Die Urkräfte Yin und Yang

Zentrale Größen der chinesischen Weisheitslehre des Dao, bilden die polaren Urkräfte des passiven Yin und des aktiven Yang. Sie durchfließen atomare Strukturen ebenso, wie den menschlichen Körper, als auch den gesamten Kosmos. 

Die Organe des menschlichen Körpers werden entweder dem Yin- oder dem Yang zugeordnet. Yin-Organe stehen für Weiblichkeit, Ergebenheit, Verdichtung, Kälte und Dunkelheit. Yang-Organe stehen für Männlichkeit, Ausdehnung, Bewegung, Hitze und Licht.

Vereint bilden Yin und Yang eine Quelle göttlicher, heilender Energie, die den Fluss der Lebenskräfte begünstigt. Einer Person geht es gut, wenn Yin und Yang in ihrem Körper im Gleichgewicht sind. Störungen dieses Gleichgewichts führen zu Krankheiten.

Grundlagen chinesischer Heilkunst

Wer sich mit Traditioneller Chinesischer Medizin beschäftigt, lernt den Umgang mit Heilpflanzen, lernt verschiedene geistige und körperliche Übungen, wie etwa Akupunktur und Tai-Chi. Mit diesen Methoden lässt sich der Fluss von Yin und Yang im menschlichen Körper harmonisieren, lassen sich Krankheiten heilen, doch auch Menschen vor Gesundheitsproblemen schützen.

Chinesische Heilpflanzenkunde

Der chinesische Heiler greift hierbei zurück auf eine gigantische Sammlung traditioneller Heilmittel, die vielfältig kombiniert werden. Darunter sind insbesondere pflanzliche, doch auch mineralische und tierische Heilmittel (z. B. getrocknete Schlangen, Skorpione).

Von den Pflanzenheilmitteln werden Blätter, Wurzeln, Stengel und Samen verwendet. Die aus Blättern gewonnenen Mittel werden oft zu besonderen Heiltees gemischt, oder zu Kapseln, Flüssigextrakten und Pulvern weiterverarbeitet.

Akupunktur

In dieser chinesischen Heilmethode geht es um eine ganze Gruppe verschiedener Verfahren, die den Körper über die Haut, an bestimmten Punkten behandelt. Hierzu werden besondere Nadeln verwendet, die in die Oberhaut gesteckt werden oder aber Wärmequellen, die in der Nähe dieser Punkte abgebrannt werden. Auch können diese Akupunkturpunkte durch Fingerdruck stimuliert werden. Man spricht dann von Akupressur.

Qi-Gong

Diese uralte Geistes- und Körperübung erstrebt durch besondere Bewegungen und Atmung, eine Fokussierung des Geistes. Die dabei eingenommenen Posen wirken entspannend auf den Körper und beruhigend auf den Geist.

Heilpraxis der Chinesen

In der TCM sucht man nach Krankheiten und Disharmonien eines Klienten, ganz anders als in der westlichen Medizin. Ein chinesischer Heiler riecht, hört die Atmung seines Klienten und die Art seiner Sprache, er betastet die Haut, er sieht sich Form und Farbe der Zunge an und erfühlt mit seinen Fingern die Qualität des Pulses.

Außerdem macht er Gebrauch vom Konzept der fünf Wandlungsphasen (Wuxing). Dabei schaut er sich das Verhalten des Körpers an, in Bezug auf die natürlichen Gesetze, sowie ihre unzähligen, sichtbaren wie unsichtbaren Korrespondenzen. Die inneren Organe stehen unter direktem Einfluss von fünf elementaren Wandlungsphasen: Holz, Feuer, Erde, Metall und Wasser. Sie werden auch als die daoistischen Elemente bezeichnet. Mit ihnen werden wir uns später noch ausführlich beschäftigen.

Funktionelle Instanzen in der TCM

Es gibt fünf Instanzen, die für den chinesischen Heiler von Bedeutung sind:

  • die universelle Lebenskraft – Qi,
  • das Blut – Yue,
  • die Essenz – Jing,
  • die Elementarphasen – Zang-Fu und
  • die Meridiane – Jing-Luo.

Wir hatten oben gesagt, dass in jedem Körperorgan die Urkräfte Yin und Yang wirken. Außerdem sind diese Organe untereinander gepaart. Das bedeutet, dass sie ihre Kraft über das Blut austauschen, woraus sie wiederum Qi speichern, um damit bestimmte Vorgänge auszuführen. Sie jedoch stehen in Zusammenhang mit ihrem entgegengesetzten Yin- bzw. Yang-Organ. Die Meridiane bilden dabei das verbindende funktionale System und durchstreben den gesamten Körper.

Wir wollen nun genauer eingehen auf die Elemente dieses fünffältigen Modells des Körpers in der TCM.

Qi

Es gibt viele Formen von Qi – der kosmischen Lebenskraft. Grundlegend werden fünf Funktionen in der TCM unterschieden:

  • Das Aktivierungs-Qi wirkt auf den Körperkreislauf von Blut, Lymphen und Körpersäften, die in den Zang-Organen (Leber, Herz, Milz, Lungen, Nieren), den Fu-Organen (Gallenblase, Dünndarm, Magen, Dickdarm, Harnblase, Dreifacher Erwärmer) und durch die Meridiane strömen.
  • Wärmendes Qi gibt Körper und Gliedmaßen die benötigte Temperatur.
  • Abwehrendes Qi schützt den Körper vor äußeren, krankheitserregenden Einflüssen.
  • Bewahrendes Qi behält die Körperflüssigkeiten zurück, das Blut in den Adern, den Schweiß in den Drüsen und bewahrt vor exzessiver Ausschüttung.
  • Das Transformations-Qi bewirkt die Umwandlung von Essen, Getränken in Blut und in Wärme.

Das Qi im Körper entsteht aus der aufgenommenen Nahrung, dem getrunkenen Wasser und der Atemluft. Ein weiterer Teil des Qi wird uns aber auch von unseren Eltern vererbt, sowie aufgenommen im Austausch mit unseren Mitmenschen. Manche geben uns, andere nehmen uns Qi.

Einen ausführlichen Artikel über die Lebenskraft Qi finden Sie hier.

Xue – Blut

Im Gegensatz zu den überwiegend funktionellen Instanzen, entspricht Xue vor allem der Physis und damit dem Yin des Körpers. Denn über das Xue werden alle Körperbestandteile (Gewebe, Feuchtigkeit) mit den von ihnen benötigten Stoffen versorgt.

Ein Mangel an Xue führt zu Blassheit, Taubheitsgefühl, Schwindelgefühlen, doch andererseits auch zu Herzrasen, Schlaflosigkeit, schwachem Puls.

Jing – Essenzen

Wie auch das Xue bestimmen die Yin-Kräfte die Jing. Sie sind verantwortlich für die Nährung und die Zufuhr von Feuchtigkeit, worüber sie das Gleichgewicht von Yin und Yang im Körper regeln. Über die Jing kommt es außerdem zur Ausscheidung von Exkrementen.

Wie auch das Xue, extrahiert der Körper das Jing aus Essen und Trinken. Aus den groberen Bestandteilen wird Xue. Doch auch umgekehrt kann Jing aus Xue entstehen. Materiell entstehen aus den Jing Tränen, Speichel, Magensäure, Schweiß, Urin und Sperma.

Jing-luo – Meridiane

Die Meridiane der TCM sind feinstoffliche Kanäle, über die den Gliedern und Gelenken, Qi und Xue aus den inneren Yin- und Yang-Organen zufließen.

Sechs Yin- und sechs Yang-Organe bilden gemeinsam die 12 Hauptmeridiane. Außerdem gibt es acht Sondermeridiane, die dem Ausgleich der Hauptmeridiane dienen.

Das Energienetz der Meridiane verbinden Organe, Gewebe, Venen, Nerven, Zellen, bis auf atomarer Ebene, wie auch auf Ebene menschlichen Bewusstseins.

Meridiane - ewigeweisheit.de

Darstellung der Meridiane in einer japanischen Handschrift (Anfang 18. Jhd.)

Zang-fu – Die elementaren Organfunktionen

Das zentrale System der Körperfunktionen in der TCM, ist das Zang-Fu. Zang-Fu steht in enger Verbindung mit den 12 Hauptmeridianen im Körper. Jeder Yin-Meridian ist mit dem Zang verbunden, jeder Yang-Meridian mit dem Fu. Wie die Schreibweise bereits vermuten lässt, bildet sich der Begriff aus zwei Wörtern:

  • Zang weist hin auf die fünf Yin-Organe: Herz, Leber, Milz, Lungen und Nieren.
  • Fu steht für die sechs Yang-Organe: Dünndarm, Dickdarm, Galle, Harnblase, Magen und Dreifacher Erwärmer.

Der Dreifache Erwärmer ist eine Besonderheit in der TCM. Er bezeichnet die Art und Weise wie das Bindegewebe zwischen den drei Bereichen von Brustraum, Unterleib und Becken, diese voneinander abgrenzt.

Hautaufgabe des Zang ist die Herstellung und Speicherung von Qi und Xue (Blut). Mit ihnen werden Atmung, der Wasser-Stoffwechsel und die Verdauung geregelt. Doch sie wirken auch mit im Alterungsprozess, in emotionalen Vorgängen, stabilisieren die Sinneswahrnehmung und Geistestätigkeit des Gehirns. Aufgabe der Fu Organe ist die Beförderung der Stoffe im Körper, ihre Verdauung und Ausscheidung.

Im Folgenden wollen wir uns die funktionalen Aspekte der fünf elementaren Wandlungsphasen (daoistische Elemente) ansehen.

Fünf Wandlungsphasen im Überblick

  木 Holz 火 Feuer 土 Erde 金 Metall 水 Wasser
Geschmack sauer bitter süß scharf salzig
Umwandlungen Zeugung Wachstum Reife Ernte Aufbewahrung
Geometrie Zylinder Pyramide Quader Kuppel irregulär
Planeten Jupiter Mars Saturn Venus Merkur
Yin-Organe Leber Herz Milz Lunge Niere
Yang-Organe Gallenblase Dünndarm Magen Dickdarm Blase

Organe des Holzes

Die kreativen Kräfte des Holz-Elements regulieren das Körperwachstum. Diesem Element zugeordnete Organe sind Leber und Gallenblase.

Yin: Die Leber ist ein Yin-Organ steuert auf Zellebene den Energiefluss im Körper. Sie hat einen starken Einfluss auf die Effizienz und Wirksamkeit des Immunsystems. In der Leber speichert der Körper Blut, das als physische Manifestation des Selbst gilt. Somit wirkt das Holz-Element der Leber auch auf unseren seelischen Haushalt und steuert das Wesen des Selbst.

Zustand: Ungleichgewichte der Leber können Launenhaftigkeit, Ärger, Schmerz und mangelndes Selbstwertgefühl hervorrufen. Auf körperlicher Ebene kann ein disharmonisches Holz-Element der Leber zu Muskelkrämpfen führen, aber auch zu Taubheit, Zittern, Bluthochdruck oder Arthritis.

Meridian: Der Lebermeridian beginnt am großen Zeh. Von dort aus verläuft er entlang des inneren Beins über die Genitalien und endet auf der Brust.

Yang: Die Gallenblase als holzkontrolliertes Yang-Organ, bestimmt die Entscheidungsfähigkeit eines Menschen.

Zustand: Hat ein Mensch Ungleichgewichte im Gallenblasensystem, kann das auf emotionaler Ebene dazu führen, dass ein Mensch unentschlossen ist. Auf physischer Ebene führt eine entsprechende Disharmonie zu Fettleibigkeit.

Meridian: Der Gallenblasenmeridian beginnt am äußeren Rand des Auges, verläuft entlang der Kopfseite, über den Rumpf und das Bein, bis er an der Außenseite des vierten Zehs endet.

Organe des Feuers

Des Feuers Kraft steht für Transformation und entspricht der Macht des Göttlichen. Herz und Dünndarm werden vom Feuer reguliert.

Yin: Als Yin-Organ steuert das Herz den Puls und manifestiert sich im Gesicht und in der Zunge. Auf spiritueller Ebene steht es für die geheime Verbindung zwischen Mensch und Himmel.

Zustand: Ist die Funktionsfähigkeit des Herzens gestört, führt das zu Schlaflosigkeit, zur Störung des Geistes und zu unregelmäßigem Puls.

Meridian: Der Herzmeridian beginnt in der Brust, bewegt sich über die innere Seite des Arms bis zur Handfläche und endet im kleinen Finger.

Yang: Der Dünndarm als Yang-Organ, trennt Reines von Unreinem im Körper. Die reinen Körperessenzen gehen zur Milz, während die unreinen Essenzen in die Blase und den Dickdarm abgegeben werden.

Zustand: Eine Dysfunktion des Dünndarms führt zu Problemen mit der Körperhülle. Auf emotionaler Ebene wirkt eine Disharmonie in diesem Bereich zu Gefühlen des Misstrauens, auch hinsichtlich des eigenen Selbstwertgefühls.

Meridian: Der Dünndarmmeridian beginnt am kleinen Finger, bewegt sich an der Unterseite des Arms bis zur Oberseite des Schulterblatts, dann entlang des Halses bis an die Vorderseite des Ohres.

Organe der Erde

Erde ist das Element der Weiblichkeit und der Fruchtbarkeit. Es regiert die Milz und den Magen.

Yin: Die Milz ist ein Yin-Organ, das Verdauung und Stoffwechsel reguliert. Es hält Muskeln und Organe zusammen. Außerdem reguliert es die aufsteigenden Flüsse von Körpersäften und Essenzen. Mental hilft die Milz bei der Konzentration.

Zustand: Befindet sich die Milz im Ungleichgewicht, kommt es zu einem Mangel an Qi im Körper. Das führt zu Kopfschmerzen doch kann ebenso zu Durchfall und Organvorfällen führen.

Meridian: Ein Ende des Milzmeridians befindet sich am großen Zeh, bewegt sich über die Innenseite des Beins, bis zur Vorderseite des Torsos und endet an der Seite des Rumpfes.

Yang: Der Magen ist das aktivste Yang-Organ. Durch seine Energie wird bekanntermaßen Nahrung zerlegt. Er reguliert den absteigenden Fluss von Qi im Körper.

Zustand: Ein Ungleichgewicht des Magen-Yangs führt zu Aufstoßen oder sogar zu Erbrechen.

Meridian: Der Magenmeridian beginnt unterhalb des Auges, verläuft auf der Vorderseite des Gesichts über den Torso bis zum äußeren Teil des Beins und endet am dritten Zeh.

Organe des Metalls

Metall ist das Element der Reinheit und der Männlichkeit. Es reguliert die Lunge und den Dickdarm.

Yin: Die Lunge ist ein Yin-Organ. Mit dem Einatmen sammelt man über die Lunge neues Qi im Körper. Mit dem Ausatmen werden die schweren, unreinen Anteile des Atems aus dem Körper entfernt. Die Lungen sind also für die Verteilung des Qi im Körper verantwortlich und bereichern damit die Flüssigkeiten im Körper. Auch der Geruchssinn wird von der Lunge reguliert.

Zustand: Funktionsstörungen der Lunge führen zu Erkältungen, Grippe, Schleim und Asthma.

Meridian: Der Lungenmeridian beginnt bei der Brust und bewegt sich entlang des inneren Arms über die Handfläche und endet am Daumen.

Yang: Der Dickdarm ist ein Yang-Organ. Er ist für die Ausscheidung fester Abfallprodukte verantwortlich. In Zusammenhang mit der Fähigkeit zur Ausscheidung, stehen aber auch emotionale Themen, die mit Loslassen und Lösen zu tun haben.

Zustand: Ungleichgewichte im Dickdarm führen entweder zu Verstopfung oder zu Durchfall.

Meridian: Der Dickdarmmeridian beginnt am Zeigefinger und verläuft am Armrücken über die Schulter, den Nacken und die Wange und endet neben dem gegenüberliegenden Nasenloch.

Organe des Wassers

Wasser steht in der TCM synonym für Leben und Tod. Es reguliert den Wasserhaushalt von Nieren und Blase.

Yin: Die Nieren sind Yin-Organe. Sie steuern das endokrine System und erhalten außerdem Luft in den Lungen.

Zustand: Eine Nierenfunktionsstörung führt zu einem Mangel an Yin oder Yang. Es führt auch zu unausgewogenen Hormonen, schwächt den Knochenbau und stört den Sexualtrieb. Eine gestörte Verteilung von Yin und Yang in den Nieren ruft auch Schwindelgefühle im Menschen hervor. Zuviel vom Wasserelement kann außerdem depressive Episoden hervorrufen.

Meridian: Der Nierenmeridian beginnt an der Sohle, bewegt sich entlang das inneren Beins in die Leistengegend, den Rumpf hinauf und endet unter dem Schlüsselbein.

Yang: Die Blase speichert und entfernt Flüssigkeit aus dem Körper, durch das von ihr aufgenommene Nieren-Qi.

Zustand: Ungleichgewichte der Blase führen zu häufigem oder unkontrolliertem Urinieren.

Meridian: Der Blasenmeridian beginnt im Augenwinkel, bewegt sich den Rücken entlang nach unten und endet in der Kniekehle. Die Blase hat auch eine andere Linie, die neben der vorherigen Linie beginnt, sich bis zum äußeren Fußrand bewegt und am kleinen Zeh endet.

Yin und Yang im Gesamtsystem Mensch

Durch die Meridiane fließt die Lebensenergie Qi. Sie hilft dem Körper seine Yin- und Yang-Kräfte zu harmonisieren. Sind Yin und Yang nicht im Gleichgewicht, wird ein Mensch krank. Auf diesem einfachen Prinzip beruhen die Heilkünste der TCM.

Während sich westliche Medizin auch stark um die anatomischen Strukturen des menschlichen Körpers kümmert, widmet sich die TCM insbesondere den funktionellen Prozessen im Körper, der Verdauung, der Atmung, der Art des Pulses und der Temperatur. Weniger geht es also um die körperlichen Strukturen, als vielmehr um die dynamische Aktivität im Gesamtsystem Mensch. Das heißt, dass Körperfunktionen, Emotionen, Sinneswahrnehmungen und geistige Aktivität nicht getrennt voneinander untersucht werden, sondern als funktionelle Einheiten verstanden. Diese stehen also eher für dynamische Konzepte als weniger für biochemische Vorgänge oder anatomische Eigenschaften. Damit also ist die TCM eine ganzheitliche Heilkunde, die versucht, statt Symptome zu behandeln, das Gleichgewicht zwischen Yin und Yang im Körper wieder herzustellen oder zu erhalten.

 

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