Zehntausend Silbertaler für eine Katze

Einst erzählte der sagenhafte Nasir Ad-Din Schah, ein Sufi-Sheikh des Chishti-Ordens, von etwas, dass bis heute manche Menschen tun, um ihr vermeintliches Ansehen zu erhöhen. In Wirklichkeit aber beabsichtigen sie etwas, dass auf einen Schwindel hinausläuft – und das auch noch ohne es selbst zu bemerken.

Die kurze Geschichte erzählt von einem ziemlich verwirrten Mann, der einst einen Sufi aufsuchte, von dem er sich einen Rat erhoffte. Und den bekam er auch. Darauf schwor der Mann, dass, wenn all seine Probleme gelöst seien, er sein Haus und all seinen Besitz verkaufen und von dem Erlös den Armen helfen wolle.

Eines Tages war der Tag gekommen, da er seinen Schwur einlösen musste. Doch er ahnte bereits, dass er sich damit wohl doch zu großzügig geäußert hatte, denn er wollte einfach nicht so viel Geld verschenken. Also überlegte er sich einen Ausweg. Dafür bot er den Verkauf des Hauses an für einen Silbertaler. In dem Haus aber lebte auch eine Katze. Ihr Preis betrug zehntausend Silbertaler.

Bald fand er einen Käufer der das Haus und die Katze dem Mann abkaufte. Nun konnte er seinen Schwur halten und gab den einen Silbertaler den Armen. Die zehntausend Silbertaler aber behielt er für sich.

Der Verstand vieler Menschen funktioniert so. Man beschließt da eben mal sich auf einen besonderen Pfad der Bescheidenheit zu begeben oder einer besonderen Lehre zu folgen. Doch sie interpretieren die Lehre zu ihrem eigenen Vorteil. Es ist das, aber eigentlich eine Behinderung. Denn solange sie diese Tendenz nicht durch besondere Übungen aus ihrem Leben schaffen und damit hinter sich lassen, wird sich in ihrem Leben nichts ändern. Es ginge bei so jemandem darum, zunächst einmal den Geist, in seiner Verwirrtheit, zu stabilisieren. Erst damit kann er ihn dazu erziehen sich nicht mehr selbst zu täuschen.

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