Die sieben Stufen der Alchemie

Heutzutage denken viele Menschen, wenn Sie das Wort »Alchemie« hören, dass es sich dabei um ein Relikt des Okkultismus handelt, aus den dunklen Phasen des Mittelalters, wo welche versuchten unedles Blei in Gold umzuwandeln. Doch es wäre falsch zu glauben, dass es bei Alchemie nur darum geht.

Denn auch wenn der Alchemie-Begriff seit Jahrhunderten ein Synonym für den Erwerb von Reichtum ist, bedeutet das nicht, dass sich in dem Wort nicht auch noch eine tiefere Bedeutung verbirgt.

Schaut man sich das, was mit dem Alchemie-Begriff in Zusammenhang steht, einmal genauer an, stößt man in schwarzem Lehm der Unwissenheit schon bald auf eine feine Goldader, die eine Fährte andeutet und einer darüber schnell zu er Annahme gelangt, es handele sich bei Alchemie um eine Geheimwissenschaft der Transmutation.

Nachempfinden in der Handlung

Bei der Alchemie des Stofflichen geht es darum, Substanzen ineinander zu überführen, sie umzuwandeln und zu veredeln. Diese so genannte »Spagyrik« des Paracelsus, worüber wir bereits an anderer Stelle sprachen, ist eine Beispiel dafür: Die Herstellung von Heilmitteln aus Pflanzen. Was dabei vor sich geht, lässt sich aber auch übertragen auf das, was sich an gewollten Umwandlungsprozessen unserer Seele ereignet. Nicht zufällig wussten die Alchemisten seit alter Zeit darum, dass der äußere Prozess gewiss auch einen inneren Prozess begleiten kann – doch ebenso umgekehrt, was manchmal ganz außergewöhnliche Phänomene zum Vorschein bringen kann. Aus diesem Grund ja auch, war die Alchemie immer eine Geheimwissenschaft der man Magisches nachsagt.

Versucht der Alchemist also etwa Unedles in Edles zu verwandeln, so erfolgt dieser Prozess auch in ihm und er vermag da zum Stein der Weisen zu finden, ja letztendlich das rote Lebenselixier in sich zu konzentrieren (was sicherlich damit beginnen könnte, sich einmal vorzustellen, dass durch die eigenen Adern täglich 10.000 Liter knallrotes Blut strömen). Immer ist ein solcher Vorgang mit mehreren Schritten zu bewerkstelligen. Denn stufenweise macht ein Mensch seine Erfahrungen aus denen er Erkenntnisse gewinnen kann, die ihn letztendlich befähigen sein spirituelles Selbst zu erlösen, dass noch darauf wartet aus den Fängen dunkler Seelenschatten herausgeholt zu werden.

Wem das gelingt, durch die parallele Operation im Außen (das heißt zum Beispiel also im Schauen auf die kochende Substanz in der Retorte) und im Innern (durch seine seelischen Erfahrungen, wie in nächtlichen Träumen oder als Déjà-vu-Erlebnisse am Tag), der vermag durch eine sogenannte »Albedo« (lateinisch für »Weißung«) sein seelisches Sein zu reinigen, um damit zur Transmutation zu finden, zum Gold der Umwandlung in sich (in der Tat sind ganz geringe Mengen Gold im menschlichen Blut vorhanden und man verabreicht seit alter Zeit Menschen mit Herzproblemen ebenfalls geringe Mengen dieses Sonnenmetalls).

Viele interessante Einzelheiten, die man in den Schriften über Alchemie des Schweizer Psychologen C. G. Jung findet, deuten auf die eben angedeuteten Einzelheiten hin. Jung kam zu der großartigen Erkenntnis, dass sehr oft die Inhalte der Träume seiner Klienten, verblüffende Ähnlichkeit haben mit dem, was man an Symbolik und Beschreibungen in Alchemistischen Traktaten und Textsammlungen findet.

Aus der Prima Materia zum Stein der Weisen

Die Alchemisten im Mittelalter, entwickelten besondere Vorstellungen von dem, was sie die »Prima Materia« nannten: Eine noch ungeformte Ursubstanz, aus der alles im Mikrokosmos und Makrokosmos entstand. Vor diesem Hintergrund versuchten sie sich dann zunächst zu erklären, wie sich daraus die ersten irdischen Strukturen und die Formen der Himmelskörper ergaben; darauf schließlich schaute man auf die Dinge der Natur und alles was an Edelstem darin existiert (Kristalle, Edelsteine, Silber oder Gold). Die Erkenntnisse die Alchemisten daraus gewannen, brachten sie dann dazu, sich über bestimmte, schrittweise Handlungen (die, lat. »Operationes«) Gedanken zu machen, die sie Stufe um Stufe von der Ausgangssubstanz (Prima Materia) zur Erschaffung von etwas Edlerem führen könnten.

Diese besagte, form- und bestimmungslose Urmaterie kommt in der Natur aber nicht wirklich vor. Sie dient lediglich als gedankliches Konstrukt, mittels dessen man aber nach dafür geeigneten Ersatzsubstanzen Ausschau hält. Als Prima Materia eignet sich darum, je nach Ziel der Bereitung des Steins der Weisen, unter anderem Regenwasser, Quecksilber, Blut, Maientau (morgens zum Frühlingsanfang mit großen Tüchern gesammelt), Schöllkraut oder Sonnentau (Drosera).

Zunächst, so die Alchemisten, müsse man dazu die Wesensformen des Ausgangsstoffes »entkleiden«, womit eine daraus gewonnene Substanz, der ungeformten Urmaterie, dann willentlich bestimmte neue Formen eingeprägt werden können. Diese »Formen« bildeten die »Geistigen Saaten«, wodurch »edlere«, »geläuterte« Endprodukte zu gewinnen seien. Man betrachtete diesen Vorgang als einen Prozess der Reinigung, Umwandlung und Vollendung, wobei letztere Phase den Alchemisten den Stein der Weisen finden ließ.

Wie die Alchemistische Transmutation vor sich geht

Über die erste Phase der Schwärzung (lat. »Nigredo«) überführt man die der Ausgangssubstanz hinzugefügten Stoffe, die es umzuwandeln gilt, in eine Art »Sterben«, worauf sie in einer Reinigungsphase der Weißung (lat. »Albedo«) allem Unbrauchbaren entledigt werden, um schließlich dann zur Rötung (lat. »Rubedo«) gebracht zu werden, was der Bereitung des Steins der Weisen entspricht.

Diese drei eben geschilderten Phasen, durchläuft der Alchemist dabei über sieben Stufen:

Diese lateinischen Begriffe beschreiben den gesamten Wandlungsprozess, wo zuerst im Feuer etwas verbrannt, schwarz zu rußen beginnt, bis eine weiße Asche bleibt, die in Wasser aufgelöst wird, worauf diese Lösung dann gefiltert wird. Diese Flüssigkeit führt man dann mit etwas zusammen, damit es damit fermentiert und durch eine anschließende Destillation das Reinste davon gewonnen wird, dass dann als Zielsubstanz zur Gerinnung gebracht wird.

Wie aber gesagt, ist das der äußere Prozess, an dem der Alchemist zwar einen sinnlich wahrnehmbaren Erfolg ablesen muss, doch der viel wichtigere Vorgang ereignet sich in ihm.

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