Die Schicksalgöttin Hekate - ewigeweisheit.de
Hekate (Schicksalgöttin) – Gemälde von William Blake

Schicksal als individuelle und kollektive Menschheitsfrage (2)

Wir kommen zur Sache

Als Astrosoph, mit einer 40-jährigen astrologischen Praxis-Erfahrung, greife ich nun auf hermetische Weltbilder zurück, die bis in die Antike des alten Ägypten zurückreichen und die sich mit meiner Praxis-Erfahrung – im Zusammenhang mit der „untrüglichen Mathematik der Gestirne“ – als höchst kompatibel erweisen.

Bezogen auf unser hiesiges Thema heißt das, dass durch die Synthese zwischen den hermetischen Weltbildern und der praktischen Anwendung des Astrologischen-Erkenntnis-Instruments, das Erleben von Schicksal ganz real erfahrbar werden kann.

In seiner Ursprünglichkeit – im Altertum – entwickelte sich der Begriff des Schicksals aus der Vorstellung eines geordneten und zusammenhängenden Kosmos. In diesem Weltbild gibt es nur das Eine – nämlich den Ur-Quell. Und dieses Eine ist alles (All-Es).

Es ist das All, das heißt, der Kosmos (un-manifest und manifest in Einem). Das heißt, die Welt, die Schöpfung in ihrer Totalität geht zwar aus dem Einen hervor, ist aber dabei von diesem Einen nicht getrennt.

Anstoß für die Schöpfung aus dem Einen sind nach Platon die geistigen Ur-Bilder – die Ideen aus der rein geistigen Welt. Er nannte sie die Ewig Vollkommenen, das wahrhaft Seiende. Und das, was ewig vollkommen ist, kann nur einer Quasi-Göttlichen Sphäre entstammen. Diese Ur-Bilder sind – schon im Ur-Zustand – von verschiedener Wesensart und werden zu schöpferischen Wirkkräften, die die Welt im Sinne von Ab-Bildern gestalten.

Die Welt – mit all ihren unterschiedlichen Facetten – besteht also aus irdischen Ab-Bildern der göttlichen Ur-Bilder, die Jung Archetypen (Gestaltkräfte) nannte.

Und zur Welt gehört der gesamte manifeste Kosmos – die Fixsterne, die Planeten, unsere Erde, also Gaia – „Mutter Erde“, die in alten Zeiten als ein lebendiges Wesen, als eine Göttin gesehen wurde und als Solche noch verehrt wurde – und mit ihr das mineralische Gestein, die Pflanzen, die Tiere, und die Menschen bzw. der einzelne Mensch – all das sind die verschiedenen Zellen und Organe des einen lebendigen Gesamtorganismus Kosmos, in dem Alles (All-Es) auf das Intimste miteinander verwoben ist und aufeinander wirkt.

Ist ein „Organ“ krank, leidet das ganze System. Und das wiederum setzt Selbstregulierungs-mechanismen in Gang – impulsiert von der übergeordneten all-wissenden Ganzheit, egal ob das Geschen dabei auf einer mikrokosmischen oder auf einer makrokosmischen Ebene stattfindet.

Wem solche Gedanken fremd sind, der hat die Möglichkeit, sich die Erfahrungen mit seinem

eigenen Körper in Erinnerung zu rufen. Treten wir uns einen Dorn in den Fuß, dann brauchen wir dem Fuß gar nicht sagen, was er machen soll, um die Wunde zu heilen. Wir wissen das ja sowieso nicht.

Aber der Körper weiß es und setzt möglicherweise – nach seiner allwissenden Diagnose, wohldosiert und ausgewogen – dutzendweise biochemische Mechanismen frei, um die Wunde zu heilen. Das macht er völlig autonom während wir gehen, schwimmen, schlafen, essen etc. Aber – entgegen unserem Gewohnheitsdenken – ist es nicht wirklich der Körper, der da heilt – sondern der Geist im Körper.

Und das geschieht in allen ineinander verschachtelten Systemen unseres Erdenorganismus bzw. in unserem gesamten Sonnensystem – und es ist immer der Geist.

In dieser Logik eine Nummer weitergedacht, ist es nur wahrscheinlich, dass genau dies, in unserem gesamten Universum geschieht.

Sternbild und Archetyp

Aber bleiben wir bei unserem Sonnensystem, in dem die Planeten die hervorragenden irdischen Repräsentanten der kosmischen Gestaltkräfte für unsere Erde sind. Im Altertum wurden sie auch Planetengötter genannt. Jedem Planeten wurde dabei ein zentraler Archetyp (Ur-Bild) mit seinem entsprechendem Wirkpotential zugeordnet – aber nicht aus willkürlichem Ermessen, sondern aus der empirischen Erfahrung jahrtausendelanger kontinuierlicher Beobachtungen der Astronomen unterschiedlichster Kulturen – die vom Altertum bis ins Mittelalter hinein gleichzeitig auch immer Astrologen waren. Und so erleben es Astrologen auch heute noch – da ist sich die internationale authentische Astrologenschaft völlig einig, auch wenn sie mit unterschiedlichen Techniken und Verfahren arbeiten.

Diese Typen-Zuordnungen beziehen sich aber nicht nur auf die Planeten, sondern im Sinne einer archetypischen Verwandtschaft, ebenso auf alle verschiedenen Daseins-Ebenen unserer Erde – nämlich auf die einzelnen Arten von Tieren, Pflanzen, Steinen, Landschaften, charaktertypische Menschen, Berufe, Kunstrichtungen, technische Erfindungen, etc.

Um es noch einmal ganz genau zu sagen, sind es nicht wirklich die Planeten, als physische Körper, die die geistigen Ur-Bilder bzw. die archetypischen Gestaltkräfte hervorbringen. Materie allein schafft keine geistig-schöpferischen Wirkungen. Die Planeten sind selber nur die geformten Gestalten und tragenden Repräsentanten der Ur-Bilder aus der EWIGEN Geisteswelt. Darüber hinaus jedoch, sind sie – im Rahmen eines geordneten Kosmos – in ihren Umlaufbahnen und Umlaufzeiten gleichsam ein präzises Uhrwerk, an dem wir Menschen ablesen können, „welche geistig-inhaltliche Stunde“ – von Moment zu Moment – „uns gerade schlägt“.

So ziehen sich die Wirkungen eines jeden einzelnen geistigen Ur-Bildes – aus der ewigen Geisteswelt – parallel und senkrecht durch alle waagerechten Schöpfungs-Ebenen hindurch – durch die Planeten-Sphäre mit ihren einzelnen Planeten, durch die Erde als Ganze, durchs Mineralreich, das Pflanzenreich, Tier- und schließlich durch das Menschenreich (siehe Graphik auf der nächsten Seite).

Bei all dem befinden sich wesenhafte bzw. wesentliche Ähnlichkeiten der manifesten Welt immer in Resonanz zueinander. Bedingt durch ihre spezifische archetypische Prägung haben sie eine Neigung sich – in allwissender Art – gegenseitig anzuziehen, egal auf welcher Schöpfungs-Ebene sie sich befinden mögen. Das Wesenhafte „sucht“ das Wesensgemäße und das sowohl im Positiven, wie im Negativen. Aus dieser universellen hintergründigen Wahrheit scheint mir das lapidare Sprichwort „Gleich und Gleich gesellt sich gern“ des Volksmunds endstanden zu sein.

Daseinsebenen - ewigeweisheit.de
Daseinsebenen

So wird einem Menschenkind nur solch ein Hund zum Geburtstag geschenkt, der ihm archetypisch-wesenhaft gemäß ist – das ist Schicksal, und zwar jenseits der bewussten Intentionen der Eltern, die, parallel zum schicksalhaften Geschehen, durchaus auch noch einer logisch verständlichen und Alltags-motivierten Endscheidung entspringen können. Das Eine schließt das Andere nicht aus – und genau Das können wir in der Regel mit unserem eingerasteten „Entweder-Oder-Denken“ nur sehr schwer bis gar nicht fassen.

Aber wiederum genau Das ist die großartige Koordinations- und Integrationskraft des All-Wissens und der All-Wirkmacht. Wir finden also auf beiden Seiten eine Erklärung – sowohl auf der Seite des Schicksals und der All-Macht; als auch auf der Seite der menschlichen Willenshandlung und Rationalität.

Beide Seiten gehören im Lebensganzen zusammen und wecken – im bewussten Akt der mentalen Integration – das potentiell im Menschen angelegte „Schauende Denken“, welches ein hochgradig Lebendiges und Wirklichkeits-Adäquates ist.

Die analytische (zerteilende, absondernde) Rationalität und das umfassende Göttliche ALL-Wissen sind keine unüberbrückbaren Gegensätze. Es ist unsere „rationale Einspurigkeit“, mit der wir uns von der „Weite kosmischen Bewusstseins“ abschneiden.

Das „Schauende Denken“ beschreibt Arthur Schult – ein christlicher Mystiker und Astrologe in seinem Buch „Astrosophie“ (Band 1) folgendermaßen:

Wir müssen den Zwiespalt zwischen Kopf- und Herzenswissen überwinden. Wenn wir es wieder lernen, mit dem Herzen zu denken und mit dem Kopf zu fühlen, dann vollzieht sich in uns das, was die Mystik mit der „Umstellung der Lichter“ bezeichnet.

Da wird jede Betrachtung von Stein, Pflanze, Tier, Mensch und Stern zu einem

geistig-seelischen Eintauchen in den Gegenstand, gleichzeitig erschauend, empfindend, erfühlend, also ganzheitlich gnostisch erkennend in realer Wesenseinigung. Dann sprechen Sterne, Steine, Pflanzen, Tiere, Menschen im „innern Wort“ ihr Wesen aus. Und der Mensch, vom kosmischen Logos erleuchtet, lernt es wieder, die geheime Chiffrensprache der Natur zu lesen. Die Natur, der Kosmos, wird ihm zum lebendigen Buch, zur Heiligen Schrift, die ihm den Weg zu Gott und Christus in noch viel umfassenderer Art zu weisen vermag, als alle überlieferten heiligen Schriften der Menschheit.

Der göttliche Logos, die Idee aller Ideen, durchkraftet als ewiges Licht und Leben Kosmos und Mensch. Dabei gilt es in der Natur den Geist, und im Geist die Natur zu finden. Der den Makrokosmos durchdringende und erlösende Schöpferlogos lebt als Mikrologos, als Gottesfunke, auch im Herzen eines jeden Menschen.

In Hinblick auf den letzten Absatz, sei nochmal explizit gesagt, dass die Astrologie – allein schon aus sich selbst heraus – eine hochpotente Geistesdisziplin zur Seins- und Da-Seins-Erkenntnis ist.

In dieser Funktion jedoch – je tiefer wir in sie hinein forschen (auch auf rationaler Grundlage) – eröffnet sie uns substantielle Geistes-Erfahrungen, die man in ihrer erfahrenen Wirklichkeit zwangsläufig nur noch in spirituellen bzw. religiösen Kategorien benennen kann. Man „schaut“ – bis zu einem relativ hohen Grade – den göttlichen Geisteskräften direkt „in ihrem Wirken“ zu.

Dabei weist die Astrologie jedoch nicht auf eine spezifische spirituelle bzw. religiöse Richtung hin, kann aber jede dieser Strömungen durch ihre „geistige Tiefenschau“ in grundlegender Weise bereichern.

Anders herum, findet in der Regel auch die Astrologie ebenso eine tiefgreifende Befruchtung, wenn sie sich in bestehende und authentische Strömungen mystischer, hermetischer bzw. spirituell-religiöser Art – mit ihren entsprechenden Weltbildern und geistigen Praktiken – eingliedert. Dann transzendiert sie die Ebene ihrer „nur psychologischen Kompetenzen“, schöpft ihr volles Potential der „Selbst-, Welt- und Gott-Erkenntnis“ aus und wird so zur Astrosophie.

Uraltes Erfahrungswissen

All die bisher in diesem Skript beschriebenen Zusammenhänge sind keine menschlichen Erfindungen, sondern ein über Jahrtausende gesammeltes Erfahrungswissen geistig hochentwickelter und akribisch forschender Menschen – wie zum Beispiel C. G. Jung, Johannes Kepler, Goethe, Schopenhauer, Paracelsus, Ptolemäus, Cicero, Seneca, Plotin, Pythagoras, Platon und Hermes.

Außerdem sei in diesem Zusammenhang noch erwähnt, dass die Ägypter schon 2000 v. Chr. bis 3000 v.Chr. ein hochdifferenziertes astronomisches Wissen hatten – was uns in der Regel nicht wirklich geläufig ist – und gleichzeitig wurde dort schon Astrologie betrieben. Dieses Wissen hat sich nicht ohne eine stabile, sprich reale Grundlage durch die Jahrtausende über die ganze Welt ausgebreitet. Als Kulturschatz der einzelnen Völker hat sich die Wissenschaftsdisziplin Astrologie (jenseits von Jahrmarkt und Boulevard) zunehmend differenziert und ist – nach wie vor – ihr festverwurzelter Bestand; auch aller wiederkehrenden massiven Anfeindungen – durch die Jahrtausende hinweg – zum Trotz.

Spiegelungen

Als irdische Repräsentanten der ewigen Ur-Bilder erfüllen die Planeten für uns Menschen noch heute und immerdar ihre sinnstiftende Funktion bzw. ihre Wegweisende Aufgabe.

Dabei ist die Gesamtkonstellation der einzelnen Planeten untereinander am Himmel zu einem bestimmten Zeitpunkt, der authentische Symbol-Spiegel der inhaltlichen Kräfte-Verteilung und ihrer archetypischen Wirkungen des jeweiligen Moments hier auf Erden.

Und das Horoskop ist das graphische Abbild der Planeten-Konstellationen zum Geburtsmoment – bezogen auf einen spezifischen Ort dieser Welt. In ihm spiegelt sich die ganz individuelle Schicksalsanlage eines Menschen – aber auch die eines Tieres, einer Firma, eines Staates, eines Schiffes, etc. – in jedem Moment aufs Neue.

So hat in diesem Kosmos jedes Ding und jedes Wesen seine individuelle Bedeutung, Aufgabe und Bestimmung – stets in Hinblick auf das Ganze. Und so hat auch jeder Mensch ein ihm zugeteiltes Geschick – stets in Hinblick auf das Ganz.

Aber der Mensch ist auch das einzige Wesen, das nicht nur „blind“ – also unbewusst – seinem eingeborenen Gesetz folgt (wie die Tiere und die Pflanzen, wie die Sonne und der Mond), sondern er hat auch einen eigenen Willen. und muss – über Versuch und Irrtum – seine eigene individuelle Bestimmung in der Regel erst finden, um sie dann mit Bewusstheit auszufüllen und damit wieder in Einklang mit dem Ganzen zu kommen. Das gehört offensichtlich zum kosmischen Spiel „Schöpfung“ dazu.

Da wir aber als Menschen fühlende, denkende und handelnde Wesen sind und dabei – über unser Eingebettet-Sein im Einen – gleichzeitig in wirkender Resonanz mit Allem sind, tragen wir auch die Mit-Verantwortung für das Ganze; egal auf welchem Bewusstseins-Level sich der jeweils Einzelne gerade befinden mag.

Das sprengt in seiner tiefsten Bedeutung das übliche Sozial-Empfinden unseres menschlichen Alltags, weil hier die für uns üblichen Grenzen von Zeit und Raum nicht mehr gelten. In Hinblick auf die relativ begrenzte – und bei verschiedenen Menschen unterschiedlich ausgeprägte – Bewusstseins-Kapazität, überschauen wir, in der Regel, nur unseren kleinen Alltagsrahmen.

 

Ur-Bilder und Archetypen - ewigeweisheit.de

Stattdessen wirkt – parallel, unterschwellig und autonom – in erster Linie der all-wissende Mechanismus von kosmischer Resonanz zwischen allen lebendigen Manifestationen der UR-Bilder; also zwischen allen Wesen und Dingen – und schafft entsprechende situative Ergebnisse, die wir dann handhaben müssen.

Es ist die all-wissende und wirkende Resonanz zwischen allen manifestierten und archetypisch sich ähnelnden Abbildern in der gesamten Natur unseres irdischen Daseins.

Auf uns Menschen bezogen ist dies der Blick in den Spiegel.

Wir ziehen – magisch – immer nur geistig-seelisch Verwandtes in unsere Lebens-Sphäre; sei es Gutes (bzw. Evolutionäres) oder Lebens-hemmendes bzw. Böses („Sand im Getriebe“ – mit der Aufforderung zur Korrektur, zur Läuterung; zur Überwindung des eigenen Verhaftet-Seins; zur Konfrontation und Überwindung des eigenen Schattens bzw. zur Überwindung der eigenen „Ab-Sonderung“ vom Ganzen – mit Kursrichtung auf das Ganze).

Beispiel: Wenn Jemand die Erfahrung macht, dass sein Bankkonto „gehackt“ wurde, dann ist das Ausdruck dafür, dass er in bestimmten Teilfacetten seines aktuelles Lebens – hier die materielle Sicherheit betreffend – in einem persönlich problematischen Verhältnis zu sich selbst und zur Welten-Ganzheit steht.

Wenn die betroffene Person nun als Reaktion darauf ausschließlich auf die assoziierten Täter schimpft und parallel dazu nicht ihre eigene innere defizitäre Wirklichkeit in den Fokus ihrer Bewusstheit rückt, dann bleibt sie auch ausschließlich den eigenen autonom wirkmächtigen Projektionen verhaftet und kommt so einer innerlich vorhandenen geistig-seelischen Schieflage nicht auf die Spur.

Die archetypische Potenz für ein solches „Ge-Schick“ findet man zwar – genau für diese Zeit,  für diesen Lebensabschnitt – im Horoskop dieser betreffenden Person als spezifische Themen-Auslösung wieder. Aber das Schicksal ist dennoch deshalb nicht fatalistisch – wir gehen nur nicht sorgsam genug mit unserem eigenen Potential und dem zu uns gehörenden Welten-Ganzen um und bedürfen deshalb einer Korrektur seitens eines „liebenden und ganzheitlich-orientierten Schicksals“.

In solchen Situationen sind wir – wenn wir sie richtig verstehen – aufgefordert unser Bewusstsein zu schärfen und somit unser gegebenes Schicksal immer wieder aufs Neue „mitzuformen“. Dabei können wir unseren Fokus auf das Kosmisch-Ganze zu lenken, von dem wir immer ein unbewusst-wirkender Teil sind und es nun auch wieder ein Stück weit mehr bewusster werden sollen.

Es ist der immerwährende und ungebrochene Evolutions-Prozess des universellen Geistes und gleichzeitig der des menschlichen Bewusstseins. Wir können uns dem – im „aufmerksamen Lauschen“ – bewusst hingeben oder wir werden – manchmal in sachter, manchmal in herber Weise – „dahin geschoben“.

So besteht das menschliche Leben aus einem beständigen Ringen zwischen den beiden Polen „Freier Wille und schicksalhafter Bestimmung“.

Dieser Grundzustand der Unvollkommenheit menschlicher Existenz ist moralisch an sich nicht zu beklagen. Er ist Weltenlauf. In diesem Sinne trifft uns auch keine Schuld in einem für uns üblichen und weit verbreiteten Alltagsverständnis. Wir sind geistig noch relativ ausgeprägt von Unbewusstheit verhüllt, und für das, was uns nicht bewusst ist, können wir auch keine Schuld tragen.

Dennoch geht es in diesem Prozess und auch in seiner Finalität – im innersten inhaltlichen Kern – tatsächlich vor Allem um zunehmende Bewusstheit und um Moral (hier nicht Moral im „moralsauren“ Sinne gemeint). Es geht – schlicht und bedeutungsschwer zugleich – um die Liebe, in Hinblick auf das Ganze, und fordert von uns eine Integrale Sichtweise.

Wir Menschen sind also evolutionär aufgefordert unser „individuelles Angelegt-Sein“ mit unserem „unlöslichen kosmischen Eingebunden-Sein“ in Einklang zu bringen.

Es ist der Weg vom „separierten Individuum“ hin zur „bewussten individualisierten Ganzheit in Gott“.

Die – hier sehr verkürzte und absichtlich einseitig erzählte – biblische Geschichte vom Sohn, der den Vater um seinen Erb-Anteil bittet und daraufhin das Vaterhaus verlässt, um sein Glück in der Welt zu machen bekommt in diesem Kontext nochmal einen vielleicht vorher ungeahnten oder tieferen Sinn.

In der Welt verprasst er nämlich schnell sein Erbe, scheitert und kehrt reuig zurück zu seinem Vaterhaus. Dort wird er vom Vater mit liebenden Herzens und ohne Vorwurf wieder aufgenommen und dem heimgekehrten Sohn zu Ehren wird sogar noch ein Freudenfest veranstaltet.

Das Horoskop (Geburtsbild) seinerseits zeigt körperliche, seelische, geistige, soziale und spirituelle Potentiale an – das ist unser Schicksal – nicht aber einen in seiner Entwicklung schon ausgereiften Menschen, der in der Lage wäre, diese gegebenen Potentiale vollbewusst und im Einklang mit Jedem und Allem auszubilden und einzubringen.

Noch einmal – wir dürfen also die angezeigten archetypischen Potentiale niemals fatalistisch deuten, so wie es von Laien oder selbstherrlichen AstrologInnen immer wieder missverstanden wird.

Jede definierbare archetypisch wirksame Kraft wird noch mal durch den geistig-seelischen Reifegrad des individuellen Menschen modifiziert, durch den diese Kräfte zum Ausdruck kommen – in kleineren oder größeren Nuancen.

Ein krasses Beispiel zeigt die Wirklichkeit des hier allgemein Gemeinten: Es ist astrologisch erlebte Tatsache, dass ein Chirurg, über seine sonstigen individuell-angelegten Gaben seines Gesamthoroskops hinaus, die gleiche Detailkonstellation – die gerade sein Chirurg-Sein ausmacht – mit der eines Messerstechers teilt. Beide haben die gleichen Detailanlagen (Mars – Pluto). Beide haben die Befähigung einem anderen Menschen „den Bauch aufzuschneiden“. Beide leben aber auf einem anderen Bewusstseinsniveau. Was dem Einen seine Berufung ist, erlebt der Andere als Zwang. Der Eine beherrscht die gegebenen Kräfte; er erlebt sie als Gabe (Begnadung) und kann sie weiter ausdifferenzieren. Der Andere wird von ihnen in autonomer Weise dämonisch bzw. unbewusst beherrscht.

Wir Alle können immer nur Das ausgestalten, was in uns schicksalhaft angelegt ist. Wie schon gesagt, sind uns aber unsere positiven Möglichkeiten bzw. unsere uns schicksalhaft gegebenen Anlagen vielfach nicht in einem ausreichenden Maße bewusst. Wir stecken dann im Korsett unserer Konventionen fest und richten unser persönliches Verhalten und unsere beruflichen Intentionen nach den Regeln der Herde aus. Da aber, wo wir wahre Individualität vor der Herde verstecken müssen – oder glauben, verstecken zu müssen – leben wir in Gefühlen wie Minderwertigkeit, Sinnlosigkeit, Frustration und Aggression, und kompensieren dies an anderer Stelle mit überhöhten, bis hin zu brachialen Freiheitsansprüchen und einer ausgeprägten „Haben-Wollen-Mentalität“ (Lebenskampf und Welt-Zerstörung).

Der Geist jedoch will uns immer führen, wenn wir bereit sind, uns zunehmend in seine Weisheit zu vertiefen und diese auch handelnd umzusetzen. Kraft seines All-Wissens, weiß ER (der Geist), was wir brauchen, um uns zu entwickeln.

Dafür „schickt“ er uns von Zeit zu Zeit das „Sal“, damit wir nicht völlig verderben, wie eine „faule Frucht mit Stoßstellen“.

Das Schicksal ist also das „geschickte Sal“, das „geschickte Heil“ im Dienste der Bewusstseins-Evolution – und das auch in Fällen, in denen es schmerzt. Und die gibt es häufig in unser aller Leben.


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