Der Narr im Tarot

Neuanfang, Spontaneität, Glaube und Selbstvertrauen, Offenbare Dummheit

Der Narr tut, was er nicht lassen kann.
Der Weise lässt, was er nicht tun kann.

– Aus China

Kurzbeschreibung:

Der Narr steht für die spirituelle Suche nach Lebenserfahrung. Er steht für die kindliche Fähigkeit sich in die inneren Zusammenhänge der Welt einzudenken. Er repräsentiert die göttliche Natur der Weißheit. Auf seiner Schulter trägt er anscheinend all seine Besitztümer die er braucht. In seiner rechten Hand hält er eine weiße Rose die für die Würdigung der Schönheit aber auch als ein Symbol der Unbeständigkeit zu sehen ist. Er wird von einem Hund begleitet, welcher als die tierischen Begierden verstanden werden kann oder aber als der Ruf der „wirklichen“ Welt. Er kümmert sich anscheinend nicht darum, dass er auf einen Abgrund zuschreitet und ist wohlgemut.

Zahl:

Numerologie der Null – 0

Hebräischer Buchstabe:

א    “Ochse”

Details:

Leichten Schrittes läuft ein Jüngling auf den Abgrund zu – er schaut nicht vor sich, sondern träumerisch ins Blaue des Himmels. Die sich vor ihm öffnende Tiefe stellt für ihn anscheinend keinen Grund zur Beunruhigung dar. Nur sein Hund, seine Intuition, scheint ihn anzubellen und vor der Gefahr zu warnen. Im alten Ägyptern war der Hund das Wesen das die Seelen durchs Totenreich führte.

Vielleicht mag er oberflächlich als Depp erscheinen, doch ist es z.B. in Märchen meist der jüngste, ungeschickteste oder dümmste, dem es gelingt das »Große Werk« zu vollbringen. Oft liest man in solchen Geschichten von einem verlorenen Königreich das händeringend nach einem mutigen Helden sucht um es vor dem endgültigen Untergang zu retten. Häufig erklären sich die zwei ältesten dreier Königssöhne bereit das Reich vor dem drohenden Untergang zu retten, bleiben aber beim Lösen der Aufgabe fast immer erfolglos. Wenn sich der Jüngste nun auch versuchen will wird er von allen verlacht, macht sich aber dennoch auf den Weg und nach vielen Prüfungen findet er den Schatz, das Heilmittel für den krankenden König, oder die Wunderwaffe um den schrecklichen Drachen zu töten. Damit kehrt er heim um das Land von der großen Gefahr zu befreien. Doch gelingt ihm das nur, da er Kind1 geblieben und voller Offenheit, Neugier und Begeisterungsfähigkeit die Aufgabe antrat, nicht wusste was er falsch machen oder was schief laufen könnte. Wir finden den Archetyp des weisen Narren in allen Kulturen der Welt. Seine Erscheinung steht für den Neuanfang, die Spontaneität und Vorurteilslosigkeit. Wir begegnen ihm etwa als Nasreddin Hoca2 oder als Parzival in Wolfram von Eschenbachs3 Gralszyklus.

Schlechte Eigenschaften die mit dem Auftreten dieses Tarotbilds genannt werden sollten sind Verantwortungslosigkeit, Dummheit und Tollpatschigkeit.

1 »[…] Es sei denn, dass ihr umkehret und werdet wie die Kinder, so werdet ihr nicht ins Himmelreich kommen. Wer nun sich selbst erniedrigt wie dies Kind, der ist der Größte im Himmelreich.«, Matthäus 18:3-4

2 Nasreddin Hoca (Hoca gespr. »Hodscha«) war ein Sufi-Heiliger der vorallem wegen seiner humoristischen Geschichten weltweit Bekanntheit erlangte. Vor allem wurde die Figur des Nasreddin durch den englischen Sufilehrer Idries Shah (1924-1996) bekannt »Die fabelhaften Heldentaten des vollendeten Narren und Meisters Mulla Nasruddin«. Nasreddin Hoca wird of rückwärts auf einem Esel reitend dargestellt.

3 Wolfram von Eschenbach (1160-1220) war ein deutscher Dichter und Minnesänger.

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