Pranayama: Beherrschung des Atems

Pranayama ist Grundlage aller Meditation und Chakra-Arbeit. Prana ist kosmische Lebensenergie, beziehungsweise das magnetische Strömen des Atems – und Yama die Kontrolle oder Beherrschung dessen. So ist Pranayama also die Kunst des kontrollierten Atmens, der den Körper mit Lebensenergie versorgt.

Unsere inkarnierte Seele lebt in einem »Meer aus Luft«, dass Licht und Wärme durchströmen. Dieses Strömen, an dem wir als Lebewesen mit unserem Körper teilnehmen, basiert auf einem belebenden Prinzip, mit dem wir unsere Körperlichkeit gestalten – feinstofflich und grobstofflich. So wie unser Atem ist, so ist unser Leben. Leben ist Atmen.

Hektik und Anspannung führen zu unregelmäßigem Atmen, während ein ausgeglichener, gleichmäßiger Atem unser geistig-körperliches Wohlbefinden fördert.

Harmonie im Atmen bedeutet Harmonie im Herzen – Atmung und Blutkreislauf hängen zusammen. In den Lungenbläschen wird der über den Atem aufgenommene Sauerstoff im Blut gelöst und oxidiert die darin gelöste Glukose (Traubenzucker). Dabei entsteht Energie, die den Körper mit Wärme versorgt. Auf den Blutkreislauf und den Herzschlag können wir funktionell keinen direkten Einfluss ausüben. Doch es lässt sich über bewusstes Atmen die Herzfrequenz indirekt beeinflussen.

Mensch und Kosmos

Im gesunden Zustand, atmet ein Erwachsener pro Minute etwa 18mal, wobei der normale Puls ungefähr 72mal pro Minute schlägt. So erhalten wir ein Verhältnis von etwa 1:4 – einen Atemzug pro vier Pulsschlägen.

Nun haben die Zahlen 72, 18 und vier eine kosmische Bedeutung. Das heißt, ihre Werte messen bestimmte Zyklen, denen die Tierkreiszeichen, Sonne, Mond und Erde folgen. Alle 72 Jahre bewegt sich der Frühlingspunkt, das ist die Position des Sonnenaufgangs am 21. März, um ein Grad durch den Tierkreis. Gegenwärtig wandert dieser Frühlingspunkt langsam in das Sternzeichen Wassermann – daher die Rede vom »Wassermannzeitalter«. Die 18 misst den sogenannten Saroszyklus. Er dauert etwa 18 Jahre und beschreibt den Zyklus wo Sonne, Erde und Mond in einer Linie stehen (Finsterniszyklus). Vier ist natürlich die Zahl der Grundelemente, in dem unser Körper in den vier Jahreszeiten lebt: Erde (Knochen, Zähne, Eiweißstoffe), Wasser (Blut und Körpersäfte), Luft (Atem) und Feuer (Körperwärme, Nervenimpulse).

Bewusste Atemsteuerung

Wer bewusst seinen Atem zu regeln lernt und es schafft, diesen mit dem Pulsschlag abzustimmen, ist innerlich mit den oben beschriebenen Zyklen des Kosmos verbunden.

Wenn wir uns aber aus dem hier beschriebenen kosmischen Gefüge lösen wollen, um z. B. andere Bewusstseinszustände zu erreichen, können wir das ebenfalls durch bewusste Steuerung des Atems bewirken.

Im bewussten Atem und der damit verbundenen Kontrolle und Harmonisierung des Blutkreislaufs, entwickelt man langsam die Fähigkeit, nach Belieben Prana-Energie in die Chakras zu leiten.

Praxis des Pranayama

Man nimmt die Lotus-Haltung ein, oder setzt sich im Schneidersitz, bequem auf den Boden – die Wirbelsäule aufrecht, Augen und Mund geschlossen und entspannt. Nun schließt man die Augen und richtet den inneren Blick auf den Bereich zwischen den Augenbrauen.

Jetzt entspannt man den Kiefer, wobei die oberen Zähne die unteren Zähne nicht berühren. Die Zunge wird entspannt, so dass sie frei im Mundraum »schwebt«. Den sich beim Atmen ansammelnden Speichel im Mundraum, kann man einfach herunterschlucken.

Um nun mit dem Pranayama zu beginnen, benötigt man einen bestimmten Zähltakt. Der könnte optimalerweise basieren auf der Pulsfrequenz, die man sich ja am Unterarm selbst messen kann. Es ist aber nicht zwingend notwendig, dass man genau mit dem Puls zählt, doch optimal, wenn man den Takt des Pulses ungefähr weiß. Alternativ ließe sich auch ungefähr im Sekundentakt zählen.

Hat man den für sich optimalen Takt gefunden, zählt man mit dem Einatmen auf Zwei und atmet doppelt so lange aus. Nachdem man vollständig ausgeatmet hat, zieht man zusätzlich den Bauchnabel ein, so dass auch die Restluft aus dem Körper entweicht, was ebenso lang dauert wie das Ausatmen. Hieraus ergibt sich, für die gezählten Takte, diese Atemformel:

Einatmen Ausatmen Restluft entweicht
2 4 4

Man atmet also sehr schnell, tief ein, wonach die Ausatmung entsprechend ausgedehnt erfolgt.

Alternativ kann man diese Atemübung auch umkehren. So dass die Pranayama-Formel so aussieht:

Einatmen Ausatmen Restluft entweicht
4 4 2

Als nächstes sind Einatmen und Ausatmen gleichlang, tief und entspannt, so dass sich diese Formel ergibt:

Einatmen Ausatmen Restluft entweicht
8 6 2

Alle drei Atemformeln lassen sich getrennt voneinander einmal täglich, ca. 3-5 Minuten üben.

Mit dieser Art der Atemkontrolle wird man sich überhaupt erst über das geheimnisvolle Wesen des eigenen Atmens bewusst. Wer seinen Atem geduldig regeln lernt, bemerkt allmählich, wie beim Einatmen nicht nur Atemluft in seinen Körper strömt, sondern sich ihm dabei auch die Geheimnisse des Kosmos offenbaren. Unser atmender Körper ist eben ein Teil des lebendigen Kosmos.

Ein sehr positiver Effekt des Pranayama ist, dass bei wirklicher Konzentration auf den Atem, Gedankenfluss und innerer Dialog aufhören. Es ist jedoch vollkommen natürlich, dass sich bestimmte Gedanken wieder einstreuen und man während der Pranayama-Übung aus dem Zähltakt kommt. Doch dann beginnt man einfach von vorn.

Der Atem ist das Pferd,
der Gedanke der Reiter.

– Tibetisches Sprichwort

Ziel von Pranayama ist einen elastischen und bewussten Atem zu erzeugen. Damit lassen sich Geist, Gefühle und Sinne reinigen. So klärt man die Aufmerksamkeit für die nächste Stufe der Meditation: dem Pratyahara.

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