Mysterium des Todes - ewigeweisheit.de

Das Mysterium des Todes

Manche meinen der Tod sei ein sehr, sehr langer Schlaf. Was schläft ist aber nichts als der verwesende Leib. An die Unsterblichkeit der Seele zu glauben hingegen bedeutet den Tod zu erkennen als Befreier der Seele. Dies wissend könnte man sich fragen: Wieso überhaupt sollte man den Tod dann noch fürchten?

Es ist wohl eher die Angst vor dem Sterben, das vielleicht mit Leid und Schmerzen einhergeht. Darum spricht auch niemand in hohen Tönen von seinem Tod. Eher zuckt einer vor dem Bild seines eigenen Todes zusammen. Doch jeden Augenblick kann uns der Tod holen, auch wenn das sehr unwahscheinlich ist oder fast unmöglich erscheint.

Wer dieser, seiner letztendlichen Konsequenz schon mal ins Auge sah, der weiß worum es hier geht: Ein Grauen das über einen kommt, wenn man sich bewusst macht, dass man schon nachher nicht mehr leben könnte. Kaum zufällig unterstellen viele Märchen und Legenden diesem Inbegriff des Schreckens stets eine hässliche, furchterregende Wesenart, auch wenn der Tod an sich ja keine Person oder Sache ist.

Grausamer aber noch als der eigene Tod, den man ja gerne in die ferne Zukunft verschiebt, ist wenn ein nahestehender Freund oder Familienangehöriger stirbt. So viele Menschen tauchen danach ab, in vielleicht tiefe Trauer oder Verzweiflung, wo ein Riss ihr ganzes Sein zu spalten droht, wo die Gefühle liebevoller Erinnerung und schmerzlicher Wahrheit die Seele zerreißen.

Ist der Tod wesenhaft?

Das Ende der irdischen Körperlichkeit ist meiner Ansicht nach eigentlich nur der Beginn eines Übergangs, wo sich sich die Seele aus dem Körper löst, um als nicht-physisches Wesen fortzuexistieren. Der physische und ätherische Teil des Menschen aber wird wieder eins mit der Erde und lässt sich niemals mehr in die Form vor seinem Tod zurückverwandeln.

Den Seelengeist umkleidet zunächst ein geistiger Leib, der ebenso wahrnimmt, wie der physische Körper. Dass das nicht allein auf Spekulationen beruht, dafür stehen all die Berichte von Menschen die eine Nahtod-Erfahrung machten, sich aus ihrem Körper lösten, ihn vor sich sahen und auch die Worte der Menschen in ihrer Nähe vernahmen, auch dann, wenn man sie bereits als klinisch tot erklärte.

Human Pardon. Félicien Joseph Victor Rops (1833-1898) - ewigeweisheit.de

Begnadigung des Menschen – Gemälde von Félicien Rops (1833-1898).

Der Tod kommt unaufgefordert

Tod bedeutet Stille. Doch es ist keine Stille vor der man sich zu fürchten braucht, da es ja bereits der Tod selbst ist. Eher gleicht der Tod auch einem Freund, der den Wesenskern des Menschen – seine Seele – aus enger Körperlichkeit dann endlich befreit. Niemand als der eigene Tod besitzt die Schlüssel, um jenes Seelentor zu öffnen, dass das wahre Wesen des eigenen Seins enthüllt.

Der Tod begleitet uns stets an unserer Seite. Wer ihm begegnet, dessen Seele wird abberufen, auf einen Pfad der in die Fremde führt. Er ist gewiss ein strenger Besucher, der sich von seiner Pflicht durch nichts in der Welt abbringen lässt. Der Tod ist auch ungeduldig. Drum, wenn er zuschlägt, bleibt dem Sterbenden keine Zeit. Selbst jene, die im Begriff sind auch nur die kleinste Tätigkeit anzugehen, die in nur Augenblicken erfolgen würde, selbst sie unterliegen seiner Ungeduld.

Aufgabe des Todes ist die Seele aus den Banden des Fleisches zu entfesseln, quasi als letzter Akt menschlichen Seins. Der Tod trägt die Seelen davon, den verstorbenen Körper aber lässt er zurück, dessen sich die Seele zu Lebzeiten als Fahrzeug bediente und darin vielleicht recht verliebt war.

Manch einer wird vom Tod im Schlaf heimgesucht, so dass er nicht ins Bewusstsein seines Leibes zurückkehrt, als vielmehr in einem anderen Bewusstseinszustand zu erwachen. Schlaf und Tod sind Geschwister.

Der eigentliche Tod ist ein Wechsel ohne Wiederkehr. Er aber ist nicht das Leid, das jemand vielleicht während langer, tödlicher Krankheit im Sterben erfährt. Es ist keine Reise, die ein Mensch mit seiner Seele beginnt, nichts, wo lange Zeit vergeht, vom einen Hier zum anderen Dort. Es ist ein zeitlich gänzlich simpler Vorgang, den der Tod ad hoc bewerkstellig.

Wer weiß dass er sterben wird, der braucht kein neues Gewand anzulegen, braucht keine Ersparnisse mehr zu zählen, keine Besitztümer mehr auszuwählen. Alles was der Tod vom Menschen fordert ist seine geistig-spirituelle Vorbereitung auf den Tag seines Ablebens.

Wer ist darauf vorbereit?

Wer schon beschäftigt sich mit seinem jüngsten Tag?

Wäre es dafür nicht immer an der Zeit?

Im Land der Toten

Sobald sich die Seele eines Menschen vom verstorbenen Leib löste, so die Geheimlehren, begegnen ihr zuerst die Seelen jener Menschen die sie einst während ihres irdischen Aufenthalts kannte, doch die selbst schon verstorben waren. Sie freuen sich über die Ankunft der Seele des Verstorbenen. Unter ihnen sind nur aber jene, die dazu Erlaubnis erhielten. Kaum verwunderlich dass diese Seelen am Eingang in die Zwischenwelt genau wissen, was der Verstorbene durchgemacht hat, zählten sie doch selbst einst zu jenen, die ihrerseits dort feierlich empfangen wurden. Auch sie mussten traurig Abschied nehmen von ihren lieben Freunden und Familienangehörigen.

Doch es ist nicht immer so, dass die Seele nach dem Tod des Körpers, tatsächlich in den Kreis der Bekannten eintritt. Ebenso wenig wahrscheinlich ist, dass sie alle ab da an zusammen sind. Man war ja auch auf Erden nicht ununterbrochen zusammen.

Der Glaube dass mit dem Tod alles zu Ende sei, stimmt also anscheinend für jene, die sich immer nur mit ihrem Körper identifizieren. In den Geheimwissenschaften in Ost und West aber ist die Rede von einem Teil der Existenz, der fortwährend an seiner eigenen Weiterentwicklung interessiert ist. Die Station Erde ist dabei nur ein Teil auf diesem langen Weg des Aufstiegs.

Ganz gleich ob nun manche an die Wiedergeburt glauben oder andere ihre Seele nach dem Tod einem Paradies oder einer Hölle gegenüberstehend finden wollen, geht es doch immer um die Läuterung der Seele. Es ist ein Pfad auf dem Weg zur Vervollkommnung – auch dann, wenn dieser Begriff nicht mit dem identisch ist, wie wir ihn zu Lebzeiten auf Erden definiert hatten.

Niemand kann sagen wie lange dieser Seelenweg der Läuterung tatsächlich ist. Gemäß einfachster hermetischer Prinzipien dürfte er aber sehr wahrscheinlich in die Einheit allen Seins führen, wo sich das Getrennte dann verbinden wird damit, was wohl einst sein Ursprung war.

Dante's Paradiso - ewigeweisheit.de

Dante’s Paradiso: die himmlischen Gefilde der Seeligen und Engel. Illustration von Gustave Doré (1832-1883).

Bleibt alles beim Alten nach dem Tod?

Auch wenn man nicht mehr in seinem Körper über irdischen Grund wandelt, bleibt man als Seelenwesen am Leben. So wollen es die Geheimlehren in West und Ost. Manche meinen gar zu behaupten, dass man sich gar nicht verändere, sondern die Lebensreise im Jenseits, gewissermaßen die diesseitige Reise einfach nur fortsetze.

Wenn im Osten nun die Rede ist von Karma, dem Prinzip von Ursache und Wirkung, denkt man sich dabei die Konsequenzen, die die Taten eines Menschen mit sich bringen. Wer frei ist von allem Übel, der soll nicht mehr auf diesem Planeten reinkarnieren müssen – einem Ort, der ja manchmal ein Ort der Finsternis ist, wo Leid, Angst und Schmerz jeden Lebenden plagen. Doch sind es nicht eben diese Attribute, die die westliche Tradition auch mit der Hölle assoziiert?

Für jemanden der auf dieser Erde leidet, dürften Vorstellungen von einer Hölle oder der Fortsetzung irdischer Leiden im Jenseits, zuerst wohl unangenehm erscheinen. Fest steht jedoch, dass sich alles im Leben ändert, ganz gleich wie hart es im Augenblick auch erscheinen mag.

Jedes Leid kommt zu seinem Ende. Was Trauer war, wird irgendwann vergessen sein.
Statt Schmerz wird dann Freude empfunden und Verzweiflung weicht der Zuversicht.

Natürlich ist all das viel komplexer, als dass man es hier in wenigen Zeilen schreiben könnte. Viele Seiten mehrerer Bücher ließen sich füllen mit der Beantwortung der Frage: Was geschieht im Übergang vom irdischen Leben ins Jenseits?

Manche mögen darauf antworten, dass sie gemäß ihres Karmas wiedergeboren würden. Doch ob sich das in der Tat, eins zu eins so ereignen wird, wie man darüber hier und dort mal las, das kann doch niemand wirklich beantworten, der auf dieser Erde lebt. Selbst er wüsste es, bedeutete das trotzdem nicht, dass es auch ebenso für jeden anderen Menschen gelten würde.

Ohnehin basiert solches »Geheimwissen« meist nur auf intellektuell angereicherten Details, die manchmal vielleicht nur ein Autor oder Seminarleiter zu wissen vorgab. Leider sind unter diesen oft aber auch welche die nicht wirklich wissen wovon sie eigentlich sprechen. Sie geben einfach nur das wieder, was sie anderswo hörten oder lasen.

Das bedeutet natürlich nicht, dass wenn hier geschrieben steht, dass Andere lediglich fremdes Wissen kopieren und alles daran falsch ist. Vielleicht macht es aber Sinn es so zu formulieren: Wer an die Existenz seiner Seele glaubt, dem dürfte schwer fallen sich nicht die Frage zu stellen, was mit diesem Teil seines Seins nach dem Tod wirklich geschieht – insbesondere dann, wenn die Seele eben nicht allein eine psychologische Entität ist, sondern tatsächlich ein eigenständiges Wesen – etwas, das einen Körper angenommen hatte, durch dessen Augen es in die Welt sieht und sich durch den Tod dann wieder von alle dem scheidet.

Wenn es so etwas wie eine Seele gibt, die den Tod übersteht, und das erfahren wir ja aus den philosophischen Schulrichtungen und Religionen in Ost und West, ist ihr Fortleben gewiss eine Weiterführung des irdischen Lebens. Auch dann, wenn es sich »nur« um Erinnerungen handelt.

Das bedeutet aber auch, dass sich alle Sorgen und Ängste in gewisser Weise erhalten, bis man sie schließlich überwunden hat. Dabei müssen es gar nicht die Alltagssorgen sein, die einem im irdischen Leben zu schaffen machten, als eher das als Sorge empfundene Gefühl – oder besser – die intuitive Emotion, die uns mitteilt: etwas war nicht in Ordnung.

Freitod

Der Übergang vom Leben in den Tod ähnelt einem Umzug von einer Stadt in eine andere. Seine moralischen Verpflichtungen nimmt ein Mensch jedoch immer mit. Deshalb ist es gänzlich sinnlos zu glauben, dass ein Selbstmord, auch noch so gravierenden Probleme und Sorgen auf dieser Erde erübrigen könnte. Wer sich selbst tötet bekennt sich zu seiner totalen Unfähigkeit zu leben.

Schaut man hier etwa auf die westlichen religiösen Traditionen, so meinen diese nun, dass ein Selbstmörder unbedingt in der Hölle landet. Dort versucht die Seele eines Selbstmörders erneut ihr Leben durch Gewalt zu beenden, was ihr als unsterbliche Einheit jedoch niemals gelingen kann, sie aber nur immer tiefer in immer weitere Komplikationen hinabzieht, bis sie schließlich erkennt, dass Selbstmord niemals einen Zweck erfüllen kann. Nur dann vielleicht sitzt sie fest.

Eine solche Tat ist eben nichts, worüber jemand zuvor reflektierte oder über die Auswirkungen nachdachte. Es ist eine Tat vollkommener Aggression. Denn hätte jemand über seine Auswirkungen nachgedacht, wäre seinem absurden Wunsch, durch eigenes Tun zu sterben, wohl doch die Vernunft in die Quere gekommen und hätte ihn von dieser Tat abgehalten.

Die Vorstellung mag manchen sehr beängstigend erscheinen oder gar wahnwitzig. Doch es gibt kein Entkommen! Probleme wollen gelöst, Schwierigkeiten aus dem Weg geschafft, Hürden wollen überwunden werden. Auch wenn das im Diesseits manchen einfacher zu gelingen scheint als anderen, bedeutet das nicht wirklich, dass sie, selbst in üblem Handeln, auf ewig frei von Schwierigkeiten bleiben.

Was auf Erden erreicht wurde, welches Endziel der Mensch beim Tod seines Körpers fand, dass wird seine Seele in transformierter Form auf einer anderen Ebene fortsetzen. Dann hoffentlich aber auf einer höheren Stufe der Vervollkommnung.

Das Leben im Jetzt, in diesem Körper, an diesem Ort, an dem Sie sich in diesem Augenblick befinden, ist ein Ausschnitt einer sehr, sehr langen Weiterreise, die aber wahrscheinlich nur hier auf Erden, durch Freude und Schmerz ebenso führt, wie durch Verlust und Gewinn. Denn ist die Seele körperlos, wie sollte man von etwas ahnen, dass man durch das Herz und das Gehirn eines physischen Körpers in erwägt?

Es ist unsere Gewohnheit, die uns in raum-zeitlich materiellen Termini denken lässt. Man identifiziert sich mit seinem Körper, mit dem Ort an dem man lebt und dem Augenblick, in dem man Lust oder Leid, Freude oder Trauer verspürt. Und all diese Empfindungen besitzen ganz und gar ihre eigene Wirklichkeit und Wichtigkeit. Nur wenige aber empfinden sie bewusst, als tatsächliche Verpflichtung in dieser Lebensspanne, in der wir unseren Körper über die schöne Erde bewegen.

Der Weg, den wir dereinst durch den Tod in der physisch-zeitlichen Welt beenden werden, wird in anderer Form dennoch weiter beschritten werden müssen. Dort wo er im diesseitigen Leben endete, setzt er sich im jenseitigen Leben fort.

Alles was wir in dieser Welt erreicht haben, dass nimmt unsere Seele in sich auf und führt sie mit, im sogenannten »kommenden Leben«. Dabei ist es ganz gleich, ob wir an Reinkarnation glauben oder an ein Leben nach dem Tod, wo unsere Seele in Himmel oder Hölle überführt wird. Was wir an Schulden aufnahmen oder andererseits an Begierden ablegen konnten: Das ist der Ausgangspunkt, von dem wir uns in die kommende Welt nach dem Tod bewegen werden.

Der Tod spielt eine Melodie: Frans Francken der Jüngere (1581–1642) - ewigeweisheit.de

Der Tod spielt eine Melodie: Gemälde von Frans Francken dem Jüngeren (1581–1642)

Ist Macht im Diesseits vielleicht im Jenseits Ohnmacht?

Nicht ausgeschlossen, dass sich nun dem einen oder anderen diese Frage stellt: Was geschieht mit den Menschen im Jenseits, die hier und jetzt auf Erden ihr wortwörtliches Unwesen treiben? All die Verbrecher, Bösewichte oder Kriegstreiber, die jemals lebten oder etwa Positionen großer Macht bekleideten: Was passiert mit ihren Seelen?

Alle Macht und Gewalt die ein Mensch durch seine bösen Umtriebe auf Erden bewirkt, finden meistens auf physischer Ebene statt. Stirbt einer von ihnen, so wird seiner Seele aller Spielraum entrissen, doch der Wunsch festzuhalten und die vielleicht damit verbundene materielle Sicherheit, verschwinden mit einem Mal. Für jemanden der nichts besitzt, mag das ganz gleich sein. Einer der mit großem Besitz aufwartet und dem seine Macht über andere alles bedeutet, dem dürfte die Vorstellung von einem Augenblick auf den nächsten all das zu verlieren, wohl unvorstellbare Angst einjagen. Sein Leben besteht vielleicht allein aus materiellem Besitz, aus Luxus und sinnlichen Lebensfreuden – Dinge, an die man sich als Erdenmensch nur all zu leicht gewöhnen kann.

Das gewissenlose Handeln mächtiger Unholde, die ihre Gewaltherrschaft mit allen Mitteln behalten wollen, rührt her von einer gefährlichen Hilflosigkeit, denn nichts ist ihnen geblieben als das Grauen vor ihrem Verlust. So einer wird alles daran setzen, so viel wie möglich Menschen seinem Joch zu unterwerfen. Wie arm aber ist eine Seele dran, die das dann nach dem Tod alles nicht mehr haben kann?

Führt man sich vor Augen, dass das Seelenleben ein Sein in der Ewigkeit ist, wie unbedeutend kurz ist doch dann das Leben in dieser Welt. Was jedoch nicht heißt, dass wir uns der Verantwortung auf diesem Planeten entziehen können.

Der Tod ist ein Ratgeber

Wenn heute der letzte Tag in ihrem Leben wäre, was würden sie tun?
Würde dieser Tag dann so enden, wie schon die Tage zuvor?

Die Antworten auf diese Fragen dürften recht ähnlich ausfallen. Und doch sind nur wenige Menschen dazu bereit sich morgens diese Frage zu stellen:
Wenn heute mein letzter Tag auf Erden wäre, würde ich dann das tun, was ich mir heute vorgenommen habe?

Selbst wenn sich einer diese Frage tatsächlich stellt, ist es damit allein wohl kaum getan. Denn worauf ich hier hinaus will, wenn es oben heißt, dass der Tod ein Ratgeber ist, ist ganz und gar etwas anderes gemeint, als nur eine philosophische Pflicht zu erfüllen. Eher geht es bei der Suche nach der Antwort auf diese Frage darum, wie oft sie mit einem Nein beantwortet wurde. Je öfter das nämlich der Fall ist, desto unzufriedener werden wir, da sich etwas wiederholt, auf das wir eigentlich keine Lust (mehr) haben. Es lohnt sich, diese Frage also gleich noch einmal zu stellen:

Wenn heute mein letzter Tag auf Erden wäre,
würde ich dann das tun, was ich mir heute vorgenommen habe?

Sich daran zu erinnern, dass man bald sterben könnte, heißt nicht, dass man eine besessene Todesangst entwickeln soll! Ganz im Gegenteil. Es geht darum, jeden Atemzug bewusst zu nehmen und dankbar zu erkennen, dass man am Leben ist.

Doch wenn der Tod zur Sprache kommt, fürchten sich die meisten unter uns. Es ist eben das düsterste Thema in unserem Leben. Was aber ganz und gar nicht bedeutet, dass man eigentlich den Unterschied zwischen dem Tod eines geliebten Freundes oder Verwandten, als etwas ganz anderes erfährt, als den eigenen Tod. Der Tod markiert in unserer westlichen Kultur eben ein Tor ins Ungewisse, in einen Bereich der gänzlich fremd und undurchschaubar bleibt.

Grau und Schwarz ist nur der Kummer

Jeder der schon einmal auf einer Beerdigung war, hörte dort vielleicht einen Priester sagen »Nun ruht er in Frieden«. Nicht ganz einfach diese Aussage, insbesondere dann nicht, wenn hier behauptet werden soll: Der Tod ist keine Bereicherung, wie man sie etwa zu Lebzeiten durch etwas erfahren könnte. Und dazu gehört allemal ein Leben in Frieden. Ein Tod in Frieden macht gewiss nicht wirklich Sinn. Nichts was wir nicht sowieso schon haben, könnte uns der Tod mit dem Verlassen unseres irdischen Daseins geben, das wir nicht bereits besitzen. Wie auch, ist der Tod doch eigentlich Inbegriff allen Verlusts!

Wessen Seele also nicht bereits zu Lebzeiten in Frieden mit sich und der Welt ist, wird wohl auch nach dem Tod weitersuchen. Denn Glück und Gelassenheit sind nicht allein stellvertretend für das, wofür sie stehen. Es sind Gemütszustände, die es zu erlangen gilt. Wer sie aber erwarb, der sollte sie sorgsam pflegen.

Was war, setzt sich also fort. Wer im Saus und Braus lebte, dessen Seelenleben wird sich auch nach dem Tod nach Ähnlichem, wenn auch nicht Gleichem sehnen. In den tibetischen Totenbüchern etwa, ist die Rede von den Bardos, den Zuständen der Seele nach dem Tod, in die sie eintritt und durch die sie sich begeben muss, bis sie erneut auf Erden inkarniert. Ab einem gewissen Grad dieser Reise durch das Jenseits aber, sieht sie kopulierende Paare, in denen sie die rechten Verkörperungen dessen erblickt, für die es sich lohnt erneut zu inkarnieren.

Auch wenn die Vorstellung des Zustands der Seele nach dem Tod bei Juden, Christen und Muslimen sich davon unterscheidet, geht es auch hier darum, in welcher Gemütsverfassung sich der Verstorbene vor dem Tod befand. War es ein ruhiger, gelassener, friedvoller und hilfsbereiter Mensch, wird er im Zustand nach seinem Tod, ganz gleich ob man nun an eine Reinkarnation glaubt oder nicht, entsprechend dem zustreben, wonach sich seine Seele auch zu Lebzeiten sehnte. Ein ruhiges Seelenleben wird als solches fortgeführt, wie auch ein durchtriebenes – so lange, bis der Zweck diesen Empfindens seine Aufgabe erfüllt hat.

Wie glücklich kann sich einer schätzen, der an das Fortleben seines Seelenlebens glaubt. Denn je stärker dieser Glaube, desto geringer ist die Angst vor dem Tod.

1 Kommentar
  1. Guten Abend,
    Guten Abend,
    vielen Dank für diesen guten Artikel.
    Alleine ein wesentlicher Punkt erscheint mir überdenkungswürdig: Was ist denn genau die “Seele”?
    Es gibt hierzu – und zu allen weiteren Themen der Schöpfungsgesetze – ein hervorragendes Werk, das alles genau und logisch stimmig erklärt:
    Wir sind Geistkeime und unsere Aufenthalte auf der Erde ist dazu da, damit wir keimen und uns entwickeln; um den Kreislauf zurück zum Geistigen zu gehen.
    Unsere Hülle oder Mantel in der Grobstofflichkeit (auf der materiellen Erde) ist der physische Körper.
    Nach dem Übergang in die Feinstofflichkeit ist unsere Hülle oder Mantel die Seele. Aber wir sind im Kern nicht die Seele, sondern der sich in der Feinstofflichkeit weiter entwickelnde Geistkeim.
    Und beim weiteren Übergang in das geistige Reich verlieren wir auch den “Mantel” Seele.
    Physischer Körper und Seele sind also unsere Fuhrwerke in der Grob- und Feinstofflichkeit. Aber wir sind geistige Wesen.
    Siehe: Abd Ru Shin: Im Lichte der Wahrheit.
    Beste Grüße

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