Gize Sphinx - ewigeweisheit.de

Die Sphinx und der Sieg des Geistes über den Leib

Alle großen Pyramiden der Welt, ganz gleich ob in Ägypten oder Mexiko, die Zikkurats von Ur oder die Pyramide de Couhard nahe dem französischen Autun: Sie alle sind »nachempfundene Architekturen« jener vorsintflutlichen Bauwerke der alten Atlantis.

Hiervon liest man immer wieder, insbesondere in moderneren Theorien über den versunkenen Kontinent. Schaut man jedoch auf die Sphinx, so ist diese archetypische Statue eindeutig ägyptischen Ursprungs.

Im alten Land der Pharaonen, nahm ihre Verbreitung vor Jahrtausenden ihren Anfang. In der Bronzezeit unterhielten die Alten Griechen kulturellen Austausch mit Ägypten. Dem griechischen Schriftsteller Apollodor von Athen (180-119 v. Chr.) schreibt man zu, er hätte sich die griechische Form der Sphinx ausgedacht, mit dem Gesicht einer Frau, dem Körper und Schwanz eines Löwen und den Flügeln eines Vogels.

Im Gegensatz zur ägyptischen, sollte die griechische Sphinx jedoch einen Dämon des Unglücks und der Zerstörung darstellen. Laut Hesiod (um 700 v. Chr.) bekam die Sphinx ihren Namen von »Phix«, einer Tochter der mythischen Chimäre, einem feuerspeienden Mischwesen, deren Körper gebildet war aus Kopf und Löwenleib, aus deren Rücken eine Ziege nach hinten auf ihren Schwanz blickte, der dem eines Drachen ähnelte.

Hingegen war die ägyptische Sphinx ein Abbild des Sonnengottes. Ihre Mischform nahm sie vermutlich erst sehr viel später an, während sie zwischenzeitlich aus Ägypten einen symbolischen Weg ins Alte Griechenland fand.

Das ursprüngliche Exemplar dieses Mischwesens, ist die große Sphinx auf dem Gizeh-Plateau, nahe Kairos. Schaut man sich jedoch die Form dieses riesigen Exponats an, so kommt man schnell zu der Annahme, dass der darauf befindliche Kopf, erst sehr viel später darauf gesetzt wurde. Der Grund zu solch Mutmaßung ist naheliegend: Das Haupt der ägyptischen Sphinx ist einfach viel zu klein, proportional zum Gesamtbauwerk der Sphinx, was entweder von vornherein so beabsichtigt war oder aber erst im Nachhinein zu dem wurde, was heute noch davon übrig ist.

Manche sagen, dass noch lange bevor die Großen Pyramiden dort erbaut wurden, sich an der Stelle der Sphinx eine riesige Löwenskulptur befand, der man erst sehr viel später den Kopf ersetzte. Die Sphinx aber blickt bis heute exakt nach Osten, zur aufgehenden Sonne hin. Jüngere archäologische Untersuchungen gehen davon aus, dass das kein Zufall sein kann. In diesem Zusammenhang kommt man in Berührung mit der sogenannten »Orion-Korrelations-Theorie«. Diese besagt, dass die Sphinx während der Frühlings-Tagundnachtgleiche vor 12.500 Jahren genau auf ihr Sternbild des Löwen ausgerichtet war (dieser Theorie nach dreht sich die Erdachse innerhalb ungefähr 26.000 Jahren einmal um sich selbst, so dass sich der sogenannte »Frühlingspunkt« innerhalb ca. 2.150 Jahren jeweils in einem der zwölf Sternbilder ereignet). Darum die Annahme, dass es sich bei diesem Monumentalbau ursprünglich um einen Löwen handelte. Erst später, meinen manche, könnte ein stolzer Pharao das Haupt des Löwen entfernt und gegen ein Abbild seines eigenen haben ersetzen lassen (vielleicht Amenemhat II., der in der 12. Dynastie des Mittleren Reich, das heißt zwischen 2137 bis 1781 v. Chr., als König über Ägypten herrschte).

Zwar soll diese Theorie kein wissenschaftliches Fundament besitzen (gemäß dem deutschen Geologen Thomas Aigner), doch es wird zumindest davon ausgegangen, dass der Kopf der Sphinx im Laufe der Zeit mehrmals »überarbeitet« wurde, und sich darum die ursprüngliche Gesteinsmenge allmählich verringerte, was zu dem heutigen antiproportionalen Größenverhältnis führte, zwischen Haupt und Körper.

Man könnte mit dem Gesagten also in Erwägung ziehen, dass man die Große Sphinx, laut der Sintflut-Atlantis-Theorie, wahrscheinlich im ersten Jahrtausend nach dieser Katastrophe (um vielleicht 10.000 v. Chr.), dort auf dem heutigen Plateau von Gizeh erbaut hatte.

Unter der Sphinx

Man weiß heute, dass der größte Teil der Sphinx aus einem einzigen Felsen verfertigt wurde. Verschiedene Theorien behaupten jedoch, dass im Inneren oder unter der Sphinx, Kammern oder Gänge existieren sollen. Solche dort von Menschen angelegte Höhlenbauten wurden jedoch nie gefunden – wohl aus dem einfachen Grund, da bei dafür notwendigen Erkundungsbohrungen, die Sphinx erheblichen Schaden nehmen könnte. Daher untersagt die Ägyptische Altertumsbehörde solcherart Nachforschungen.

Eigenartig ist jedoch, und das trifft ja ebenso auf das Baumaterial der Großen Pyramiden zu: Woher kommt der gigantische Stein, aus dem die Sphinx gemeißelt wurde? Man muss davon ausgehen, dass solch monumentaler Felsquader aus weit entfernten Steinbrüchen hierher transportiert wurde, um daraus mit außergewöhnlicher Steinmetzkunst, diesen einstigen Löwenkörper entstehen zu lassen.

Zugang zu den verborgenen Kammern

Sehr lange ging man davon aus, dass die Sphinx gemeinsam mit den Großen Pyramiden auf dem Gizeh-Plateau errichtet wurde, als heilige Tempelgräber für die alten Pharaonen. Die Sphinx sollte gemäß dieser Theorie ein Portal für die Große Pyramide sein. In einem von dem französischen Altertumsforscher Pierre Christian übersetzen Werk, mit dem Titel »Eine Ägyptische Einweihung nach Iamblichus, einem Neuplatoniker des vierten Jahrhunderts« (um 1870 entstanden), lesen wir dazu:

Der Autor der Mysterientraktate (Hilarius von Poitiers) sagt über die Sphinx von Gizeh, dass sie den Eingang zu den heiligen unterirdischen Kammern bildete, in denen die Prüfungen der Eingeweihten stattfanden. Dieser Eingang, der heute durch Sand und Schutt versperrt ist (also zu Hilarius Zeiten, im 4. Jahrhundert), kann noch immer zwischen den Vorderbeinen des kauernden Kolosses gefunden werden. Früher verschloss den Eingang ein bronzenes Tor, dessen geheime Spindel nur von den weisen Magiern betätigt werden konnte. Es wurde von der Öffentlichkeit bewacht, was ausreichte, zumal damit eine Art religiöser Ehrfurcht seine Unversehrtheit besser bewahren konnte, als es je eine Beaufsichtigung durch bewaffnete Wächter vermocht hätte. In den Bauch der Sphinx wurden Stollen gebohrt, worüber man in den unterirdischen Teil der großen Pyramide gelangte. Auf ihrem Weg zur Pyramide waren diese Gänge ganz raffiniert in sich verschlungen, so dass man, wenn man sich ohne Führer durch dieses Labyrinth auf den Weg machte, immer wieder zum Ausgangspunkt zurückkehrte.

Diese von Hilarius erwähnte Bronzetür aber ist heute leider nicht mehr auffindbar. Manche fragen sich, ob sie überhaupt jemals existierte. Doch wie mit den anderen genannten Phänomenen, denen man begegnet, wenn man sich mit dem monumentalen Bau der Sphinx beschäftigt, weiß niemand, ob jene Bronze-Tore eines Tages nicht vielleicht doch auftauchen. Möglich wäre außerdem, dass sich die ursprünglichen Öffnungen über die Jahrhunderte vielleicht durch Sand und Kalksteinreste, in der Hitze und Kälte der Wüste, über die Zeit hinweg verschlossen haben könnten.

Der Sonnengott Re, die Uräus-Schlange und die Sphinx

Es soll die Große Sphinx errichtet worden sein, auf Veranlassung der alten Priesterschaft Gizehs. Später vielleicht wurde sie umgeformt, damit sie als religiöses Symbol einen neuen Zweck erfüllte. Fest steht auf jeden Fall, dass alle anderen Sphinxe diese, als ihr Vorbild besaßen.

In kleineren Fassungen dieser ägyptischen Statue, deren Größenverhältnisse zwischen Kopf und Löwenleib ausgewogener sind, tragen auf ihrer Stirn die Uräus. Sie war das solare Symbol der gleichnamigen Schutzgöttin, die als feuriges Sonnenauge den Gott Re gegen seine kosmischen Feinde verteidigte.

Manche glauben, dass sie sich auch einst auf der Stirn der Gizeh-Sphinx befand, um dort den Zweck einer riesigen Sonnenuhr zu erfüllen (die Sphinx blickt exakt Richtung Osten), an der man die Zeit abzulesen konnte, sowie die Jahreszeiten und die Präzession der Tagundnachtgleichen zu messen vermochte. Doch das mag aus heutiger Sicht kaum noch vorstellbar, geschweige denn belegbar zu sein, in Anbetracht ihres gegenwärtig doch recht maroden Zustandes.

Ganz gleich aber was heute auf die Sphinx zutrifft, galt sie den Menschen im Alten Ägypten als ein Symbol für Stärke und Intelligenz. Die Eingeweihten der alten Zeit erkannten in ihrer Erscheinung ein Androgyn, worin sich positive wie auch negative Kräfte des Schöpferischen geeint befanden. In seinem Buch »The Natural Genesis« (deutsch: »Die Natürliche Genesis«), schrieb der englische Spiritualist und Schriftsteller Gerald Massey (1828-1907) einmal dazu:

Das ist das Geheimnis der Sphinx: Den orthodox Gläubigen galt die ägyptische Sphinx als vorne männlich und hinten weiblich. Ebenso bildete man Sut-Typhon ab (den ägyptischen Gott »Seth«), eine Art Horn und Schwanz zugleich, vorne männlich und hinten weiblich. Die Pharaonen, die den Schwanz der Löwin oder Kuh hinter sich trugen, waren vorne männlich und hinten weiblich. Wie die Götter enthielten sie die doppelte Ganzheit des Seins in einer Person, die von der Mutter geboren wurde, aber als Kind beide Geschlechter hatte.

Nikola Tesla – ewigeweisheit.de

Ödipus und die Sphinx – Zeichnung des französischen Künstlers Gustave Moreau  (1826–1898).

Das Rätsel der Sphinx

Aus der griechischen Mythologie erfahren wir von der Fabel der Sphinx zu Theben. In dieser Stadt soll die Sphinx, laut der alten Legende, als tatsächlich lebendiges Mischwesen den Eingang bewacht und jedem Reisenden ein Rätsel gestellt haben. Nur wer des Rätsels Lösung kannte und ihre Frage beantwortete, dem gewährte sie Eintritt. Nicht etwa aber nur verweigerte sie jenen den Zugang: Sie erdrosselte sie sogar und verschlang danach alle, die die Lösung nicht wussten!

In späten Überlieferungen zu diesem Rätsel erfahren wir über die Sphinx, dass sie aus der Ferne einst nach Griechenland kam. Der griechische Kriegsgott Ares sandte sie aus ihrer äthiopischen Heimat ins griechische Theben (hier wieder ein Hinweis darauf, dass die Sphinx eben fremder Herkunft war, um die Eingangs behauptete These zu unterstreichen).

Eine sehr alte Version ihrer Frage an die Durchreisenden, ist bekannt, als das »Rätsel der beiden Schwestern«:

Es gibt zwei Schwestern: Die eine bringt die andere zur Welt, und wiederum bringt diese erstere zur Welt. Wer sind die beiden Schwestern?

Die Antwort lautet »Tag und Nacht« (beide Wörter sind im Altgriechischen feminin, daher also »Schwestern«).

Es gibt aber noch ein anderes Rätsel, das sogar noch bekannter ist als letzteres. Da fragte die thebanische Sphinx die Passanten nach einem Geschöpf, das immer die selbe Stimme hat, doch erst vierfüßig, dann zweifüßig und schließlich dreifüßig lebt. Was wollte sie da zur Antwort haben?

Ödipus, der Sohn des Laios, des Königs von Theben, vermochte als erster das Rätsel zu lösen:

Es ist der Mensch, der als Säugling auf allen Vieren krabbelt, als Erwachsener auf zwei Füßen geht und im Alter einen Gehstock benutzt.

Über des Prinzen Klugheit schockiert, stürzte sich die Sphinx von dem hohen Felsen, auf dem sie stand, in den Abgrund und starb. Aus dem mythischen Ödipus aber wurde seitdem eine mythische Schwellenfigur, die den Übergang zwischen den alten religiösen Praktiken (beendet durch den Tod der Sphinx) und dem Aufstieg der neuen, olympischen Götter markierte.

Psychologische Aspekte der Sphinx

Von Ödipus erfahren wir auch, dass er sich einst auf Reisen befand und dabei auf König Laios traf, von dem er jedoch nicht wusste, dass es sein Vater war. Er hielt ihn sogar für den Anführer einer Räuberbande. Und als zwischen den beiden auf offener Straße ein Streit entbrannte, erschlug Ödipus den Laios, seinen Vater.

Danach erreichte Ödipus sein eigentliches Ziel: Theben, wo ja aber die Sphinx ihn daran gehindert hatte, die Stadt zu betreten. Nachdem er, wie geschildert, das schreckliche Monster besiegt hatte, gaben ihm die Thebaner – ohne es zu wissen – als Belohnung seine eigene Mutter zur Ehefrau (wie beschrieben in Sophokles’ Drama »König Ödipus«): Königin Jokaste von Theben. Als er eines Tages aber den jahrelangen Inzest mit seiner Mutter erkannte, verfiel er in einen grauenhaften Wahn und stach sich die Augen aus.

Dieses Motiv des Dramas Sophokles’, sollte einst der österreichische Psychologe Sigmund Freud (1856-1939) aufgreifen und es zu dem sogenannten »Ödipuskomplexes« machen – ein im Unterbewusstsein veranlagter Konflikt, der laut Freud bereits im Kindesalter eines Jungen an Bedeutung gewinnt (entsprechend dem Elektrakomplex, einem Begriff der analytischen Psychologie C. G. Jungs [1875-1961] für die überstarke Bindung einer weiblichen Person an den Vater, bei gleichzeitiger Feindseligkeit gegenüber der Mutter). Dabei erkennt das Kind, als zur Fortpflanzung fähiges Wesen, seine Sexualität zum ersten Mal eben da, wo es sich über die Sexualität seiner beiden Eltern bewusst wird, doch sich eben gleichzeitig dadurch von ihnen abzugrenzen vermag. Es ist das auch die Zeit, in der das Kind sein Ego bildet, mit dem es sich als Ich wahrnimmt, dass getrennt ist von anderen Menschen.

Interessant darum, dass es, wie wir sagten, auch bei der thebanischen Sphinx um eben ein Symbol für des Menschen Entwicklung geht (im zweiten geschilderten Rätsel) und gleichzeitig eine Schwelle (also Grenze), die eben König Ödipus in seiner Existenz verkörperte. Es ist ein Erkennen des Ego in der Zeitlichkeit des Weltlichen, dass in der Kindheitsentwicklung einen ganz wichtigen Persönlichkeitsmarker bildet. Da beginnt sich das Selbst eines Menschen zu verhüllen, um damit sich in seiner sozialen Rolle in der Gesellschaft wiederfinden zu können.

Doch das ist in der heutigen Form insbesondere der Fall, wie es scheint, auf rein physischer Ebene, wo sich manch Mensch über sein sexuell geprägte Verhalten und seine darin angenommene Freizügigkeit, identifiziert. Er spielt damit seine Rolle im Leben. Doch vielleicht ist genau diese Identifikation einer Person des »gemeinen Volkes«, die überwunden werden muss.

Das alt-ägyptische Symbol der Sphinx, ließe sich als überdeutlicher Hinweis darauf verstehen: Denn war sie einst, als in ihrer ursprünglichen Löwenfigur, ein Wesen, das alleinig ein triebgesteuertes Dasein verbrachte, war diese Verwandlung ihres Hauptes in den Kopf eines Menschen, doch genau ein Sinnbild für eine Bewusstwerdung und einem Sieg des Geistes über den Triebkörper.

 

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