Karneval in Venedig - ewigeweisheit.de
Venezianische Karnevalskostüme in einem Gemälde von Pietro Longhi (1701-1785).

Ursprünge von Karneval und Fastnacht

Schon vor 5000 Jahren feierten Menschen Karneval. Der alte babylonische Priesterkönig Gudea, ließ nach Neujahr ein siebentägiges Fest abhalten, zu Ehren des Stadtgottes Ningirsu. Von dem was man damals bereits feierte, wurden Bräuche überliefert, die bis in unsere heutige Zeit erhalten geblieben sind.

Damals war es verboten in der Karnevalszeit Getreide zu mahlen. Sklaven waren ihren Herren gleichgestellt, Mächtige galten so viel wie die Niederen des Volkes.
Auch im Alten Ägypten feierte man ein ausgelassenes Fest zu Ehren der Muttergöttin Isis. In Griechenland wurde ein großes Dionysos-Fest veranstaltet: das Apokries.

Im alten Rom feierte man bereits Mitte Dezember die Saturnalien zu Ehren des großen Gottes Saturnus. Es war ein maßloses Gelage, wo ebenfalls Herrscher und Sklaven ihre Rollen tauschten und nebeneinander zu Tische saßen, tranken und aßen. Wegen der Saturnalien verschob man sogar Hinrichtungen.
Diener und Herrscher überschütteten sich mit kleinen Rosen, was vermutlich dem Rosenmontag seinen Titel gab. Auch die farbenprächtigen Umzüge, gehen auf diese Zeit zurück.

Viele Masken, Figuren und Bräuche deuten auch hin auf vorchristliche, keltische Riten. Man feierte den Wechsel von der Kältezeit an der Schwelle zum neuen Frühling. Um den kalten Winter zu vertreiben, verkleideten sich die Menschen als Geister und unheimliche Wesen. Man schlug mit Besen und ließ Rasseln schnarren, um den tosenden Kampf zwischen den Finsternis- und Lichtkräften anzudeuten.

Karneval im Mittelalter

Die Kirchen in Europa, begannen im Mittelalter, sich die alten Karnevalsbräuche immer mehr einzuverleiben. Kleriker unterer Ränge übernahmen temporär die Privilegien der Bischöfe und man parodierte kirchliche Bräuche. Selbst der Papst wurde zeitweise ausgetauscht, gegen einen Laien. Sogar saßen Kinder auf dem Thron des Kirchenfürsten.

Man nannte die mittelalterliche Fastnacht auch civitas diaboli – den Staat des Teufels. Der Kirche diente das wild ausgelassene Spektakel, quasi als didaktisches Beispiel. Man wollte dem Volk zeigen, dass jener Staat des Teufels wie auch das Menschenleben vergänglich sind. Am Ende nämlich siegt Gott. So wurde der Aschermittwoch zum Tag jenes Endes, was die unausweichliche Rückkehr zum Gottesglauben verdeutlicht. Wer nach diesem Tag weiterfeierte, wurde streng bestraft.

Der Karneval aber ist ein katholisches Fest, stellte der Protestantismus die vorösterliche Fastenzeit doch in Frage. Darum gingen in reformierten Gegenden, viele alte Fastnachtsbräuche verloren. Das schweizerische Basel jedoch macht da eine Ausnahme: trotz des dort seit Jahrhunderten vorherrschenden Protestantismus, feiert man auch heute noch die alte, traditionelle Fastnacht.

Was aber bedeutet das Wort Fastnacht?

Der Name bildet sich aus dem althochdeutschen fasta – die Fastenzeit – und naht – die Nacht, beziehungsweise der Vorabend. Denn ursprünglich bezeichnete man damit den Tag vor Beginn der christlichen Fastenzeit.
Auch das Wort Karneval deutet auf eine Zeit der Enthaltung: carne levare heißt “Fleisch wegnehmen”. Der Karneval also eine “Fleischwegzeit”?

Die sogenannte Narrenzeit jedoch, beginnt ja bereits Mitte November – am 11.11. um 11:11 Uhr. Inmitten der astrologischen Zeit des Sternbildes Skorpion ertönt der Faschingsruf. Es ist aber auch die Jahresperiode, in der wir das Sterben in der Natur erleben. Daher ja auch die verschiedenen Toten-Gedenktage, wie etwa der Totensonntag Ende November.

Am Ende der 12-wöchigen festlichen und auch sehr ausgelassenen Periode des Jahres, zwischen Sankt Martin und Mariä Lichtmess, beginnt im liturgischen Kalender eine Zeit höchster Besinnlichkeit, des Fastens, der Zurückhaltung und der Ruhe.

Die fünfte Jahreszeit

Nach den 12 heiligen Nächten (zwischen 24.12. und 6.1.), sollen sich die Gläubigen wieder auf die stoffliche Welt besinnen. Ein organischer Dämmerzustand des Bewusstseins tritt ein. Jetzt haben die Kräfte der Finsternis Zugang zum Menschen, der sich ganz und gar der Materie hingeben darf, die schließlich im Februar, während der civitas diaboli, ihren Höhepunkt erreicht. Zeitweise also, dürfen all die mühsamen Sitten ruhen, was den Gläubigen eine ungemeine Entlastung bringt. Man begibt sich in ein “Sodom auf Zeit”, springt ins Feuer seiner urtümlichsten Menschennatur. Jetzt darf man seinen Urmenschen entdecken und sich verbinden mit den närrischen Mächten der Unterwelt.

Schon im alten Germanien beschwor man in diesen Tagen die Unterweltsgöttin Hel, in die Welt aufzufahren.
Stammt daher vielleicht der Narrenruf “Hell au(f)”?

 

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