Wandgemälde auf dem Athos - ewigeweisheit.de

Sieben Tage auf dem Berg Athos

Seit mehr als tausend Jahren leben und beten christlich-orthodoxe Asketen auf dem Heiligen Berg, dem »Agion Oros«, wie ihn die Griechen nennen. Vor langer Zeit entstand hier das, woraus einmal die Mönchsrepublik Athos werden sollte.

Über zweitausend Meter erhebt sich der Berg Athos, auf dem östlichen Finger der griechischen Halbinsel Chalkidikí. Viele Mönche und auch Eremiten leben hier auch heute noch in beschaulicher Praxis meditierend und in praktischem Dienst ihren täglichen Aufgaben nachkommend.

Zu letzterer Praxis der Mönche auf dem Athos gehört das Kochen ebenso, wie die Arbeit im Garten, die jährliche Weinlese, Handwerksarbeiten, doch vor allem die Kunst der Ikonenmalerei und das Verfassen und Bearbeiten spiritueller Texte. Meist ist der Handelnde während dieser Tätigkeiten in seinem Tun allein, wenn dabei auch in Gemeinschaft.

Allein sein und Mönch sein an sich aber bedingen einander. Bereits die etymologische Wurzel des Wortes »Mönch« weist darauf hin: sie stammt vom griechischen »monos«, dem Alleinsein eben. Und doch findet ein besonderes Zusammensein der Mönchsgemeinde statt, im Gottesdienst, den gemeinsamen Speisen und besonderen Unterredungen.

An diesem gemeinschaftlichen Geschehen in einem griechisch-orthodoxen Kloster wollte ich einmal teilnehmen und bat darum einen guten Freund aus Athen, mich auf seine Reise zum Berg Athos mitzunehmen.

Heilige Berge Griechenlands

Auf der seit Langem bestehenden Zuglinie, die den südlich Athens gelegenen Hafen Piräus verbindet mit der thrakischen Stadt Thessaloniki im Norden Griechenlands, begann unsere Pilgertour zum Heiligen Berg. Die Bahn passierte auf der etwa sechsstündigen Fahrt auch zwei andere Berge, die im Alten Griechenland eine wichtige Rolle spielten.

Die Bahnlinie führt an dem im Westen befindlichen heiligen Berg Parnass vorbei, wo sich einst die Pilger zum Orakel von Delphi begaben. Und als wir nach etwa drei Stunden, nördlich Athens, die Tiefebene Larissas durchquert hatten und sich vor uns die Landschaft in den Thermaischen Golf öffnete, begann sich, ebenfalls westlich der Zuglinie, der gigantische Olymp zu erheben. Der Sage nach versammelten sich auf seinem Gipfel die olympischen Götter, von wo aus sie sich auch aufmachten, um gegen die verfeindeten Giganten zu kämpfen.

An der Pforte zum Himmel

Erst als es schon dunkel war kamen wir an in Thessaloniki: der einstigen Heimatstadt Alexanders des Großen. Nachdem wir unsere nächtliche Bleibe bezogen hatten, begaben wir uns zum Abendessen in eine nahe gelegene Taverne.

Am nächsten Morgen um 4:00 Uhr schon ging die Reise weiter. Auf einer etwa dreistündigen Fahrt schlängelte sich unser Bus durch die Serpentinen des Gebirges von Aristotelis, auf der östlichen Chalkidiki. Aus qualmenden Schloten breitete sich ein hölzern duftender Rauch aus über den Häusern der Bergdörfer, die unser Bus durchfuhr. Vom Licht der Morgensonne korallenrot gefärbt, gab der Kaminrauch eine fabelhafte Ergänzung, zu den im bläulich-grauen Morgenlicht erscheinenden Gebäuden der Dörfer.

In meinem noch halbschlafähnlichem Zustand kam mir das vor als verließen wir unser von weltlichen Sorgen geplagtes Diesseits, um bald die »Himmlische Stadt« zu erreichen: Ouranopolis. Von hier nämlich sollte unsere Fähre auf den heiligen Berg Athos starten.

Wir hatten in Ouranopolis noch eine Stunde Aufenthalt, wo wir in einem kleinen Café sitzend auf den fast achthundert Jahre alten, riesigen Wehrturm »Prosphorion« blickten, dem Wahrzeichen von Ouranopolis. Sein großes, moosbedecktes Dach nutzten die Möwen als Treffpunkt, bevor sie abhoben, um die Fähre zum Berg Athos zu flankieren. Ein nahegelegener Platz mit dem Titel »Phosphorion« gab diesem Monument wohl seinen Namen, der aufgrund einer Legende entstand: die Wächterin der Tore zwischen den Welten, die mythische Göttin Hekate, beschien als Lichtträgerin (griech. »Phosphoros«) den Ankömmlingen den Übergang vom Heiligen Berg ins Diesseits, mit dem Licht ihrer magischen Fackel. Nicht zufällig ist darum auch einer der Beinamen Hekates »Ourania«: die Himmlische.

Die Entstehungslegende vom Berg Athos

Den Neuplatonikern galt Hekate als Verkörperung der Weltseele, aus der die Seelen der Menschen entspringen und in die sie mit dem Tod zurückkehren. Sie sahen in ihr die Mittlerin zwischen der Menschenwelt und der Götterwelt. Darum kaum ein Zufall, wenn Hekate eben in jener Legende von Ouranopolis auftaucht, um die Seelen der Reisenden mit ihrer Fackel zu leiten.

Hekate aber kämpfte auch an Seiten der Olympier gegen die Giganten. Einer unter ihren Feinden trug den Namen »Athos«. Während dieser mythischen Schlacht, brach da auf einmal aus den Meerestiefen ein riesiger Berg empor. Der olympische Poseidon griff danach und warf ihn auf den Giganten Athos, der darunter begraben starb. So kam der Heilige Berg zu seinem Namen.

Nun verehrte man in alter, vorpatriarchaler Zeit die Hekate als »Magna Mater«: Sinnbild der großen Muttergöttin. Das dürfte alle aufmerken lassen, die wissen, dass auf dem heiligen Berg Athos ja allein die christliche Mutter Maria verehrt und »sonst keiner anderen Frau Zugang gewährt wird. Als sich nämlich, laut Legende, Maria in Begleitung des Evangelisten Johannes, vor etwa 2000 Jahren, von Jaffa aus nach Zypern begeben wollte, um dort den Lazarus zu besuchen, kam ihr Boot vom Kurs ab und sie landeten auf dem Athos. Es war schon damals ein Ort der von Weisen bewohnt war, die Mitglieder, sagen wir, schamanisch geprägter Kulte waren.

Mutter Maria die heilige Halbinsel betreten, fand so großes Gefallen an der Schönheit dieses Ortes, dass sie den Athos segnete. Darauf sprach sie zum Christus, ihrem himmlischen Sohn, und bat ihn um den riesigen Garten der hier vor ihr blühte. Aus dem Himmel erwiderte eine Stimme:

Sei dieser Ort dein Erbe und dein Garten, ein Paradies und ein Zufluchtsort des Heils für jene die errettet werden wollen.

– Zitiert nach Gregorios Palamas

Darum nennen die Mönche den Heiligen Berg Agion Oros auch »Perivóli tis Panagías«, Garten der Gottgebärerin. Ein Mönch vom Athos, Vater Mitrophan, schrieb dazu:

Die Athoniten verwehren den Frauen den Zutritt zum Heiligen Berg, weil sie die Frauen wahrhaft lieben. Alle Frauen sind auf dem Athos abwesend, und doch wieder, durch die Gottesmutter Maria, sind alle anwesend.

– Pater Mitrophan, in einem Beitrag zum Buch »Athos-Impressionen« von Johann Günther

Es ist aber wohl auch zu vermuten, dass dieser Ort seit 1000 Jahren ein »Männerberg« ist, da die Mönche dort von optischen Reizen unbeeinflusst leben wollen, um sich in Ruhe der Gottesverehrung zu widmen. Das der Ort nur männlichem Leben vorbehalten ist beschränkt sich im Übrigen auch auf die dort lebenden Tiere – mit Ausnahme der Katzen.

Kloster Maroudá auf dem Berg Athos – ewigeweisheit.de

Das kleine Kloster Maroudá auf dem Berg Athos.

Maroudá – Kloster der kleinen Maria

Wartete nun die sagenhafte Göttin Hekate mit ihrer Fackel tatsächlich in Ouranopolis, um den Schiffsführern Orientierung zu geben? Zumindest will es so die Legende. Wahrscheinlich aber brannte auf dem alten Wehrturm Prosphorion ein Feuer, dass jenen leitenden Zweck erfüllte und auf das außerdem auch die Passagiere auf der Fähre zurückblicken konnten, wenn ihr Boot von dort aus auf die Westküste des Athos zusteuerte. Es glich wohl einem Blick zurück ins Diesseits, auf dem Weg in ein symbolisches Jenseits. Einen Zugang zu Lande nämlich gibt es nicht.

Auch unsere Fähre schiffte uns von Ouranopolis aus durch den Singitischen Golf zum Berg Athos, wo sich hinter Wolken verborgen sein zweitausend Meter hoher Gipfel verbarg. Es regnete nämlich in Strömen.

Das kleine Schiff legte pünktlich ab, mit all seinen nasstriefenden Passagieren. Ein internationales Pilger-Publikum wie mir schien, wo sich in schwarze Habite gehüllte, langbärtige Mönche mit fragenden Gläubigen umgaben, mit denen sie mal griechisch, mal russisch, serbisch und wie mir schien auch englisch sprachen.

Der Seegang war gewaltig. Sich auf Deck von hier nach dort zu bewegen war ein echter Balanceakt, denn das Boot schien sich beinahe zu überschlagen. Trotzdem genoss ich die Fahrt, ja vielleicht eben genau wegen des so abenteuerlichen Seegangs.

Nach etwa zweieinhalb Stunden landeten wir schließlich in Dafni, dem winzigen Hafen unweit von Karyes – der Hauptstadt der Mönchsrepublik.

Bis auf den letzten Platz besetzt, brachte uns von Dafni aus ein brummender, schnaubender Bus auf schottrig befestigter Strecke zuerst nach Karyes, von wo aus wir mit einem anderen Bus in unser kleines Kloster kamen, gelegen auf etwa 400 Metern über dem Meet. Auf dem Schild am Eingang des Kloster laß man seinen Titel »Maroudá«. Eigenartig nur, dass sich darüber der echte Totenschädel eines Wildschweins befand: Wie mir schien ein durchaus schamanisch anmutendes Totem, über diesem Eingangschild des Klosters.

Es regnete weiter in Strömen. Blitzend krachte Donner dazwischen und der stürmische Wind machte unseren kleinen Schirm bald über-flüssig. Doch auch in dem neblig-dunstigen Regenstrom, mutete das Kloster wirklich schön an: Seine Mauern und Wände rot und dunkelgrün, seiner Architektur nach gewiss ein Ort, der auch eine Klause chinesischer Taoisten in Fernost hätte sein können. Auch das Arrangement der Treppenaufgänge, und der Rundgang um die im Innern des Kloster gesenkte Kirche, erinnerten wirklich an fernöstlichen Baustil.

Im Gespräch mit dem Abt

Normalerweise halten sich die Pilger auf dem Athos drei Tage und drei Nächte auf, bevor sie die Rückreise antreten. Vater Makarios aber, der Abt des Klosters Maroudá – ein ausgesprochen lebhafter Mann mit schimmernd-grünen Augen – gestattete mir so lange zu bleiben wie ich will. Nie zuvor hatte er mich gesehen und erst eine Woche war vergangen, dass er mir die Einreise auf den Athos gestattete.

An einem der Abende saßen wir nach dem Essen bei einem Glas Tee zusammen, während Vater Makarios seinen dicken schwarzen Kater kraulte, der bei ihm schnurrend auf dem Schoß lag. Ein außergewöhnlich altes Tier mit sonderbarer Ausstrahlung, dessen Blick aus seinen dunklen Augen, so kam es mir vor, tatsächlich in mich hineinsah. Hätte der Kater plötzlich angefangen zu sprechen, es hätte mich kaum überrascht.

Wir redeten zuerst über dies und das. Unweigerlich kamen wir aber zum Thema Glauben und Wissen und als ich dabei Vater Makarios auch meinen besonderen Dank für seine große Gastfreundlichkeit ausdrückte, meinte er:

Mit wahrem Glauben haben Sie alle Freiheit. Denn darin liegt wahre Liebe.

Ich wusste erst nicht genau was er damit erwidern wollte. Doch langsam wurde mir seine ganz und gar einfache, doch tiefgründige Bemerkung bewusst.

In unserem weiteren Dialog bestätigte er mir, dass die meisten Menschen an nichts mehr glauben wollen, als die Nachrichten, die sie über ihre in Händen funkelnden Mobilgeräte wischen. Er teilte mit mir die Einsicht, dass sich die digitale Technologie zunehmend zwischen uns Menschen dränge, wo viele eine Kommunikation über diese »Endgeräte« einer echten Unterhaltung immer mehr zu bevorzugen scheinen. Man sieht häufig Jugendliche, die schweigend nebeneinander sitzend, sich dies und das auf ihren kleinen Taschencomputern zeigen.

Doch selbst wenn das manchen, oberflächlich betrachtet, als ein vielleicht etwas überzogener Einfall vorkommen mag, muss doch jeder zugeben, dass wir uns schon ganz und gar damit abgefunden haben, dass fast alle von uns immer auf dem Laufenden sein wollen, viel schneller Orte finden möchten die wir suchen, sich automatisch erinnern zu lassen gewohnt sind, schönste Eindrücke von hier, dort und anderswo sofort teilen zu wollen, immer weniger an Kassen zu warten bereit sind und so viele andere Bequemlichkeiten, die uns die moderne Technikwelt einräumt, doch irgendwie auch einbläut.

Vor dem Hintergrund aber dass diese pfiffigen Geräte nur leuchtend betätigt werden können, sind die Menschen auch zu Lichtträgern geworden. Nicht aber etwa wie die oben genannte Hekate, die anderen den Weg beleuchtet, damit sie auch ihr Ziel erreichen. Eher scheint die alltäglich gewordene »Selbstbeleuchtung« wie es scheint, jegliche Selbstbeweihräucherung überflüssig zu machen, wo in sozialen Medien oder mit dem blendenden Ding in der Hand, man ja auch ganz selbstverständlich auch zu Bett geht.

Als mir das zum ersten Mal bewusst wurde, kam ich allerdings zu einer ziemlich schaurigen Einsicht. Denn spricht man die lateinische Variante des Wortes »Lichtträger« aus: bleibt da nicht ein bitterer Nachgeschmack?

All die Lichterscheinungen der modernen Technikwelt hinterlassen bei mir den Eindruck, als schmeichelten sie unseren Egos heute so sehr, dass wir sie doch nur aus Gründen einer angenommenen Selbstinszenierung, nur immer noch mehr füttern wollen. Fragt sich: Wo nachdem wir sie eingetippt haben, landen all diese persönlichen, emotional geladenen Informationen eigentlich sonst noch so?

Sehen mit dem Auge des Herzens

Es ist sicher angebracht sich irgendwann vom eigenen Ego zu trennen, auch wenn das manchen unmöglich erscheinen will. Unser Ego erfüllte sicher seinen Zweck, als wir noch Kinder waren. Doch es verhärtete immer mehr, bis es im Erwachsenalter einem festen Mörtel zu ähneln begann, der unsere Seelen allegorisch an unseren Körper kittet. Darum: Erst wenn unser Ego gebrochen wird, kann sich unsere Seele lösen, um sich dem Auftrag unseres wahren Selbst zuzuwenden. Alle unliebsamen Pflichten von einst, könnten damit bald der Vergangenheit angehören.

Vielleicht stimmten Sie der Behauptung zu, dass wir gegenwärtig Teil einer Zivilisation sind, in der sich das Visuelle immer mehr zum ultimativen Erfahren entwickelt. Und es ist genau das, was auch auf unser inneres Leben zurückzuwirken scheint.

Darüber dachte ich an einem der Nachmittag nach, als ich in der kleinen Bibliothek des Klosters Maroudá gerade das neue Testament zur Seite legte. In den Paulusbriefen stieß ich auf diesen Vers:

Und er gebe euch erleuchtete Augen des Herzens, damit ihr erkennt, zu welcher Hoffnung ihr von ihm berufen seid, wie reich die Herrlichkeit seines Erbes für die Heiligen ist und wie überschwänglich groß seine Kraft an uns ist, die wir glauben durch die Wirkung seiner mächtigen Stärke.

– Epheser 1:18f

Ich kannte dieses Sinnbild vom Auge des Herzens bereits. Doch es schien mir, als äußerte diese Bibelstelle des Epheserbriefs noch mehr, als nur reine Bildsprache.

Einer der vier lateinischen Kirchenlehrer der Spätantike, der Heilige Augustinus von Hippo (354-430), wusste um eine Kraft, die eben über jenes Sehen mit dem Auge des Herzens, dem so Sehenden zuteil wird. Aus ihr nämlich wird eine spirituelle Aufnahmefähigkeit befeuert, deren spirituelles Licht den Praktizierenden zu einer »mystischen Schau« leitet. In diesem Erfahren kann er sich dann, des in ihm existierenden göttlichen Ichs gewahr werden. So soll sich der Sehende letztendlich erfreuen dürfen, an einem Finden der Gestalt der Weisheit an sich.

Doch es ist damit kein intellektuell fassbares Sehen gemeint, als eher das Empfinden des Wahrhaftigen, das etwa der selben Tatsache entspricht, wie auch dass unsere Herzen schlagen. Ab einem gewissen Entwicklungsgrad, den jeder Gläubige entwickeln kann, beginnt sein Herz bewusst zu schlagen, ohne dass er sich daran explizit erinnern müsste. Es ist eben keine Kopfsache auf die hier angespielt wird. Vielmehr geht es um einen belebenden, vollkommen gedankenlosen Vorgang, der jedoch die Gabe fördert wahrhaft lebendig zu sein.

Augustinus wusste um diese Tatsache. Und doch wies er seine Glaubensbrüder ebenfalls darauf hin, dass niemand seine äußeren Pflichten dafür vernachlässigen dürfe oder gar, in solch spirituellem Erfahren, sich allmählich vollkommen der Welt entfremde und dabei am Ende noch verwahrlose.

Auf dem Berg Athos – ewigeweisheit.de

Im Kloster Koutloumousiou (Athos)

Kyrie Jesu Christe Eleyson

In einer unentwegten spirituellen Praxis nun haben manche der Mönche auf dem Athos tatsächlich höhere Fähigkeiten entwickelt. Ganz gleich welcher weltlichen Aufgabe sie auch nachgehen: pausenlos befindet sich ihr Geist im Gebet – doch weniger in Gedanken, als dass sie diese Geistigkeit wirklich in ihren Herzen empfindend, als das Kyrie Eleyson, das Herz-Jesu-Gebet wiederholen:

Kyrie eleyson.
Kyrie eleyson me.
Kyrie Jesu Christe eleyson.
Kyrie Jesu Christe eleyson me.
Kyrie Jesu Christe, ye tou theou, eleyson.
Kyrie Jesu Christe, ye tou theou, eleyson me.

Herr erbarme Dich.
Herr erbarme Dich meiner.
Herr Jesus Christus erbarme Dich.
Herr Jesus Christus erbarme Dich meiner.
Herr Jesus Christus, Sohn Gottes erbarme Dich.
Herr Jesus Christus, Sohn Gottes erbarme Dich meiner.

In unentwegtem Beten versuchen die Athos-Mönche dabei eine innere Ruhe zu erlangen, die der Seele vollkommenen Frieden bringen soll. Während sie obige Verse ständig wiederholen, verwenden sie zur Steigerung ihrer Konzentrationsfähigkeit eine besondere Atemtechnik, während sie sich dabei auf ihren Nabel konzentrieren.

Wie mir ein anderer Mönch auf dem Athos erzählte, seien manche seiner Glaubensgefährten gar dazu fähig das Kyrie Eleison in ihrem Herzen selbst dann betend kreisen zu lassen, während sie sich in Unterhaltung mit anderen befinden. Ihrem Gegenüber vermitteln sie dabei jedoch subtil eine tiefe Demut, ja Ergebenheit – etwas, dass sich doch eigentlich jeder wünscht der über sich spricht oder Antworten auf seine Fragen sucht.

Indes zurückgezogen praktiziert, soll der Mönch im Herz-Jesu-Gebet zu einem Erleben göttlicher Gnade gelangen, was ihn zur Wahrnehmung eines mystischen Lichts führt, worin Gott selbst anwesend und sichtbar sein soll. Welche innere, esoterische Bedeutung dieses Licht hat, darauf wollen wir im Folgenden Antworten finden.

Mystisches Tabor-Licht

Seit dem 9. Jahrhundert beten und arbeiten christlich-orthodoxe Mönche auf dem Athos. Unter ihnen befinden sich auch Mitglieder des Hesychasmus, einer Form christlich-orthodoxer Spiritualität, die in ihrer Praxis jemanden zu wahrhaft gottergebener Gelassenheit leiten möchte. Im Mittelalter bildeten die Klöster und Einsiedeleien auf dem Berg Athos das Zentrum des Hesychasmus, von wo aus sich diese spirituelle Tradition in den nördlichen Balkanraum und bis nach Russland ausbreitete.

Die heychastischen Mönche suchen nach einem im Herzen empfundenen inneren Frieden und gelten in dieser Praxis gewissermaßen als »Mystiker der Ostkirche«. Ähnlich ihrer christlichen Zeitgenossen im Westen (darunter etwa Bernhard von Clairvaux oder Hildegard von Bingen) meditierten die ersten Mönche auf dem Athos, um darin einen Zustand vollkommenen Seelenfriedens zu erlangen, was man nun eben »Hesychia« nennt: ein Zustand vollkommenen Glaubens, der in eine Freiheit mündet, woraus sich der meditierende Mensch aus allen störenden Vorstellungen und Begierden erlöst.

Auf ihrem Weg zur inneren Erkenntnis des Göttlichen, üben sich die Heychasten zuerst in Askese, wobei sie ihre Leidenschaften zu überwinden lernen, um schließlich die christlichen Grundtugenden einzuüben. Ihr Ziel ist ihr triebhaftes Leben souverän beherrschen zu lernen, um so ihre Seele zu reinigen. Hernach betrachtet so ein Mönch in Hesychia (griech. auch: »Ruhe«) die Natur der göttlichen Schöpfung und ihren religiösen Symbolgehalt, um so die Welt in neuem Licht zu erkennen.

Auf der höchsten Stufe dieser spirituellen Entwicklung des Selbst, ereignet sich schließlich das Schauen Gottes in jenem zuvor bereits angedeuteten mystischen Licht, was einhergeht mit tief im Innern empfundenem Frieden und vollkommener innerer Ruhe. Das ist ein Erfahren, dass sich jenseits aller rationalen Vorstellungen ereignet – jenseits allen diskursiven Denkens, wo sich ja in unserem Geist, von ständiger Bewegung befangen, ein gedachter Satz an den nächsten heftet. Endet das diskursive Denken jedoch, können seinen Platz Visionen und intuitive Anschauungen einnehmen. Und in eben diesem höheren Zustand der Erkenntnis, gelangt der Mönch in seiner kontemplativen Praxis zur Wahrnehmung dessen, was die Hesychasten die Vision des ungeschaffenen Tabor-Lichts nennen.

»Tabor« steht darin für den Namen eines Berges im Jesreel-Tal (Galiläa), wo der Christus in mystischem Licht verklärt den drei Aposteln Petrus, Jakobus und Johannes erschien. Schon im Altertum war dieser Berg eine wichtige Kultstätte, wo man lange auch den blitzwerfenden Fruchtbarkeitsgott Ba’al verehrte.

Als der wichtigste Gelehrte des Hesychasmus nun gilt der byzantinische Theologe Gregorios Palamas (1296-1359). Er beschrieb die visuell-mystische Erfahrung, die einer im Herz-Jesu-Gebet erfährt, als das »Schauen des Tabor-Lichts«. Es ist dabei aber keineswegs die Wahrnehmung gewöhnlichen, physischen Lichts gemeint. Statt dessen vernimmt der Schauende dies als ein inneres Leuchten, entbunden aus der »ungeschaffenen Energie Gottes«. Dennoch wird auch damit nur beschrieben worum es geht, denn letztendlich muss man jenes mystische Licht selbst geschaut haben, um zu wissen was die dabei gemachte Erfahrung zu Tage bringt.

Wichtig ist, dass Palamas auch der Körper des Menschen zu Gotterkenntnis befähigt galt, nämlich dann wenn der Praktizierende in seinem Herzen das Herz-Jesu-Gebet ausübt. Das Fleisch soll dabei zu einer Würde erhoben werden, die der des Geistes nahe ist, denn unter diesem Eindruck soll der Körper seine Neigung zum Bösen aufgeben. Durch die hesychasitsche Praxis aber strebt einer danach seinen Körper zu heilen und auch dabei zur Vergöttlichung zu führen.

Eine Reinigung allein des Gemüts war für Palamas jedoch unzureichend. Eher sollte durch diese Art spiritueller Reinigung des Körpers, jemand die von ihm ersehnten spezifisch körperlichen Vergnügen vermeiden lernen, die ja die Seele durch angenehme Empfindungen beeinflusst.

Aus Sicht anderer orthodoxer Theologen mag diese Praxis jedoch erscheinen, als versuche jemand spirituelle Ergebnisse herbeiführen zu wollen und so etwa die göttliche Gnade herbeizuzwingen. Palamas und anderen Hesychasten ging es keineswegs darum. Vielmehr war ihnen in ihrer kontemplativen Praxis daran gelegen, die unerlässliche Konzentration auf Gott zu bewahren.

Gregorios Palamas sah im Gebet in erster Linie eine bewusste Geschäftigkeit des Menschen, der damit gegenüber dem Göttlichen seine Dankbarkeit ausdrücke, als etwa nur Gott zu etwas bewegen zu wollen. Vielmehr erhebe sich der Beter durch die hesychastische Form der Kontemplation zu Gott, was er im Sehen des Taborlichts in Wirklichkeit gar nicht erstrebte, als es vielmehr, demütig wahrgenommen, allem Sein ergeben zur Verfügung stellen will.

Vater Makarios (Kloster Maroudá, Athos) und S. Levent Oezkan - Foto: Konstantinos Stavropoulos – ewigeweisheit.de

Vater Makarios, der Abt des Klosters Maroudá, (Berg Athos) und S. Levent Oezkan (Foto: Konstantinos Stavropoulos).

Die eucharistische Liturgie der Ostkirche

Es muss aber keineswegs eine so explizite Form kontemplativer Praxis vorausgesetzt werden, um sich dem zu nähern, was wohl allen gläubigen Menschen als Ziel gelten könnte. Darum wäre es auch falsch anzunehmen es würde hier behauptet, dass nur einer der die hesychastische Praxis des Herz-Jesu-Gebets übe, dazu befähigt sei die Bedeutung dessen zu erkennen, was man eben als Gott beziehungsweise die spirituelle Welt als solche bezeichnet.

Meine eigene Hinwendung zur christlichen Theologie und der in der Ostkirche vollzogenen liturgischen Dienste, war der Versuch solch geartete Erkenntnisse ohne explizite Übungen zu machen. Vielmehr wollte ich das in der orthodoxen Liturgie erfahrbare Christus-Mysterium als solches betrachten. Aus diesem Grund hatte ich täglich an den beiden Gottesdiensten auf dem Kloster Maroudá teilgenommen: Einer begann früh morgens, der zweite vor dem Abendessen. Beide Dienste zogen sich manchmal bis über zwei Stunden.

Die Morgengebete aber unterschieden sich von den abendlichen insofern, als dass sie nur in Anwesenheit des Priesters durchgeführt werden konnten, was für die Abendgebete nicht zwingend notwendig ist, da dort nicht die Eucharistie gefeiert wird – das was man im Westen die heilige Kommunion nennt.

Von byzantischem Gesang begleitet, schienen sich vor mir gleichnishaft Abendmahl, Passion und die Wiederkehr Christi abzuspielen und die als Chorgebet gesungenen Melodien strahlten eine transzendente Kraft aus.

Diese Liturgie feiern die Mönche auf dem Athos an 365 Tagen im Jahr, wenn auch der Ablauf variiert, je nach Wochentag oder entsprechendem Feiertag (im orthodoxen Christentum ist vor allem Ostern von Bedeutung). Was man darin aber erfährt (natürlich auch anderswo) empfand ich als wahrlich wundersames Ereignis, an dem alle Sinne des Körpers miteinbezogen wurden: die Augen durch die Positionen der aufgestellten Kerzen, die die überall aufgestellten Ikonen anstrahlten, die Ohren durch die inspirierenden Melodien der Gesänge, das Gemüt durch die darin formulierten biblischen Erzählungen und Berichte über Christus, die Propheten und die Heiligen, sowie der Geruchssinn durch das vom Abt zubereitete Räucherwerk. Vater Makarios verstand tatsächlich Duftmischungen des Weihrauchs zuzubereiten, die mich und scheinbar auch die anderen Anwesenden in eine vollkommen andere Stimmung versetzten.

Auch die Lippen der Gläubigen werden auf einzigartige Weise in das Geschehen mit einbezogen: Beim Betreten des Gotteshauses, und dann wieder zum Ende des Geschehens, küssen sie die darin, an der Außenwand des Heiligen Altars platzierten Ikonen.

Mit dem Kosten vom eucharistischen Wein und der Einnahme des geteilten Brotes, der gleichnishaften Aufnahme vom Leib und vom Blut Jesu Christi, ist es der Geschmackssinn der der Heiligen Eucharistie einen besonderen Mysteriencharakter verleiht.

Nicht dass sie damit gleichzusetzen wären, doch die Ähnlichkeiten zwischen den alten Riten der Mysterienkulte und der Abendmahlszeremonie sind in vieler Hinsicht vorhanden, wo ja in den Demeter- und den Dionysos-Mysteriuen etwa Getreide und Wein ebenfalls von herausragender Bedeutung waren. Was die Mysten dabei jedoch erfuhren, sollte durch die spätere Darstellung des Kreuzigungsereignisses im Christentum, in quasi abstrahierter Form wiedergegeben werden. Doch sowohl in den alten Mysterien, wie natürlich auch im Christentum, spielt das Erleben der Vorwegnahme der Todeserfahrung, eine zentrale Rolle. Vielen Christen aber ist das gar nicht bekannt, zumal sie sich der darin enthaltenen Symbolik, höchstens mitleidig betrachtend, gar nicht bewusst sind, wo sie doch eigentlich das darin vermittelte Mysterium als Vorbild für ihren eigenen, spirituellen Lebensweg erkennen könnten.

Was ich in den sieben Tagen dort im Kloster Maroudá von dem ziemlich eigenartigen Abt Vater Makarios jedoch vermittelt bekam, ähnelte durchaus einer Einweihung, auch wenn ich doch selbst gar kein Christ bin. Doch der Ort, der Heilige Berg Athos, schien vielleicht von seiner geomantischen Struktur her zu dieser wohl mysterienartigen Erfahrung beigetragen zu haben.

Glauben ohne zu wissen – Gewissheit ohne zu vermuten

Fest steht: insbesondere in den morgendlichen Gottesdiensten hatte ich den Eindruck als verstünde ich allmählich was es so auf sich hat, in Bezug auf das Religiöse, was die Wörter Glauben und Wissen, Vermuten und Verstehen, in ihrem Verhältnis zueinander an sich bedeuten könnten.

Natürlich wird mir hier kein Gottesbeweis gelingen, was im Übrigen auch gar nicht meine Absicht ist. Es gibt aber, so empfand ich es zumindest als Anwesender in den Gottesdiensten des Klosters, eine Urtradition, an deren christlichen, rituellen Handlungen ich dort teilgenommen hatte. Und diese überlieferten, rituellen Handlungen bildet, wenn auch zuerst im Geiste, ein mentales Muster – oder besser, eine spirituelle Struktur.

Wenn die Liturgie von der ich sprach, schon einmal von insgesamt 300 Millionen orthodoxen Christen wahrgenommen wurde, dann kann man davon ausgehen, dass die darin vollzogenen spirituellen Handlungen auch auf die Gläubigen übergehen. Jene Priester und Mönche die für diese Handlungen in der Verantwortung stehen, übertragen ihr religiös-spirituelles Denken natürlich auch im Zwiegespräch auf den Gläubigen.

Als ich an den Gottesdiensten teilnahm (wie eben auch schon im Freitagsgebet in einer Moschee oder auch dem Schabbat-Gottesdienst in einer Synagoge in Israel beiwohnte), empfand ich, wie mich eine mystische Kraft durchdrang. Ganz gleich ob das einer »Wahrheit« entsprach oder im Prinzip »nur eingebildet« war, wusste ich doch, dass es in jedem Gläubigen Christen (oder anders gläubigem Menschen) eben genau das auslösen kann, was auch ich empfand.

Mir dünkte jedoch so, als ob es in der Entscheidung eines jeden Menschen liegt, ob er nun glaubt, also eine spirituelle Form in seinem Herzen als gegeben empfindet oder ob er dazu in der Lage ist logisch zu schlussfolgern, dass je mehr Menschen einen regelmäßigen Ritus erleben, wohl freilich auch gemeinsam ein mental-spirituelles Feld erschaffen, dass durchaus eine Eigendynamik entwickeln kann. Was dabei jedoch entsteht, ereignet sich jenseits allen raum-zeitlichen Darstellungsvermögens, auch wenn man immer wieder versuchte wissenschaftliche Beweise zu finden, um dieses Wirken veranschaulichen zu können.

Da wir nun aber alle gemeinsam auf diesem einen Planeten leben, mischen sich dieses Empfinden und die eben angedeutete Eigendynamik, natürlich immer auch mit materiell erwachsenen Unabdingbarkeiten. Diese konzentrieren sich manchmal, in bestimmten zeitlich überschaubaren Entwicklungsphasen unserer Menschheitskultur. Was daraus jedoch an Ergebnissen resultiert, entwickelt sich manchmal zu einem großen Guten. Doch ebenso mächtig ist das, was sich uns weniger günstig zeigt, ja uns manchmal sogar durch unheilvolle Konsequenzen bedroht.

Immer aber ist das was eine entsprechende Aussicht auf positive oder negative Empfindungen liefert, der wahre Glaube, im aktiven Sinne. Zu glauben ist dabei alles andere als ein Vermuten. Es ist nicht die Annahme gemeint, dass es da vielleicht einen Gott oder einen auf Erden herabgestiegenen Gesandten gibt, der unter uns dessen Wesentlichkeit repräsentierte oder an den göttlichen Kern unserer Seele erinnert. Nein. Worauf ich mit dem Gesagten anspiele, ist, dass es auf unserer Erde Orte gibt, die, sagen wir, einen Zugang eröffnen zur Erkenntnis dieser überall gegenwärtigen, wundersamen Parallelität von religiösem Glauben und spirituell-empfundener Wirklichkeit. Denn diese beiden Größen sind wie zwei Pole, die anscheinend nur durch eine dünne Schicht getrennt sind, wo das unsichtbare vom Sein der sichtbaren Welt unterschieden ist.

Auf dem Athos empfand ich diese Schicht jedoch manchmal als so dünn, als so transparent, dass ich den Eindruck bekam als könnte ich ein Dahinter erkennen, das sich jenseits alles Weltlichen befindet.

Berg Athos – ewigeweisheit.de

Der Heilige Berg Athos, in einer Illustration von John Pentland Mahaffy  (1839–1919).

Reflexionen auf meiner Rückreise

Mein letzter Tag war angebrochen und nach der Morgenmesse und dem gemeinsamen Frühstück – das im Übrigen immer aus Kuchen und Keksen bestand – fuhr ich gemeinsam mit anderen Pilgern zum Anleger in Dafni.

Dort hatte ich noch etwa eine Stunde Aufenthalt, setzte mich in die kleine Taverne, um noch einen Kaffee zu trinken. Als ich dort aber wie gewohnt nach Milch fragte, ließ mich der Servierer abblitzen und es fiel mir wieder ein: Auf dem ganzen Athos gibt es keine Milch, da sie doch weiblich ist; die logische Konsequenz dessen also, was auf dem Athos seit nunmehr 1000 Jahren beharrlich aufrechterhalten wird.

Über das und meine anderen Erlebnisse nachsinnend, bestieg ich dann die kleine Fähre zurück ins »Diesseits« nach Ouranopolis.

Das lange Warten beim Anleger in Dafni hatte mir irgendwie auch gut getan, zumal ich meine Rückreise entsprechend entspannt antrat. Denn gezwungen sein nichts zu tun, kann ein andermal auch schrecklich sein. Zeit wird hier aber anders empfunden, auch wenn es, vielleicht nicht auf dem Athos, trotzdem christliche Mönche waren die das Räderwerk und letztendlich die Uhren erfanden, um danach pünktlich ihre Gebete auszurichten. Trotzdem scheint das Thema Zeitempfinden auf dem Agion Oros ein anderes zu sein.

Der kleine, sehr alte Mönch der allein auf der Fähre seine selbst geknüpften Gebetskränze verkaufte, ihn ließ der Fährkapitän als einzigen vom Boot steigen, an einem winzigen Anleger, wo sich nicht viel mehr als nur seine Zelle zu befinden schien. Wir hatten alle viel Zeit.

Möwen umkreisten die Fähre an diesem strahlend sonnigen Tag meiner Rückreise. Fast schon wie die Glieder eines Gebetskranzes gereiht, eskortierten sie unser Boot über das Meer. Als ich mich nach Dafni umdrehte, war da eine runde Wolke, die den pyramidenförmigen Gipfel des Agios Oros umrang. Es war wohl meine selektive Wahrnehmung, die all das für himmlische Zeichen hielt – doch was immer es war: nicht nur sah ich es, sondern eine Gewissheit gab mir das sichere Gefühl, dass sich die Ereignisse der kommenden Zeit entsprechend fügen werden. Da dachte ich wieder an die Aussage des Abts von Maroudá:

Mit wahrem Glauben haben Sie alle Freiheit.

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