Alles was Wohlgefühle erzeugt, gilt es zu bewahren, damit das, was vielleicht akut geworden ist, auch sicher und nachhaltig bearbeitet und schließlich gelöst werden kann. Wenn etwas genossen wird, genieße man die damit empfundene Erfahrung im Jetzt, das Tun in der Gegenwart, koste all die schönen Visionen und Gedanken aus, die man im Wohlfühlen hat.
Wenn wir dann Herausforderungen bewältigen müssen, konzentrieren wir jene im Wohlfühlen aufgespeicherte Kraft, und tun oder analysieren nur eben das, was zur Lösung eines Problems beiträgt oder uns hilft Hindernisse im Leben zu überwinden.
Doch das ist nicht immer einfach, denn gerne funken Gedanken dazwischen, und teilen das Sein in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft – was Gedanken ja eigentlich auch sind: Erinnerungen, analytisches Wahrnehmen und Erwartungen. Gedanken aber haben keine Namen. Sie sind. Sein, ist! Und wer es schafft, dieses Sein nicht durch seine bewertenden Urteile zu zerpflücken, der wird sich des inherenten gesunden Lebensstromes eigentlich gewahr. Wer davon schonmal kosten durfte, merkt irgendwann, dass das ganz konkret ein naturgebener Zustand ist.
Unser Leben fließt aus uns, und manifestiert sich dort, wo wir unsere Aufmerksamkeit fokussieren. Wenden wir uns dem Guten zu, wird sich in unserem Leben Positives niederschlagen.
Wer Glück säht, erntet Glück. Wer Dornen säht, darf keine Rosen erwarten.
Ablegen des Angstkleids
Vor einigen Jahren meinte ich einmal zu jemandem:
Kennst Du dieses Gefühl, wenn man sich auf einmal mit der ganzen Welt verbunden fühlt und einfach nur glücklich ist?
Worauf er antwortete:
Ja, dass ist wenn die Kruste abplatzt.
Wenn diese Art Freude, also vielleicht nur verursacht wird durch die Spritzer aus den Rissen eines durch Verpflichtungen verkrusteten Selbst, würde ein Mensch dauerhafte Glücksempfindung dann überhaupt überleben? Nun, wohl waren die großen Eingeweihte der Menschheit Inbegriffe der Verwirklichung dessen, sei es der Buddha, der Christus, der Mani oder andere Propheten, Avataras und Heilige.
Harmonie heißt beides akzeptieren: Licht und Dunkel, Wohlsein und Schmerz. Beide gehören zum Leben.
Ent-Rüstung
Wir alle, mehr oder minder, schleppen uns mit unserem Rüstzeug durchs Leben und ent-rüsten uns dann, wenn uns etwas aus unserem immer wieder eintretenden Schlaf der Normalität stößt.
Wie wär es wohl, man würde alle widrigen Zustände und Probleme, statt als solche, lieber als Heraus-Forderungen sehen – als eine Befreiungen, heraus aus dem Harnisch jener gewohnten, furchtsamen Betroffenheit? Das Schleppende, das bei manchen eine Opfermentalität mit sich bringt, gibt auch die Körperhaltung wieder. Bereits ein aufrechter Gang, würde unserem Unterbewusstsein suggerieren, sich seines schweren Panzers zumindest einmal bewusst zu werden.
Statt ewig alte Wunden zu lecken, die, während man fleißig Pflichten erfüllte, ihre Furchen zogen, wär doch sicher lohnend, das Gute im Leben voll auszukosten – den Geschmack der Freude, dem des Leids vorzuziehen. Und das beginnt im Kleinen.
Was mir persönlich half, war außerdem die Erkenntnis, dass sich immer alles aus Paaren von Gegensätzen zusammensetzt, die untrennbar zusammengehören. In der Hermetik stehen dafür die sieben kosmischen Gesetze, beschrieben im Buch Kybalion. Eines davon, ist das Gesetz der Polarität:
Alles ist zweifach, alles hat Pole, alles hat seine Paare von Gegensätzen, gleich und ungleich sind dasselbe. Gegensätze sind von Natur aus identisch, jedoch verschieden im Grad. Extreme berühren sich. Alle Wahrheiten sind nur Halbwahrheiten. Alle Widersprüche können miteinander in Einklang gebracht werden.
Wenn alle Widersprüche miteinander in Einklang gebracht werden können, so gilt das ebenso für alle Widrigkeiten in unserem Leben – äußere wie innere. Vielleicht sogar treten sie in unserem Leben nur auf, damit wir etwas finden, dass sie ausgleicht, an sich bindet und damit dem Prinzip der Einheit zuführt. Und es ist diese Einheitserfahrung, die wir als Glück empfinden. Jeder weiß das, der sich Gleichgesinnten in einem Verein anschloss, der sich nach einer Auseinandersetzung mit seinem Gegenüber zu einer Einigung fand, der schon einmal jemanden liebte und sich mit ihr oder ihm vereinigte.
Dieses Glück kann zuerst in uns beginnen, wenn wir zur Ruhe kommen.
In der Stille liegt Kraft.
Titelfoto: von Andrew Draper