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Das Symbolon: Ein Instrument der Assoziation

Wenn die alten Griechen vom »Symbolon« sprachen, meinten sie damit ein besonderes Erkennungszeichen oder Sinnbild. Wer einst in Verbindung stand mit einer anderen Person, zum Beispiel über einen Schwur, der erkannte ein anderes Mitglied daran, dass es ein solches Symbolon trug.

In sehr alter Zeit verwendete man hierfür zuerst Knochen auf denen solch Erkennungszeichen eingeritzt waren. Später erfüllten diesen Zweck auch besondere Gegenstände aus gebranntem Ton. Wer zu einer Familie oder einem bestimmten Freundeskreis zählte, dem wurde da so ein Gegenstand überreicht, um ihn zu seiner Anwesenheit im Kreise der Verbrüderten zu bevollmächtigen.

Natürlich ist das Symbolon identisch mit dem verkürzten Wort »Symbol«. Und ein Symbol ist mehr als nur ein Synonym für eine direkte Bedeutung. Solch Sinnbild besitzt eine viel tiefere Bedeutung, als es vordergründig erscheinen mag. So wie auch ein Mythos unzählige Querverbindungen zu anderen Mythen besitzt, entsprechend verflochten sind auch die Bedeutungen eines Symbols für denjenigen, der dessen Bedeutungen kennt.

Es ist also ganz und gar nichts Messbares und kann darum auch nicht durch einen oder mehrere bestimmte Sätze in seiner Bedeutung beschrieben oder erklärt werden. Ein Symbol löst jedoch auf mehreren Ebenen des Bewusstsein Assoziationen aus. So ist es ein durchaus komplexes System.

Schaut man sich als Symbolfiguren etwa einen Raben oder eine Krähe an, so sind sie auf materieller Ebene zuerst einmal schwarze Vögel, die einen charakteristischen Laut von sich geben und die in unseren Breiten im Winter über schneebedeckte Landschaften fliegen. Auf Symbolebene betrachtet man im Westen den Raben als Omen. Die Kelten sahen in ihm ein Sinnbild für den Tod, was wohl auch an seinem biologischen Verhalten liegen mag, da der Rabe ein Aasfresser ist.

Andererseits gehört der Rabe zu den intelligentesten Vögeln auf unserem Planeten, dem man nachsagt sogar Menschenstimmen imitieren zu können – weshalb er auch als Symbol der Weisheit gesehen werden kann. Nicht zufällig besaß Odin, der alt-germanische Gott der Weisheit, zwei Raben, die er als Botschafter aussandte.

Bei indigenen Stämmen Nordamerikas gilt dieser Vogel gar als Heldenfigur, die das Leben der Menschen mit Licht erfüllte: Er nämlich brachte ihnen bei zu leben.

In der Bibelgeschichte von Noahs Arche, sendet der Patriarch einen Raben aus, um herauszufinden ob begehbares Land in der Nähe sei. Doch der Rabe kehrt ohne etwas zurück. Als er jedoch eine weiße Taube aussendet, kehrt sie zurück mit einem Olivenzweig im Schnabel. Als solches Bild sollte sie einst ein Symbol für den Frieden werden, etwas das also weit hinausgeht über ihre rein biologischen und anatomischen Merkmale.

Symbole sind weit mehr, als dass man sie in wenigen Sätzen beschreiben könnte, denn sie haben, über ihre mythologische Bedeutung hinaus, für einen Kenner auch eine ganz individuelle Ausprägung. Wer ein Symbol sieht, assoziiert damit viele verschiedene Sinngehalte, die sich in die verschiedensten Bedeutungswelten ausbreiten können und manchmal gar widersprüchlich gedeutet werden, je nach Kulturkreis des Betrachters. Es sind also auch stark subjektive Assoziationen, die für den einen Menschen ganz und gar nicht das Selbe bedeuten müssen wie für einen anderen. Je nach seiner Ausgestaltung ruft es im Bewusstsein seines Betrachters verschiedene Inhalte hervor, die positiv oder negativ empfunden werden.

Vor allem in der Welt des Unbewussten spielen Symbole einen wichtigen Part, an dem weit tiefere Bedeutungen hängen, als Alltagssprache jemals auszudrücken vermag. Darum sind sie auch universell anwendbar, denn selbst wenn Menschen nicht die selbe Sprache sprechen, können Symbole oder Gesten sprachlichen Ausdruck ersetzen und überall auf der Erde verstanden werden.

Sinnbilder unserer Welt

Es gibt Symbole und Sinnzeichen, die bei so gut wie allen Kulturen auf unserem Planeten vorkommen. Manche von ihnen tauchten auf und verschwanden auch wieder. In jüngster Zeit ist das im Westen wohl der Swastika widerfahren, die als linksdrehendes Hakenkreuz im Nazideutschland des 20. Jahrhunderts verunglimpft und aus dem spirituellen Alltag der Menschen scheinbar in eine verbotene Zone zurückgezogen wurde. Während man dem selben Symbol doch überall auf der Erde begegnet, ist seine öffentliche Darstellung, etwa zur Kennzeichnung einer Gemeinschaft, in Deutschland per Gesetz untersagt. Wer sich darum heute in Deutschland öffentlich mit diesem Symbol identifiziert macht sich strafbar, ganz gleich für welchen Zweck es auch gebraucht wird.

Zu den archetypischen Symbolen, die zu fast allen Zeiten vorkamen, gehören Kreis, Quadrat, Dreieck, Kreuz oder auch stilisierte Tierbilder wie Schlange, Drachen, Löwe, Stier, Adler und viele weitere. Aber auch die in Symbolen verwendete Anzahl solcher Sinnzeichen, ist wichtig. Wer sich mit Symbolkunde befasst, erkennt, dass die Zahlenmystik darin eine feste Größe darstellt – wo doch zum Beispiel den Zahlen Drei, Sieben oder Zwölf die meisten unter uns schon einmal in diesem Kontext begegneten.

Besonders die Zahl Sieben scheint den meisten als mystisch-magische Nummer zu gelten. Ein Buch mit sieben Siegeln: davon ist die Rede in der Offenbarung des Johannes.

Auf Flaggen, Wappen und anderen emblematischen Hoheitszeichen, tauchen besondere Symbole auf. Hier werden sie als Symbole der Zugehörigkeit angesehen und bei ihrem Anblick lösen sie im Betrachter dann vielleicht ein Wir-Gefühl aus. Das betrifft besonders die religiöse Welt, wo sich Gläubige mit dem Symbol identifizieren, das etwa auch ein Wort sein kann. So herrscht im Islam ja das Bilderverbot, doch der arabische Name für Gott, Allah, wird auf ganz eigene Weise geschrieben:

الله‎

Dieser Name bildet wie das »Om« im Hinduismus, ein Symbol aus Buchstaben:

Beeindruckend, dass sich die beiden Zeichen so ähneln. Stammen sie vielleicht aus einem geistigen Bereich, einer Welt jenseits der physischen, einem Reich dass sich aller Rationalität entzieht, doch eben genau Dreh- und Angelpunkt aller religiöser Vernunft bildet?

 

 

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