Es gibt einen wichtigen Zusammenhang zwischen den alten Sternenreligionen und der frühen Ackerbaukultur. An den Sternen nämlich las man ab, zu welchem Zeitpunkt Aussaat und Ernte stattfinden mussten. Woher aber wusste man das? Kam jenes Wissen über die Sterne und die alten Kulturtechniken vielleicht sogar aus weiter Ferne?
Bis heute wurde noch keine, in sich schlüssige, wissenschaftliche Theorie darüber abgeliefert, was die frühe Menschheit dazu bewog ihr Nomadenleben aufzugeben und Ackerbau zu betreiben. Natürlich kann man annehmen, dass die Menschen zufällig herausfanden, wie man aus verschiedenen Gräsern besondere Kreuzungen herstellt, die zur Ernährung besser genutzt werden können. Die Gründe für die eigentliche Entstehung der Landwirtschaft aber, bleibt bis heute ein Rätsel.
Noch als Jäger und Sammler unterwegs, waren die Menschen viel besser ernährt und sie mussten vor allem viel weniger Zeit aufwenden, um sich von ihrer gesammelten Nahrung oder gejagten Beute zu ernähren. Mit der Entstehung von Landwirtschaft und Viehzucht, vollzog sich in der Geschichte der Menschheit jedoch ein bemerkenswerter Wandel: die Menschen wurden sesshaft, gründeten Siedlungen und schufen sich damit eine vermeintliche Sicherheit.
Erst damit, könnte man sagen, entstand auch das eigentliche Konzept dessen, was man heute unter dem Wort “Problem” versteht. Das aber ist etwas, dass den letzten, auf unserem Planeten wandernden Nomaden, bis heute etwas Fremdes geblieben ist. Nomadisch lebende Menschen nehmen die Dinge wie sie kommen, finden Auswege aus schwierigen Lebenssituationen. Ihnen bleibt ja nichts anderes übrig. Damit sind sie aber tatsächlich frei, da sie nicht an einen festen Ort gebunden sind, während Probleme sesshafter Menschen, im Extremfall in eine Sackgasse münden. Man hat sich eben auf die ewige Wiederholung des Gleichen eingestellt, im Glauben an die Sicherheit eines selbst geschaffenen Alltags. Alles unerwartet Negative, wird als Problem empfunden, weniger aber als Herausforderung, neue Wege im Leben zu gehen und dabei dazu zu lernen.
Ackerbau und Sternenkult
Ursprünglich verwendete man das lateinische cultura, als Wort zur Bezeichnung des Acker- und Landbaus, der ja unmittelbar mit der Entstehung der Siedlungen zusammenhing. Später erst charakterisierte das selbe Wort das Wesen der Gesamtheit geistiger Leistungen eines Volkes, in einer bestimmten Epoche. Im Zuge der geschichtlichen Entwicklungen, kam es zu einer allmählichen Verfeinerung der Kulturen, die von einer rein praktischen, in eine vergeistigtere Form des Schaffens sublimierte.
Im alten Sumer und Ägypten, entstanden dabei wohl die ersten Siedlungen und Städte. Die Menschen wurden sesshaft, denn ein bepflanzter Acker wollte aus einem ganz einfachen Grund gehütet werden: wilde Tiere würden das Saatgut oder die daran wachsende Frucht einfach auffressen, siedelten in ihrer Nähe keine Menschen.
Warum aber fing der Mensch an Ackerbau zu betreiben und sich von Brot zu ernähren? Gab es vielleicht einen geheimen, bisher unbekannten Grund dafür, dass die Menschen plötzlich begannen den Himmel und die Sterne anzubeten und in Siedlungen zu leben?
Im Folgenden wollen wir versuchen, einige mögliche Verbindungen, zwischen Sternenreligion, Agrar- und Städtekultur herzustellen und uns sogar mit der ungewöhnlichen Frage beschäftigen, ob das Wissen vom Bestellen der Äcker, nicht sogar von wo anders her zu uns auf die Erde kam.
Der Stern Sirius im alten Ägypten
Schaut man sich die Gebräuche der frühen Kulturen Afrikas und Asiens an, kommt man vielleicht zu der Vermutung, es bestehe eine Verbindung zwischen Landwirtschaft, Wissenschaft und Kunst. Besonders markant aber, ist die kultisch-rituelle Abstimmung der landwirtschaftlichen Zyklen mit dem Lauf der Sterne. Man denke etwa an die Sirius-Mysterien im Alten Ägypten. Sirius, der hellste Stern am nächtlichen Horizont, der dem Sternbild Orion direkt nachfolgt, spielt dabei eine zentrale Rolle. In unserer gegenwärtigen Zeitepoche jedoch, sind Sirius und Orion, auf der nördlichen Halbkugel, nur in den Wintermonaten am Nachthimmel sichtbar. Im alten Ägypten war Sirius in einer anderen Jahreszeit sichtbar und kennzeichnete den Zeitpunkt der Aussaat.
Wenn sich der Sirius damals, zum ersten mal, kurz vor Sonnenaufgang am südlichen Horizont zeigte, setzte nicht lange darauf die Nilschwemme ein. Mit diesem Ereignis war ein neuer Landwirtschaftszyklus gesichert, denn vor der Aussaat, sättigte der Schlamm des Nils die Äcker mit feiner, fruchtbarer Erde.
Für die alt-ägyptische Städtekultur, war das natürlich ein sehr bedeutendes Ereignis, stand es doch in der Verantwortung der Pharaonen, die Menschen ihres Reiches mit Nahrung zu versorgen. Nicht zufällig also, gewann der Aufgang des Sirius an kultischer Bedeutung und wurde zu einem Grundpfeiler der alt-ägyptischen Sternenreligion.
Auch die Errichtung der Monumentalbauten von Gizeh (Stadt nahe Kairo), scheinen ein Versuch zu sein, diesen uralten Astralkult zu verewigen. Schaut man sich beispielsweise die Positionen der dortigen Pyramiden an, gibt es eine verblüffende Ähnlichkeit zur Anordnung der Sterne des Orion – jenem Sternbild, das in direktem Zusammenhang steht, mit dem alten Fruchtbarkeits- und Unterweltgott Osiris, denn Orion repräsentierte für die alten Ägypter die himmlische Entsprechung, eben jenes höchsten Gottes.
Orion und die Pyramiden von Gizeh
Das Mysterium vom wahren Ursprung des Getreides
Doch auch ein anderes Volk, das heute überwiegend im afrikanischen Mali lebt, pflegt einen ausgeprägten Sternenkult: die Dogon. Sie bewahren ein uraltes Geheimwissen, worin ein unsichtbarer Stern erwähnt wird.
Die Dogon leben in einer sehr trockenen Region, wo nur an wenigen Tagen im Jahr Regen fällt. Darum muss die Aussaat meteorologisch genau abgestimmt sein, auf diese kurze Feuchtigkeitsperiode. Hierfür ermittelt der Stammesälteste durch Beobachtung der Himmelsbewegungen von Sonne und Sirius, den genauen Zeitpunkt, an dem das Säen des Getreidesamens erfolgen muss.
Über die Kenntnis außerirdischen Wissens
Ihr Wissen um den Stern Sirius und die mit ihm zusammenhängenden Getreidemysterien, wollen die Dogon von außerirdischen Wesen erhalten haben, die einst, vor sehr langer Zeit kamen, um die Erde zu besiedeln: die Nommos – hermaphroditische, fischartige Wesen – Kreaturen mit einem menschlichen Oberkörper und dem Unterkörper eines Fisches. Die Dogon sprechen über die Nommos als “Meister der Gewässer”, “die Lehrer” oder “die Wächter” (vergl. Wächter der Henoch-Tradition).
Laut den Überlieferungen der Dogon, kam einst von Sirius eine besondere Arche und landete mit tosendem Klang auf der Erde. Diesen geheimnisvollen Klang ahmen die Eingeweihten der Dogon auch heute noch nach, durch schnelles Wirbeln eines Schwirrholzes. Erklingt dieses sonderbare Instruments, bereiten sich die Eingeweihten vor auf ihr Zusammentreffen. Der eigenartige Klang erinnert in etwa an das Dröhnen eines Propellers.
Interessanterweise, erfahren wir von so gearteten Fischwesen auch aus den Überlieferungen der alten Sumerer. Sie verehrten ein als Fisch gekleidetes Menschenwesen als Gott, den sie Dagon nannten. Er soll aus dem Meer gekommen sein, um die Menschen in die Kulturtechniken einzuweihen, verschwand dann eines Tages aber im Meer, ohne jemals wiederzukehren.
Auch der indische Gottgesandte Avatara Matsya erschien auf Erden in dieser Gestalt: halb Mensch, halb Fisch.
Gewissermaßen wiederholt sich diese Fischthematik, in Verbindung mit einem Brot- beziehungsweise Getreidemysterium auch, in der Eucharistiefeier des letzten Abendmahl: Jesus Christus teilte das Brot mit seinen 12 Jüngern. Bekanntermaßen starb er, erstand auf zu neuem Leben und fuhr auf zum Himmel, an die Rechte seines Vaters. Von dort aber soll er dereinst wiederkehren. Seither verehren ihn die Christen, im heiligen Symbol des Fisches.
Auch die Dogon, erwarten die Rückkehr ihres Gesandten in der Zukunft.
Fischsymbolik und die Mitra des Papstes
Jener Dagon, von dem oben die Rede war, halb Mensch, halb Fisch, trug wie gesagt als Kleid den Körper eines Fisches. Seine Kopfbedeckung bildet in manchen Abbildungen ein Fischkopf mit offenem Maul, was verblüffend der Mitra des Papstes ähnelt – jenem Religionsoberhaupt, der an seiner Rechten des “Fischerring” trägt und Stellvertreter des “Menschenfischers” ist.
Vorgänger dieses spirituellen Oberhaupts, waren die Hierophanten in der alt-griechischen Kultur. Sie leiteten die Mysterien der Getreidegöttin Demeter. Auch ihr Kopfschmuck erinnert an eben jenen Fischkopf Dagons.
Dagon, den man im alten Babylon auch Oannes nannte, gilt als mythischer Kulturbringer der Menschheit.
Auf übergeordneter Ebene, scheint es zwischen sakraler Fischsymbolik, Getreide und Ackerbaukultur, also einen höhren Zusammenhang zu geben.
Das Sirius-Mysterium bedeutet in verschiedenen Kulturen immer eine Einweihung in die Wissenschaft des Ackerbaus – die Einweihung in ein Geheimnis, durch das dem Menschen seine Nahrungsgrundlage in Form von Brot gegeben wird.
Unser tägliches Brot gib uns Heute
– Matthäus 6:11
Für die Dogon kam das Getreide zur Erde von diesem verborgenen Stern, der Sirius umkreist. Ihn nennen sie “po tolo”, den “Hirsenstern”, aus dem Amma, der Schöpfergott der Dogon, das erste von acht verschiedenen Getreidesorten erschuf.
Im Schweiße Deines Angesichts
Getreide als Nahrungsgrundlage, kennen wir auch aus dem Anfang der biblischen Genesis. Nachdem sich Adam und Eva am Baum der Erkenntnis von Gutem und Bösem, wegen der Schlange versündigten, wurden sie aus dem Garten Eden vertrieben. Über diesen Garten Eden heißt es ja, dass er sich jenseits der Welt befindet. Darum spricht man auch vom “Fall Adams”. Wohin aber fiel Adam, nachdem er vom verbotenen Baum aß? Kam er aus einem Himmelsbereich auf den Planeten Erde?
Osiris: alt-ägyptischer Gott der Fruchtbarkeit und der Unterwelt.
Isis und Osiris
Als himmlische Schwestergemahlin des Fruchtbarkeitsgottes Osiris, ist die ägyptische Isis gewiss eine Vorform, der griechischen Demeter andererseits auch der Heiligen Mutter Maria. Demeter etwa wurde von ihrem himmlischen Bruder begattet: vom Wettergott Zeus. So kam das Kornmädchen Persephone zur Welt. Auch sie empfing ein Kind vom Himmlischen, der zweimal geboren wurde als Dionysos. Als von himmlischer Göttlichkeit begattet, gilt ja in gewisser Hinsicht auch die christliche Maria, “Mutter Gottes”.
Jener Stern Sirius auf jeden Fall, identifizierten die Hohepriester im alten Ägypten als himmlische Erscheinung der Isis. Denn ihr Erscheinen als Sirius am Osthimmel, zur Zeit der Flussschwemme des Nils, war ein wichtiges Symbol für das fruchtbar gewordene, feuchte Land, dass etwa einen Monat später durch die Aussaat des Getreides “geschwängert” wurde.
Interessant ist, dass Schwangerschaftsthematik und Getreidemysterium, auch in der biblischen Genesis eine Rolle spielen:
[…] Ich will dir viel Schmerzen schaffen, wenn du schwanger wirst; du sollst mit Schmerzen Kinder gebären […] Du sollst nicht davon essen, verflucht sei der Acker um deinetwillen, mit Kummer sollst du dich darauf nähren dein Leben lang.
– Genesis 3:16f
Die Schlange, wird in der Bibel zwar als Versucherin des Menschen bezeichnet. Sie ist gewissermaßen aber auch seine Helferin, denn durch ihre Verführung erkannte er die Polarität von Gut und Böse. Doch dafür wurde sie auf die Erde geschmettert:
[…] Auf deinem Bauche sollst du gehen und Erde essen dein Leben lang.
– Genesis 3:14
Auch in der ägyptischen Mythologie existiert ein Schlangenwesen, das mit dem morgendlichen Aufgang des Lichts, zu tun hat: die Gottheit Apophis. Sie ist die Widersacherin der Sonne, doch wird jeden Morgen vor Sonnenaufgang erneut getötet, so dass ihr himmlisches Blut das Licht des Sonnenaufgangs rot tränkt.
Im Koran, in der nach dem Stern Sirius benannten Sure 53 (“Der Stern”), geht es auch um das Thema der Befruchtung, der Schwängerung:
Und dass er (Gott) beiderlei Geschlecht erschafft, männlich und weiblich, aus einem Samentropfen, wenn er ausgestoßen wird, […] und dass er (Gott) der Herr des Sirius ist.
– Sure 53:45f,49
Besucher aus dem All?
Sowohl also im alt-ägyptischen Mythos, wie in der Genesis, bei den Dogon und auch im Koran, stehen Fruchtbarkeitskult, Fortpflanzungsriten und damit auch die Kulturtechniken (Ackerbau und Viehzucht), in ähnlichem Kontext.
Ob es sich nun aber tatsächlich um Besucher aus dem All handelte, die den Menschen zu dem machten, was er heute ist, kann nicht abschließend festgestellt werden.
Was jedoch zu Denken gibt, ist, dass es auch in den folgenden Versen der Sure 49:50ff, um eine Bestrafung geht. Das ähnelt dem, was wir zuvor aus der Genesis zitiert hatten (Genesis 3:16f). Natürlich bedeutet das nicht, dass es einen direkten Zusammenhang gibt, zwischen den heiligen Schriften und den aus Mythologie und altem Agrarkult dargestellten Mysterien. Sicherlich aber, lässt sich überall darin, eine gewisse, vielleicht sogar gesetzmäßige Grundthematik herauslesen, die zusammenhängt mit Verführung, Sünde, Erkenntnis und dem Beginn menschlicher Kultur auf Erden.