Der Siebente Schlüssel des Basilius Valentinus

Die natürliche Wärme erhält den Menschen am Leben. Sobald diese natürliche Hitze abgewichen ist, so hat das Leben ein Ende.
Das natürliche Feuer, wenn es mässig gebraucht wird, ist ein Schutz vor der Kälte, der Überfluss aber derselben Zerstörung.

Es ist nicht notwendig, dass die Sonne körperlich oder physisch mit ihrer ganzen Substanz das Erdreich berührt, sondern genügt es, dass sie aus der Ferne durch ihre Aussendung von Strahlen, welche auf dem Erdreich reflektieren, das ihre dort tuhe und die Erde stärkt, denn durch solche Mittel hat sie ausreichend Wirksamkeit und kann ihr Amt verrichten. Durch Kochen kann die Substanz reifen, denn durch die ferne der Luft werden die Strahlen der Sonne in ein Temperament gebracht, das über die Luft als Medium, dem Feuer geholfen wird und die Luft selbst durch die Hilfe des Feuers wirken kann.

Erde kann ohne Wasser nicht gebären und Wasser kann ohne die Erde auch nichts allein erwecken. Die Entstehung der Früchte kann also weder Wasser noch Erde entbehren. Ebensowenig kann auch das Feuer ohne die Luft und die Luft ohne das Feuer sein, denn ohne Luft kann kein Feuer brennen und ohne Feuer kann die Luft nicht ihre rechte Wärme und Trockenheit erweisen.

Dem Weinstock bedarf in seiner letzten Reife mehr Sonnenschein und Hitze, als am Anfang des Frühlings. Wenn dann also die Sonne im Herbst ihre volle Wirkung zeigt, pflegt der Weinstock seinen Saft kräftiger und besser von sich zu geben, weil ihm so die Wärme mangels Sonnenstrahlen entzogen wurde. Im Winter achtet der einfache Mann den Tod, denn die Kälte hat das Erdreich beschlossen, so dass nichts aus ihr hervor wachsen kann.

Sobald aber der Frühling sich zeigt und die Zeit der Kälte durch den ansteigenden Sonnenstand beendet wird, wird alles wiederum in Leben verwandelt.

Die Bäume und Kräuter zeigen ihre Lebendigkeit und die Tiere die den Winter im Verborgenen verbrachten, kriechen aus ihren Höhlen hervor. Alle Gewächse geben einen neuen Geruch von sich und ihre edle Wirkung wird durch die schöne, liebliche und mannigfaltigen Farben ihrer Blüten bewiesen. Danach wirkt der Sommer fort, dass aus solcher Blüte jede Art von Früchten reift, die man daraufhin im Herbst erntet, der hundertfältige Frucht bringt. Dafür danke Du dem Schöpfer, der dieser Anordnung Maß und Ziel durch die Natur vorgeschrieben hat.

Also wirkt nun ein Jahr nach dem andern, bis die Welt durch ihren Bauherrn wieder abgebrochen wird und die das Erdreich besitzen, durch die Herrlichkeit Gottes erhaben werden. Daraufhin wird alle irdische Natur zu wirken ein Ende haben und es wird eine himmlische und unendliche an ihre Stelle treten.

Wenn die Sonne im Winter fern von uns ihren Gang vollendet, kann sie dem großen Schnee garnichts anhaben. Wenn sie uns aber im Sommer näher kommt, so wird die Luft feuriger und wird gestärkt, so dass der Schnee schmelzen und zu Wasser werden kann. Und so muss er sich verzehren, denn das Schwache muss dem Starken weichen und das Schwache obliegt dem Starken.  Also muss auch in der Meisterschaft des Feuers Ordnung gehalten werden, damit die Feuchtigkeit nicht zu schnell vertrockne und auch das Erdreich der Weisen nicht zu bald zerschmelze und aufgelöst werde, denn sonst würdest Du aus gesunden Fischen in deinem Wasser Skorpione gebären.  Willst Du stattdessen Deine Arbeit auf rechte Weise ausführen, so nimm das geistliche Wasser, worauf anfangs der Geist schwebte, und verschließe für ihn die Tore der Festung, denn die himmlische Stadt wird von da an von irdischen Feinden belagert werden und Dein Himmel muss durch drei Mauern feste Verwahrung haben, damit nicht mehr als ein einziger Eingang mit guter Vorwache bestellt wird. Wenn Du daraufhin alles vorbereitet hast, so zünde an das Licht der Weisheit und suche damit den verlorenen Groschen und lass es solange leuchten wie es von Nöten ist. Du sollst wissen, dass die Kriechtiere und Würmer ihre Wohnung wegen ihrer Qualität in der kalten feuchten Erde haben.

Dem Menschen aber ist seine Wohnung auf dem Erdreich, in einer temperierten und vermischten Eigenschaft verordnet. Die Engel aber, welche keinen irdischen Leib haben und nicht wie der Mensch dem sündlichen Fleisch unterworfen sind, sind auf einem höheren Grad zuhause, so das sie sowohl Feuer als auch Kälte in der oberen und unteren Region ohne irgendwelches Hindernis ertragen können. Wenn der Mensch erhellt wird, wird er solches den Himmelgeistern gleich tun können. Gott aber regiert Himmel und Erde und wirkt durch Alles und in Allem. Da wir nun die wahren Vorstände unserer Seelen sind, so werden wir zuletzt auch Gottes Kinder und Erben werden um das vollbringen zu können was uns jetzt unmöglich ist. Dies kann aber nicht geschehen, wenn nicht alles Wasser ausgetrocknet, als auch Himmel und Erde, samt allen Menschen durch das Feuer gerichtet werden.

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