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Tarot und Psychotherapie

Wer sich einige Zeit mit dem Tarot beschäftigt, dürfte allmählich zu der Annahme gelangen, dass es weit mehr ist als nur Wahrsage-Instrument. Denn in seinen archetypischen Bildern spiegeln sich Muster des Unbewussten, die bei ihrer Betrachtung bestimmte Reaktion hervorrufen können, wie etwa Sympathie oder Anziehung, doch auch Abneigung oder Bangnis.

Jede dieser Reaktionen kann uns zeigen, wie wir zu den verschiedenen Archetypen in Beziehung stehen. Eben darum ist es so interessant das Tarot zum Beispiel als unterstützendes Werkzeug in der Selbstdiagnose anzuwenden, um zum Beispiel an den Tag zu bringen woran man an sich arbeiten kann.

In traditionellen Tarot-Legungen mischen Sie zum Beispiel die Karten und legen Sie Ihrem Klienten vor, um eine bestimmte Anzahl daraus verdeckt zu ziehen. Danach decken Sie die Bilder auf und legen sie in Form eines bestimmten Deutungssystems vor sich, um sie hernach zu interpretieren.

In einer therapeutischen Anwendung der Tarot-Bilder jedoch sieht das ganz anders aus.

Die archetypischen Bilder und Symbole, die die Tarot-Arkana zeigen, bilden Metaphern, wodurch sie in vielen Facetten der menschlichen Erfahrung konkret und verständlich gemacht werden können. Die enorme Bildsprache des Tarot kann einem Therapeuten durchaus ein Werkzeug geben, dass seine Klientinnen und Klienten dabei unterstützt, gelebte Erfahrungen und gegebene Lebensumstände in einem neuen Licht zu betrachten.

Erschließen unaussprechlicher Erfahrungen

Tarotkarten zeigen philosophische, therapeutische und spirituelle Aspekte und lassen sich damit an einen therapeutischen Rahmen anpassen. Die Symbole und Themen, die in den Tarotkarten dargestellt werden, repräsentieren eben universale menschliche Erfahrungen. Diese umfassen sowohl die Art wie ein Mensch denkt, was sein Persönlichkeitstyp ist oder wie er sich und die Welt wahrnimmt. Die Metaphern darum, wie sie das Tarot bereithält, sind in der Therapie wirksam, wenn eine Klientin oder ein Klient dazu aufgefordert wird, sie selbst zu entwickeln. Die Illustrationen auf jeder Tarotkarte bilden Anregungen für jemanden, um Metaphern für eigene Erfahrungen zu entwickeln und das sogar ohne direkte Anleitung eines Therapeuten.

Tarot-Karten sind darum eine einzigartige Möglichkeit, Erfahrungen zu erschließen, die sich sonst vielleicht nur schwer von einem Klienten verbalisieren lassen. Denn über innere Erfahrungen sprechen zu können, ist für viele nicht immer selbstverständlich. Manchmal liegt das daran, dass einer sich zu sehr mit seinen Gedanken und Gefühlen identifiziert, und es ihr oder ihm darum schwerfällt objektiv zu beschreiben, was als Problem empfunden wird.

Gelegentlich auch hält eine Angst vor Verurteilung jemanden davon ab, die Wahrheit über eigene Erfahrungen auszudrücken. Auch Schwierigkeiten über innere Störungen sprechen zu können, können therapeutische Prozesse erschweren oder untergraben.

Es bietet sich darum in manchen Fällen an, die teils aufrüttelnden Bilder der Karten des Tarot, einem Klienten vorzulegen, um seiner inneren Einstellung einen Anlass dafür zu geben sich zu öffnen und auf objektive Weise über das zu sprechen, was ihn mitunter bedrängt oder ein inneres Hindernis bildet.

Anwendungsbeispiele

Man kann bestimmte Karten einer Person im eigenen Stammbaum zuordnen und dabei etwa mehrere Generationen zurückgehen. Manchmal lassen sich darin Ursachen für Blockaden finden, die einem Klienten von Generation zu Generation weitergegeben wurden. Es lassen sich so bestimmte familiäre Geheimnisse und Ereignisse ansprechen, die sich über Generationen hinweg tatsächlich zu wiederholen scheinen und das Glaubenssystem eines Menschen quasi färben.

So etwa lassen sich aus den Tarot-Arkana Bilder wählen, die in ihrem archetypischen Ausdruck auf ein bestimmtes Familienmitglied hindeuten. Hieraus können bestimmte Kombinationen aus verschiedenen Arkana freigelegt werden, bis einer nach und nach einen passenden Platz entdeckt, den jedes Familienmitglied für weitere Betrachtungen einnehmen soll. Dabei können Sie als Deuter die Position der Karten zueinander bei Ihrer Betrachtung auch im Nachhinein noch verändern.

Kann zum Beispiel keine wirklich zufriedenstellende Anordnung der Tarot-Bilder gefunden werden, ist das dann vielleicht ein Anzeichen dafür, dass eine Problematik vorliegt. Um die Ursachen dafür dann besser einzugrenzen, ließe sich von einem ein anderes Tarot-Bild wählen, dass man links neben den bereits liegenden Bilder anfügt (Vergangenheit). Damit können wir sehen, was da vielleicht falsch gelaufen ist und was wir aus der Beziehung zu einem anderen Menschen lernen müssen.

Seelische Entwicklungen einleiten

Immer aber wahren die einzelnen Bilder der Tarot-Arkana dabei eine Neutralität, da in ihnen zwar ganz archetypische Darstellungen zu finden sind. Im Betrachter können sie darum psychische Prozessen auslösen, zumindest aber anstoßen. Damit sind sie auch offen für eigene Interpretationen und stehen einem Psychotherapie-Klienten zum Beispiel als zusätzliche Hilfsmittel zur Verfügung. Was Sie als Therapeut durch die Bildern nämlich zeigen können, lässt sich in Verbindung bringen mit den Weltanschauungen Ihres Klienten, sowie seinen spirituellen oder religiösen Perspektiven und Überzeugungen.

Es scheint also, als könnten in dieser Form der Anwendung der archetypischen Bilder des Tarot, einem Hilfesuchenden einen Weg bieten, um herausforderndes psychologisches Material zum Vorschein zu bringen, das sich für seinen Betrachter dabei jedoch auch sicher anfühlt. Denn eine direkte Identifikation mit den Tarot-Arkana ist nicht möglich.

Einzige Voraussetzung dafür aber, dass eine Psychologe die Bilder in einer Therapie verwenden darf, ist das ihm dazu seine Klientin oder sein Klient entschieden zugestimmt hat. Aber auch dann sollten Tarot-Bilder in Therapie-Sitzungen, wegen ihrer teils intensiven Symbolik sparsam eingesetzt werden.

Forschungen auf dem Gebiet des Tarot in der Psychotherapie sind heute noch spärlich. Tarot-Karten bilden darum also kein Ersatz für eine solide Behandlungsgrundlage mit empirisch gestützten Ansätzen. Sicherlich aber kann man sich ihrer Symbolik langsam annähern.

 

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