Wand-Ikone von Johannes dem Täufers in der Hagia-Sophia in Istanbul - ewigeweisheit.de
Johannes der Täufer in der Hagia-Sophia in Istanbul

Johannes der Täufer: Einer der Propheten im Islam

Als Führer der Kinder Israels (arabisch »Bani Israel«) trat er auf der Erde in Erscheinung. Muslime sehen in ihm einen Zeugen des »Wortes Gottes«, der in diesem Bewusstsein das Kommen Jesu Christi ankündigen sollte. Sie nennen ihn »Yahya ibn Zakariya« – Johannes, Sohn des Zacharias.

Unter diesem Namen nennt ihn der heilige Koran fünfmal, wo laut islamischer Tradition Johannes einer jener Propheten war, denen der Prophet Mohammed (as) in der Nacht seiner Himmelfahrt begegnete. Bei seinem Aufstieg auf dem heiligen Buraq (einem weißen Pferd mit Flügeln und Menschenantlitz) durch die sieben Himmel, begegnete ihm Johannes der Täufer im zweiten Himmel, gemeinsam mit Jesus Christus.

Besonders die islamischen Mystiker des Sufismus verehren Johannes, denn er gilt ihnen als Vorbild für sowohl Weisheit, Reinheit und die Liebe die ein Mensch geben kann und von anderen empfängt, wobei damit eine reine Liebe des Herzens gemeint ist. In zwei Hadithen (Überlieferungen die dem Propheten Muhammad zugeschrieben werden) heißt es dazu:

Jeder Prophet hat übertreten oder hatte Lust dazu, außer Johannes, der weder sündigte noch Lust dazu hatte. […]

Alle Söhne Adams werden am Tag der Auferstehung erscheinen und Sünden begangen haben, außer Johannes, Sohn des Zacharias.

Seine jüdischen Zeitgenossen sahen in Johannes dem Täufer einen Heiligen aus dem Kreis der Geheimbruderschaft der Essener. Laut jüdischer Überlieferung strömten die Menschen in Massen zu Johannes. Seine Anhänger nennt der Islam die »Sabäer«, von denen manche sagen, sie wären ursprünglich die Nachfahren der schwarzen Königin von Saba.

In den heiligen Schriften wird Johannes als Mensch mit besonderer Klugheit beschrieben, wo im Islam dies als gottgegeben gilt und ihm so auch in dieser Religion die Würde eines Propheten zuteil wurde.

Die ungewöhnliche Geburt des Johannes

Wie Johannes und Jesus zur Welt kamen, bildet eine der eben angedeuteten Parallelen ihres ungewöhnlichen Erscheinens unter den Menschen. Jesus kam wie auch im Christentum als Sohn einer Jungfrau zur Welt, während Elisabeth (arabisch »Al-Usabat«), die Mutter Johanni, eigentlich unfruchtbar geblieben und bereits hohen Alters war. Als Geschenk aber verlieh Allah der Elisabeth dennoch die Fruchtbarkeit, so dass sie mit Zacharias ihren Sohn Johannes zur Welt brachte. Es ist ein besonderer Name, der von Zacharias und Elisabeth allein für dieses Kind ausgewählt wurde. Im Koran lesen wir dazu:

O Zacharias, wir verheissen dir einen Sohn, dessen Name Yahya sein wird; und wir haben vorher niemanden mit diesem Namen benannt. Er sagte: Mein Herr, wie soll ich einen Sohn haben, wo doch meine Frau unfruchtbar ist und ich schon das fortgeschrittene Alter erreicht habe? So sei es, dein Herr hat es angeordnet. Dies ist mir ein Leichtes, und auch dich habe ich erschaffen, als du noch nichts warst.

Er sprach: Mein Herr, gib mir ein Zeichen. Dein Zeichen ist, dass du für drei aufeinanderfolgende Nächte nicht mit den Menschen sprechen kannst, obwohl du gesund bist. Als er dann von seiner Gebetsstätte zu seinen Angehörigen hinaustrat, gab er ihnen zu verstehen, dass sie Allah am Morgen und am Abend lobpreisen sollten.

O Yahya, ergreife das Buch mit Macht. Und wir gaben ihm als Kind Weisheit, sowie Mitgefühl von uns und Läuterung. Und er war fromm, und erfüllte seine Pflichten gegenüber seinen Eltern, und er war weder gewalttätig noch ungehorsam. Und Friede war auf ihm am Tag seiner Geburt und am Tag als er starb, und am Tag seiner Auferstehung.

– Sure 19:7-15

Johannes sollte, wie sich den Versen dieser Sure entnehmen lässt, die göttliche Botschaft an die Israeliten erneuern (»O Yahya, ergreife das Buch mit Macht«, wo mit dem »Buch« die Bibel gemeint ist).

Johannes’ Prophetentum im Islam

Gemäß islamischer Überlieferung verstand Johannes der Täufer schon als Kind die Bibel und ihre Schriften besser, als die größten Gelehrten seiner Zeit.

Nach islamischer Überlieferung pflegte Johannes auf dem Tempelberg vor seinen Jüngern zu predigen, auf dem »Haram Ash-Sharif«.

Ähnlich der christlichen Überlieferung, ist Johannes auch im Islam der Furchtlose unter den Propheten, der die Sünden unter den Gläubigen anprangerte. Doch es heißt auch über ihn, dass er die Tiere liebte und mit ihnen aß, da er andererseits wiederum den Kontakt mit anderen Menschen fürchtete. Außerdem soll er sehr viel geweint haben, da er wusste, dass sich die Brücke zwischen Hölle und Paradies nur durch Tränen passieren lässt.

Als sich der noch junge Islam gegründet hatte, kam es zur Verfolgung der noch jungen muslimischen Gemeinde in Mekka. Ihre Mitglieder flohen aus Arabien, von wo aus sie sich ins alte Abessinien begaben (heute Äthiopien). Wie sich dem Buch »Al-Dur Al-Manthur« (16. Jahrhundert, islamische Auslegungsschrift des Koran) entnehmen lässt, trafen sie in Abessinien den christlichen König Negus (arabisch »Al-Nadschaaschi«). Mit ihm teilten sie ihr Wissen über den Beginn des Christentums und die Bedeutung, die der Täufer Johannes dafür hatte.

Historische Luftaufnahme der Umayyaden-Moschee in Damaskus (1930) - ewigeweisheit.de
Historische Luftaufnahme der Umayyaden-Moschee im Herzen von Damaskus (1930).

Gemeinsam im Namen Yahyas

Wie die christliche Geschichte erzählt, erfährt man auch in der islamischen Überlieferung die Geschichte des Herodes Antipas, dem Herrscher von Galiäa, der seine Frau verstoßen hatte, um sich mit der Tochter seines Halbbruders zu vermählen. Dies hatte Johannes kritisiert, worauf man ihn enthaupten ließ. Nach muslimischer Tradition soll sein Haupt in einem Reliquienschrein in der Großen Umayyaden-Moschee in Damaskus aufbewahrt sein, wovon die Sufis sagen, dass von dort eine große Heilungswirkung ausstrahlt. Im Jahr 2001 betete an diesem Schrein Papst Johannes Paul II., der erste Papst der eine Moschee betrat – was bis heute das wichtigste Element bildet in der Geschichte der Beziehungen des Islam zur katholischen Christenheit – »im Namen Yahyas«.

1 Kommentar
  1. Danke für den tollen Artikel, wusste wenig aus dem Sufismus darüber, grosse Klasse.
    Allein in der Bibel sieht man schon die enorme Liebe Johannes d.T. zu gerade auch seinen Jüngern in ihren Handlungen nach seiner Exempelermordung: Sie gingen doch tatsächlich hin, um seinen Leichnahm zu holen, obwohl sie genau wussten, die Obrigkeit hätte so überleichtes Spiel, alle gleich wegzumachen und die Köpfe des blöden Mob(aus derer Sicht) wären weggeputzt. Das war echt starke Liebe, sie setzten ihr eigenes Leben aufs Spiel, nichts weniger. Welche Liebe Gottes hat der Johannes d.T. auf Erden repräsentiert und tatsächlich verkörpert.
    Danke nochmals für den Beitrag.

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