Hinduismus

Die Heilige Silbe Om...

Autor und Mentor Selim Levent Oezkan - ewigeweisheit.de

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Om - ewigeweisheit.de

Gut möglich, dass Sie das Wort Om schon öfter gehört haben. Vielleicht zu Beginn oder am Ende Ihrer Yoga-Stunde? Yogis in Fernost nennen es den »Klang des Universums«. Eine echt umfassende Bedeutung für ein so winziges Wort. Da stellt sich die Frage: Was bedeutet es nun eigentlich?

Om – was manchmal auch »Aum« geschrieben wird – ist im Glauben der Hindus eine mystische Silbe. Doch auch die Anhänger des Sikhismus, die Jains und Buddhisten verwenden diese heilige Silbe in ihrer religiösen Praxis. Da gilt das Om als größtes aller Mantras und als heiligste aller Gebetsformeln.

Neben seiner Wortbedeutung, spielt das Om auch als heiliges Symbol eine zentrale Rolle im Glauben der Hindus: ॐ. So erscheint es häufig in der Ikonographie alter Manuskripte. Man sieht es in Tempeln ebenso wie in den Klöstern der Buddhisten und Jains. In all diesen Religionen besitzt das Symbol Om eine wichtige Bedeutung, auch wenn sie zwischen den verschiedenen Schulrichtungen teilweise differiert.

Die drei Klänge des Om

Diese Silbe setzt sich aus den Sanskrit-Vokalen A und U zusammen, die im Klang eines O verschmelzen. Mit dem Buchstaben für M am Ende, bildet die heilige Silbe eine dreifaltige Klang- und Symbolerscheinung, die mitunter diese heiligen Triaden identifizieren:

  • die drei Welten der Himmel, Erde und Unterwelt,
  • Denken, Sprechen, Handeln,
  • Wachen, Träumen, traumloser Schlaf,
  • die drei materiellen Qualitäten (Gunas) gütiger Weisheit, Leidenschaftlichkeit und dunkler Trägheit,
  • die drei heiligen Veden – Rigveda, Yajurveda und Samaveda,
  • sowie die dreifaltigen Hindugottheiten Brahma (Erschaffer), Vischnu (immerwährender Erhalter) und Schiva (Zerstörer des Erschaffenen).

Eine ausführliche Beschreibung dieser heiligen Silbe Om, finden wir in den Upanischaden – einer Sammlung philosophisch-esoterischer Schriften des Hinduismus.

Alles wird aus dem Om geboren

In den Mandukya-Upanischaden geht es insbesondere um die heilige Silbe Om. In einem Kommentar zu dieser Schrift, schrieb der Weise Shankaracharya (788-820):

Das Wort Om ist all dies. Wie alle facettenreichen Dinge die wir um uns sehen, die alle ihren eigenen Namen haben, unterscheiden sie sich ebenso wenig von den ihnen entsprechenden Namen, wie vom Om an sich. Darum also ist wahrlich alles das Om. So wie ein Ding durch seinen Namen bekannt ist, so ist auch der höchste Name des Brahman bekannt, nur allein durch das Om. Darum ist das höchste Brahman selbst das Om. […] Alles was die Dreiheit von Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft prägt, ist aus den genannten Gründen ebenfalls das Om. Alles das sich jenseits dieser Dreiheit befindet, also zeitlos ist und doch aber wegen seiner Wirkungen bekannt ist, was man Avyakrta nennt, das Nicht-Manifeste, auch das ist wahrlich das Om.

Om ist universal!

Wichtigstes aller esoterischen Symbole

Das Symbol Om verweist sowohl auf das Atman – das Seelenselbst des Menschen – sowie auf das Brahman – die endgültige Realität des gesamten Universums, seine Göttlichkeit, Wahrheit und sein kosmisches Wissen. Damit steht das Om für den Wesenskern des gesamten Mikrokosmos und Makrokosmos.

Seit dem 6. Jhd. verwendet man das Om-Symbol ॐ, um den Anfang heiliger Texte zu kennzeichnen. Man findet es häufig zu Beginn und am Ende spiritueller Abhandlungen. Doch es wird ebenso üblich in Gebeten, in der Rezitation heiliger Texte, wie auch in sakralen, doch auch in alltäglichen Ritualen und Zeremonien verwendet.

Das Symbol ॐ ist eine Ligatur (zusammengezogene Buchstaben-Verbindung) des Sanskrit-Wortes ओम्. Selbst die 卍 Swastika (Hakenkreuz) gilt als esoterische Darstellung der heiligen Silbe Om.

Betrachtet man nun etwa die Ligatur des arabischen Namens ﷲ Allah, so scheint eine gewisse Ähnlichkeit vorzuliegen. Und auch die Bedeutung dieses arabischen Namens für Gott, ist eigentlich identisch mit dem, was die Hindus in der Bedeutung der Silbe Om ॐ sehen. Auch das im Islam verwendete heilige Wort »Amin«, dass im Judentum und Christentum entsprechend »Amen« heißt, ist seinem Klang nach mit dem »Aum« beziehungsweise »Om« verwandt, beziehungsweise davon abgeleitet.

Om: Sein Zentrum überall – Seine Grenze nirgendwo

Die vielen Bedeutungsebenen dieses kleinen, anscheinend viel erforschten Wortes, sind aber nur einer seiner wichtigsten Aspekte. Denn wer sich seiner wahren Bedeutung bewusst ist (oder wird), verspürt in der Rezitation des Om außerdem die Schwingungen seines Klanges – gesprochen oder gesungen.

Manche sagen in den Worten Om, Amen oder Amin, läge bereits eine mystische Kraft, die auf den Rezitierenden beruhigend, ja sogar heilend wirke. Wohl auch wegen seiner Simplizität, ist es über alle negativen oder störenden Gedanken erhaben. In der einfachen Rezitation dieses Wortes eben, bewegt sich der Geist des Rezitierenden hin, zu dem für was das Wort Om steht: unendliches, ewiges Allsein.

Im Gesang dieser heiligsten aller Silben, bewegt sich alle Zerstreutheit des menschlichen Geistes, hin zu einem Zustand vollkommener Kontemplation über die Essenz individuellen wie ebenso universellen Seins. Denn in der Betrachtung oder Imagination seiner Struktur – als Klang oder als Symbol – finden Wahrnehmenwollen und Denken ein Ende. Der Rezitierende findet Ruhe.

Wenn nun aber das Om alles enthält und in Allem überall und für immer enthalten ist, so wird durch das Singen oder Aufsagen der Silbe, auch eine Verbindung hergestellt, zu allem räumlich und zeitlich weit Entfernten.

Der indische Philosoph Paramahansa Yogananda (1893-1952) sagte dazu:

Wir singen das Om, weil es seit Jahrtausenden vor uns von Yogis gesungen wurde. Und wenn wir es singen, so verbinden wir uns mit diesen Asketen auf geheimnisvolle Weise. Damit ziehen wir ihre praktischen Erfahrungen an, die sie über sehr, sehr lange Zeit des Übens erlangten.

Meditation über die Heilige Silbe Om

Das heilige Om kann auch in der Meditation empfunden werden, ganz gleich ob es nun ertönt oder symbolisiert wurde. Da es überall enthalten ist, kann man es auch übersinnlich wahrnehmen.

  1. In der Meditation stellt man sich das Om vor, als die in aller Materie manifestierte, spirituelle und kosmische Energie.
  2. Diese Energie ist die Essenz aller Schwingungen im Makrokosmos und Mikrokosmos - im Weltall und im menschlichen Körper, sowie im Handeln, Fühlen und Denken.
  3. Diese Heilige Schwingung vibriert im Innern unserer Wirbelsäule, schirrt unsere Lebenskräfte an und ermöglicht uns die Welt als solche wahrzunehmen.
  4. Das Om vibriert als irdischer Klang in den Atomen ebenso, wie wir es in unserem Körper wahrnehmen können: im Herzen, in den Lungen, in unserem Kreislauf, wie auch in Wachstums- und Heilungsprozessen. All das wird angeschirrt vom kosmischen Klang des Om. Dies umfasst das akustische Klangspektrum, wie auch jenes der Schwingungen, die unsere Ohren nicht hören können.
  5. Damit schwingt das Om auch in allem Sichtbaren - im Feuer, im Sonnenlicht, im elektrischen Strom, sowie in den nicht messbaren Astrallichtern.
  6. Doch auch all das, was jenseits sinnlicher Wahrnehmung liegt, durchdringen seine feinstofflichen Schwingungen.

 

Om

 

Das wunderbare Märchen vom Götterkönig Indra

Autor und Mentor Selim Levent Oezkan - ewigeweisheit.de

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Gott Vishnu - ewigeweisheit.de

Die heilig-göttlichen Offenbarungen des Hinduismus, die Puranas, erzählen eine sehr eindrucksvolle Geschichte über das Wesen unseres Egos und unseres wahren Selbst. Alles was jetzt ist, war schon einmal da. Es gibt nichts Neues unter dem Himmel. Auch unser eigenes Leben, so will es der folgende Mythos, erlebte vor sehr, sehr langer Zeit vielleicht bereits ein anderer Mensch.

Dazu erzählen die indischen Brahmavaivarta Puranas eine interessante Geschichte.

Einst wand sich ein furchtbares Monster durch die Ozeane der Erde: der Schlangendämon Vritra. Wegen seinem Treiben erwärmte sich das Klima auf der Erde ganz drastisch und es kam zu einer großen Dürre. Schwer krankte die Erde an dieser Trockenheit.

Es dauerte einige Zeit, bis König Indra entdeckte, dass er in Besitz magischer Blitze war, die versteckt in einer Kiste lagen. Als Götterkönig und Regengott, war es seine Pflicht, die krankende Erde von der Dürre zu heilen. Er musste einfach nur die Blitze auf das Monster Vritra werfen, es elektrisieren und damit unschädlich machen. Das tat er – und siehe da: die Wasser begannen wieder zu fließen, erquickten die Erde und die Lebewesen labten sich am Guten, das mit dem Wasser kam. Da sagte Indra zu sich: Was bin ich doch für ein großartiger Mann!

Brahma – ewigeweisheit.de

Der indische Gott Brahma (links) - Erschaffer der Welt.

Der Palast des Indra

Nun bestieg Indra den Weltenberg, um darauf einen ihn angemessenen Palast zu errichten. Er ernannte den göttlichen Zimmermann Vishvakarma zu seinem Baumeister. Schon nach kurzer Zeit war der Palastbau weit fortgeschritten.

Doch jedesmal wenn Indra kam, um sich über die Fortschritte des Palastbaus zu erkundigen, kam ihm eine neue Idee, wie man den Palast weiter ausstaffieren und erweitern könnte. Schließlich sprach der Baumeister zu Indra:

Hört, wir beide sind unsterblich und seine Wünsche sind unendlich, drum bin ich damit für die Ewigkeit von ihm gefangen.

Also beschloss der Zimmermann eine Beschwerde zu richten, an den Schöpfergott Brahma.

Der Lotus des Vishnu

Brahma sitzt auf einem Lotus – dem Symbol göttlicher Energie und Huld. Dieser Lotus wächst aus dem Nabel des schlafenden Gottes Vishnu. Der erträumt sich die gesamte, gegenwärtige Schöpfung.

Als nun Vishvakarma an das Ufer des großen Lotusteichs kam, richtete er seine Beschwerde an den Gott Brahma.

Nachdem sich Brahma die Klagen des Vishvakarma angehört hatte, sprach er zu ihm: »Geh heim, ich will es für dich richten.« Nun stieg Brahma aus seinem Lotus und kniete nieder vor dem schlafenden Vishnu. Als Brahma zu ihm sprach, zeigte Vishnu ihm eine besondere Geste und sprach: »Höre, flieg los, etwas wird sich ereignen.«

Ein blauer Schönling

Am folgenden Morgen erschien am großen Tor des Palastes des Indra ein schöner, blauer Jüngling. Den umgaben eine Gruppe Kinder die sich an seiner Schönheit erfreuten. Der Torwächter war verwundert und eilte zu Indra, ihm von dem schönen, blauen Jungen zu berichten. Als das der Indra vernahm, antwortete er dem Wächter: »Nun, dann bring mir diesen Jungen her.«

Man brachte den blauen Jüngling also zu Indra, der auf seinem Götterthron auf ihn wartete. Indra sprach: »Junger Mann, sei Willkommen. Was verschafft mir die Ehre, dich in meinem Palast zu empfangen?«

»Nun« sprach der Junge mit einer tiefen Stimme, die dem Grollen eines Donners glich, den man vom Horizont heranrollen hört, »es kam mir zu Ohren, dass du einen wunderbaren Palast erbaust, wie es kein Indra jemals vor dir tat.« Und Indra antwortete verwundert, »Indras vor mir? Junger Mann, wovon sprichst Du eigentlich?«

Der junge Mann sprach: »Es gab Indras vor Dir. Ich sah sie kommen und gehen, kommen und gehen. Stell dir nur vor: Vishnu schläft in seinem kosmischen Ozean und aus seinem Nabel wächst der Lotus des Universums. Auf diesem Lotus sitzt Brahma, der Schöpfer. Wenn Brahma seine Augen dem Licht öffnet, entsteht eine neue Welt, über die ein Indra regiert. Wenn Brahma seine Augen wieder schließt, entschwindet diese Welt dem Sein. Ein Leben Brahmas sind 432.000 Jahre. Wenn er stirbt, zieht sich der Lotus zurück. Dann formt sich ein neuer Lotus, woraus ein neuer Brahma ersteigt. Denke an die Galaxien jenseits der Galaxien, in einem unbegrenzten Raum. Jede entfaltet sich als Lotus, in dem ein Brahma sitzt, der seine Augen öffnet und seine Augen wieder schließt.
Vielleicht gäbe es Freiwillige, die die Wassertropfen der Ozeane und die Sandkörner ihrer Strände zählen würden. Niemand aber könnte jene Brahmanen zählen – viel weniger noch jene Indras.«

Als der Junge so zu Indra sprach, krabbelte plötzlich ein gigantischer Ameisenstaat neben ihnen über den Boden. Die kleinen Insekten schienen tatsächlich eine Parade vor den beiden abzuhalten. Der blaue Jüngling konnte sich nicht zurückhalten und begann zu lachen. Indra standen die Haare zu Berge und er sprach zu dem Jungen: »Warum lachst du denn?« worauf dieser antwortete, »Frage nicht, solange du nicht bereit bist Schmerz zu ertragen.«

Indra sprach darauf zu dem Jungen: »Ich frage! Du aber lass Deine Lehre verlauten.« Darauf richtete der Junge seinen Zeigefinder auf die Ameisen und sprach zu Indra: »Alle früheren Indras stiegen über viele Leben hinweg, immer wieder aus niedrigsten Verhältnissen auf, zu höchster Erleuchtung. Dann warfen sie ihren Blitz auf ein Monster und dachten sich 'Was für ein großartiger Mann ich doch bin.' Und danach gehen sie wieder unter.«

Vishnu schläft gebettet auf der Weltschlange – ewigeweisheit.de

Vishnu schläft in Gegenwart seiner Frau Lakshmi auf der Weltschlange Shesha. Aus seinem Bauchnabel wächst ein Lotus, in dem Brahma sitzt und die Welten erschafft.

Der alte, nackte Greis

Als der blaue Jüngling so sprach, tauchte im Palast plötzlich ein schrulliger, alter Yogi auf. Er trug einen Sonnenschirm, verfertigt aus den Blättern des Bananenbaumes. Bis auf einen Lendenschurz war der alte Mann nackt. Auf seiner Brust sammelten sich kreisrund ein paar Haare.

Der Junge grüßte den alten Mann und fragte ihn, was gerade Indra im Begriff war zu fragen: »Alter Mann, wie ist dein werter Name? Woher kommst du? Wo lebt deine Familie? Wo ist dein Heim? Und was hat die eigenartige Haarfrisur auf deiner Brust zu bedeuten?«

»Nun«, sagte der alte Mann »man nennt mich 'den Behaarten'. Ich habe kein Haus. Dafür ist das Leben einfach zu kurz. Alles was ich besitze ist dieser Sonnenschirm. Ich habe keine Familie. Alles was ich tue ist zu Füßen Vishnus meditieren und ich denke dabei an die Ewigkeit und daran, wie schnell doch die Zeit vergeht. Weißt Du, immer wenn ein Indra stirbt, verschwindet mit ihm eine ganze Welt. Die Welten rauschen einfach vorüber. Jedesmal wenn ein Indra stirbt, fällt von meiner Brust ein Haar. Die Hälfte aller Haare sind nun ausgefallen. Schon bald werden sie alle ausgefallen sein. Das Leben ist kurz. Wieso also sollte man ein Haus bauen?« Danach verließen den Indra, der blaue Jüngling und der nackte Alte.

Der Junge war eine Erscheinung Vishnus, der beschützende Herrgott. Der alte Yogi war Shiva – Erschaffer und Zerstörer der Welt. Letzterer sollte Indra darin unterweisen, dass er, Indra, nur ein geschichtlicher Gott sei, darin aber irrt zu glauben, er sei alles was man sich vorstellen könne.

Das aber führte dazu, dass Indra nun völlig desillusioniert auf seinem Thron saß. Er fühlte sich regelrecht bloßgestellt. Er grübelte über das Vorgefallene und war tief erschüttert. Sein Leben erschien ihm wie ein Traum. Darum fühlte er kein Verlangen mehr, seinen göttlichen Glanz zu vermehren, was er ja durch den Bau seines riesigen Palastes erzielen wollte. Darum rief er den Zimmermann Vishvakarma zu sich und sprach zu diesem: »Ich möchte den Bau des Palastes hiermit beenden. Du sei entlassen.« Er überhäufte ihn mit Juwelen und kostbaren Geschenken und entließ ihn mit einem prunkvollen Fest. So erfüllte sich die Absicht des Baumeisters. Er war damit entlassen, der Bau des Palastes eingestellt.

Indra jedoch entschloss sich dazu ein Yogi zu werden und zu Füßen des großen Vishnu zu meditieren. Wenn da nicht die schöne Königin Indrani gewesen wäre. Als Indrani von Indras Plan erfuhr, wandte sie sich an den Hohepriester und sprach: »Jetzt ist er übergeschnappt und plant wegzugehen, will ein Yogi zu werden. Nun«, sprach der Priester, »komm mit mir Liebste, damit wir uns setzen und überlegen, wie wir die Lage retten.«

Sie begaben sich an den Thron des Gottesfürsten Indra, setzten sich nieder und der Priester sprach: »Nun, vor vielen Jahren schrieb ich ein Buch für Dich, über die Kunst des Regierens. Du hast die Position des Götterkönigs inne. In Raum und Zeit lebst du, als Manifestierung des geheimnisvollen Brahma. Das ist ein hohes Privileg. Das solltest du zu schätzen wissen, solltest es ehren. Drum gehe mit deinem Leben um als jener, der du tatsächlich bist. Davon abgesehen, werde ich nun gehen und dir ein Buch über die Kunst der Liebe schreiben, damit du und deine Frau verstehen: im wunderbaren Geheimnis der Zwei die Eins werden, darin ist der Schöpfer Brahma gegenwärtig, von da strahlt er aus.«

Indra wirft seine Blitze – ewigeweisheit.de

Götterkönig Indra seine Blitze werfend.

Diese Anweisungen erhalten, verwarf Indra seine fixe Idee ein Yogi zu werden. Stattdessen wurde ihm gewahr, dass er in seinem Leben das Ewige als Symbol für Brahma repräsentierte.

Indra: Symbol des Göttlichen in uns?

Jeder von uns ist, auf die eine oder andere Weise, selbst ein Indra seines eigenen Lebens. Natürlich kann man sich dazu entschließen, sich in die Abgeschiedenheit zu begeben, um dort zu meditieren. Auch kann man am Weltgeschehen teilnehmen, am alltäglichen Leben und im Job den man ausübt, um die Welt zu einem Besseren zu formen. Oder man strebt danach sein Liebesleben zu verschönern und kümmert sich um seinen Lebenspartner oder seine Familie. Doch die Erde, auf der all das stattfindet, ist nur ein winziger Teilabschnitt, in der langen Geschichte des Weltalls.

In seiner periodischen Wandlung, entwickelt es sich zur Vollkommenheit, um sich danach allmählich wieder aufzulösen, bis es schließlich vollkommen zerfallen, wieder aus seiner Existenz verschwindet. Dann aber, wenn es in die kosmische Nacht zurückgekehrt ist, wird ein neues Weltall geboren. Der uranfängliche Vorgang göttlicher Vollendung beginnt damit erneut.

Wir sollten uns stets daran erinnern, dass auch unser Leben einem ähnlichen Wandel von Entstehen und Vergehen unterliegt. Zwar ist unser eigenes Leben natürlich äußerst wertvoll, nur werden die Lebensdramen oft überbewertet, da man sich einfach zu wichtig nimmt. Doch die Verleitung ist groß so eine Haltung einzunehmen. Darauf verweist ja auch der obige Ausspruch Indras: »Was bin ich doch für ein großartiger Mann!«

Doch wie die Geschichte weiter zeigt, ist auf der Bühne des Weltgeschehens, offensichtlich nicht Indra der Hauptdarsteller. Wie er, wollen auch wir uns oft mit egozentrischer Hartnäckigkeit, gegen den Fluss der Zeit stellen. Das es aber das Ewige gibt, was immer währt, davon wollen wir nichts wissen. Viele Menschen täuschen sich, was Ewigkeit in Wirklichkeit bedeutet, denn sie hat nichts zu tun mit "sehr langer Zeit". Ewigkeit steht außerhalb des Zeitphänomens - besitzt sie doch weder einen Anfang, noch ein Ende.

Wer das in sich wahrnehmen kann, der wird bald die Erkenntnis erlangen, dass all unsere Entzückungen, Erwerbungen, unser Stolz über unsere Errungenschaften, nur Teil unserer Lebenszeit ist, die ja dereinst enden wird. Da dieser Zeitabschnitt unseres relativ kurzen Lebens, aber in einem Jahrtausende währenden Äon stattfindet, verliert das eigene Leben darin schnell an Bedeutung. Erst diese Einsicht, macht den eigenen Bewusstseinsraum frei und hilft uns der Wirklichkeit Gottes zuzuwenden.

 

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Autor und Mentor

Sieh in allen Dingen nur eines, denn das Zweite führt dich in die Irre.

- Kabir

Unsere Seele ist im Wesentlichen etwas, das mit der Wirklichkeit des Göttlichen identisch ist. Eine Bestimmung des menschlichen Lebens dabei mag sein, dies auch zu erkennen und zu würdigen. Alles was in dieser Welt und in der unsichtbaren, jenseitigen Welt existiert, besitzt ein Zentrum und ist doch zugleich grenzenlos. Gott transzendiert alles Menschsein und ist ihm doch immanent.

Je mehr Er in den Dingen ist, desto mehr ist Er außerhalb von ihnen; je mehr Er im Inneren ist, desto mehr ist Er draußen.

- Meister Eckhart

Immer wieder ließe sich über solch anscheinenden Widerspruch nachdenken. Wie nämlich kann etwas das Sein überflügeln und zugleich in ihm lebendig sein? Nach dem Verständnis der Sophia Perennis liegt der Grund für diese Paradoxie allein am Urteil und dem Wunsch des Menschen zu unterscheiden.

Das Studium der Sophia Perennis kann ganz gleich aus welcher Richtung begonnen werden. Manche finden zur Sophia Perennis über die praktischen Wege, über Moralvorstellungen wie sie uns etwa Bibel, Koran oder auch die Veden liefern. Das ist der Zugang der sich dem Suchenden von oben her öffnet - der vordergründige und oberflächliche Weg. Der Zugang "von unten" ist der Weg der Philosophen. Das sind jene, die dazu berufen sind über Gott, den Menschen und die Welt nachzusinnen. Den mittleren Weg gehen nur die Mystiker. Es ist der Weg, der den Suchenden zur wahren Erkenntnis der Ewigen Weisheit führt.

Sufis, Kabbalisten, Rosenkreuzer, die Yogis des Vedanta, die Sant (indische Heilige), die Zen-Buddhisten und viele andere Geistesschulen, üben sich in kontemplativer Praxis, um ihre Aufmerksamkeit auf den Kernpunkt ihres wahren Selbst zu richten. Es geht ihnen nicht nur um das wissenschaftliche, psychologische Verstehen des Ich, sondern um die Erkenntnis des ewigen Selbst, das ein Teil des göttlichen Urgrunds, ja mit ihm sogar identisch ist.

Diese Suche nach Selbsterkenntis in der Sophia Perennis, kommt am treffendsten mit dem Satz "Das bist Du" zum Ausdruck - auf Sanskrit "tat twam asi".
Das ewige, immanente Selbst des Menschen, das im Sanskrit als Atman bezeichnet wird, ist eins mit dem Brahman, dem göttlichen Selbst. Diese geheime Tatsache zu entdecken, ist wohl eine Bestimmung aller Mystiker.

Die Erkenntis wer der Mensch und was das Selbst eigentlich ist, erübrigt alle Dogmen, moralische Regelwerke und Gebote. Denn derjenige der weiß, dass sein Wesenskern ebenso ein Teil der universalen Einheit des Göttlichen ist, für den wäre es absurd zu glauben, dass er getrennt von seinem Nächsten sei.
Er erkennt in allen Dingen jenes übernatürliche Wesen, das mit seiner großen, unbeschreiblichen transzendenten Mächtigkeit alles durchdringt.

Über das Empfangen der Geheimlehren

Moses empfing die Tora am Sinai und übergab sie Joshua, Joshua den Ältesten, die Ältesten den Propheten, und die Propheten übergaben sie den Männern der großen Versammlung

- Aus der Mischna, Sprüche der Väter

In den Geheimlehren des Westens, steht das Wort Kabbala (קבל) für dieses »Empfangen«. Es ist die älteste philosophische Schulrichtung der Buchreligionen des Westens.

Vedanta (वेदान्त) ist ein Wort im Sanskrit und bezeichnet die bekannteste Schulrichtung der indischen Philosophie. Wörtlich übersetzt bedeutet es »Erweiterung zum Wissen« und bildet ein Appendix zu den heiligen Veden (von sanskr. »Veda«, Wissen). Es handelt sich dabei um geheimwissenschaftliche Abhandlungen, deren Texte die Belehrungen eines religiösen Meisters, eines Gurus schildern.

In beiden philosophisch-religiösen Schulen, der Kabbala im Westen und dem Vedanta im Osten, wurzeln die Weisheiten des Judentums, Christentums, des Islams, des Hinduismus und auch des Buddhismus. Kabbala und Vedanta verweisen auf einen weiten Bedeutungshorizont, aus dem, für einen Eingeweihten, geheime und mystische Überlieferungen aufsteigen. In eigentlich allen geheimwissenschaftlichen Schulrichtungen finden wir viele Berührungspunkte zwischen diesen beiden Urtraditionen, aus denen sich durchaus ableiten ließe, dass eigentlich allen Religionen, Philosophien und spirituellen Traditionen, ganz wesentliche Gemeinsamkeiten zu Grunde liegen.

Menschen in der Tradition der Sophia Perennis wissen, dass es unzählige Analogien religiös-esoterischer Überlieferungen der Kulturen in West und Ost gibt. Sie versuchen die in allen Traditionen unseres Globus existierende ewige, innere Weisheit zu betonen, die sich als kulturelle Urtradition bis in unsere heutige Zeit hinein erhalten hat und auch in Zukunft fortbesteht. Die Sophia Perennis fasst in sich die unveränderlichen Wahrheiten, Formen und Prinzipien zusammen, die wir in Philosophie, Religion, Mystik und Metaphysik als universale Weisheitsdoktrin finden.

Von solch absoluter Wahrhaftigkeit erfüllt ist es Agia Sophias Glück, sich an allen spirituell-esoterischen Weisheiten zu erfreuen, seien sie aus dem Christentum, Islam oder Judentum, Hinduismus, Sikhismus, Taoismus, Konfuzianismus, Buddhismus, Paganismus, Druidentum oder Schamanismus. Die Ewige Weisheit gleicht, sinnbildlich gesprochen, der Süße jener Äpfel, die auf den mythischen Bäumen aller spirituellen Weisheiten reiften, und uns bis heute in den Kulturen der Menschheit erhalten geblieben sind. Agia Sophia führt uns in diesen heiligen Apfelhain und will dort ihre Früchte mit uns teilen.

Wie Anfangs angedeutet geht wahre Spiritualität aus von einem gleichzeitig immanenten und transzendenten Geist. Indem sich der Mensch auf eine innere Suche begibt, gelangt er durch diesen Geist auf den Pfad zur Freiheit, der aus der Dualität der Gegensätze in die Einheit (zurück)führt. Auf diese Weise kann das Individuum diesen ewigen Geist (Gott, Brahman, Tao, Allah, Elohim, Manitu, usw.) in seinem Innern empfinden und sich allmählich aus den Verstrickungen des Leids befreien. So wird einer zu einem mitfühlenden Menschen, der zum Wohle aller Lebewesen auf unserem Planeten Erde denkt, spricht und handelt.

BITTE BEWERTEN  

Provenexpert