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Greater Icelandia: Das Atlantis des Nordens?

Neulich ging eine Nachricht durch die Medien, die wohl nur wenige Zeitgenossen zur Kenntnis genommen haben, da sie aus dem Bereich der Wissenschaft kam und unter der Flut der Schreckensmeldungen aus Politik und Wirtschaft unterging. Es ging um folgendes:

Ein internationales Forscherteam um Prof. Gillian Foulger von der Durham University hat herausgefunden, dass Island der Überrest eines riesigen, längst untergegangen Nordatlantik-Kontinentes ist, den das Team auf den Namen „Icelandia“ getauft hat. Die Geologen gehen davon aus, dass Icelandia eine Fläche von rund 600.000 km2 abgedeckt hat. Bezieht man allerdings die westlich von Großbritannien gelegenen Gebiete mit ein, vor allem die unterseeischen Hochplateaus der Rockall- und Hutton-Bank, könnte das „Greater Icelandia“ genannte Landgebiet eine Fläche von rund 1 Million km2 umfasst haben. Das war nicht bloß eine Insel, sondern ein riesiger Kontinent im Norden des Atlantischen Ozeans.

Die geologischen Beweise für ein Greater Icelandia sind überzeugend. So ist die Meerestiefe mit bis zu 600 Metern im Bereich um Island deutlich geringer als im restlichen Nordatlantik, der in den meisten Gebieten über 2000 Meter tief ist. Auch die Kruste unter Island soll laut den Forschern mit 40 Kilometern fast siebenmal dicker sein als eine gewöhnliche ozeanische Kruste. Alles deutet darauf hin, dass ein „Mikrokontinent“, wie die Geologen sagen, auf dem Meeresgrund unter Island verborgen liegt.

Dieser Mikrokontinent muss mit einer Fläche von rund 1 Million km2 halb so groß wie Grönland gewesen sein. Seine Ausdehnung beginnt westlich von Irland und erstreckt sich über die Färöer-Inseln und Island bis dicht vor die Küsten Grönlands. Westlich von Irland – das ist jenes sagenumwobene Gebiet, wo man Avalon oder das Feenreich des Westens vermutet hat, die wundersame Apfelinsel, auf die König Artus entrückt wurde, wo er bis äonenlang ausharrt bis zu seiner dereinstigen Wiederkehr.

Es gibt unzählige Mythen, bei Griechen, Römern, Kelten und Iranern, die von einem untergegangenen Lichtreich des Nordens zu berichten wissen. Den alten Griechen galt Hyperborea, das „Land jenseits des Nordwindes“, als ein mythisches Land im fernen Norden, Wohnort eines glückseligen Volkes und Heimat des Sonnengottes Apollon.

Hyperborea heißt wörtlich übersetzt „jenseits (hyper) des Nordwindes (boreas)“; denn der Boreas war bei den Griechen der Gott des Nordwindes. Bei den Lateinern war Hyperborea unter dem Namen ultima Thule bekannt. Noch der griechische Seefahrer Pytheas von Massilia (4. Jh. v. Chr.) kennt den Mythos von einem fernen Land namens Thule, das 6 Tagesreisen nördlich von Britannien liegen soll. Er behauptet, dort gewesen zu sein; vermutlich hat er jedoch nur Skandinavien damit gemeint.

In einem irischen mittelalterlichen Text, der Schlacht von Mag Tured, wird gesagt, dass die Thuata de Danaan – ein Geschlecht vorzeitlicher Götter – von ominösen „Inseln im Norden der Welt“ gekommen seien, von denen sie alle Weisheit des Druidentums mitgebracht hätten. Der Römer Lucanus weist den Kelten nordischen, ja arktischen Ursprung zu, wenn er sie zu den Völkern rechnet, „auf die der Große Bär niederblickt“ (Pharsalia, I, 450-58). Der Große Bär ist bekanntlich ein zirkumpolares Sternbild.

Madame H. P. Blavatsky (1831–1891), die Begründerin der modernen Esoterik, sagt in ihrem Werk Die Geheimlehre, dass wir es in der Esoterischen Philosophie immer mit drei untergegangenen Reichen zu tun haben: „Nur drei versunkene oder auf andere Art zerstörte Kontinente (…) werden in der Occulten Lehre beschrieben, der Hyperboreische, der Lemurische (…) und der Atlantische.“ Hyperborea, als ein Evolutionszentrum der Menschheit betrachtet, ist nicht Atlantis, sondern dessen Vorläufer. Nach H. P. Blavatsky war der Urkontinent Hyperborea „der früheste vorlemurische Kontinent, welcher einstmals das gegenwärtige Grönland, Spitzbergen, Schweden, Norwegen u.s.w. umfasste“.

Während des Miozän, vor etwa 26 Millionen Jahren, hatten Grönland und Spitzbergen ein warmes, nahezu tropisches Klima; es gediehen dort eine Fülle von Bäumen wie die Eibe, die immergrüne Sequoie, der kalifornische Mammutbaum, ferner Buchen, Platanen, Weiden, Eichen, Pappeln und Walnussbäume. Kurzum, Grönland trug einst südliche Pflanzen, die sonst in den nördlichen Breiten nicht vorkommen. Wenn Greater Icelandia in unmittelbarer Nähe Grönlands gelegen hat, dann mochten dort ähnliche klimatische Bedingungen gegolten haben. Es muss ein paradiesisches Land gewesen sein, bevölkert von Säugetieren aller Art, vielleicht auch von Menschen, die Träger einer vorgeschichtlichen Hochkultur gewesen sein mochten.

Nach Icelandia warten noch weitere Mikrokontinente auf ihre Entdeckung. Denn unser Planet Erde hat sich in den letzten Jahrmillionen seiner Evolution ununterbrochen verändert: Kontinente kollidierten, zerbrachen, ganze Landmassen wurden von Ozeanen verschluckt. All dies war auch mit dem Aufstieg und Fall archaischer Hochkulturen verbunden.


Manfred Ehmer

Dr. Manfred Ehmer hat sich als wissenschaftlicher Sachbuchautor darum bemüht, die großen kulturgeschichtlichen Zusammenhänge aufzuzeigen und die archaischen Weisheitslehren für unsere Zeit neu zu entdecken. Besuchen Sie den Autor auf seiner Internetseite: www.manfred-ehmer.net

Wir verweisen auf ein Buch des Verfassers zu einem ähnlichen Thema:

https://shop.tredition.com/booktitle/Atlantis_Lemuria_und_Hyperborea/W-644-423-568

 

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