Im Alten Griechenland dienten Symbole als Erkennungsmarken oder geheime Zeichen, die einem Menschen Zutritt zu einem geschlossenen Kreis gewährten. Wenn wir im Folgenden von Ursymbolen sprechen, geht es da um die Prinzipien zur Vermeidung jeglicher Zweideutigkeit.
Denn mit einer Zweideutigkeit geht einher das Prinzip des Diabolischen, dass das Gegenteil zum Symbolischen bedeutet. Im ursprünglich griechischen Wort „Symbol“ weist die Vorsilbe „sym“ sprachlich hin auf etwas Zusammengefügtes, etwas, das die innere Bedeutung einer Sache umschließt. Ein Symbol dient dem Verständnis der Bedeutung eines Sinnzusammenhangs, dessen beide Pole in symbolischer Form zusammengefügt sind, wofür im Griechischen die Endsilbe „-bol“ steht, abgeleitet vom griechischen Wort „bállein„: „zusammenwerfen“.
Das Diabolische hingegen teilt, macht aus der Einheit etwas Geteiltes, eine Zwietracht (beziehungsweise eine „Zweiheit“, was die griechische Vorsilbe „dia-“ kennzeichnet).
Der Punkt
Im Punkt ist das unendliche Potential der Vollendung veranlagt. Man könnte sagen, dass der Punkt etwas darstellt, das vielleicht nur existiert, damit es vom Menschen erkannt wird. Fragt sich darum: Wurde uns der Punkt gegeben, damit wir erkennen was es bedeutet essentiell zu sein?
Der Punkt ist ein Symbol der Stille und der Dunkelheit. Er gleicht einem Samenkorn in der finsteren Erde, aus dem die Evolution aller anderen, komplexeren Dinge hervorzuwachsen strebt.
Stellen wir uns einen Punkt vor und gehen von ihm, diesem einfachsten geometrischen Objekt, Strahlen aus, so möchten sich daraus alle höheren Formen entfalten. Im Punkt sehen wir die Vollendung eines mächtigen Äons der Erfüllung. Es ist als ob wir hörten: „Es werde Licht.“
Doch der Punkt ist mehr als Licht, ist mehr als Schwingung! Im Punkt – der Dimension 0 – ist ein ganzer Kosmos eingerollt. Er ist überall und enthält in sich den ganzen Rest.
Er ist auch in uns, als Teil unseres Seins. Und dies vergegenwärtigend enthüllt sich der Punkt in allen Manifestationen des Universums – etwas das an allem Anteil hat.
Es ist ganz gleich ob sich ein Punkt jetzt manifestiert, unmanifestiert, unbeweglich ist, still, dunkel oder hell. Alles ist im Einen enthalten. Für das Eine steht der Punkt als Symbol. Darum sind wir der Punkt – jeder Einzelne von uns.
Jeder von uns ist ein Mittelpunkt, ein Zentrum. Wenn wir mit unserer Vorstellungskraft versuchen durch diesen Punkt in die Unendlichkeit einzutreten, dann erlangt alles seine Vergöttlichung in diesem Zentrum.
Als Symbol steht der Punkt auch für die Seelenmonade – woraus sich am Anfang das Selbst des inkarnierten Menschen zu entfalten beginnt, auf seinem Weg verändert, um schließlich wieder in der Dimension 0 seiner Geometrie zu enden.
Die Linie
Mit der Linie beginnt das „Wunderbare“. Sie wird als Strahl in der dunklen Stille aus dem Punkt geboren. Ganz gleich wohin wir blicken – nach Norden, Süden, Osten oder Westen – in der Linie liegt das Potential sich nach allen Richtungen hin auszudehnen.
Sie bildet ein Strahlennetz der Wahrscheinlichkeiten. Und im Zentrum dieses Netzes – einem Spinnennetz ähnelnd -, dort findet sich die Wiege allen Entstehens. Damit ist die Linie das Ursymbol der kosmischen Weltenachse, um die sich alles dreht. Und da taucht dann auf die Spirale, worin sich, man könnte sagen, die Raumzeit aufzuwickeln vermag.
In der Linie ist auch die Kraft der sexuellen Energie enthalten und damit die Herrlichkeit neuer Zeugungen und Schöpfungen. Alles was lebt ist mann-weiblich. Das beide Geschlechter getrennt sind – die horizontale Linie das Weibliche, die vertikale Linie das Männliche – hat die Intensivierung der Evolution zur Folge. Ständig versuchen sich die Polachsen der Weltdimensionen zu vereinigen. Gott ist die Vergeistigung der Vereinigungen dieser beiden Pole. Am Schnittpunkt, den die vereinigten Polachsen bilden, daraus wächst die Welt hervor – ebenso vollkommen, wie die Rose aus der Erde.
Der Kreis
Nun ist die Linie doch gleichzeitig auch der Durchmesser des Kreises. Er markiert die Grenzen des Evolutionsprozesses als Symbol aller Kreisläufe.
Licht und Klang – beide breiten sich kreisförmig aus.
Im Kreis finden wir drei Hauptpositionen:
- ein Maximum,
- ein Minimum und
- ein Equilibrium.
Aus ihnen bilden sich die drei Jahreszeiten die auf unserer Erde herrschen:
- den Sommer,
- den Winter und
- die gemäßigte Jahreszeit (Frühling wie auch Herbst).
Das Dreieck
Im Symbol des Dreiecks ist die Wahrheit allen Seins beschrieben. Denn alles was existiert, kommt zur Entstehung, weilt und wird dereinst wieder vergehen. Auch das Bewusstsein ist dreigliedrig, als
- Bewusstes,
- Unbewusstes und
- Überbewusstes.
Auch unser Glück lässt sich dreieckig gliedern, abgebildet als die drei Zustände von
- Glücklichsein,
- Unglücklichsein und
- Gleichmut.
Insbesondere diese drei korrespondieren ganz eng mit drei Schleiern, die unser menschliches Dasein umhüllen:
- Klarheit,
- Bewegung und
- Widerstand.
Das Kreuz im Kreis
Ein universales Symbol der Erkenntnis. Die vertikale Linie belebt, die horizontale Linie gleich aus. Im Kreuzungspunkt laufen die Gemütsarten beider Linien zusammen.
Der Kreuzungspunkt im Zentrum des Kreises ist Quelle eines symbolischen, zyklisch wiederkehrenden Lichts – sei es das Licht der Sonne (Kreuz als Symbol der vier Tages- oder Jahreszeiten), sei es das innere Licht der sich inkarnierenden Seele in der zyklischen Vierheit von Geburt, Reife, Leben und Tod – mit all ihren Erfahrungen von Glück und Unglück.
Das Kreuz im Kreis ist damit ein Symbol des Anfangs jeder Evolution, jedes Aufstiegs im Werdeprozess alles Lebendigen. Darum ist es in vielen Religionen ein Zeichen des Heils und der Anbetung.
Wenn man den Christus, in unzähligen Bildnissen am Kreuze leiden sieht, ist das, neben unzähligen anderen bedeutungen, sicherlich auch ein Hinweis auf das Annehmen des Lebens wie es ist, um schon in diesem Leben immer wieder „symbolisch“ zu sterben, um in ein neues Leben wieder aufzuerstehen.