Im Glauben der Gnostiker trägt der Mensch in sich einen göttlichen Funken, der aus dem Gottesreich in die materielle Welt hinabfiel. Ein Mensch der in diese Welt kommt fühlt sich von ihm angezogen und nimmt ihn darum in seinem irdischen Körper auf. Da alle Materie jedoch dem Verfall und Tod unterliegt, sind Menschenleiber minderwertig und neigen darum zum Bösen.
Das ist eine für den Gnostizismus typische Auffassung über die Inkarnation der menschlichen Seele, die aber nicht alle spirituellen Traditionen teilen. Faszinierend aber was aus dieser Perspektive auf die Welt, in den ersten Jahrhunderten des Christentums entstand und was daraus an Geheimtraditionen uns in die heutige Zeit überliefert wurde.
Vom Demiurgen
Damals gab es für die noch junge Christenheit keine zentrale Autorität. Unter den damals wahrscheinlich mehr als Tausend christlichen Gemeinschaften gab es ganz verschiedene Ansichten über die Lehre des Messias. Im 2. Jahrhundert behaupteten einige darunter aber Zugang zu einem geheimen Wissen zu haben, woraus sich die wirkliche Natur des Universums, das wahre Wesen Christi und die Bedeutung seines Erscheinens auf Erden erklären lässt. Die von den ersten Gnostikern sich verbreitenden Lehren hatten damals eine besondere Wirkung hinterlassen bei jenen, die sich damit befassten – teils mit Verwunderung doch ebenso lehnte man sie ab.
Insbesondere die heute als Kirchenväter bezeichneten christlichen Lehrer, darunter etwa Justin der Märtyrer (um 100-165 n. Chr.), Irenäus (um 135-200 n. Chr.) oder Tertullian (nach 150-220 n. Chr.), lehnten das was man als christliche Gnosis verstand, ganz rigoros ab.
Viele der ersten Schulen der christlichen Gnostiker hatten Theorien des griechischen Philosophen Platon (428-347 v. Chr.) in ihre Lehren über die Sicht auf das Universum integriert, weshalb die gnostische Lehre gewisse Parallelen aufweist wie der in etwa selber Zeit entstandene Neuplatonismus (um 3. Jahrhundert n. Chr.). So existierte Gott für Platon, als höchste Form des Guten, als etwas Vollkommenes. Durch ihn konnte eine unvollkommene Welt darum nicht entstehen.
Schon damals beschrieb Platon seinem Buch Timaios die Existenz einer weniger bedeutenden Macht, die er als den Demiurgen bezeichnet. Diese Bezeichnung stand für ein Schöpferwesen, dass das Universum aus der Urmaterie erschaffen hatte. Er nahm gleich einem Handwerker eine bereits existierende Materie und formte sie im Lichte der ewigen Formen um, wozu alles in unserem sichtbaren Kosmos Existierende zählt, einschließlich der Erde und dem darauf befindlichen Leben.
Die Vorstellung von einem Demiurgen hatte die christliche Gnosis wieder aufgegriffen, um damit zu erklären wie das Böse in die Welt gekommen sei. Hierzu stellten sich den Gnostikern zuerst einmal diese Fragen über das Wesen des Selbst:
- Wer bin ich?
- Woher komme ich?
- Was ist der Sinn des Lebens?
- Warum bin ich hier?
- Was ist mein wahres Selbst?
Um diese Fragen beantworten zu können, bedarf es eines Verständnisses für das Wesen der Gegensätze. Nur durch die Erkenntnis was eine Sache nicht ist nämlich, lässt sich überhaupt erst ein Kontrast entwickeln zu dem was sie nun wirklich ist. In der Gnosis steht dafür der Dualismus: die Überzeugung dass zwei Grundprinzipien des Seins existieren und wovon der gesamte materielle Kosmos beherrscht wird. In diesem Dualismus stehen sich Seele und Körper gegenüber wie das Licht der Dunkelheit.
Laut dem ägyptischen Gnostiker Basilides (85-145) aus Alexandria emanierten aus der obersten Gottheit – dem „ungewordenen Vater“ sieben göttliche Kräfte: der Geist (Nous), der ihn offenbarende Logos, die Denkkraft (Phronesis), die Weisheit (Sophia). Hieraus gingen 365 Geisterreiche hervor, deren Sein er unter dem geheimen Namen „Abraxas“ zusammenfasste und womit er ein Symbol für das höchste Urwesen zeichnete (siehe Abb.), woraus die fünf Urkräfte Geist, Wort, Vorsehung, Weisheit und Macht hervorgingen. Basilides’ Anhänger verehrten Abraxas als höchsten Gott.
Der Gott, der im Zentrum des Gnostizismus steht aber erschuf nicht die Welt der Materie. Er hingegen strahlte ursprünglich besondere Kräfte aus, die zwar sichtbar doch eben immateriell und nicht greifbar sind – so wie auch das Licht der Sonne wahrgenommen doch nicht begriffen werden kann.
Aus diesen, von Gott ausgehenden Kräften nun kamen die Archonten in die Welt: Die Erbauer des physischen Universums, die jeweils mit einem der sieben klassischen Planeten verbunden die Welt beherrschen. Zwar stammen die Archonten mittelbar von Gott ab, so die Gnosis, kennen ihren Ursprung aber nicht und handeln darum nicht in seinem Sinne, zumal die Gottheit absolut außerweltlich und dem geschaffenen Universum fremd ist. Gott ist in einem Reich des Lichts, während der geschaffene Kosmos das Reich der Dunkelheit bildet, in dem die Seelen in der materiellen Welt gefangen sind.
Christus und die Herrschaft der Archonten
Einer diesen Archonten nun ging von Gott aus, als die Weisheit: Sophia. Als Versehen brachte sie den Schöpfergott Jaldabaoth zur Welt. In dem gnostischen Text Pistis Sophia lesen wir dazu:
Es umgaben sie aber alle materiellen Emanationen des Authades (griech. für Selbstgefälligkeit), und die große Lichtkraft mit dem Löwengesicht verschlang die Lichtkräfte in der Sophia und reinigte ihr Licht und verschlang es, und ihre Materie wurde zum Chaos gestossen, sie wurde zu einem Archon mit Löwengesicht im Chaos, dessen eine Hälfte Feuer und dessen andere Hälfte Finsternis ist, das ist Jaldabaoth, von dem ich zu euch oftmals geredet habe. Als nun dieses geschehen war, wurde die Sophia gar sehr schwach, und es begann ferner jene Lichtkraft mit dem Löwengesicht alle Lichtkräfte aus der Sophia zu nehmen, und alle materiellen Kräfte des Authades umgaben die Sophia zugleich und bedrängten sie.
– Pistis Sophia, Kapitel 31
Und es war laut Gnosis dieser löwengesichtige Demiurg durch den das physische Universum entstand, worin wir Menschen leben. Der wahre Gott aber, der die Archonten aussandte, war immer verbunden mit der materiellen Welt durch den Logos, sein göttliches Wort und ein Prinzip Gottes absoluter Vernunft. So entstand aus einer reinen Geistigkeit (in etwa vergleichbar mit Platons Beschreibungen einer »Welt der Ideen«) das Universum und darin auch der Mensch. Darum gab es, bevor sich Adam und Eva in einem irdischen Garten Eden inkarnierten, zuerst eine androgyne, rein geistige Form dieser ersten Menschen die darin vereinigt als heilige Geistigkeit existierte. Gemäß der Lehre der Gnosis hängen darum Sündenfall und physische Schöpfung der Welt ganz eng miteinander zusammen.
Nach dem Sündenfall kam der Logos, als quasi präexistenter Christus, in menschlicher Gestalt auf die Erde. Er wollte die Menschheit lehren wie sie zu der zuvor bemerkten ursprünglichen Androgynität zurückkehren können, um sich nur auf diese Weise wieder mit Gott zu vereinen. Laut der Gnosis sandte Gott darum den Christus, damit durch sein Licht der ursprünglichen Zustand der Welt wiederhergestellt werden konnte. Doch an diesen Urzustand erinnert sich der Mensch heute nicht mehr. Der göttliche Funke in ihm scheint eingeschlafen und darum muss er ihn in sich erst erwecken, um so zur Gegenwart dieses Teils von Gott zurückzukehren. Ist dies dereinst geschehen, so soll auch die Herrschaft der Archonten enden.
Die Gegner der Gnosis
Als sich die Lehren der Gnosis begannen zu verbreiten, löste das entsprechende Reaktionen aus bei jenen oben genannten Kirchenvätern. Das war die Zeit in der die beiden Begriffe Orthodoxie und Häresie entstanden, denn nichts dergleichen gab es in der Antike. Das schien damals, in gewissem Sinne, auch von Nöten gewesen zu sein, denn um die tausenden verschiedenen Kulte der noch jungen Christenheit zu einen, bedurfte es der Festlegung eines Gegenübers von Zugehörigkeit und Abweichlertum – also eben jene die dem rechten Glauben folgten und jene die man seitdem als Ketzer bezeichnete.
Dennoch war das die Zeit wo beide Seiten – das woraus die christliche Kirche hervorgimg und das woraus die Gnosis entstand – fest davon überzeugt waren, dass sie über die richtigen Anschauungen über den wahren Grund des Erscheinens Christi verfügten.
Wie wir sagten, vertraten die christlichen Gnostiker die Lehre eines höheren Gottes, dessen Wesen und Liebe rein war, da die Schatten der materiellen Schöpfung auf sein Naturell keinen Einfluss hatten. In ihren Lehren behielten die Kirchenväter das jüdische Schrifttum bei (Altes Testament), auch wenn das damalige Christentum bereits eine eigene Religion war. Grundsätzlich teilten ihre Auffassungen vom Entstehung der Welt durch einen Schöpfergott in der biblischen Genesis auch die Gnostiker. Was dieser Schöpfer aber erschaffen hatte bestand für letztere aus »böser Materie«. So kam es sogar dazu, dass in einigen gnostischen Systemen der Gott Israels nicht nur böse, sondern als Satan selbst galt. Darum betrachtete die Gnosis die Gebote dieses Gottes als ungültig.
Wenn nun also die Welt aus böser Materie beschaffen war, entsprechend so auch der menschliche Körper. Darum konnte für die Gnostiker Jesus nicht in einem menschlichen Körper inkarniert sein, sondern trat auf als geistige Erscheinung in der Jesus selbst Gott geblieben war und seine Existenz dabei sein göttliches Wesen nicht berührt hatte. So hatte er entsprechend auch nur zum Schein am Kreuz gelitten und war auch nur scheinbar daran gestorben. Solche Sichtweisen auf den Christus aber brachten die zentralen Säulen des Christentums der damals noch jungen Kirche ins Wanken, die ja eben daran glaubte was allgemein bekannt ist als Leidensweg, Kreuzigung und die Auferstehung Christi von den Toten.
Bei alle dem aber ist es doch erwähnenswert, dass viele der in der Gnosis relevanten Inhalte und Weisheiten, eben genau durch die Kirchenväter in ihren polemischen Schriften bis heute erhalten geblieben sind.
Spirituelle Arbeit der Gnostiker
Die Gnostiker behaupteten, dass ihre Lehren direkt von Jesus kamen. An jenen Stellen in den Evangelien, wo Jesus mit seinen Jüngern alleine war oder sich aus ihrem Kreise manche zur Seite nahm, um ihnen andere Dinge zu lehren die das Volk nicht zu hören bekam, da lehrte er ihnen auch esoterische Dinge. Manche unter ihnen, wie etwa der Apostel Thomas, kamen, nach seiner darauf folgenden Erweckung, zum Studium der kosmischen Zyklen in Makrokosmos und Mikrokosmos und lernten sich dabei zurechtzufinden auf den verschiedenen Ebenen seelischen Seins, um so ihren eigenen göttlichen Funken mit der Gottheit erfolgreich zu vereinen. In besonderen Studiengruppen befassten sich die Gnostiker mit den verschiedenen himmlischen Ebenen (manchmal sieben oder auch 365 Himmel).
Starb nun ein Gnostiker löste sich sein göttlicher Funke (also seine Seele) von seinem bösen Körper, um danach seine Reise »nach Hause« anzutreten. Hierfür aber bedurfte es einer tatsächlichen Arbeit jedes Einzelnen, um auf diese Weise seine Seele zur Erlösung aus den Fängen der Materie zu führen. Im Zentrum der Gnosis stand eben die Seele und nicht der menschliche Körper, dessen physische Triebe man dafür zuerst unter Kontrolle bringen muss. Die Gnostiker wussten jedoch auch, dass es unmöglich sei allein durch alleinige Anbetung des christlichen Kreuzes oder eine ledigliche Einordnung in die Hierarchien oder Regeln der Kirche zu eigenem Heil zu finden. Auch lehnten einige ihrer Anhänger Vorstellungen einer künftigen Wiederkehr Christi in einer Endzeit ab. Für sie nämlich befand sich das Reich Gottes bereits im Inneren jedes einzelnen Menschen. Doch das, trotz dass es der Christus auch in den kanonischen Evangelien äußerte, schien ganz und gar in Vergessenheit geraten zu sein:
Das Reich Gottes kommt nicht mit äußerlichen Gebärden. Auch wird man nicht sagen: Siehe hier oder da ist es! Denn sehet, das Reich Gottes ist inwendig in euch.
– Lukas 17:20f
Über den Fund der Nag-Hammadi-Bibliothek
Wenn wir im Folgenden kurz auf die Inhalte einiger »Gnostischer Evangelien« eingehen, ist ganz wichtig zu wissen, dass das was man heute darüber weiß tatsächlich erst im Jahr 1945 in der Nähe des oberägyptischen Ortes Nag Hammadi gefunden wurde. Vor diesem Fund waren nur drei originale gnostische Handschriften bekannt:
- Codex Brucianus,
- Codex Askewianus und
- Codex Berolinensis.
Diese Manuskripte waren bis zur Entdeckung der Nag-Hammadi-Schriften die einzige direkte Quelle zur Gnosis.
Bauern hatten an der Fundstelle gegraben auf der Suche nach einem natürlichen Dünger, dem sogenannten Sabakh. Doch sie stießen dabei unter einem Felsblock auf einen fast einen Meter hohen Krug aus rotem Ton. Sie brachten ihren Fund zu einem befreundeten Antiquar. In dem Tonkrug befanden sich 13 Papyrus-Handschriften die eine Sammlung von 47 unterschiedlichen Texten enthielten, mit Abhandlungen über die Evangelien und gnostische Legenden. Was darin enthalten war (wie zum Beispiel das Thomas-Evangelium, das Philippus-Evangelium oder das koptische Ägypter-Evangelium) unterschied sich vom Inhalt her von den in den biblischen Kanon aufgenommenen Evangelien des Neuen Testaments. Oft fehlt ihnen jedoch eine Erzählung oder eine Geschichte, wie man sie aus den genannten kanonischen Evangelien kennt. Es geht darin nämlich allein um die Lehren Jesu, die die Existenz des wahren Gottes in wenigen Versen beschreiben. Doch was darin zu lesen ist, ist nicht etwa einfach zu begreifen. Ein Leser muss sich ihrem esoterischen Inhalt allmählich nähern, indem er sie studiert und genau untersucht.
Gnostische Evangelien
Es gibt also mehr Evangelien als was man in der heutigen Bibel als die den Aposteln Lukas, Matthäus, Markus und Johannes zugeschriebenen. Für uns heute liefern diese Texte aber eine erweiterte Perspektive auf das Leben und Wirken Jesu. Jedoch sind das weniger historische Berichte über sein Leben, als eine Sammlung esoterischer Weisheiten. Historische Details spielen da so gut wie keine Rolle.
Die wirkliche Bedeutung der gnostischen Evangelien zu beschreiben wird uns hier kaum gelingen. Doch es sollen in den folgenden Absätzen einige der bekanntesten Evangelien der Gnosis besprochen werden.
Das Evangelium der Maria Magdalena
Dieser, noch vor dem Nag-Hammadi-Fund 1896 entdeckte Text, zählt heute zu den Apokryphen des Neuen Testaments (es handelt sich dabei um nicht in den Kanon aufgenommene, den biblischen Büchern jedoch sehr ähnliche Schriften), die wahrscheinlich um 160 n. Chr. entstanden. Der Text aber ist unvollständig. Was uns heute davon erhalten geblieben ist beginnt etwa in der Mitte. Doch es kommt daraus eine Maria Magdalena zum Vorschein die eben nicht als die Sünderin beschrieben wird, sondern eine Frau zu der Jesus in der Gnosis eine ganz besondere Beziehung hatte.
Vom Inhalt her sind es Beschreibungen von Maria Magdalena über Jesus. Was darin ansonsten enthalten ist entspricht vielem von dem, was wir oben bereits als Inhalte des Gnostizismus beschrieben hatten.
Das Evangelium des Philippus
Dieser in den Nag-Hammadi-Schriften enhaltene Text ist eigentlich weniger ein Evangelium, als eher eine unverbundene Reihung von Stücken der Jesus-Überlieferung. Es umfasst 127 Verse die verschiedene Themen behandeln. Zu den wahrscheinlich markantesten Inhalten darin zählt die Beschreibung des Verhältnisses Jesu zu Maria Magdalena:
Drei Frauen waren ständig beim Herrn: seine Mutter Maria, seine Schwester und Maria Magdalena, die man seine Gefährtin nannte. Seine Schwester, seine Mutter und seine Gefährtin heißen Maria.
Der irdische Erlöser liebte Maria Magdalena mehr als alle Jünger. Er küßte sie oft auf ihren Mund. Da wurden die Jünger eifersüchtig und murrten. Sie fragten: Warum liebst du sie mehr als uns alle? Der Erlöser entgegnete: Warum liebe ich euch nicht so sehr wie sie?
– Aus dem Philippus-Evangelium Verse 32 und 55
Das Evangelium des Thomas
Die meisten Inhalte der Nag-Hammadi-Texte waren vor ihrem Fund nur fragmentarisch bekannt, wie etwa auch das Thomasevangelium. Darin finden wir 114 kurze Aussprüche Jesu. Sie haben heute für die Frage nach dem historischen Jesus einen hohen Stellenwert und bilden in sich eine ganz eigene Theologie, die weder nur aus dem Urchristentum der Kirchenväter, noch allein nur aus dem Gnostizismus hergeleitet werden braucht. Meine deutsche Übersetzung des genannten Evangeliums finden Sie hier.
Das Evangelium des Judas
Hierin geht es um die Gespräche zwischen Jesus und seinem Jünger Judas Iskariot. Im Gegensatz zu den kanonischen Evangelien, die Judas als Verräter darstellen, behauptet das Judas-Evangelium, dass Jesus den Judas sogar damit beauftragt hatte ihn zu verraten. Was Judas als wahres Evangelium lehrte, davon wussten die anderen Jünger nichts. An vielen Stellen sprechen er und Jesus über die anderen elf Jünger, die die Wirklichkeit nur mit den physischen Sinnen wahrnehmen.
Das Erbe der Gnosis
Im Jahr 312 n. Chr. konvertierte der römische Kaiser Konstantin I. zum Christentum der Kirchenväter. Seitdem wurde jede Abweichung von ihren Lehren als Ketzerei verurteil. Die Texte der christlichen Gnosis wurden seitdem als Verrat bezeichnet und man versuchte alle ihre Texte zu vernichten. Gut möglich dass damals jemand den Tonkrug mit den genannten Handschriften in Nag Hammadi vergraben hatte, um ihre Inhalte damit zu bewahren.
Die Anhänger der christlichen Gnosis mussten damals untertauchen. Erst im Mittelalter kamen sie wieder zum Vorschein, wie etwa auf dem Balkan als die »Waldenser« und in Südfrankreich als die Katharer. Wegen ihres Erscheinens aber führte der damalige Papst Innozenz III. (1161-1216) die Inquisition ein und so kam es zu dem sogenannten Katharerkreuzzug, der diese christlich-gnostische Glaubensgemeinschaft in ihrem wichtigsten Refugium, einer Festung auf dem südfranzösischen Berg Montségur, auf dem Scheiterhaufen verbrannte.
Manche aber sagen, dass die Katharer zuvor auf dem Montségur das Trinkgefäß des Letzten Abendmahls versteckt hätten, um es vor der Inquisition zu schützen: Den Heiligen Gral.