Das Buch Kohelet – Anderes Kapitel

Ich sprach in meinem Herzen: Wohlan also, versuche es mit Freude und genieße Gutes! Aber siehe, auch das war vergeblich.

Ich sprach zum Lachen: Wie verblendet! Und zur Freude: Was bringt sie schon ein?

Da dachte ich in meinem Herzen, meinen Leib mit Wein zu pflegen, doch also, dass mein Herz mich mit Weisheit leitete, und zu ergreifen, was Torheit ist, bis ich lernte, was dem Menschen gut wäre, dass sie tun sollten, solange sie unter dem Himmel leben.

Ich führte große Werke aus: Ich baute mir Häuser, pflanzte mir Weinberge.

Ich legte mir Gärten und Parke an und pflanzte darin allerlei Fruchtbäume.

Ich legte mir Wasserteiche an, um daraus einen baumsprossenden Wald zu bewässern.

Ich hatte Knechte und Mägde und besaß solche, die im Hause geboren waren. Auch Herden von Rindern und Schafen besaß ich, mehr als alle, die vor mir in Jerusalem gewesen waren.

Ich sammelte mir auch Silber und Gold und von den Königen und Ländern einen Schatz.

Ich schaffte mir Sänger und Sängerinnen und die Wonne der Menschen, allerlei Saitenspiel und vergrößerte mein Werk, das jenes überstieg was jene vor mir zu Jerusalem gewesen waren.

Auch blieb meine Weisheit bei mir und alles, was meine Augen wünschten, das ließ ich ihnen und wehrte meinem Herzen keine Freude, dass es fröhlich war von aller meiner Arbeit, und das hielt ich für einen Teil aller meiner Arbeit.

Als ich aber hinblickte auf alle meine Werke, die durch meine Hände entstanden, und auf die Mühe, die ich aufgewendet hatte, sie auszuführen, da befand ich: Alles war vergeblich und Haschen nach Wind, und es gibt keinen Gewinn unter der Sonne.

Da wandte ich mich, zu sehen die Weisheit und die Tollheit und Torheit. Denn wer weiß, was der für ein Mensch werden wird nach dem König, den sie schon bereit gemacht haben?

Ich beobachtete: Es gibt einen Vorteil, den das Wissen bietet, aber nicht das Unwissen, wie es einen Vorteil gibt, den das Licht bietet, aber nicht die Dunkelheit: Der Gebildete hat Augen im Kopf, der Ungebildete tappt im Dunkeln. Aber ich erkannte auch: Beide trifft ein und dieselbe Bestimmung.

Da dachte ich in meinem Herzen: Weil es mir also wie dem Narren geht, warum habe ich denn nach Weisheit getrachtet? Da dachte ich in meinem Herzen, dass solches auch sinnlos sei.

Denn man gedenkt des Weisen nicht für immer, ebenso wenig wie des Narren, und die künftigen Tage vergessen alles, und wie der Narr stirbt, so auch der Weise.

Da verdross mich das Leben. Denn das Tun, das unter der Sonne getan wurde, lastete auf mir als etwas Schlimmes und dass alles vergeblich ist und Haschen nach dem Wind.

Und mich verdross alle meine Arbeit, die ich unter der Sonne hatte, dass ich dieselbe einem Menschen lassen müsste, der nach mir sein sollte.

Denn wer weiß, ob er ein Weiser oder ein Unwissender sein wird? Und soll doch herrschen in aller meiner Arbeit, die ich weislich getan habe unter der Sonne. Auch das ist Windhauch.

Darum wandte ich mich, dass mein Herz abließe von aller Arbeit, die ich tat unter der Sonne.

Denn es muss ein Mensch, der seine Arbeit mit Weisheit, Vernunft und Geschicklichkeit getan hat, sie einem anderen zum Erbteil überlassen, der nicht daran gearbeitet hat. Auch das ist absurd und ein großes Unglück.

Denn was kriegt der Mensch von aller seiner Arbeit und Mühe seines Herzens, die er hat unter der Sonne?

Denn all die Tage seines Lebens hat er Schmerzen mit Sorgen und Leid, und selbst in der Nacht kommt sein Geist nicht zur Ruhe. Auch das ist absurd und flüchtig wie ein Windhauch.

Ist es darum nicht besser für den Menschen, dass er esse und trinke und seine Seele guter Dinge sei in seiner Arbeit? Aber solches sah ich auch, dass es von Gottes Hand kommt.

Denn wer zu essen hat, wer weiß zu genießen, wenn nicht ich?

Denn dem, der ihm gefällt, gibt er Weisheit und Erkenntnis und Freude. Dem Sünder aber gibt er das Geschäft, zu sammeln und aufzuhäufen, um es dem zu geben, der Gott gefällt. Auch das ist sinnlos und ein Haschen nach Wind.

 

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