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Der Dhikr der Sufis: Auf dem Weg zum Licht Allahs

Dhikr ist die zentrale Praxis der Sufi-Derwische. Damit beabsichtigen sie ihr Herz von allen Versehrungen zu reinigen. Ihr Wunsch ist Raum zu schaffen, für die Liebe Allahs und ein Bewusstsein seiner universalen Größe. Der Dhikr, so die Sufis, bringt Frieden und Erfüllung – für einen selbst, wie auch für andere.

Im Dhikr praktizieren die Sufis, neben den fünf täglichen Pflichtgebeten, diese spezielle Form des Gebets. Nicht aber nur zu bestimmten Zeiten, sondern ununterbrochen. Der Gläubige führt im Schweigen ununterbrochen diese Form des stillen Gebets aus. Das ist in etwa mit dem Herz-Jesu-Gebet in der christlichen Tradition vergleichbar.

Seiner arabischen Bedeutung nach, bedeutet das Wort Dhikr (arab. ذكر, auch “Zikr”) “Gottgedenken” (Dhikr Allah). Damit ist die meditative Vergegenwärtigung Allahs gemeint. Wie jedoch dieses Gottgedenken ausgeübt wird, darin unterscheiden sich die verschiedenen sufischen Orden (Tariqas).

Unter den Sufis, die Dhikr praktizieren, gibt es manche die mehr Wert auf einen stillen Dhikr legen – eine Form stiller, meditativer Rezitation heiliger Worte und Verse. Anderen Sufi-Orden ist insbesondere der gemeinschaftliche, laute Dhikr wichtig, der je nach Schulrichtung, wahrhaft ekstatische Züge annehmen kann. Darum auch bedeutet Dhikr, vollkommene Hingabe an Allah.

Dhikr ist eine Empfehlung aus dem Koran, worauf folgende Verse hinweisen:

Siehe, das Gebet hält vom Schändlichen und Verwerflichen ab. Doch das Gedenken (Dhikr) Gottes ist wahrlich bedeutender.

– Sure 29:45

O die ihr glaubt, gedenkt Allahs in häufigem Gedenken (Dhikr) und preist Ihn morgens und abends.

– Sure 33:41f

Über den wachsamen Atem

Meist wird der Dhikr in Harmonie mit der Atembewegung praktiziert. Der Sufi-Schüler beginnt dabei zumeist mit der Formel “Allah Hu” ألله هو – “Allah, Er ist”. Mit jedem Einatmen im Geiste wird der Name “Allah” gesprochen – mit jedem Ausatmen das Wort “Hu”. Dabei wird, mit jedem Atemzug, das Herz mit göttlicher Energie erfüllt.

Der Ort des so ausgeführten Dhikr liegt aber nicht in den Atemorgan an sich, sondern im Herzen. Immer wird der Dhikr im Herzen ausgeführt. Es gibt dafür einen Grund: gemäß der Sufi-Lehren, geht vom Herzen die größte Wärme im Körper aus. Und nur im Herzen können göttliche Lichterscheinungen empfangen werden.

Darum sollte der Suchende schnell und energisch atmen, um ausreichende Wärme im Herzen und im Blutkreislauf zu erzeugen, um das Blut zu erwärmen, damit es “zu leuchten beginnt”.

Im freien Atmen befördert man den Namen “Allah” ins Innere des Herzens und bringt die selbe Bedeutung, in transformierter Form, wieder nach Außen, im Aussprechen des Namens “Hu”. Um das sogenannte Herzensdhikr auszuführen, vollziehen die Sufis diese heftige Stoßatmung, die sie verbinden mit Körperbewegungen und geistiger Konzentration. Grundvoraussetzung für einen wirksamen Dhikr, ist die rhythmische Ausführung oben beschriebener Praxis.

Die mentale Konzentration auf das Herz, eine Rezitiation der heiligen Worte, Atmung und Körperbewegung, muss im Dhikr synchron ausgeführt werden. Es nützt nichts, den Namen oder die Atmung gleichzeitig auszuführen, während der Geist umherwandert, sich in Erinnerungen und Sorgen verstrickt.

Der Dhikr als Ergänzung zum islamischen Pflichtgebet

In der spirituellen Praxis der Derwische, die den Dhikr entweder laut gesprochen oder still im Herzen ausführen, können alle möglichen Formen von Segnungen empfangen werden. Dabei rezitiert der Sufi Verse der Suren, Heilige Namen oder andere im Islam relevante Verse (wie etwa das islamische Glaubensbekenntnis).

Ein Detail ist hier besonders interessant, da ja Sprache und Herz im selben Zusammenhang genannt werden: Aus Sicht der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM), sind die Zungenspitze, als jener Körperteil der Wörter zu Sprache formt, und das menschliche Herz, über einen gemeinsamen Meridian verbunden.

Zweck des Dhikr

Die Sufis glauben, dass wir, als spirituelle Wesen, von Dschinnen umgeben sind: das sind feinstoffliche Lebensformen, die uns zwar sehen, wir sie aber nicht direkt wahrnehmen können. Sie aber verfügen über Kräfte, die am Menschen gewissermaßen zerren und ihn ständig von seinem Weg abbringen wollen. Das hat natürlich auch einen konstruktiven Aspekt, wenn sich jemand diesen Kräften widersetzt und damit quasi eine Art spirituelles Krafttraining ausübt. Für die Sufis besteht diese Übung zum einen durch ihre fromme Ausübung der fünf täglichen Pflichtgebete, die in der restlichen Zeit des Tages, durch einen andauernden Dhikr ergänzt werden. Sie erinnern sich damit also ständig an die göttliche Wahrheit, von der der Mensch, nach sufischer Auffassung, ja ein Teil ist.

Je mehr sich nun der Sufi an Allah erinnert, je mehr kommt er in den Genuss göttlichen Segens. Hierher verweisen folgende Suren des Heiligen Koran:

O ihr Gläubigen, lasset euch durch euer Vermögen und eure Kinder nicht vom Gedenken an Allah abhalten. Und wer das tut, der gehört zu den Verlierenden.

– Sure 63:9

Diejenigen, die überzeugt sind und deren Herzen befriedigt werden im Gedenken an Allah. Wahrlich, im Gedenken Allahs finden die Herzen Ruhe.

– Sure 13:28

[…] Allahs viel gedenkende Männer und gedenkende Frauen – ihnen allen wird Allah vergeben, für sie hat er großartigen Lohn bereitet.

– Sure 33:35

Allah hat die schönste Botschaft, ein Buch, herabgesandt, eine sich gleichartig wiederholende Schrift, vor der denen, die ihren Herrn fürchten, die Haut erschauert; dann erweicht sich ihre Haut und ihr Herz zum Gedenken Allahs. […]

– Sure 39:23

[…] Allahs zu gedenken, ist gewiß das Höchste. Und Allah weiß, was ihr begeht. […]

– Sure 29:45

Bei alle dem aber muss betont werden, dass das rituelle Gebet im Islam (Salaat), sowie das Lesen der Koransuren, aber dem Dhikr übergeordnet bleibt.

Trotzdem ist es für einen wahren Sufi von großer Bedeutung den Dhikr auszuüben – sprechend in der Gruppe oder allein, sowie schweigend im Herzen. Keineswegs aber versucht der Islam den Gläubigen zu spiritueller Praxis (Gebet, Dhikr) zu zwingen, noch Anderes, Weltliches wegen der Ausübung zu unterlassen oder zu meiden.

Eher soll die Nähe zu Gott erzielt werden, um damit das Licht Allahs zu empfangen – durch Rezitation und Herzensgebet – auch dann, wenn der Sufi mit alltäglichen Aufgaben beschäftigt ist.

Ein wahrer Sufi wird den Dhikr immer ausüben, unter allen gegebenen Umständen. Ganz gleich, was er gerade tut: während er sich um seine Familie, seine Verwandten kümmert, während er arbeitet oder während er mit anderen Menschen Handel treibt. Er führt in seinem Herzen, ein ständiges Kreisen der heiligen Namen und Verse aus und handelt aus diesem spirituellen Zentrum heraus, um in der Außenwelt Gutes zu vollbringen.

Wahrlich, in der Schöpfung der Himmel und der Erde und in dem Wechsel der Nacht und des Tages, liegen wahre Zeichen für jene die verständig sind, die Allahs gedenken im Stehen und im Sitzen und auf ihren Seiten und über die Schöpfung der Himmel und der Erde nachdenken: ‘Unser Herr, Du hast dieses nicht umsonst erschaffen. Gepriesen seist Du, darum hüte uns vor der Strafe des Feuers.’

– Sure 3:190f

In einer alt-islamischen Überlieferung heißt es hierzu:

Der Prophet Mohammed (as) sprach einst zu Ibn Umar, einem seiner Gefährten: ‘Wenn ihr an den Paradiesgärten vorrüberschreitet, nutzt diese Gelegenheit.’ Da fragte Ibn Umar: ‘Was sind die Paradiesgärten, o Gesandter Allahs?’, worauf der Prophet Mohammed (as) antwortete: ‘Die Versammlungen des Dhikr (eine Gruppe Frommer, die den Dhikr ausüben). Es gibt himmlische Engel, die nach diesen Versammlungen des Dhikr suchen. Sobald sie solch eine Gruppe finden, lassen sie sich dort nieder, um diese Versammlung zu umsäumen.’

– Aus dem Fiqh Us-Sunnah des As-Sayyid Sabiq, Band 4, Kapitel 6

Sufi Dhikr – ewigeweisheit.de

Dhikr ägyptischer Sufis in einem Gemälde des englischen Künstlers Robert Talbot Kelly (1861-1934).

Der heilige Satz “La ilaha illa Allah”

Einer der zentralen Gebetsformeln des Dhikr, ist der erste Satz des islamischen Glaubensbekenntnisses: “La ilaha illa Allah” – “Es gibt keine Gott außer Allah”. In den gesammelten Aussprüchen des Propheten Mohammed (as), den sogenannten “Hadithen”, heißt es dazu:

Die beste Form sich an Allah zu erinnern, besteht in der Rezitation des Satzes ‘La ilaha illa Allah.’

– Aus einem Hadith des Isa At-Tirmidhi (825–892)

Daher das Wort Dhikr: die Erinnerung an Gott. In einem anderen Hadith heißt es, dass der Prophet Mohammed (as), einst zu seinen Gefährten sprach:

‘Erneuert euern Glauben’, worauf sie fragten: ‘Wie können wir unseren Glauben erneuern?’ Darauf antwortete er ‘sagt immer wieder La ilaha illa Allah.’

– Aus dem Fiqh us-Sunnah, des As-Sayyid Sabiq, Band 4, Kapitel 6

Man könnte darum durchaus sagen, dass man den Dhikr garnicht oft genug ausüben kann. Mohammed (as) sprach dazu in einem anderen Hadith:

Die Stunde (das Jüngste Gericht) wird erst eintreten, wenn keiner mehr ‘Allah, Allah’ sagen wird.

– Aus der Hadith-Sammlung des Muslim Ibn Al-Hadschadsch (Sahih Muslim)

Politur des Herzens

Für die Sufis ist Gott im menschlichen Herzen gegenwärtig. Der Dhikr aber ist das Mittel, sich diese göttliche Anwesenheit bewusst zu machen. Jenes Herz, von dem hier die Rede ist, ist etwas, dass sich über das organische Herz hinaus erstreckt. Es ist ein spirituelles Organ, dass aber im Dhikr, tatsächlich auf das physische Herz des Praktizierenden zurückwirkt; er kann es spüren.

In diesem spirituellen Herzen nun, sehen die Sufis einen metaphorischen Spiegel, der ihm erlaubt über das göttliche Geheimnis zu reflektieren.

Jeder Mensch verfügt über dieses spirituelle Herz, diesen geheimnisvollen Spiegel. Doch mit der Zeit setzt sich darauf eine, bisweilen starke Schmutzschicht ab. Es sind jene verdunkelnden Gefühle, wie Zorn, Eifersucht, Neid und übermäßiges Verlangen, die die Oberfläche dieses spirituellen Spiegels verdunkeln. Der Dhikr aber dient als Politur, mit deren Hilfe seiner Oberfläche wieder Glanz verliehen wird, damit sich darin die göttliche Vollkommenheit widerspiegeln und den Sufi, von innen heraus, erleuchten kann.

هو

Der Heilige Name “Hu”.

Vom Gottgedenken der Sufis

Der persische Sufi Nedschmettin Al-Kubra (gest. 1221) spricht von einem Feuer, dass entfacht wird, durch das im Dhikr erfolgende Gottgedenken. In seinen Flammen verbrennt alles Dunkle. Was Al-Kubra damit meinte, war aber keineswegs nur sinnbildlich gemeint: wenn dieses Feuer in ein Haus eindringe, so vernehme man “Ich, und kein anderer” (entsprechend dem islamischen Glaubensbekenntnis). Die Flammen aber verzehrten alles dort befindliche Brennholz.

Was aber ist mit dem Feuer, dass, laut muslimischen Glaubens, in der Hölle lodert? Die Sufis sehen darin ein schwelendes, dunkles und langsam loderndes Feuer. Das Feuer aber, dass der Dhikr entfacht, steigt auf und ist rein, hell und schnell lodernd.

Drei Stufen der Versenkung

Al-Kubra nun, unterscheidet drei Stufen der Meditation. Darin kann der Sufi allerdings nicht nur positive Erfahrungen machen, sondern gar an der Todesgrenze schlittern. Aber an genau jenem “letalen Grat”, macht ein Mensch die Erfahrung, die man in den Traditionen in Ost und West als “Einweihung” bezeichnet (Buchtipp).

  1. Die Meditation über das Daseins: Al-Kubra beschreibt diese Erfahrung wie die eines Fürsten, der auf einem Feldzug in ein Land eindringt. Dabei hört der Sufi verschiedene Klänge: Posaunen und Pauken erklängen, worauf das Rauschen von Wasser und Wind wahrnommen würden. Was er dabei jedoch erfährt ist äußert heftig: sein Körper kann beginnen zu schmerzen und es bestehe sogar die Gefahr, dass seine Seele den Körper verlässt, die “silberne Schnur” durchreißt und er dabei stirbt.
  2. Die Meditation, die das Herz berührt: in dieser Stufe fällt der Sufi, in seinem Gottgedenken, quasi in sein Herz hinein. Dabei stößt er in eine Stufe der Wahrnehmung hervor, die in einzigartige Visionen erleben lässt.
  3. Die Meditation über das Geheimnis: hier spricht Al-Kubra vom Hineinfallen des Gottgedenkens ins Geheimnis. Damit entschwindet dem Sufi sein aktives Bewusstsein und er geht vollkommen auf, in eben diesem Gottgedenken. Ab dieser Stufe bleibt jenes Gottgedenken beim Sufi – schwirrt in ihm, sozusagen als stille, automatische, lebendige Rezitation.

Formen des Dhikr

Grundsätzlich kann der Dhikr auf drei unterschiedliche Formen ausgeführt werden: praktisch, verbal und still. Damit versucht der Sufi sich in seinem Handeln und Denken, kontinuierlich dem Gedenken an Gott hinzugeben.

Praktischer Dhikr

Den sogenannten “Dhikr-e-Faily”, den praktischen Dhikr, führt der Sufi aus in seinem gehorsamen Handeln. Dies umfasst:

  • die göttlichen Gebote im Islam: Das tägliche Gebet, das Fasten zu Ramadan, die Pilgerfahrt nach Mekka (Hadsch), die Pflicht Almosen zu geben (Zakat) und im Sinne seiner Mitmenschen, karitativ zu handeln – und
  • die Sitten, Bräuche, Werte und Normen seines Landes einzuhalten und entsprechend der Sunnah (Bräuche) des Propheten Mohammed (as) zu essen, zu trinken, sich zu bewegen, zu sprechen und sich zu kleiden.

Mündlicher Dhikr

Zentraler Gottesname im Dhikr ist das Wort “Allah”, auch im lauten, mündlichen Dhikr. Doch auch die Anrufung eines seiner 99 anderen Namen ist üblich (siehe Asma Al-Husna).

Außerdem meditieren die Sufis im lauten Dhikr über folgende Formeln:

  • Subhan Allah سبحان الله – Allah ist erhaben,
  • Al-Hamdulillah الحمد لله – Lobet Allah,
  • Allahu Akbar الله أكبر – Allah ist der Größte,
  • Ya Allah يا ألله – O Allah,
  • Ya Hu يا هو – O Er,
  • Ya Hayy يا حي – O Lebendiger,
  • La ilaha illa llah لا اله الا الله – Es gibt keinen Gott außer Allah, dass dann auch durch den zweiten Satz des islamischen Glaubensbekenntnisses ergänzt wird,
  • Muhammadun rasul ullah محمد رسول الله – Mohammed ist der Gesandte Gottes,
  • Estaghfirullah أستغفرالله‎ – Ich bitte Gott um Vergebung.

Die Anzahl der Wiederholungen der Namen beläuft sich normalerweise auf 11 oder 33. Um diese Anzahl genau abzuzählen, verwendet man die islamische Gebetskette (Tasbih) mit 11, 33 oder auch 99 Perlen, die je in Gruppen von 11 unterteilt sind. Diese Anzahlen gelten auch für den stillen Dhikr.

Der laute Dhikr ist mit einer stoßweisen Ausatmung verbunden. Häufig wechseln dabei die Neigungungen des Kopfes und Oberkörpers zur Seite. Im Stehen wird diese Bewegung durch ein rhythmisches Bewegen der Beine unterstützt, wobei sich der Oberkörper leicht auf und ab bewegt.

Stiller Dhikr

Ziel des stillen Dhikr, ist das, was Al-Kubra als die dritte Stufe des Gottgedenkens bezeichnet: der Sufi strebt an, seine(n) Namen immerwährend zu wiederholen. Auch inmitten aller anderen weltlichen Aktivitäten, fährt er damit in seinem Herzen fort und aus dem Herzen heraus, erfolgt sein Gottgedenken. Die heiligen Silben die er dabei im Herzen rezitiert, entsprechen jenen des lauten Dhikr (siehe oben) und können auch mit den 99 Namen Allahs ausgeführt werden.

Spirituelle Praxis in den verschiedenen Sufi-Orden

Generell lässt sich sagen, dass den Sufi-Weg vier Elemente bestimmen:

  1. Die Einhaltung der Schariah, dem islamischen Gesetz,
  2. die Beachtung der Sunnah, der islamischen Gebräuche,
  3. der Dhikr, das Gedenken an Allah und
  4. ein besonderer Ehrencodex der Liebe.

Da nun aber die verschiedenen Sufi-Schulen (Tariqas) ihre eigenen Formen des Dhikr ausüben, führen eben so viele Wege zu Gott, auf denen sich die Muriden (Sufi-Schüler) bewegen.

Bei den berühmtesten Sufi-Orden, wie der Qadiriyya, Chistiyya und Sohrawardiyya, beginnt der Murid mit dem lauten, mündlichen Dhikr, den er später in den Herzens-Dhikr (Qalbi Dhikr) transformiert und dabei veredelt. Der Orden der Naqshbandiyya allerdings, führt den Muriden direkt zum Herzens-Dhikr.

Vom Segen des Dhikr

Von jeder guten Tat geht ein Segen aus. Und der guten Taten sind viele! Die Sufis aber sagen, dass das Beste, dass ein Murid ausführen kann, der Dhikr ist. Riesig sind die Segnungen die durch die Praxis des Dhikr gewonnen werden können. Wer diese Form der sufischen Meditationspraxis täglich übt, den umgeben bald Gelassenheit und Frieden.

Wer mit der Dhikr-Praxis anfängt, sollte sein Denken auf ein bestimmtes Ziel ausrichten. Welches Ziel das ist, sei jedem selbst überlassen, solange es zum Guten hinstrebt.

Der Dhikr an sich aber, hat eigentlich nur ein wahres Ziel: das Schauen göttlichen Lichts, dass aus dem eigenen, innersten Seelenbrunnen, in schillernsten smaragdgrünen Lichtern hervorstrahlt. Wer dieses erhabene Ziel erreicht hat, der kann sich wahrlich als Erleuchteten bezeichnen. Es ist ein langer Weg dorthin, teils beschwerlich – doch allemal lohnend – für den Sufi selbst, wie für jene, die ihn umgeben. Inshallah (Wenn Allah will)!

 

4 Kommentare
  1. Jetzt weiss ich endlich was
    Jetzt weiss ich endlich was “DHIKR” ist und wie man ihn praktiziert! – Vielen herzlichen Dank!
    Liebe Grüsse, PETER

  2. „Mit jedem Einatmen im Geiste
    „Mit jedem Einatmen im Geiste wird der Name „Allah“ gesprochen – mit jedem Ausatmen das Wort „Hu“. Dabei wird, mit jedem Atemzug, das Herz mit göttlicher Energie erfüllt.“

    Allah Hu, Bruder! 🙂 Erwähnenswert ist sicher, dass Hu/Hw ein altägyptischer Gott ist. Der Sufismus hat tiefe Wurzeln in Ägypten. Die Sufi Tradition wurzelt zweifellos im Islam, aber es gibt auch sehr viel ältere vorislamische Wurzeln: die frühchristlichen Mystiker Syriens und Ägyptens bis hin zu den Essenern, den alten pythagoreischen Orden und den Mysterienschulen der Ägypter und Zoroastrier. Ein außerordentlich faszinierendes Thema, welches im Freundeskreis diskutiert werden könnte. Das Buch „die Sufis“ von Idris Shah ist sehr lesenswert und könnte eine Grundlage sein. Im Grunde ist die sufische Lehre ein Kontinuum der ewigen Weisheit, die sich im Sinne einer fortschreitenden Offenbarung und spirituellen Evolution entfaltet hat:

    „Die Saat des Sufismus
    wurde in der Zeit Adams gesät,
    keimte in der Zeit Noahs,
    entfaltet sich in der Zeit Abrahams,
    begann zu reifen in der Zeit des Moses,
    erreichte volle Reife in der Zeit des Jesus
    und brachte in der Zeit Mohammeds den reinen Wein hervor“

    Das passt sehr schön zu Jean Gebser’s Stufenmodell der Bewusstseinsentwicklung. Oder auch Ken Wilbers Stufenmodell, wie er es beispielsweise in seinem Buch Eros, Kosmos, Logos beschrieben hat. Ich erhoffe mir einen erleuchteten Islam der Zukunft, eine Religion der allumfassenden Einheit und universalen Bruderschaft, welche die Weisheit aller spirituellen Tradition vereint. Die Sufi-Botschaft von Hazrat Inayat Khan (möge Allah sein Geheimnis heiligen) kommt dem sehr nahe.

  3. Lieber Mark David Vinzens,
    Lieber Mark David Vinzens,
    ich habe in den vergangenen Tagen veschiedene Kommentare von Dir gelesen! Aber dieser hier lässt mir einfach keine Ruhe; ich habe ihn mindestens drei mal gelesen und begreife nicht, wieso Du erwähnst: “Hu/HW ist ein alter ägyptischer Gott”?
    S. Levent Oezkan übersetzt “Ya Hu” mit: “oh, Er”.
    Wenn wir mit: “la ilaha illa Allah” bekennen, das Allah der grosse einzige ALLMÄCHTIGE ist, – warum, um ALLES IN DER WELT, erwähnst Du mit: Hu/HW einen alten ägyptischen Gott.
    – Bitte verstehe mich nicht falsch, ich will Dir nichts böses unterstellen, aber ich will auf gar keinen Fall andere Götter als Allah anbeten! Für eine Erklärung/Aufklärung wäre ich Dir sehr dankbar! Liebe Grüsse, Peter

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