Giuseppe Arcimboldo: Vier Jahreszeiten - ewigeweisheit.de
Giuseppe Arcimboldo: Vier Jahreszeiten

Die Vier Jahreszeiten: Eine Schule des Lebens

Jedes Jahr zu Frühling bekommt der Mensch die Gelegenheit sich zu regenerieren. Dafür steht seit alter Zeit die Wiederauferstehung des Sonnengottes zur Tagundnachtgleiche – dem 21. März. Sobald die Sonnenstunden wieder überwiegen, drängt aus der dunklen Erde das junge Grün ans Licht – so wie auch der solare Heros aus der Unterwelt zu neuem Leben aufersteht.

In vielen verschiedenen Legenden, Mythen und Religionen unserer Welt, hat der Sonnenheros einen besonderen Namen: mal wird er der Messias, mal Christus, mal Krishna oder Mithras genannt; die Römer nannten ihn Sol Invictus, im Norden hieß er Baldur, Horus bei den alten Ägyptern, Apollon bei den Hellenen oder Quetzalcoatl bei den amerikanischen Tolteken. Sie alle zeigten durch ihre lichtvolle Verkörperung Gottes auf Erden, dass auch jeder Mensch einen göttlichen Lichtsamen in sich trägt, der das körperliche, emotionale und geistige Wachstum inspiriert.

Die jährliche Vegetation auf der Erde ähnelt dem menschlichen Leben. Die vier Phasen der Sonne in den vier Jahreszeiten zeigen uns wie wir unserem Leben immer wieder zu neuer Blüte verhelfen können. Den ersten Abschnitt ihrer Lebensreise beschreitet die menschliche Seele von der Empfängnis bis zur Geburt. Jugend und Reife folgen, bis das Leben mit dem Tod schließlich vollendet ist. Was stirbt ist der Körper, die Seele aber schlummert, um dereinst wieder zu erwachen.
So ist es auch mit dem individuellen Leben. Wenn uns Sorgen, Ärger und Traurigkeit plagen und die Übel in der Welt unser Leben erschweren, können wir in stiller Kontemplation trotzdem erkennen, dass es in uns einen göttlichen Funken, einen unsterblichen, heiligen Lichtsamen gibt. Wenn wir uns voll bewusst in Richtung Wahrheit begeben, sprießen aus diesem lichthaften Samenkorn die inneren Lebenskräfte hervor, so wie im Frühling das Grün aus dem Boden drängt. Aus diesem Grün wachsen immer wieder neue Pflanzen und Bäume, die auch noch Früchte tragen.

Von diesem natürlichen Vorbild war schon immer eingenommen das ganze Wesen der Religionen, der Philosophie und der Geheimwissenschaften. In vielen Traditionen stellte man sich das göttliche Leben auf Erden wie einen Apfelbaum vor, der in einem Lustgarten wächst. Mal ist es der Lebensbaum im Garten Eden – ein ander mal der nordische Weltenbaum Yggdrasil. Das Symbol ist aber immer das Selbe:
Der Baum steht gleichermaßen für das Leben im Mikro- und Makrokosmos. Die Erde, worin der Baum wurzelt, arbeitet an ihm mit dem Saft den sie ihm gibt. In dieser Erde stehend breitet er seine Äste aus und daran wachsen seine Früchte. Und wie die Welt so an ihm arbeitet, so versucht auch der Baum aus ganzem Vermögen gute Früchte hervorzubringen. Je älter der Baum ist, desto mehr Früchte trägt er, die süßer sind als in den Jahren zuvor. So wie der Baum ist, so sind auch seine Früchte. Bringt er schlechte Frucht, so liegt das nicht am Baum, sondern an der Umwelt in der er sich befindet.

Der Garten dieses Baumes bedeutet die Welt, der Acker die Natur, der Stamm des Baumes die Sterne, die Äste die Elemente, die Früchte, so auf diesem Baum wachsen, bedeuten die Menschen, der Saft in dem Baum bedeutet die klare Gottheit (Sonnengott). Nun sind die Menschen aus der Natur, Sternen und Elementen gemacht worden. Gott der Schöpfer aber herrscht in allen, gleichwie der Saft in dem ganzen Baum.

– Aus „Aurora oder Morgenröte im Aufgang“ von Jakob Böhme

Im Gegensatz zum Baum, steht dem Menschen frei was er tun will. Er wurzelt nicht wie der Baum an einem festen Ort, sondern kann von sich aus hier und dort hin gehen. Es scheint aber als bezahle er dafür mit seinen Begierden und Leidenschaften, die ein Baum ja nicht hat. Denn der Baum folgt einzig und allein dem Gesetz des Wachstums, entfaltet jedes Blatt, und an der Stelle wo er blüht, dort wachsen später seine Früchte.

Alles Leben auf der Erde orientiert sich am Licht der Sonne. Der Baum wächst immer in Richtung des Lichts und öffnet seine Blüten ganz leidenschaftslos dem keuschen Sonnenstrahl. Die Erde nährt den Baum, das Sonnenlicht beseelt, „inspiriert“ ihn. Ebenso aber benötigt der Mensch Inspirationen, durch die er zu neuen Erkenntnissen kommt, die ihn sein Leben anders erfahren lassen.

Pushkin at Ai-Petri peak during sunrise. Ivan Aivazovsky (1817–1900)

Sonnenaufgang auf dem Gipfel des Ai-Petri – Gemälde von Ivan Aivazovsky (1817–1900).

Was wir aus den alten Traditionen lernen können

Wie ein Felsen in der Sandwüste, so steht die Tradition in der Moderne. Je nach Windrichtung wird der Sand einmal hier, einmal dorthin geblasen. Der Felsen aber steht fest an seinem Ort für sehr lange Zeit.
Tradition ist das gute und wertvolle Erbe, das uns Vorfahren vermacht haben. Sie waren ja bereits durch alle möglichen Lebenserfahrungen gegangen und haben die großen Schwierigkeiten durchstanden, die das irdische Dasein mit sich bringt. Davon können wir lernen.

Tradition versucht nicht für jeden einzigartigen Sachverhalt eine Antwort zu liefern oder Lösungen für spezifische Probleme zu geben. Sie vermittelt eher was möglich ist und zeigt was generell vermieden werden sollte. Wer den traditionalen Leitlinien folgt, bewegt sich durch den Alltag ebenso sicher, wie sich die Sonne durch die vier Jahreszeiten über den Himmel bewegt. Tradition ist unveränderlich – wie die Sonnenbahn.

Felsen in der Sinai-Wüste, Ägypten

Felsen in der Sinai-Wüste, Ägypten

Die Sonnenreligionen der Urzeit

In der Zeit zwischen der Pflanzung und der Zeit der Ernte, muss der Bauer sein Gut schützen. Drum arbeitet er in dieser Phase des Sonnenjahres fleißig arbeiten, damit er einen guten Ertrag erzielt. Es ist auch die Zeit, wo wir an unseren Lebensaufgaben arbeiten und keine Mühen scheuen sollten, die „ausgesäten“ Ideen sorgfältig zu pflegen und die erstrebten Lebensziele von allem Unkraut fremder Ziele zu befreien.

Wir sollten uns immer wieder auf die Ernte der Jahre vorbereiten. Diejenigen die mit etwas Neuem anfangen, müssen auf die Zukunft bauen, ohne in der Vergangenheit zu verharren. Alles was der Mensch hierzu braucht, zeigt ihm die Tradition. Sie bildet den Rahmen in dem er handeln kann. Diesen Rahmen geben spirituelle Traditionen aus Religion und den Schulen der Weisheit.

Die zeitgenössischen Religionen des Westens – insbesondere Judentum, Christentum und Islam – sind keine Erfindungen die sich irgendwelche Propheten bis noch vor 1.400 Jahren ausgedacht haben. Stattdessen wurde immer wieder versucht, religiöse Tradition den Bedürfnissen der Menschen anzugleichen.
Die ursprünglichen, schamanisch geprägten Traditionen der Spiritualität, haben aber wenig mit dem zu tun, was heute unter Religion verstanden wird. All die vielen Regeln und Formalitäten waren in alter Zeit nicht nötig, da der Mensch wandernd und nicht in Siedlungen lebte.

Aborigines, Beduinen und die sibirischen Nomaden

Noch heute versuchen die Nachkommen der Ureinwohner Australiens, Afrikas und Asiens, eine mehr als 40.000 Jahre alte Religion zu leben. Die Aborigines brachten ihren Kult einst aus dem Norden auf den australischen Kontinent. Auch viele Beduinen Nordafrikas, Asiens und die sibirischen Nomaden Jakutiens, versuchen noch ihre alte Tradition zu leben, die ganz klar mit dem Lauf der Sonne verbunden ist. Denn wer über die Erde wandert, muss den Lauf der Sonne verstehen.

Ilmarinen schmieddet die Achse der Himmelmühle

Der sagenhafte Ilmarinen – Held der finnischen Mythologie – schmiedet die Sampo (Stütze der Himmelsmühle).
Teil aus einem Gemälde von Berndt Abraham Godenhjelm (1799–1881).

Die Sonne verzehrt alles was auf der Strecke bleibt. Bedauern und Schuldgefühle waren und sind den wandernden Völkern darum fremd. Und da man sich im Nomadenleben immer wieder an andere Orte begibt, schaut man nicht zurück auf das was einmal war. Daran erkennen wir, wie sehr Ort und Zeit miteinander verknüpft sind. Wer bleibt wo und wie er ist, verliert sich oft in einem Zeitfenster der Erinnerungen und Hoffnungen, bleibt abhängig von dem was war und andere ihm geben. Wer sich hingegen immer wieder ändert, der handelt den Umständen gemäß und bewegt sich fort.

In den alten Religionen herrschte Frohsinn und Begeisterung für das Leben. Die Menschen der alten Religionen glaubten ganz fest an eine gute Realität. Selbst tragische Ereignisse wurden als Notwendigkeit akzeptiert.
Der moderne Mensch im Westen sucht die Verantwortung der Lebensereignisse nicht bei sich, sondern zieht lieber andere zur Rechenschaft. Jeder ignoriert ganz gerne seine kleinen Fehler im Leben. Doch die Fehler aller Menschen verdichten sich thematisch in einem großen Feld der Ignoranz, dass auf jeden von uns irgendwann zurückwirkt: als Depression, Wirtschaftskrise oder Krieg.

In den Urreligionen lehnte man nicht ab, was einem widerfuhr. Alles wurde angenommen als Teil des Lebens. Für die alten Menschen gab es das Böse nur, um das Gute im Menschen zu testen, ihn dabei aber zu stärken. Die Widrigkeiten im Leben, machen uns stärker.

Manchmal gleicht unser Leben dem glühenden Stahl in der Schmiede, der immer wieder gefaltet und durch unzählige Hammerschläge gehärtet wird, bis daraus ein wertvolles Werkzeug entsteht. Der Allegorie der „Lebensschmiede“ begegnen wir in einer finnische Sage, wo der Schmied Ilmarinen die Stütze der Himmelsmühle verfertigt. Und so wie er diese Stütze aus glühenden Stahl herstellt, sie mit vielen harten Hammerschlägen bearbeitet, so werden Menschen die schweres Leid durchgestanden haben, auch zu Stützen anderer Menschen.

Die Sonne zeigt uns jedes Jahr aufs Neue, wie wir unser Leben verändern können

Dem jährlichen Kreislauf der Sonne ähneln die Lebenszyklen des Menschen. Jedes Jahr aufs Neue, bekommen wir durch drei astrale Hauptphasen der Sonne das große Mysterium des Lebens vorgezeigt.

  • Geburt: Die Dunkelphase um die Wintersonnenwende, ist die Zeit wo sich die Sonne vollständig zurückgezogen hat (21. bis 24.12.) und in der Tiefe der Erde als unsichtbare, schwarze Sonne strahlt.
  • Leben: Die Lichtphase um die Sommersonnenwende (21. bis 24.6.) ist erreicht, wenn die Nächte am kürzesten und die Tage am längsten sind. Dann hat die hellweiße Sonne ihren nördlichsten Punkt erreicht hat.
  • Tod und Wiedergeburt: Die Phase des Übergangs während der Herbst- (21.9.) und Frühlingstagundnachtgleiche (21.3.) symbolisiert die glühend, rote Sonne, die bei ihrem Unter- und Wiederaufgang, jeweils genau zwischen Mitternacht und Mittag liegt.

Diese drei Phasen teilen den Kreis des Sonnenzyklus in vier Abschnitte, entsprechend der vier astrologischen Kardinalzeichen:

  • Zunehmendes Sonnenlicht: Mit dem Widder durchbricht der Frühling die winterliche Kälte, die Natur wird neu geboren. Junge Blätter und Pflanzenkeime sprießen.
  • Maximales Sonnenlicht: Die Sonne im Krebs verleiht dem Korn auf den Feldern im Sommer seine Kraft.
  • Abnehmendes Sonnenlicht: Im Herbst beginnt sich die Sonne allmählich ins Sternbild Waage zurück zu ziehen, die Blätter welken.
  • Minimales Sonnenlicht: Mit dem Eintreten in den Steinbock, beendet die Wintersonne schließlich ihren Jahreslauf. Die Blätter sind abgefallen, alles Leben auf der Erde ruht.

Wer diesen Sonnenverlauf und die damit einhergehenden Veränderungen in der Natur beobachtet, kann daraus ablesen, welche Bemühungen in seinem Leben wichtig sind.
Während dieser Arbeit am Selbst ist es wichtig, uns mit drei eigenständigen Teilen unseres Daseins zu beschäftigen:

  • Dem Körper, der in seinem Innern die Seele verbirgt, so wie der Krebs im Sommer in seiner Schale seine Weichteile schützt oder der Weizen in seiner Hülle die Stärke.
  • Das Herz, das das Blut durch den Körper pumpt und dessen Rot von dem in ihm enthaltenen Eisen stammt – dem Metall also, dass in der Alchemie dem Mars zugeordnet ist. Mars ist der planetarische Herrscher über den Widder.
    Das Herz hält das Verhältnis von Körperempfinden und Denken kohärent. Die Scheidewand im Herzen, bewegt sich wie das Zünglein an der Waage.
  • Unsere Gedanken, die ständig abschweifen, oft sehr störrisch und nur sehr schwer festzuhalten sind, werden sehr gut durch ein Fabelwesen repräsentiert, dass seit alter Zeit für das Sternzeichen Steinbock verwendet wird: eine Ziege mit dem Unterleib eines Fisches. Weder Ziege noch Fisch lassen sich einfach greifen.

Mittelalterliche Vorstellung einer runden Erde, Hildegard von Bingen

Die vier Jahreszeiten nach einer mittelalterlichen Ikone von Hildegard von Bingen (1098-1179).

Körperbeherrschung

Jeder soll sich um seinen Körper sorgen, wie es ihm geziemt. Um die Schwierigkeiten des Körpers zu bewältigen, müssen wir lernen seine triebhaften Anteile im Zaum zu halten. Es geht nicht darum den Körper zu quälen; ist er doch die Verbindung mit der Welt der Erfahrungen. Ohne den Körper kann die Lebensreise nicht bestritten werden. Eher erziehen wir unseren Körper durch Abstinenz und den Verzicht auf Luxus. So wird aus ihm nach und nach ein brauchbares und einsatzfähiges Instrument.

Emotionales Gleichgewicht

Sobald der Körper dem Willen folgt, beginnt man mit der Klärung seiner Emotionen und der Läuterung des Herzens. Es geht dabei um die Entwicklung eines ausgewogenen Gefühlslebens, das uns durch die Reinigung unserer triebhaften Neigungen gelingt. So wird der Hunger nach Sinneseindrücken gestillt. Jeder sollte seine Triebe auf der Emotionalebene unter Kontrolle bringen. Wem das gelingt, der kann nach einiger Zeit damit beginnen konstruktive, positive Emotionen zu generieren, mit denen belastende Negativfantasien und falsche Vorstellungen aufgelöst werden.

Stille im Denken

Ein wichtiger Schritt um das Denken zu läutern, ist zuerst einmal Kritik und Vorwürfe gegenüber anderen einzustellen. Sobald man damit Fortschritte macht, bemerkt man, wie sich viele anstrengende Gedankenbündel langsam auflösen. Dann entlarven wir unsere Kritik und sehen, dass sie sich wie ein Mantel um unseren Hochmut gelegt hat. Zudem bindet einen Kritik gegenüber anderen, eigentlich noch fester an sie. Sobald man aufhört anderen Vorwürfe zu machen – sprechend und denkend – kommen neue Menschen ins Leben. Wer Kritik übt verschließt sich Neuem – wer aufgeschlossen bleibt, ist für Neues offen.

Wer Körper, Emotionen und Denken beherrscht, schafft alltägliche Lebensprobleme viel leichter aus dem Weg. Doch die Erfüllung ist nicht so einfach, wie man es hier schnell gelesen hat!
Nur durch ehrliche Arbeit am Selbst, erreichen wir das Ziel in die Freiheit.

Der moderne Mensch

Schade dass sich die Mehrheit der Menschen nicht für diese esoterischen Geheimnisse interessiert, geschweige denn sie versteht. Der moderne Mensch hat genug mit den ständig wechselnden Launen des Fortschritts zu tun. Fortschritt kümmert sich nicht um die hier vorgestellten kosmischen Zyklen, sondern sucht immer nur nach dem „Next Big Thing“.
Natürlich helfen fortschrittliche Technologien, verursachte Umweltschäden wieder zu beheben. Moderne Maschinen bereiten Abwasser so auf, dass man es trinken kann, riesige Filteranlagen helfen das Meer von Plastikpartikeln zu reinigen. Und in Zukunft wird ein Großteil unserer Energieversorgung mit Hilfe von Solaranlagen gesichert sein.

Fortschritt greift aber immer unsere Integrität an. Denn unser Leben ist am technologischen Fortschritt ausgerichtet – doch nicht der Fortschritt am menschlichen Leben. Menschliches Wachstum, körperlich, seelisch und geistig, verläuft zyklisch – technologisches Wachstum verläuft heute exponentiell!
Im Fortschritt steht das Erreichen des Ziels im Vordergrund, weniger das Beschreiten des Weges zum Ziel. Das heißt, wer fortschrittlich handelt, will seine Ziele so schnell wie möglich erreichen, ganz gleich welche Konsequenzen das für sein eigenes und das Leben anderer hat.

Eigentlich wurde die Seele mit einen Körper bekleidet, damit der Mensch ihn zur Verbesserung der Natur verwendet. Stattdessen beuten wir die Natur aber immer noch aus, um die teils krankhaften Leidenschaften all unserer Menschenkörper zu stillen.
Mittlerweile sind wir Diener aller möglichen Technologien geworden, glauben aber immer noch, dass wir sie zu unserem Vorteil kontrollieren. Die vielen Mobilgeräte mit all ihren universellen Funktionalitäten, sind eben wunderbare Schmeichler unseres Egos. Wer aber über sein niedriges Dasein hinauswachsen will, sollte seinem Ego nicht schmeicheln, sondern es nach und nach abbauen. Das interessiert aber anscheinend kaum noch jemanden.

Es geht zur Zeit eben weniger um die Stärkung des emotionalen Charakters und um das Erlangen von Weisheit. Stattdessen wird auf „erneuerbares Wissen“ verwiesen, wofür die meisten Menschen heute auch bereit sind viel Geld zu bezahlen. Doch das ist rein informelles Wissen, das schon nach kurzer Zeit seinen teuer bezahlten Wert verloren hat. Jeder der moderne Technologie nutzt, und das tun wir ja fast alle, weiß was hier angedeutet wird. Entsprechend oberflächlich wird das eigentliche Potential unseres Gehirns tangiert. Aus den nur 10% die wir angeblich von unserem geistigen Potential nutzen, werden so schon bald nur noch 5% und weniger. Man sollte verstehen, dass sich Neuronenstränge im Großhirn vor allem wegen wichtiger Kerngedanken ausbilden. Je relevanter diese Kerngedanken sind, desto intelligenter wird ein Mensch. Wer sich aber ständig nur mit informativen Banalitäten befasst, wie etwa den komplexen Optionen eines Smartphonevertrages, dessen Gehirn wird nach und nach zu einer eiweißhaltigen Brachlandschaft der Ignoranz verkommen.

Den Wert einer Sache bestimmt heute vor allem der Preis und schon lange nicht mehr was man davon eigentlich hält. Ständige Updates von Software und neuere, bessere Technologie wollen auch bezahlt sein. Es scheint als hätte sich die Welt in der wir leben, in ein riesiges Warenhaus verwandelt. Nur verlieren diese Waren immer schneller ihren Wert. Vor 20 Jahren war es eine Ausnahme, dass jemand über eine mobiles Telefon verfügt. Vor 10 Jahren konnte man mit den ersten Handys miserable Fotos aufnehmen. Doch schon bald kann jeder mit Smartphones in Fernsehqualität Videos machen. Was kommt als nächstes? Foto-Kontaktlinsen mit virtueller 3D-Tastatur und Internetverbindung über Satellit? Hurra!

Wir haben Berge von überflüssigem Bedarf angehäuft. Ständig müssen wir kaufen, wegwerfen, kaufen … Es ist unser Leben, das wir verschwenden. Denn wenn wir etwas kaufen, bezahlen wir nicht mit Geld – wir bezahlen mit unserer Lebenszeit, die wir aufwenden mussten, um dieses Geld zu verdienen.

– José Mujica, ehemaliger Präsident von Uruguay

Die Geburt des Lichts

Ab dem 21.12. durchläuft die Sonne für drei Tage exakt die gleiche Bahn – der Zenit bleibt also stehen. Daher der lateinische Name „Solstitium“ für die Sonnenwende, was „Stillstand der Sonne“ heißt.
Zwischen 24. und 25.12. steigt die Sonnenbahn allmählich wieder in Richtung Norden: das ist Heiligabend. Der Brauch an Weihnachten Kerzen zu entzünden, stammt noch aus der Römerzeit, wo man am 25.12. dem Sol invictus (lat. unbesiegter Sonnengott) huldigte. Es war der Geburtstag des römischen Sonnengottes. In den ersten Jahrhunderten n. Chr., waren unter den Teilnehmern dieser Festlichkeiten aber auch sehr viele Christen. Als das die Kirchenväter sahen, legten sie im Jahre 336 den 25.12. als Geburtsdatum Christ fest, um die Angehörigen des christlichen Glaubens von diesem heidnischen Fest fernzuhalten. Zuvor feierte man Christi Geburt im März, im Mai und in anderen Monaten.

Solange Menschen über die Erde wandeln, wird das Sonnenjahr menschliches Sein beeinflussen.
Jedes Jahr bekommen wir aufs Neue gezeigt, was im Leben notwendig ist, wie wir unseren Körper, unsere Gefühle und unser Denken zu etwas Besserem wandeln können. Das zeigt uns die Sonne in der Natur. Sie ist die große Lehrerin jedes Einzelnen von uns. Wer das erkennt, wird sich an das wahre Wissen erinnern, dass er bei seiner Geburt mit auf die Welt gebracht hat.
Wer von den materiellen Bindungen der äußeren Welt Abstand nimmt, der wird in seinem Innern sein wahres Selbst finden. Nach und nach erkennt er im Jahreszyklus des ewigen Kreislaufs von Werden und Vergehen, auch die Reise seiner Seele, die durch all die vielen Inkarnationen wandert. So werden Erinnerungen an frühere Leben allmählich erwachen, damit der Mensch den Zweck seines Daseins finden und verstehen kann.

Wer auf seine Umwelt einen günstigen Einfluss ausüben möchte, der nehme sich die Sonne zum Vorbild. Sie ist ein strahlendes Wesen das jeden einzelnen beeinflusst und uns eine gute Gesinnung gegenüber Anderen verleiht. Das Sonnenlicht können wir aufnehmen und an unsere Mitmenschen weitergeben.

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Auch interessant
julfeuer

Die Wintersonnenwende: Zeit der Stille

In der Zeit um den 21. Dezember vergehen die kürzesten Tage des Jahres. Da obsiegt die Dunkelheit über das Licht. Kurz nach dieser Zeit jedoch kehrt das Licht der Sonne zurück und verdrängt allmählich die langen…
Weiterlesen