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Mevlana Rumi

Der Sufi-Mystiker Mevlana Rumi – Derwisch und Dichter

In den USA am meisten zitiert: der Sufi-Poet Mevlana Rumi – Verfasser des berühmten Mathnawi. Das 25.000 Verse mächtige Meisterwerk ist ein Gebetbuch der drehenden Derwische und ein Werk persischer Dichtkunst, von unübertroffener Schönheit. Rumi verehrend pilgern jährlich riesige Scharen seiner Bewunderer an sein Mausoleum im türkischen Konya.

Dschallaladin Rumi wurde am 30. September 1207 in der heute afghanischen Stadt Balkh geboren. Sein Vater Bahaudin war ein Mann großer Gelehrsamkeit. Er machte sich aber unbeliebt, da er öffentlich die Erneuerungen des damals amtierenden Königs in Frage stellte, was Folgen hatte. Schon bald sah sich Bahaudin und seine Familie in Balkh nicht mehr sicher. 
Sie flohen also nach Nishapur im heutigen Iran, wo dereinst Dschallaladin dem großen Sufi-Mystiker Fareduddin Attar begegnen sollte – dem Dichter des berühmten Mantiq ut-tair – „Das Parlaments der Vögel“.

Dschallaladin und seine Familie zogen später nach Ikonium, einst eine römische Provinz, heute eine Stadt in der südlichen Türkei: Konya. Dort erhielt Dschallaladin seinen besonderen Namen: Rumi – „der Römer“.

Nach dem Tod seines Vaters war Rumi bereits ein anerkannter Gelehrter, der an der konyaer Madrassa (Universität) den Lehrstuhl für Philosophie inne hatte.

Komm! Komm! Du bist die Seele, die liebe Seele, die sich unentwegt dreht!
Komm! Komm! Du bist die Zeder, der Speer aus Zedernholz, der sich unentwegt dreht!
Oh komm doch! Brunnen des Lichts sprudelnder Quellen.
Und Morgensterne frohlocken, in reiner Freude drehen sie sich unentwegt.

Rumis Mystik war aber auch von anderen großen Dichtern seiner Zeit beeinflusst. Darunter Attar und Mystiker wie Sanai, Saadi und Nizami.

Zentrale Figur in Rumis Leben war sein geliebter Freund Shamsuddin Tabrizi. Dieser mysteriöse Weise tauchte plötzlich auf und übte einen großen Einfluss auf Rumi aus. Sie verbrachten Tag und Nacht an einsamen Orten, diskutierten das Sein der Dinge und die Liebesmystik all dessen, was die menschliche Seele im Austausch mit ihrem Geliebten, d. h. mit Gott, zu dem machte was sie für den Menschen ist.

Sufi Derwische Drehtanz (Sema)

Sema: Der Drehtanz der Sufi Derwische

Doch sein enger Kontakt zu dem sagenhaften Schamsuddin beäugten Rumis Schüler mit Argwohn. Sie hielten Schamsuddin für einen gefährlichen Verführer den es auszutilgen galt. So kam es dass Schamsuddin nach Tabriz floh, da es sonst wohl zu Tätlichkeiten gekommen wäre. Viele seiner Verse schrieb Rumi als er von Schamsuddin getrennt war. Die erste Trennung von seinem geliebten Lehrer sollte aber nur vorübergehend sein. Dschallaladin folgte ihm nach und brachte ihn schließlich zurück nach Konya.
Damit waren seine Anhänger, insbesondere seine Sohn, überhaupt nicht einverstanden. Schamsuddin floh erneut. Diesmal wohl nach Damaskus. Man kann nicht sagen ob sein Leben ein gewaltsames Ende nahm, sicher aber sah ihn Rumi niemals wieder.

Das Angesicht von Shamsuddin, der Glanz von Tabriz, seine Sonne,
in deren Spuren sich wolkengleiche Herzen bewegen.
Oh Schamsuddin Tabrizi, Schönheit und Glanz des Horizonts,
Welch König ist mit Herz und Seele Dein Bettler?

Es heißt Rumi schrieb am Mathnawi mehr als 43 Jahre. Oft saß er ohne zu schlafen auch Nachts, um neue Verse zu komponieren. Er rezitierte oder sang sie und sein Freund „der schöne Hasan“ schrieb sie nieder.

Rumi und Schamsuddin begegnen sich

Rumi (zu Pferde) und Schamsuddin (in schwarzem Gewand)  begegnen sich

Die Verse des Mathnawi sind von tiefgründiger Mystik. Es ist darum auch kein Zufall das das Mathnawi zu den wichtigsten Werken im Studium des Sufismus gehört. Viele der Zeilen sind einzig und allein der Fähigkeit zur Einsicht des Lesers überlassen. Liebe, so Rumi, ist still.

Nur in der Stille können wir uns die Wahrheit über das große Mysterium der Liebe vergegenwärtigen. Immer wieder taucht in Rumis Versen das Sehnen der menschlichen Seele auf. Ein Sehnen nach der Vereinigung mit Gott.

Man sagt, die Liebe öffnet eine Tür
Von einem Herzen zum andern;
Doch wo es keine Mauer gibt,
Wo soll dann eine Türe sein?

Ohne die Liebe
ist jedes Opfer Last,
jede Musik nur Geräusch,
und jeder Tanz macht Mühe.

Ihr sagt, er scheint verrückt zu sein –
Das kommt daher, weil die Musik,
zu der er tanzt,
für eure Ohren nicht geschaffen ist.

Mevlana Rumi erkannte in allen menschlichen Aktivitäten einen ständigen Aufstieg zu immer höheren Ebenen, wo der Suchende seinen Seelenführern begegnet. Das Prinzip dieses Aufstiegs ist die universelle Liebe und Grundlage aller kosmischen Ereignisse. Er wusste, dass Freude in Zeiten des Kummers nur im Herzen gefunden werden konnte.

Wenn die Nacht der Sinne
Von der Sonne der göttlichen Liebe erleuchtet wird,
Was braucht man noch den Wächter?
In diesem Moment wird der Verstand verschwinden
Wie die Kerze vor der Sonne;
Denn wenn man versucht ihn an Gottes Tor zu bringen,
Ist der Verstand niedriger als Staub.

Intellekt ist manchmal wie ein einsamer, stinkender Esel der einen Stapel Bücher auf seinem Rücken trägt. Was nützt ihm all das Wissen ohne einen Gefährten auf Erden?

Leibliche Freuden waren für Mevlana Rumi nur der Wunsch der körperlichen Hülle der Seele und darum ohne tiefere Bedeutung. Die Triebseele, die eng mit den Wünschen des Körpers in Verbindung steht, die Nafs (entspr. Nefesh, Triebseele in der Kabbala) sollte man erziehen, denn sie war der Seelenteil, der den Menschen zu niederen und bösen Handlungen veranlasst. Zwar ist der Verstand eine lehrende Kraft im Leben und absolut notwendig, um die triebhaften Wünsche der Nafs zu überwinden, verliert vor der Liebe aber völlig an Bedeutung.

Wie für seine Vorgänger war für Rumi die weltliche Liebe nur eine Vorstufe für die wirkliche, himmlische Liebe. Deshalb beschreiben die Sufis die Liebe der Menschen auf Erden auch als die „metaphorische“ Liebe. Das bedeutet, dass derjenige welcher mit Gott in Liebe ist, sich in der höchsten Stufe des Seins befindet.

Abdul-Hassan Sumnun, ein bekannter Mystiker des 9. Jhd. aus Bagdad, sagte einmal:

Man kann ein Ding nur beschreiben,
Das subtiler als das betreffende Ding ist.
Nun gibt es aber nichts, dass subtiler als die Liebe ist.
Wie also sollte man sie beschreiben?

1 Kommentar
  1. Ganz so, ist das nicht. Der
    Ganz so, ist das nicht. Der geliebte Freund und Lehrer, der Rumi erst mit dem Sufismus vertraut machte, wurde von Rumi als Sonne von Täbriz bezeichnet, wie bereits der Name selbst offenbart (shams ist das arabische Wort für Sonne).

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